Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Jungfrau Leonora / ich habe euch warlich lieder denn mich selbst/ Ihr sehet daß wir hie ferner nicht hiemlich zusammen kommen können/ wollet ihr euren Vater und Mutter verlassen/ so sey euch zugesaget/ bey meinen Ritterlichen treuen Verheissungen / daß ich die Blumen der Liebe nicht brechen wil/ so lange biß uns Gott ehrlich zusammen hilfft/ gab Ihr damit seinen schönen Ring/ zur anzeichung und Gedächtniß beschlossener reiner Liebe/ wurden also mit einander eins/ daß auf die künfftige Nacht Herr Heinrich die Pferde solte heimlich zurichten/ zwey darauff sie ritten/ und das dritte Speise und Tranck/ auch etliche güldene Kleinodien zu tragen/ damit sie in acht Tagen nicht dürfften in eine Herberge einkehren. Da es nun ein wenig vor Mitternacht im ersten Schlaff war/ kam er mit seinen drey Pferden an bestimpten Orth in einen Garten/ daraus ein Pförtlein gieng/ sassen nach viel freundlichen küssen und hälfen auff/ und ritten davon. Als sie aber mit den drey Pferden durch die Pforten kamen/ und die Jungfrau die allerschönsten Ketten/ Ringe und Kleinodten/ von Gold und Edlem Gesteine/ eines Fürstenthumbs werth mit ihr genommen/ säumten sie sich nicht/ und ritten die gantze lange Nacht den Wälden und Heyden zu. Wie nun der Tag anbrach/ vermissen des Ritters Diener die drey Roß im Stalle/ sampt ihren Herren/ und nahm sie groß Wunder/ dacht

Jungfrau Leonora / ich habe euch warlich lieder denn mich selbst/ Ihr sehet daß wir hie ferner nicht hiemlich zusammen kommen können/ wollet ihr euren Vater und Mutter verlassen/ so sey euch zugesaget/ bey meinen Ritterlichen treuen Verheissungen / daß ich die Blumen der Liebe nicht brechen wil/ so lange biß uns Gott ehrlich zusammen hilfft/ gab Ihr damit seinen schönen Ring/ zur anzeichung und Gedächtniß beschlossener reiner Liebe/ wurden also mit einander eins/ daß auf die künfftige Nacht Herr Heinrich die Pferde solte heimlich zurichten/ zwey darauff sie ritten/ und das dritte Speise und Tranck/ auch etliche güldene Kleinodien zu tragen/ damit sie in acht Tagen nicht dürfften in eine Herberge einkehren. Da es nun ein wenig vor Mitternacht im ersten Schlaff war/ kam er mit seinen drey Pferden an bestimpten Orth in einen Garten/ daraus ein Pförtlein gieng/ sassen nach viel freundlichen küssen und hälfen auff/ und ritten davon. Als sie aber mit den drey Pferden durch die Pforten kamen/ und die Jungfrau die allerschönsten Ketten/ Ringe und Kleinodten/ von Gold und Edlem Gesteine/ eines Fürstenthumbs werth mit ihr genommen/ säumten sie sich nicht/ und ritten die gantze lange Nacht den Wälden und Heyden zu. Wie nun der Tag anbrach/ vermissen des Ritters Diener die drey Roß im Stalle/ sampt ihren Herren/ und nahm sie groß Wunder/ dacht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0150" n="130"/>
Jungfrau Leonora /                      ich habe euch warlich lieder denn mich selbst/ Ihr sehet daß wir hie ferner                      nicht hiemlich zusammen kommen können/ wollet ihr euren Vater und Mutter                      verlassen/ so sey euch zugesaget/ bey meinen Ritterlichen treuen Verheissungen                     / daß ich die Blumen der Liebe nicht brechen wil/ so lange biß uns Gott ehrlich                      zusammen hilfft/ gab Ihr damit seinen schönen Ring/ zur anzeichung und                      Gedächtniß beschlossener reiner Liebe/ wurden also mit einander eins/ daß auf                      die künfftige Nacht Herr Heinrich die Pferde solte heimlich zurichten/ zwey                      darauff sie ritten/ und das dritte Speise und Tranck/ auch etliche güldene                      Kleinodien zu tragen/ damit sie in acht Tagen nicht dürfften in eine Herberge                      einkehren. Da es nun ein wenig vor Mitternacht im ersten Schlaff war/ kam er                      mit seinen drey Pferden an bestimpten Orth in einen Garten/ daraus ein                      Pförtlein gieng/ sassen nach viel freundlichen küssen und hälfen auff/ und                      ritten davon. Als sie aber mit den drey Pferden durch die Pforten kamen/ und                      die Jungfrau die allerschönsten Ketten/ Ringe und Kleinodten/ von Gold und                      Edlem Gesteine/ eines Fürstenthumbs werth mit ihr genommen/ säumten sie sich                      nicht/ und ritten die gantze lange Nacht den Wälden und Heyden zu. Wie nun der                      Tag anbrach/ vermissen des Ritters Diener die drey Roß im Stalle/ sampt ihren                      Herren/ und nahm sie groß Wunder/ dacht
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0150] Jungfrau Leonora / ich habe euch warlich lieder denn mich selbst/ Ihr sehet daß wir hie ferner nicht hiemlich zusammen kommen können/ wollet ihr euren Vater und Mutter verlassen/ so sey euch zugesaget/ bey meinen Ritterlichen treuen Verheissungen / daß ich die Blumen der Liebe nicht brechen wil/ so lange biß uns Gott ehrlich zusammen hilfft/ gab Ihr damit seinen schönen Ring/ zur anzeichung und Gedächtniß beschlossener reiner Liebe/ wurden also mit einander eins/ daß auf die künfftige Nacht Herr Heinrich die Pferde solte heimlich zurichten/ zwey darauff sie ritten/ und das dritte Speise und Tranck/ auch etliche güldene Kleinodien zu tragen/ damit sie in acht Tagen nicht dürfften in eine Herberge einkehren. Da es nun ein wenig vor Mitternacht im ersten Schlaff war/ kam er mit seinen drey Pferden an bestimpten Orth in einen Garten/ daraus ein Pförtlein gieng/ sassen nach viel freundlichen küssen und hälfen auff/ und ritten davon. Als sie aber mit den drey Pferden durch die Pforten kamen/ und die Jungfrau die allerschönsten Ketten/ Ringe und Kleinodten/ von Gold und Edlem Gesteine/ eines Fürstenthumbs werth mit ihr genommen/ säumten sie sich nicht/ und ritten die gantze lange Nacht den Wälden und Heyden zu. Wie nun der Tag anbrach/ vermissen des Ritters Diener die drey Roß im Stalle/ sampt ihren Herren/ und nahm sie groß Wunder/ dacht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/150
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/150>, abgerufen am 24.11.2024.