Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.übrigen wachens nicht gewohnet war/ schläffet etwas lange. Als sie erwachet/ sehe sie umb sich/ und vermerckt ihren Herren nicht/ wuste auch nicht/ daß sie so lang geschlaffen/ hatte/ gedachte aber/ Er ist etwan zu den Rossen gegangen / munterte sich also auf/ blieb ein weil sitzen/ hörte aber nichts/ zu letzt stundt sie auff/ und sahe umb sich/ da war niemand denn die drey Rosse/ die giengen im Grase/ sie gieng hin und wieder ein kleines Weglein/ vermeinte/ es were Herr Heinrich etwa spatzieren im Walde gegangen/ je länger sie aber suchte / je weniger sie fand/ zu letzt fieng sie an zu ruffen/ zu schreyen und kläglich zu fragen/ aber da ward niemand/ der Jhr Antwort gab/ und konte die schöne zarte Jungfrau wol mercken/ daß er nicht da verhanden war. Sie fieng an mit so kläglichen und jämmerlichen Geberden jhm zu ruffen; Sie wandte Ihre Schneeweise Hände/ und rauffte jhr Goldgelbes Haar aus/ mit unaus sprechiichen Geschrey/ dann bald sprach sie: Ach mein hertzlieber Herr Heinrich/ wo seyd ihr doch hinkommen? Wie habt jhr mich arme und elende/ euere Liebe/ so euch lieber als euer Leben zu seyn ihr öffters betheuret/ können an diesen wüsten Orthe alleine lassen/ in Jammer und Trübsal/ und ich habe Euch doch weit mehr geliebet als meinen eigenen Leib? Ach mein GOtt/ wo seyd Ihr hinkommen? Wie habt jhr doch mein verges- übrigen wachens nicht gewohnet war/ schläffet etwas lange. Als sie erwachet/ sehe sie umb sich/ und vermerckt ihren Herren nicht/ wuste auch nicht/ daß sie so lang geschlaffen/ hatte/ gedachte aber/ Er ist etwan zu den Rossen gegangen / munterte sich also auf/ blieb ein weil sitzen/ hörte aber nichts/ zu letzt stundt sie auff/ und sahe umb sich/ da war niemand denn die drey Rosse/ die giengen im Grase/ sie gieng hin und wieder ein kleines Weglein/ vermeinte/ es were Herr Heinrich etwa spatzieren im Walde gegangen/ je länger sie aber suchte / je weniger sie fand/ zu letzt fieng sie an zu ruffen/ zu schreyen und kläglich zu fragen/ aber da ward niemand/ der Jhr Antwort gab/ und konte die schöne zarte Jungfrau wol mercken/ daß er nicht da verhanden war. Sie fieng an mit so kläglichen und jämmerlichen Geberden jhm zu ruffen; Sie wandte Ihre Schneeweise Hände/ und rauffte jhr Goldgelbes Haar aus/ mit unaus sprechiichen Geschrey/ dann bald sprach sie: Ach mein hertzlieber Herr Heinrich/ wo seyd ihr doch hinkommen? Wie habt jhr mich arme und elende/ euere Liebe/ so euch lieber als euer Leben zu seyn ihr öffters betheuret/ können an diesen wüsten Orthe alleine lassen/ in Jammer und Trübsal/ und ich habe Euch doch weit mehr geliebet als meinen eigenen Leib? Ach mein GOtt/ wo seyd Ihr hinkommen? Wie habt jhr doch mein verges- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0155" n="135"/> übrigen wachens nicht gewohnet war/ schläffet etwas lange. Als sie erwachet/ sehe sie umb sich/ und vermerckt ihren Herren nicht/ wuste auch nicht/ daß sie so lang geschlaffen/ hatte/ gedachte aber/ Er ist etwan zu den Rossen gegangen / munterte sich also auf/ blieb ein weil sitzen/ hörte aber nichts/ zu letzt stundt sie auff/ und sahe umb sich/ da war niemand denn die drey Rosse/ die giengen im Grase/ sie gieng hin und wieder ein kleines Weglein/ vermeinte/ es were Herr Heinrich etwa spatzieren im Walde gegangen/ je länger sie aber suchte / je weniger sie fand/ zu letzt fieng sie an zu ruffen/ zu schreyen und kläglich zu fragen/ aber da ward niemand/ der Jhr Antwort gab/ und konte die schöne zarte Jungfrau wol mercken/ daß er nicht da verhanden war. Sie fieng an mit so kläglichen und jämmerlichen Geberden jhm zu ruffen; Sie wandte Ihre Schneeweise Hände/ und rauffte jhr Goldgelbes Haar aus/ mit unaus sprechiichen Geschrey/ dann bald sprach sie: Ach mein hertzlieber Herr Heinrich/ wo seyd ihr doch hinkommen? Wie habt jhr mich arme und elende/ euere Liebe/ so euch lieber als euer Leben zu seyn ihr öffters betheuret/ können an diesen wüsten Orthe alleine lassen/ in Jammer und Trübsal/ und ich habe Euch doch weit mehr geliebet als meinen eigenen Leib? Ach mein GOtt/ wo seyd Ihr hinkommen? Wie habt jhr doch mein verges- </p> </div> </body> </text> </TEI> [135/0155]
übrigen wachens nicht gewohnet war/ schläffet etwas lange. Als sie erwachet/ sehe sie umb sich/ und vermerckt ihren Herren nicht/ wuste auch nicht/ daß sie so lang geschlaffen/ hatte/ gedachte aber/ Er ist etwan zu den Rossen gegangen / munterte sich also auf/ blieb ein weil sitzen/ hörte aber nichts/ zu letzt stundt sie auff/ und sahe umb sich/ da war niemand denn die drey Rosse/ die giengen im Grase/ sie gieng hin und wieder ein kleines Weglein/ vermeinte/ es were Herr Heinrich etwa spatzieren im Walde gegangen/ je länger sie aber suchte / je weniger sie fand/ zu letzt fieng sie an zu ruffen/ zu schreyen und kläglich zu fragen/ aber da ward niemand/ der Jhr Antwort gab/ und konte die schöne zarte Jungfrau wol mercken/ daß er nicht da verhanden war. Sie fieng an mit so kläglichen und jämmerlichen Geberden jhm zu ruffen; Sie wandte Ihre Schneeweise Hände/ und rauffte jhr Goldgelbes Haar aus/ mit unaus sprechiichen Geschrey/ dann bald sprach sie: Ach mein hertzlieber Herr Heinrich/ wo seyd ihr doch hinkommen? Wie habt jhr mich arme und elende/ euere Liebe/ so euch lieber als euer Leben zu seyn ihr öffters betheuret/ können an diesen wüsten Orthe alleine lassen/ in Jammer und Trübsal/ und ich habe Euch doch weit mehr geliebet als meinen eigenen Leib? Ach mein GOtt/ wo seyd Ihr hinkommen? Wie habt jhr doch mein verges-
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