Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

kan Ihr hie nichts helffen/ weder Haab noch Gut/ weder Zucht noch Frömmigkeit/ ja weder Tugend noch hoher Stand; Die da war gewohnet/ in seidenen Betten bey aller Sicherheit zu liegen/ die lieget jetzunder im Grase/ von aller Welt verlassen/ ohn alle Verwahrung / unter dem freyen Himmel/ in GOttes und des wandelbaren Glücks gewalt/ etc. Als sie aber in solchem weinen und klagen war/ kam sie ein tieffer Schlaff an / darinnen lag sie biß der helle Tag wieder kam/ da sahe sie wieder umb sich / vermeinte jhr hertzallerliebster werde unter des seyn wiederkommen/ aber da war nun ferner kein Hoffnung mehr/ denn je lenger sie umb sich sahe/ je weniger sie ihn merckte. Da fieng sie wieder an auffs hefftigste zu weinen und zu klagen / und ihrem lieben Herrn Heinrich zu ruffen/ und sprach: Ach mein Edler Herr Heinrich/ wo ist euer tapffer und mänlich Hertz? Wo ist euer Adeliche Tugend? Wo ist euer frommes und stattliches Gemüht? Wo ist eure grosse und tapffere Verheissung/ die Ihr gegen mir gethan habet? Jetzt last ihr mich in Jammer und Elend/ mitten in Trübsal/ Angst und Noht/ bestehen. Wie habet Ihr doch ein solches Hertz haben können/ mich aus dem Hause meines Vatern zuführen/ und in der grösten Noth/ und am allerärgsten Ende zu verlassen? Ach die Schuld wird gewiß nicht euer seyn/ es ist doch ja kein solch

kan Ihr hie nichts helffen/ weder Haab noch Gut/ weder Zucht noch Frömmigkeit/ ja weder Tugend noch hoher Stand; Die da war gewohnet/ in seidenen Betten bey aller Sicherheit zu liegen/ die lieget jetzunder im Grase/ von aller Welt verlassen/ ohn alle Verwahrung / unter dem freyen Himmel/ in GOttes und des wandelbaren Glücks gewalt/ etc. Als sie aber in solchem weinen und klagen war/ kam sie ein tieffer Schlaff an / darinnen lag sie biß der helle Tag wieder kam/ da sahe sie wieder umb sich / vermeinte jhr hertzallerliebster werde unter des seyn wiederkommen/ aber da war nun ferner kein Hoffnung mehr/ denn je lenger sie umb sich sahe/ je weniger sie ihn merckte. Da fieng sie wieder an auffs hefftigste zu weinen und zu klagen / und ihrem lieben Herrn Heinrich zu ruffen/ und sprach: Ach mein Edler Herr Heinrich/ wo ist euer tapffer und mänlich Hertz? Wo ist euer Adeliche Tugend? Wo ist euer frommes und stattliches Gemüht? Wo ist eure grosse und tapffere Verheissung/ die Ihr gegen mir gethan habet? Jetzt last ihr mich in Jammer und Elend/ mitten in Trübsal/ Angst und Noht/ bestehen. Wie habet Ihr doch ein solches Hertz haben können/ mich aus dem Hause meines Vatern zuführen/ und in der grösten Noth/ und am allerärgsten Ende zu verlassen? Ach die Schuld wird gewiß nicht euer seyn/ es ist doch ja kein solch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0157" n="137"/>
kan Ihr hie nichts helffen/ weder                      Haab noch Gut/ weder Zucht noch Frömmigkeit/ ja weder Tugend noch hoher Stand;                      Die da war gewohnet/ in seidenen Betten bey aller Sicherheit zu liegen/ die                      lieget jetzunder im Grase/ von aller Welt verlassen/ ohn alle Verwahrung /                      unter dem freyen Himmel/ in GOttes und des wandelbaren Glücks gewalt/ etc. Als                      sie aber in solchem weinen und klagen war/ kam sie ein tieffer Schlaff an /                      darinnen lag sie biß der helle Tag wieder kam/ da sahe sie wieder umb sich /                      vermeinte jhr hertzallerliebster werde unter des seyn wiederkommen/ aber da war                      nun ferner kein Hoffnung mehr/ denn je lenger sie umb sich sahe/ je weniger                      sie ihn merckte. Da fieng sie wieder an auffs hefftigste zu weinen und zu klagen                     / und ihrem lieben Herrn Heinrich zu ruffen/ und sprach: Ach mein Edler Herr                      Heinrich/ wo ist euer tapffer und mänlich Hertz? Wo ist euer Adeliche Tugend?                      Wo ist euer frommes und stattliches Gemüht? Wo ist eure grosse und tapffere                      Verheissung/ die Ihr gegen mir gethan habet? Jetzt last ihr mich in Jammer und                      Elend/ mitten in Trübsal/ Angst und Noht/ bestehen. Wie habet Ihr doch ein                      solches Hertz haben können/ mich aus dem Hause meines Vatern zuführen/ und in                      der grösten Noth/ und am allerärgsten Ende zu verlassen? Ach die Schuld wird                      gewiß nicht euer seyn/ es ist doch ja kein solch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0157] kan Ihr hie nichts helffen/ weder Haab noch Gut/ weder Zucht noch Frömmigkeit/ ja weder Tugend noch hoher Stand; Die da war gewohnet/ in seidenen Betten bey aller Sicherheit zu liegen/ die lieget jetzunder im Grase/ von aller Welt verlassen/ ohn alle Verwahrung / unter dem freyen Himmel/ in GOttes und des wandelbaren Glücks gewalt/ etc. Als sie aber in solchem weinen und klagen war/ kam sie ein tieffer Schlaff an / darinnen lag sie biß der helle Tag wieder kam/ da sahe sie wieder umb sich / vermeinte jhr hertzallerliebster werde unter des seyn wiederkommen/ aber da war nun ferner kein Hoffnung mehr/ denn je lenger sie umb sich sahe/ je weniger sie ihn merckte. Da fieng sie wieder an auffs hefftigste zu weinen und zu klagen / und ihrem lieben Herrn Heinrich zu ruffen/ und sprach: Ach mein Edler Herr Heinrich/ wo ist euer tapffer und mänlich Hertz? Wo ist euer Adeliche Tugend? Wo ist euer frommes und stattliches Gemüht? Wo ist eure grosse und tapffere Verheissung/ die Ihr gegen mir gethan habet? Jetzt last ihr mich in Jammer und Elend/ mitten in Trübsal/ Angst und Noht/ bestehen. Wie habet Ihr doch ein solches Hertz haben können/ mich aus dem Hause meines Vatern zuführen/ und in der grösten Noth/ und am allerärgsten Ende zu verlassen? Ach die Schuld wird gewiß nicht euer seyn/ es ist doch ja kein solch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/157
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/157>, abgerufen am 24.11.2024.