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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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falsch Hertz in eurem Leibe. Ach mein Herr Heinrich/ wo seyd ihr doch hinkommen/ seyd ihr lebendig oder todt? last michs doch wissen/ seyd ihr todt? So sol nimmermehr keine Fröligkeit / ja weder Essen noch Trincken in meinen Mund kommen. Ach verhalt mir nicht euren Zustand/ das bitt ich von Hertzen. Redete also den halben Tag mit jhr selbst / gab ihr auch Rede und Antwort/ biß ungefehr nach Vesperzeit/ da stund sie in solchem Worten und Gedancken auff/ gieng zu ihren Rossen/ zoge jhnen die Zähme von ihren Köpffen/ und ludt ab die Kleinodien und Edelgestein/ so viel sie zu ertragen vermochte/ und sprach zu ihren Kossen mit weinender Stimme: Nun geh et hin/ wo euch der liebe GOtt hinleitet/ ihr habet euren Herren verlohren/ den helffet suchen/ so wil ich auch von euch/ und so lange das Elend bauen/ biß sich Gott wider über mich erbarmet. Satzte jhr also für/ sie wolte nach der Grafschafft Burgund ziehen/ vielleicht erführe sie etwan wo jhr lieber Herr hinkommen were/ gieng also durch den Wald/ in Jammer und Elend. Wie sie über drey Stunden gangen war/ kam sie zu einer armen Pilgrin/ welche im Walde wohnete/ welches sie sehr froh ward/ daß sie einen Menschen fand/ die baht sie umb Herberg diese Nacht und fragte/ ob sie nicht auff den Morgen an ein Pordt kommen möchte/ da die Schif anlangeten. Die alte Frau weisset sie in ein klein

falsch Hertz in eurem Leibe. Ach mein Herr Heinrich/ wo seyd ihr doch hinkommen/ seyd ihr lebendig oder todt? last michs doch wissen/ seyd ihr todt? So sol nim̃ermehr keine Fröligkeit / ja weder Essen noch Trincken in meinen Mund kommen. Ach verhalt mir nicht euren Zustand/ das bitt ich von Hertzen. Redete also den halben Tag mit jhr selbst / gab ihr auch Rede und Antwort/ biß ungefehr nach Vesperzeit/ da stund sie in solchem Worten und Gedancken auff/ gieng zu ihren Rossen/ zoge jhnen die Zähme von ihren Köpffen/ und ludt ab die Kleinodien und Edelgestein/ so viel sie zu ertragen vermochte/ und sprach zu ihren Kossen mit weinender Stimme: Nun geh et hin/ wo euch der liebe GOtt hinleitet/ ihr habet euren Herren verlohren/ den helffet suchen/ so wil ich auch von euch/ und so lange das Elend bauen/ biß sich Gott wider über mich erbarmet. Satzte jhr also für/ sie wolte nach der Grafschafft Burgund ziehen/ vielleicht erführe sie etwan wo jhr lieber Herr hinkommen were/ gieng also durch den Wald/ in Jammer und Elend. Wie sie über drey Stunden gangen war/ kam sie zu einer armen Pilgrin/ welche im Walde wohnete/ welches sie sehr froh ward/ daß sie einen Menschen fand/ die baht sie umb Herberg diese Nacht und fragte/ ob sie nicht auff den Morgen an ein Pordt kommen möchte/ da die Schif anlangeten. Die alte Frau weisset sie in ein klein

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[138/0158] falsch Hertz in eurem Leibe. Ach mein Herr Heinrich/ wo seyd ihr doch hinkommen/ seyd ihr lebendig oder todt? last michs doch wissen/ seyd ihr todt? So sol nim̃ermehr keine Fröligkeit / ja weder Essen noch Trincken in meinen Mund kommen. Ach verhalt mir nicht euren Zustand/ das bitt ich von Hertzen. Redete also den halben Tag mit jhr selbst / gab ihr auch Rede und Antwort/ biß ungefehr nach Vesperzeit/ da stund sie in solchem Worten und Gedancken auff/ gieng zu ihren Rossen/ zoge jhnen die Zähme von ihren Köpffen/ und ludt ab die Kleinodien und Edelgestein/ so viel sie zu ertragen vermochte/ und sprach zu ihren Kossen mit weinender Stimme: Nun geh et hin/ wo euch der liebe GOtt hinleitet/ ihr habet euren Herren verlohren/ den helffet suchen/ so wil ich auch von euch/ und so lange das Elend bauen/ biß sich Gott wider über mich erbarmet. Satzte jhr also für/ sie wolte nach der Grafschafft Burgund ziehen/ vielleicht erführe sie etwan wo jhr lieber Herr hinkommen were/ gieng also durch den Wald/ in Jammer und Elend. Wie sie über drey Stunden gangen war/ kam sie zu einer armen Pilgrin/ welche im Walde wohnete/ welches sie sehr froh ward/ daß sie einen Menschen fand/ die baht sie umb Herberg diese Nacht und fragte/ ob sie nicht auff den Morgen an ein Pordt kommen möchte/ da die Schif anlangeten. Die alte Frau weisset sie in ein klein

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/158>, abgerufen am 24.11.2024.