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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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Städtlein/ da sich ein Arm aus der See hinstrecket/ und ob die Jungfrau die Pilgerin bate/ ihre graue Kleider/ vor die jhrige zu geben/ ward doch solches von der Alten für ein Gespött angenommen. Nichts destoweniger ließ ihr diese Edle Jungfrau schlechte graue Pilgers-Kleider machen/ zoge sie an/ und fuhr mit Schiff-Leuten in verhülleten Angesicht in Franckreich/ ob sie etwas von jhrem einigen Trost erkundigen möchte/ nach mals in das Hertzogthumb Burgund. Als sie aber nichts hören und spüren konte/ nahm sie ihr vor von der Welt zu scheiden und ihr Leben in Trauren und Klagen zubeschliessen/ gab sich bey den alten Fürsten an/ sie were ein Wäißlein/ eines Kauffmans Tochter/ und wolt in ein Kloster/ darinnen Tag und Nacht Gott dienen; Ihre Meynung aber und Intent war im Land Burgundien zu verharren/ biß sie von jhrem hertzliebsten verlornen Herrn Heinrich etwas erfahren möchte/ welches auch geschab. Denn als fünff Jahr verlauffen/ machet sich Herr Heinrich von seinem Herrn loß/ mit starcker Verheissung sich wieder einzustellen/ wenn er seine Eltern besucht hette Als er nun mit grossem Freuden und Froloeken seiner Eltern zu Hause kömmet/ und diese Jungfrau im Kloster es erfehret/ was da für Freude Ihr Hertz überhäufte/ stelle ich einem jedem zu bedencken heim. Damit sie sich offenbahren/ und ihren hertzliebsten Herrn Heinrich ihrer

Städtlein/ da sich ein Arm aus der See hinstrecket/ und ob die Jungfrau die Pilgerin bate/ ihre graue Kleider/ vor die jhrige zu geben/ ward doch solches von der Alten für ein Gespött angenommen. Nichts destoweniger ließ ihr diese Edle Jungfrau schlechte graue Pilgers-Kleider machen/ zoge sie an/ und fuhr mit Schiff-Leuten in verhülleten Angesicht in Franckreich/ ob sie etwas von jhrem einigen Trost erkundigen möchte/ nach mals in das Hertzogthumb Burgund. Als sie aber nichts hören und spüren konte/ nahm sie ihr vor von der Welt zu scheiden und ihr Leben in Trauren und Klagen zubeschliessen/ gab sich bey den alten Fürsten an/ sie were ein Wäißlein/ eines Kauffmans Tochter/ und wolt in ein Kloster/ darinnen Tag und Nacht Gott dienen; Ihre Meynung aber und Intent war im Land Burgundien zu verharren/ biß sie von jhrem hertzliebsten verlornen Herrn Heinrich etwas erfahren möchte/ welches auch geschab. Denn als fünff Jahr verlauffen/ machet sich Herr Heinrich von seinem Herrn loß/ mit starcker Verheissung sich wieder einzustellen/ wenn er seine Eltern besucht hette Als er nun mit grossem Freuden und Froloeken seiner Eltern zu Hause kömmet/ und diese Jungfrau im Kloster es erfehret/ was da für Freude Ihr Hertz überhäufte/ stelle ich einem jedem zu bedencken heim. Damit sie sich offenbahren/ und ihren hertzliebsten Herrn Heinrich ihrer

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[139/0159] Städtlein/ da sich ein Arm aus der See hinstrecket/ und ob die Jungfrau die Pilgerin bate/ ihre graue Kleider/ vor die jhrige zu geben/ ward doch solches von der Alten für ein Gespött angenommen. Nichts destoweniger ließ ihr diese Edle Jungfrau schlechte graue Pilgers-Kleider machen/ zoge sie an/ und fuhr mit Schiff-Leuten in verhülleten Angesicht in Franckreich/ ob sie etwas von jhrem einigen Trost erkundigen möchte/ nach mals in das Hertzogthumb Burgund. Als sie aber nichts hören und spüren konte/ nahm sie ihr vor von der Welt zu scheiden und ihr Leben in Trauren und Klagen zubeschliessen/ gab sich bey den alten Fürsten an/ sie were ein Wäißlein/ eines Kauffmans Tochter/ und wolt in ein Kloster/ darinnen Tag und Nacht Gott dienen; Ihre Meynung aber und Intent war im Land Burgundien zu verharren/ biß sie von jhrem hertzliebsten verlornen Herrn Heinrich etwas erfahren möchte/ welches auch geschab. Denn als fünff Jahr verlauffen/ machet sich Herr Heinrich von seinem Herrn loß/ mit starcker Verheissung sich wieder einzustellen/ wenn er seine Eltern besucht hette Als er nun mit grossem Freuden und Froloeken seiner Eltern zu Hause kömmet/ und diese Jungfrau im Kloster es erfehret/ was da für Freude Ihr Hertz überhäufte/ stelle ich einem jedem zu bedencken heim. Damit sie sich offenbahren/ und ihren hertzliebsten Herrn Heinrich ihrer

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/159>, abgerufen am 21.11.2024.