Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.an den Felsen/ darauff die Vestung erbauet/ sich erstreckete. Als eines Tages Riviero etwas weit von seinem Wohn-Hause/ auff die Jagt geritten war/ ersahe der Mohr Gelegenheit und bequeme Zeit sich zurechnen. Denn die Ehegemahlin deß Riviero, welcher ein Hauß im nechst daran gelegenen Dorff hatte/ gieng mit ihren Kindern auff die Vestung spatzieren/ daselbst frische Lufft zu schöpffen/ und sich umbzusehen/ wie die Schiffe auff dem Meer daher spielten. Da lieff der Mohr hernach/ und zog die Brücke auff. Ergrieff die Frau/ und band Sie an einen grosen Kasten/ unten in einem Saal/ bey einem kleinen grünen Bette/ und verschloß ihre drey Kinder / die Sie mit sich genommen/ in eine Kammer/ nahe dabey. Darnach schändet er sie gewiffenlosser weise: Vnd als auff ihr und der Kinder Jammer-Geschrey die Dorff-Leute hinlieffen und den Riviero holten/ eilete dieser zwar auffs schnelleste herbey; Allein der Mohr fragte weder nach seinen Drohworten/ noch Bitten und Flehen/ sondern warff das älteste Söhnlein/ etwan von sieben Jahren / zu einem Fenster herab/ auff den Felseu/ daß es so geschwind zerschmettere / als es fiel. Der elende Vater fiel gleichsam in Verzweiffelung; Versuchte doch den grausamen Mohren zusänfftigen und zu erweichen/ damit er die übrigen erretten möchte. Der Mohr stellere an den Felsen/ darauff die Vestung erbauet/ sich erstreckete. Als eines Tages Riviero etwas weit von seinem Wohn-Hause/ auff die Jagt geritten war/ ersahe der Mohr Gelegenheit und bequeme Zeit sich zurechnen. Denn die Ehegemahlin deß Riviero, welcher ein Hauß im nechst daran gelegenen Dorff hatte/ gieng mit ihren Kindern auff die Vestung spatzieren/ daselbst frische Lufft zu schöpffen/ und sich umbzusehen/ wie die Schiffe auff dem Meer daher spielten. Da lieff der Mohr hernach/ und zog die Brücke auff. Ergrieff die Frau/ und band Sie an einen grosen Kasten/ unten in einem Saal/ bey einem kleinen grünen Bette/ und verschloß ihre drey Kinder / die Sie mit sich genommen/ in eine Kammer/ nahe dabey. Darnach schändet er sie gewiffenlosser weise: Vnd als auff ihr und der Kinder Jammer-Geschrey die Dorff-Leute hinlieffen und den Riviero holten/ eilete dieser zwar auffs schnelleste herbey; Allein der Mohr fragte weder nach seinen Drohworten/ noch Bitten und Flehen/ sondern warff das älteste Söhnlein/ etwan von sieben Jahren / zu einem Fenster herab/ auff den Felseu/ daß es so geschwind zerschmettere / als es fiel. Der elende Vater fiel gleichsam in Verzweiffelung; Versuchte doch den grausamen Mohren zusänfftigen und zu erweichen/ damit er die übrigen erretten möchte. Der Mohr stellere <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0022" n="2"/> an den Felsen/ darauff die Vestung erbauet/ sich erstreckete. Als eines Tages Riviero etwas weit von seinem Wohn-Hause/ auff die Jagt geritten war/ ersahe der Mohr Gelegenheit und bequeme Zeit sich zurechnen. Denn die Ehegemahlin deß Riviero, welcher ein Hauß im nechst daran gelegenen Dorff hatte/ gieng mit ihren Kindern auff die Vestung spatzieren/ daselbst frische Lufft zu schöpffen/ und sich umbzusehen/ wie die Schiffe auff dem Meer daher spielten. Da lieff der Mohr hernach/ und zog die Brücke auff. Ergrieff die Frau/ und band Sie an einen grosen Kasten/ unten in einem Saal/ bey einem kleinen grünen Bette/ und verschloß ihre drey Kinder / die Sie mit sich genommen/ in eine Kammer/ nahe dabey. Darnach schändet er sie gewiffenlosser weise: Vnd als auff ihr und der Kinder Jammer-Geschrey die Dorff-Leute hinlieffen und den Riviero holten/ eilete dieser zwar auffs schnelleste herbey; Allein der Mohr fragte weder nach seinen Drohworten/ noch Bitten und Flehen/ sondern warff das älteste Söhnlein/ etwan von sieben Jahren / zu einem Fenster herab/ auff den Felseu/ daß es so geschwind zerschmettere / als es fiel. Der elende Vater fiel gleichsam in Verzweiffelung; Versuchte doch den grausamen Mohren zusänfftigen und zu erweichen/ damit er die übrigen erretten möchte. Der Mohr stellere </p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0022]
an den Felsen/ darauff die Vestung erbauet/ sich erstreckete. Als eines Tages Riviero etwas weit von seinem Wohn-Hause/ auff die Jagt geritten war/ ersahe der Mohr Gelegenheit und bequeme Zeit sich zurechnen. Denn die Ehegemahlin deß Riviero, welcher ein Hauß im nechst daran gelegenen Dorff hatte/ gieng mit ihren Kindern auff die Vestung spatzieren/ daselbst frische Lufft zu schöpffen/ und sich umbzusehen/ wie die Schiffe auff dem Meer daher spielten. Da lieff der Mohr hernach/ und zog die Brücke auff. Ergrieff die Frau/ und band Sie an einen grosen Kasten/ unten in einem Saal/ bey einem kleinen grünen Bette/ und verschloß ihre drey Kinder / die Sie mit sich genommen/ in eine Kammer/ nahe dabey. Darnach schändet er sie gewiffenlosser weise: Vnd als auff ihr und der Kinder Jammer-Geschrey die Dorff-Leute hinlieffen und den Riviero holten/ eilete dieser zwar auffs schnelleste herbey; Allein der Mohr fragte weder nach seinen Drohworten/ noch Bitten und Flehen/ sondern warff das älteste Söhnlein/ etwan von sieben Jahren / zu einem Fenster herab/ auff den Felseu/ daß es so geschwind zerschmettere / als es fiel. Der elende Vater fiel gleichsam in Verzweiffelung; Versuchte doch den grausamen Mohren zusänfftigen und zu erweichen/ damit er die übrigen erretten möchte. Der Mohr stellere
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