Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.107. Von Cipselo/ welcher sich wie ein Löw und Lamb erwiesen. Zv Corinth war ein vornehmer Mann Ection, der mit Labda seinem Weibe eine geraume Zeit eine unfruchtbare Ehe hatte/ darumb er das Oraculum nach Heydnischen Mißbrauch consulirte, ob er dann kein Kind in seiner Ehe zengen würde? Der Propheten Teuffel antwortete/ ja er würde einen starcken trotzigen Löwen erzeugen. Als Labda des Kindes geneset/ fürchten die Chorinthier/ es dörffte der trotzige und starcke Löw einen grimmigen und tyrannischen Regenten bey ihnen bedeuten. Demselben Vnheyl vorzukommen/ schicken sie 10. Männer aus/ die solten die vermeinte junge Bestiam tödten. Als diese zur Kindbetterin eingehen / wunschen sie ihr Glück zu jhrem jungen Sohne/ und begehren denselbigen zu sehen. Die gute Mutter bedanckt sich/ und gibt ihnen das unschuldige Kind hin zusehen/ gantz ohn/ daß sie sich dergleichen fürhabenden Meuchel-Mordts beförchtete. Das Wochen-Kind lächelt und stellet sich so freundlich/ daß einer dem andern solches in die Arm giebet/ und doch keiner übet das Hertz bringen kan/ das liebe Hertzlein umbzubringen/ sondern gehen alle 10. wiederumb unverrichteter Sachen davon. Als 107. Von Cipselo/ welcher sich wie ein Löw und Lamb erwiesen. Zv Corinth war ein vornehmer Mann Ection, der mit Labda seinem Weibe eine geraume Zeit eine unfruchtbare Ehe hatte/ darumb er das Oraculum nach Heydnischen Mißbrauch consulirte, ob er dann kein Kind in seiner Ehe zengen würde? Der Propheten Teuffel antwortete/ ja er würde einen starcken trotzigen Löwen erzeugen. Als Labda des Kindes geneset/ fürchten die Chorinthier/ es dörffte der trotzige und starcke Löw einen grimmigen und tyrannischen Regenten bey ihnen bedeuten. Demselben Vnheyl vorzukommen/ schicken sie 10. Männer aus/ die solten die vermeinte junge Bestiam tödten. Als diese zur Kindbetterin eingehen / wunschen sie ihr Glück zu jhrem jungen Sohne/ und begehren denselbigen zu sehen. Die gute Mutter bedanckt sich/ und gibt ihnen das unschuldige Kind hin zusehen/ gantz ohn/ daß sie sich dergleichen fürhabenden Meuchel-Mordts beförchtete. Das Wochen-Kind lächelt und stellet sich so freundlich/ daß einer dem andern solches in die Arm giebet/ und doch keiner übet das Hertz bringen kan/ das liebe Hertzlein umbzubringen/ sondern gehen alle 10. wiederumb unverrichteter Sachen davon. Als <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0269" n="249"/> <p>107.</p> <p>Von Cipselo/ welcher sich wie ein Löw und Lamb erwiesen.</p> <p>Zv Corinth war ein vornehmer Mann Ection, der mit Labda seinem Weibe eine geraume Zeit eine unfruchtbare Ehe hatte/ darumb er das Oraculum nach Heydnischen Mißbrauch consulirte, ob er dann kein Kind in seiner Ehe zengen würde? Der Propheten Teuffel antwortete/ ja er würde einen starcken trotzigen Löwen erzeugen. Als Labda des Kindes geneset/ fürchten die Chorinthier/ es dörffte der trotzige und starcke Löw einen grimmigen und tyrannischen Regenten bey ihnen bedeuten. Demselben Vnheyl vorzukommen/ schicken sie 10. Männer aus/ die solten die vermeinte junge Bestiam tödten. Als diese zur Kindbetterin eingehen / wunschen sie ihr Glück zu jhrem jungen Sohne/ und begehren denselbigen zu sehen. Die gute Mutter bedanckt sich/ und gibt ihnen das unschuldige Kind hin zusehen/ gantz ohn/ daß sie sich dergleichen fürhabenden Meuchel-Mordts beförchtete. Das Wochen-Kind lächelt und stellet sich so freundlich/ daß einer dem andern solches in die Arm giebet/ und doch keiner übet das Hertz bringen kan/ das liebe Hertzlein umbzubringen/ sondern gehen alle 10. wiederumb unverrichteter Sachen davon. Als </p> </div> </body> </text> </TEI> [249/0269]
107.
Von Cipselo/ welcher sich wie ein Löw und Lamb erwiesen.
Zv Corinth war ein vornehmer Mann Ection, der mit Labda seinem Weibe eine geraume Zeit eine unfruchtbare Ehe hatte/ darumb er das Oraculum nach Heydnischen Mißbrauch consulirte, ob er dann kein Kind in seiner Ehe zengen würde? Der Propheten Teuffel antwortete/ ja er würde einen starcken trotzigen Löwen erzeugen. Als Labda des Kindes geneset/ fürchten die Chorinthier/ es dörffte der trotzige und starcke Löw einen grimmigen und tyrannischen Regenten bey ihnen bedeuten. Demselben Vnheyl vorzukommen/ schicken sie 10. Männer aus/ die solten die vermeinte junge Bestiam tödten. Als diese zur Kindbetterin eingehen / wunschen sie ihr Glück zu jhrem jungen Sohne/ und begehren denselbigen zu sehen. Die gute Mutter bedanckt sich/ und gibt ihnen das unschuldige Kind hin zusehen/ gantz ohn/ daß sie sich dergleichen fürhabenden Meuchel-Mordts beförchtete. Das Wochen-Kind lächelt und stellet sich so freundlich/ daß einer dem andern solches in die Arm giebet/ und doch keiner übet das Hertz bringen kan/ das liebe Hertzlein umbzubringen/ sondern gehen alle 10. wiederumb unverrichteter Sachen davon. Als
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