Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Hertzog von Lothringen es hochbetheuerte/ daß es jhn durchaus nicht verdrissen solte/ ob es schon sein Gemahl (wie ers denn Augenscheinlich verstunde) angienge. Da sprach der löbliche Fürst aus Sachsen: Ich muß doch bekennen/ und wundert mich nicht wenig/ weil ihr (ohne Heucheley) so ein schöner Junger Fürst seyet/ wie ihr doch diese Jungfrau habet können lieb haben. Darauff jener geantworter und gesagt: Ja es ist mir sehr offt auch von meinen besten Freunden vorgehalten worden/ daß ich mir so eine unformliche Person erwehlet habe/ nun weiß GOtt in hohen Himmel dem alle unsere Gedancken unverborgen sind/ daß mich auch heute noch deucht/ sie habe die aller schöneste Menschliche proportion an ihr/ unter alien schönen Leuten auff Erden/ wüste auch nicht/ wie ich eine liebhaben könte/ wann sie nicht in solcher gestalt und Form/ mit solcher Nasen/ und grossen schwartzen Augen gestalt were/ ja mir gefället über die masse alle jhre Gestalt/ Sitten und Weise/ ob sich schon ewer Liebe wegen derselben hoch verwundern/ und solche wol vor eine greuliche heimlich gehalten/ so habe ich mir sie doch vor schön eingebildet/ und lasse mir auch solche meine Meynung keinen Menschen erleiden/ ein anderer möge lieben was er will/ ich liebe sie vor alle andere Weibsbilder in der gantzen Christenheit/ und sprach weiter: Man rühmet bey unser Hertzog von Lothringen es hochbetheuerte/ daß es jhn durchaus nicht verdrissen solte/ ob es schon sein Gemahl (wie ers denn Augenscheinlich verstunde) angienge. Da sprach der löbliche Fürst aus Sachsen: Ich muß doch bekennen/ und wundert mich nicht wenig/ weil ihr (ohne Heucheley) so ein schöner Junger Fürst seyet/ wie ihr doch diese Jungfrau habet können lieb haben. Darauff jener geantworter und gesagt: Ja es ist mir sehr offt auch von meinen besten Freunden vorgehalten worden/ daß ich mir so eine unformliche Person erwehlet habe/ nun weiß GOtt in hohen Himmel dem alle unsere Gedancken unverborgen sind/ daß mich auch heute noch deucht/ sie habe die aller schöneste Menschliche proportion an ihr/ unter alien schönen Leuten auff Erden/ wüste auch nicht/ wie ich eine liebhaben könte/ wann sie nicht in solcher gestalt und Form/ mit solcher Nasen/ und grossen schwartzen Augen gestalt were/ ja mir gefället über die masse alle jhre Gestalt/ Sitten und Weise/ ob sich schon ewer Liebe wegen derselben hoch verwundern/ und solche wol vor eine greuliche heimlich gehalten/ so habe ich mir sie doch vor schön eingebildet/ und lasse mir auch solche meine Meynung keinen Menschen erleiden/ ein anderer möge lieben was er will/ ich liebe sie vor alle andere Weibsbilder in der gantzen Christenheit/ und sprach weiter: Man rühmet bey unser <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0278" n="258"/> Hertzog von Lothringen es hochbetheuerte/ daß es jhn durchaus nicht verdrissen solte/ ob es schon sein Gemahl (wie ers denn Augenscheinlich verstunde) angienge. Da sprach der löbliche Fürst aus Sachsen: Ich muß doch bekennen/ und wundert mich nicht wenig/ weil ihr (ohne Heucheley) so ein schöner Junger Fürst seyet/ wie ihr doch diese Jungfrau habet können lieb haben. Darauff jener geantworter und gesagt: Ja es ist mir sehr offt auch von meinen besten Freunden vorgehalten worden/ daß ich mir so eine unformliche Person erwehlet habe/ nun weiß GOtt in hohen Himmel dem alle unsere Gedancken unverborgen sind/ daß mich auch heute noch deucht/ sie habe die aller schöneste Menschliche proportion an ihr/ unter alien schönen Leuten auff Erden/ wüste auch nicht/ wie ich eine liebhaben könte/ wann sie nicht in solcher gestalt und Form/ mit solcher Nasen/ und grossen schwartzen Augen gestalt were/ ja mir gefället über die masse alle jhre Gestalt/ Sitten und Weise/ ob sich schon ewer Liebe wegen derselben hoch verwundern/ und solche wol vor eine greuliche heimlich gehalten/ so habe ich mir sie doch vor schön eingebildet/ und lasse mir auch solche meine Meynung keinen Menschen erleiden/ ein anderer möge lieben was er will/ ich liebe sie vor alle andere Weibsbilder in der gantzen Christenheit/ und sprach weiter: Man rühmet bey unser </p> </div> </body> </text> </TEI> [258/0278]
Hertzog von Lothringen es hochbetheuerte/ daß es jhn durchaus nicht verdrissen solte/ ob es schon sein Gemahl (wie ers denn Augenscheinlich verstunde) angienge. Da sprach der löbliche Fürst aus Sachsen: Ich muß doch bekennen/ und wundert mich nicht wenig/ weil ihr (ohne Heucheley) so ein schöner Junger Fürst seyet/ wie ihr doch diese Jungfrau habet können lieb haben. Darauff jener geantworter und gesagt: Ja es ist mir sehr offt auch von meinen besten Freunden vorgehalten worden/ daß ich mir so eine unformliche Person erwehlet habe/ nun weiß GOtt in hohen Himmel dem alle unsere Gedancken unverborgen sind/ daß mich auch heute noch deucht/ sie habe die aller schöneste Menschliche proportion an ihr/ unter alien schönen Leuten auff Erden/ wüste auch nicht/ wie ich eine liebhaben könte/ wann sie nicht in solcher gestalt und Form/ mit solcher Nasen/ und grossen schwartzen Augen gestalt were/ ja mir gefället über die masse alle jhre Gestalt/ Sitten und Weise/ ob sich schon ewer Liebe wegen derselben hoch verwundern/ und solche wol vor eine greuliche heimlich gehalten/ so habe ich mir sie doch vor schön eingebildet/ und lasse mir auch solche meine Meynung keinen Menschen erleiden/ ein anderer möge lieben was er will/ ich liebe sie vor alle andere Weibsbilder in der gantzen Christenheit/ und sprach weiter: Man rühmet bey unser
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/278>, abgerufen am 16.07.2024. |