Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.WIe die Stadt Pariß groß ist/ also ist auch die Betriegerey groß drinnen. Etliche Lackeyen mieteten eine Kutsche mit sechs Pferden/ fiengen einen Bettelmann auff/ dem thaten sie schöne Kleider an/ der muste ihr Herr seyn / zogen also in einem vornehmen Gast-Hoff ein/ gaben vor/ es were ein teutscher Fürst/ er der Fürst aber muste nicht von der Stube kommen/ denn einer hielte die Schildwache vor der Thür/ die andern waren in der Stadt bekandt/ lieffen / der eine hie/ der ander dort/ zu Goldschmieden/ Kauffleuten/ und dergleichen / holten kostbare Wahren ein/ vorgebend der Fürst wolte alles kauffen und bezahlen/ die Kauffleute wolten gern Geld kauffen/ traueten den Worten: Wie sie nun ein ziemblich Gut zusammen hatten/ gaben sie den Wirth zu verstehen / der Fürst wolte morgen früh auff ein paar Meilen außfahren/ durffte gegen Morgen Mittag keine Speise für ihm zurichten lassen/ biß Abends/ der Wirth ließ sich auch betriegen. Des Morgens frühe/ da der Fürst noch im Bette lag / nahmen sie ihm die Kleider weg/ liessen anspannen und fuhren davon Denselben Tag blieb es stille/ den andern Tag wolte der Wirth sehen/ ob sie auff der Stube nichts liegen gelassen/ gieng hinein/ und auch in die Kammer/ sand in der Stube nichts/ das frembden Leuten zustund/ in der Kammer aber/ fand er den Fürsten im Federn liegen. Die Kauffleute kamen auch/ wollten bezahlet seyn. WIe die Stadt Pariß groß ist/ also ist auch die Betriegerey groß drinnen. Etliche Lackeyen mieteten eine Kutsche mit sechs Pferden/ fiengen einen Bettelmann auff/ dem thaten sie schöne Kleider an/ der muste ihr Herr seyn / zogen also in einem vornehmen Gast-Hoff ein/ gaben vor/ es were ein teutscher Fürst/ er der Fürst aber muste nicht von der Stube kommen/ denn einer hielte die Schildwache vor der Thür/ die andern waren in der Stadt bekandt/ lieffen / der eine hie/ der ander dort/ zu Goldschmieden/ Kauffleuten/ und dergleichen / holten kostbare Wahren ein/ vorgebend der Fürst wolte alles kauffen und bezahlen/ die Kauffleute wolten gern Geld kauffen/ traueten den Worten: Wie sie nun ein ziemblich Gut zusammen hatten/ gaben sie den Wirth zu verstehen / der Fürst wolte morgen früh auff ein paar Meilen außfahren/ durffte gegen Morgen Mittag keine Speise für ihm zurichten lassen/ biß Abends/ der Wirth ließ sich auch betriegen. Des Morgens frühe/ da der Fürst noch im Bette lag / nahmen sie ihm die Kleider weg/ liessen anspannen und fuhren davon Denselben Tag blieb es stille/ den andern Tag wolte der Wirth sehen/ ob sie auff der Stube nichts liegen gelassen/ gieng hinein/ und auch in die Kammer/ sand in der Stube nichts/ das frembden Leuten zustund/ in der Kammer aber/ fand er den Fürsten im Federn liegen. Die Kauffleute kamen auch/ wollten bezahlet seyn. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0338" n="318"/> <p>WIe die Stadt Pariß groß ist/ also ist auch die Betriegerey groß drinnen. Etliche Lackeyen mieteten eine Kutsche mit sechs Pferden/ fiengen einen Bettelmann auff/ dem thaten sie schöne Kleider an/ der muste ihr Herr seyn / zogen also in einem vornehmen Gast-Hoff ein/ gaben vor/ es were ein teutscher Fürst/ er der Fürst aber muste nicht von der Stube kommen/ denn einer hielte die Schildwache vor der Thür/ die andern waren in der Stadt bekandt/ lieffen / der eine hie/ der ander dort/ zu Goldschmieden/ Kauffleuten/ und dergleichen / holten kostbare Wahren ein/ vorgebend der Fürst wolte alles kauffen und bezahlen/ die Kauffleute wolten gern Geld kauffen/ traueten den Worten: Wie sie nun ein ziemblich Gut zusammen hatten/ gaben sie den Wirth zu verstehen / der Fürst wolte morgen früh auff ein paar Meilen außfahren/ durffte gegen Morgen Mittag keine Speise für ihm zurichten lassen/ biß Abends/ der Wirth ließ sich auch betriegen. Des Morgens frühe/ da der Fürst noch im Bette lag / nahmen sie ihm die Kleider weg/ liessen anspannen und fuhren davon Denselben Tag blieb es stille/ den andern Tag wolte der Wirth sehen/ ob sie auff der Stube nichts liegen gelassen/ gieng hinein/ und auch in die Kammer/ sand in der Stube nichts/ das frembden Leuten zustund/ in der Kammer aber/ fand er den Fürsten im Federn liegen. Die Kauffleute kamen auch/ wollten bezahlet seyn. </p> </div> </body> </text> </TEI> [318/0338]
WIe die Stadt Pariß groß ist/ also ist auch die Betriegerey groß drinnen. Etliche Lackeyen mieteten eine Kutsche mit sechs Pferden/ fiengen einen Bettelmann auff/ dem thaten sie schöne Kleider an/ der muste ihr Herr seyn / zogen also in einem vornehmen Gast-Hoff ein/ gaben vor/ es were ein teutscher Fürst/ er der Fürst aber muste nicht von der Stube kommen/ denn einer hielte die Schildwache vor der Thür/ die andern waren in der Stadt bekandt/ lieffen / der eine hie/ der ander dort/ zu Goldschmieden/ Kauffleuten/ und dergleichen / holten kostbare Wahren ein/ vorgebend der Fürst wolte alles kauffen und bezahlen/ die Kauffleute wolten gern Geld kauffen/ traueten den Worten: Wie sie nun ein ziemblich Gut zusammen hatten/ gaben sie den Wirth zu verstehen / der Fürst wolte morgen früh auff ein paar Meilen außfahren/ durffte gegen Morgen Mittag keine Speise für ihm zurichten lassen/ biß Abends/ der Wirth ließ sich auch betriegen. Des Morgens frühe/ da der Fürst noch im Bette lag / nahmen sie ihm die Kleider weg/ liessen anspannen und fuhren davon Denselben Tag blieb es stille/ den andern Tag wolte der Wirth sehen/ ob sie auff der Stube nichts liegen gelassen/ gieng hinein/ und auch in die Kammer/ sand in der Stube nichts/ das frembden Leuten zustund/ in der Kammer aber/ fand er den Fürsten im Federn liegen. Die Kauffleute kamen auch/ wollten bezahlet seyn.
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/338>, abgerufen am 16.07.2024. |