Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.2. Dieses/ wie auch unserer ersten Eltern Exempel/ soll uns aber anmahnen/ daß wir mehr auff Gottes und unserer Obern Gebot/ als auff unsere lüsternde Natur acht haben. 178. Straff eines Mutter-Mörders. IN der Stadt Neaples war eine viertzig-Jährige Edele Weibs-Person/ von ehrlichen Geschlecht/ und tugendlich geführten Leben/ welche im Wittibstand/ gleich an dem Mitlern Theil ihres Leibes zu schwellen angefangen/ auch der Bauch sich also erhoben/ daß ihre zweene leibliche allbereit erwachsone Söhn/ anders nicht vermeint gehabt/ als ob jrgend/ durch fleischliche Wollust/ sie solche Geschwulst empfangen htäte/ und darvon mir einem Kinde schwanger gienge. Sie betrübten sich dar auff und wurden endlich/ durch des bösen Feindes Anleitung / ihrem Geschelcht von vermeintem Schimpff und Schande/ abzuhelffen/ dahin bewogen/ daß/ mit einstimmung deß einen/ der ander seine leibliche Mutter / durch einen Schlag/ jämmerlich ermordet/ so auff dem Lande/ und ihrem Adelichen Erbsitz/ geschehen ist; Von dannen sie sich gantz heimlich wieder in die Stadt Neaples begeben ha- 2. Dieses/ wie auch unserer ersten Eltern Exempel/ soll uns aber anmahnen/ daß wir mehr auff Gottes und unserer Obern Gebot/ als auff unsere lüsternde Natur acht haben. 178. Straff eines Mutter-Mörders. IN der Stadt Neaples war eine viertzig-Jährige Edele Weibs-Person/ von ehrlichen Geschlecht/ und tugendlich geführten Leben/ welche im Wittibstand/ gleich an dem Mitlern Theil ihres Leibes zu schwellen angefangen/ auch der Bauch sich also erhoben/ daß ihre zweene leibliche allbereit erwachsone Söhn/ anders nicht vermeint gehabt/ als ob jrgend/ durch fleischliche Wollust/ sie solche Geschwulst empfangen htäte/ und darvon mir einem Kinde schwanger gienge. Sie betrübten sich dar auff und wurden endlich/ durch des bösen Feindes Anleitung / ihrem Geschelcht von vermeintem Schimpff und Schande/ abzuhelffen/ dahin bewogen/ daß/ mit einstimmung deß einen/ der ander seine leibliche Mutter / durch einen Schlag/ jämmerlich ermordet/ so auff dem Lande/ und ihrem Adelichen Erbsitz/ geschehen ist; Von dannen sie sich gantz heimlich wieder in die Stadt Neaples begeben ha- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0391" n="371"/> <p>2. Dieses/ wie auch unserer ersten Eltern Exempel/ soll uns aber anmahnen/ daß wir mehr auff Gottes und unserer Obern Gebot/ als auff unsere lüsternde Natur acht haben.</p> <p>178.</p> <p>Straff eines Mutter-Mörders.</p> <p>IN der Stadt Neaples war eine viertzig-Jährige Edele Weibs-Person/ von ehrlichen Geschlecht/ und tugendlich geführten Leben/ welche im Wittibstand/ gleich an dem Mitlern Theil ihres Leibes zu schwellen angefangen/ auch der Bauch sich also erhoben/ daß ihre zweene leibliche allbereit erwachsone Söhn/ anders nicht vermeint gehabt/ als ob jrgend/ durch fleischliche Wollust/ sie solche Geschwulst empfangen htäte/ und darvon mir einem Kinde schwanger gienge. Sie betrübten sich dar auff und wurden endlich/ durch des bösen Feindes Anleitung / ihrem Geschelcht von vermeintem Schimpff und Schande/ abzuhelffen/ dahin bewogen/ daß/ mit einstimmung deß einen/ der ander seine leibliche Mutter / durch einen Schlag/ jämmerlich ermordet/ so auff dem Lande/ und ihrem Adelichen Erbsitz/ geschehen ist; Von dannen sie sich gantz heimlich wieder in die Stadt Neaples begeben ha- </p> </div> </body> </text> </TEI> [371/0391]
2. Dieses/ wie auch unserer ersten Eltern Exempel/ soll uns aber anmahnen/ daß wir mehr auff Gottes und unserer Obern Gebot/ als auff unsere lüsternde Natur acht haben.
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Straff eines Mutter-Mörders.
IN der Stadt Neaples war eine viertzig-Jährige Edele Weibs-Person/ von ehrlichen Geschlecht/ und tugendlich geführten Leben/ welche im Wittibstand/ gleich an dem Mitlern Theil ihres Leibes zu schwellen angefangen/ auch der Bauch sich also erhoben/ daß ihre zweene leibliche allbereit erwachsone Söhn/ anders nicht vermeint gehabt/ als ob jrgend/ durch fleischliche Wollust/ sie solche Geschwulst empfangen htäte/ und darvon mir einem Kinde schwanger gienge. Sie betrübten sich dar auff und wurden endlich/ durch des bösen Feindes Anleitung / ihrem Geschelcht von vermeintem Schimpff und Schande/ abzuhelffen/ dahin bewogen/ daß/ mit einstimmung deß einen/ der ander seine leibliche Mutter / durch einen Schlag/ jämmerlich ermordet/ so auff dem Lande/ und ihrem Adelichen Erbsitz/ geschehen ist; Von dannen sie sich gantz heimlich wieder in die Stadt Neaples begeben ha-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/391>, abgerufen am 18.06.2024. |