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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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Herr N. daß ihr mich recht lieb habt / das sehe ich von Hertzen gerne/ darumb ich euch billich wiederumb lieb habe / aber in solchem unsern Liebhaben/ wollen wir kein unzüchtig Werck/ wellches wieder Ehre gehet/ fürnehmen/ und weil Ihr mich recht lieb habet/ so werdet jhr mir ja nicht Schande oder Spott gönnen/ viel weniget mich in solche Sünde führen/ dadurch ich zum Teuffel in die Hölle kommen möchte/ ja wo wolt ich wegen meines Gewissens bleiben/ wann ich gegen meinem Manne/ ob er schon alt ist/ eine solche Schande üben solte? Ich wolte ehe zehenmahl sterben/ denn solches thun/ billich soltet ihr mich umb solcher Vnkeusch heit wegen hassen. Daß jhr mich aber wegen solcher greulichen Sünde wollet lieb haben/ das ist gar erschrecklich. Da der unzüchtige Geselle jhre Meynung vernahm/ sprach er: Euch muß weltliche Freude gar nicht lieb seyn: Es were nicht gut/ wann ein jede Frau alles so weit bedencken wolte/ ihr sollet glauben/ daß es ja tapffere Frauen in unser Stadt hat/ welche solches alles mit Lust annehmen und begehrten/ wenn ich ihnen so viel/ als euch/ versprechen wolte. Da lieget nichts an/ spricht diese Erbare Frau gegen jhm/ ich darff vor niemand in die Hölle fahren/ daß sie aber ein tapffer Gemüth haben sollen/ die solches thun/ das ist nicht / denn ein Mensch/ das einen ehrlichen Blutstropffen im Leibe hat/ meidet solche Sa-

Herr N. daß ihr mich recht lieb habt / das sehe ich von Hertzen gerne/ darumb ich euch billich wiederumb lieb habe / aber in solchem unsern Liebhaben/ wollen wir kein unzüchtig Werck/ wellches wieder Ehre gehet/ fürnehmen/ und weil Ihr mich recht lieb habet/ so werdet jhr mir ja nicht Schande oder Spott gönnen/ viel weniget mich in solche Sünde führen/ dadurch ich zum Teuffel in die Hölle kom̃en möchte/ ja wo wolt ich wegen meines Gewissens bleiben/ wann ich gegen meinem Manne/ ob er schon alt ist/ eine solche Schande üben solte? Ich wolte ehe zehenmahl sterben/ denn solches thun/ billich soltet ihr mich umb solcher Vnkeusch heit wegen hassen. Daß jhr mich aber wegen solcher greulichen Sünde wollet lieb haben/ das ist gar erschrecklich. Da der unzüchtige Geselle jhre Meynung vernahm/ sprach er: Euch muß weltliche Freude gar nicht lieb seyn: Es were nicht gut/ wann ein jede Frau alles so weit bedencken wolte/ ihr sollet glauben/ daß es ja tapffere Frauen in unser Stadt hat/ welche solches alles mit Lust annehmen und begehrten/ wenn ich ihnen so viel/ als euch/ versprechen wolte. Da lieget nichts an/ spricht diese Erbare Frau gegen jhm/ ich darff vor niemand in die Hölle fahren/ daß sie aber ein tapffer Gemüth haben sollen/ die solches thun/ das ist nicht / denn ein Mensch/ das einen ehrlichen Blutstropffen im Leibe hat/ meidet solche Sa-

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[445/0465] Herr N. daß ihr mich recht lieb habt / das sehe ich von Hertzen gerne/ darumb ich euch billich wiederumb lieb habe / aber in solchem unsern Liebhaben/ wollen wir kein unzüchtig Werck/ wellches wieder Ehre gehet/ fürnehmen/ und weil Ihr mich recht lieb habet/ so werdet jhr mir ja nicht Schande oder Spott gönnen/ viel weniget mich in solche Sünde führen/ dadurch ich zum Teuffel in die Hölle kom̃en möchte/ ja wo wolt ich wegen meines Gewissens bleiben/ wann ich gegen meinem Manne/ ob er schon alt ist/ eine solche Schande üben solte? Ich wolte ehe zehenmahl sterben/ denn solches thun/ billich soltet ihr mich umb solcher Vnkeusch heit wegen hassen. Daß jhr mich aber wegen solcher greulichen Sünde wollet lieb haben/ das ist gar erschrecklich. Da der unzüchtige Geselle jhre Meynung vernahm/ sprach er: Euch muß weltliche Freude gar nicht lieb seyn: Es were nicht gut/ wann ein jede Frau alles so weit bedencken wolte/ ihr sollet glauben/ daß es ja tapffere Frauen in unser Stadt hat/ welche solches alles mit Lust annehmen und begehrten/ wenn ich ihnen so viel/ als euch/ versprechen wolte. Da lieget nichts an/ spricht diese Erbare Frau gegen jhm/ ich darff vor niemand in die Hölle fahren/ daß sie aber ein tapffer Gemüth haben sollen/ die solches thun/ das ist nicht / denn ein Mensch/ das einen ehrlichen Blutstropffen im Leibe hat/ meidet solche Sa-

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/465>, abgerufen am 28.06.2024.