Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.VOn Barbara Käyser Sigismunds Gemahlin schreibet AEneas Sylvius, daß sie ein geil / unverschämbt und unzüchtiges Weib gewesen/ drumb da jhr Herr/ der Käyser / tods verfahren/ und jhr einer das Leyd geklaget/ darunter sie neben andern ermahnet/ daß sie dem Turteltäublein nachfolgen/ und eins einsambs eingezogenes Wesens seyn solle/ habe sie gantz leichtfertig ihm zur Antwort geben. Si me ratione carentes volucres imitari jubes, cur non potius passeres proponis? Wann du wilt/ daß ich den unvernünfftigen Thieren nachfolgen soll / warumb hältestu mir nicht viel mehr die Spatzen/ als die Turteltäublein vor? 1. Was die Spatzen oder Sperlinge vor geile Vögel sind/ ist bekannt. Weil nun diese Käyserin lieber denen geselligen Spatzen/ als einsamen Turteltäublein nachfolgen wollen/ hat sie damit Ihre Geilheit verrahten. 2. Es ist ein schändliches Ding umb die Geilheit/ die endlich auch bösen Lohn gibt/ ein jedweders hüte sich dafür. 230. Ein Vater gibt seinem Sohn der Mutter wegen eine Maulschellen. VOn Barbara Käyser Sigismunds Gemahlin schreibet AEneas Sylvius, daß sie ein geil / unverschämbt und unzüchtiges Weib gewesen/ drumb da jhr Herr/ der Käyser / tods verfahren/ und jhr einer das Leyd geklaget/ darunter sie neben andern ermahnet/ daß sie dem Turteltäublein nachfolgen/ und eins einsambs eingezogenes Wesens seyn solle/ habe sie gantz leichtfertig ihm zur Antwort geben. Si me ratione carentes volucres imitari jubes, cur non potius passeres proponis? Wann du wilt/ daß ich den unvernünfftigen Thieren nachfolgen soll / warumb hältestu mir nicht viel mehr die Spatzen/ als die Turteltäublein vor? 1. Was die Spatzen oder Sperlinge vor geile Vögel sind/ ist bekannt. Weil nun diese Käyserin lieber denen geselligen Spatzen/ als einsamen Turteltäublein nachfolgen wollen/ hat sie damit Ihre Geilheit verrahten. 2. Es ist ein schändliches Ding umb die Geilheit/ die endlich auch bösen Lohn gibt/ ein jedweders hüte sich dafür. 230. Ein Vater gibt seinem Sohn der Mutter wegen eine Maulschellen. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0477" n="457"/> <p>VOn Barbara Käyser Sigismunds Gemahlin schreibet AEneas Sylvius, daß sie ein geil / unverschämbt und unzüchtiges Weib gewesen/ drumb da jhr Herr/ der Käyser / tods verfahren/ und jhr einer das Leyd geklaget/ darunter sie neben andern ermahnet/ daß sie dem Turteltäublein nachfolgen/ und eins einsambs eingezogenes Wesens seyn solle/ habe sie gantz leichtfertig ihm zur Antwort geben. Si me ratione carentes volucres imitari jubes, cur non potius passeres proponis? Wann du wilt/ daß ich den unvernünfftigen Thieren nachfolgen soll / warumb hältestu mir nicht viel mehr die Spatzen/ als die Turteltäublein vor?</p> <p>1. Was die Spatzen oder Sperlinge vor geile Vögel sind/ ist bekannt. Weil nun diese Käyserin lieber denen geselligen Spatzen/ als einsamen Turteltäublein nachfolgen wollen/ hat sie damit Ihre Geilheit verrahten.</p> <p>2. Es ist ein schändliches Ding umb die Geilheit/ die endlich auch bösen Lohn gibt/ ein jedweders hüte sich dafür.</p> <p>230.</p> <p>Ein Vater gibt seinem Sohn der Mutter wegen eine Maulschellen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [457/0477]
VOn Barbara Käyser Sigismunds Gemahlin schreibet AEneas Sylvius, daß sie ein geil / unverschämbt und unzüchtiges Weib gewesen/ drumb da jhr Herr/ der Käyser / tods verfahren/ und jhr einer das Leyd geklaget/ darunter sie neben andern ermahnet/ daß sie dem Turteltäublein nachfolgen/ und eins einsambs eingezogenes Wesens seyn solle/ habe sie gantz leichtfertig ihm zur Antwort geben. Si me ratione carentes volucres imitari jubes, cur non potius passeres proponis? Wann du wilt/ daß ich den unvernünfftigen Thieren nachfolgen soll / warumb hältestu mir nicht viel mehr die Spatzen/ als die Turteltäublein vor?
1. Was die Spatzen oder Sperlinge vor geile Vögel sind/ ist bekannt. Weil nun diese Käyserin lieber denen geselligen Spatzen/ als einsamen Turteltäublein nachfolgen wollen/ hat sie damit Ihre Geilheit verrahten.
2. Es ist ein schändliches Ding umb die Geilheit/ die endlich auch bösen Lohn gibt/ ein jedweders hüte sich dafür.
230.
Ein Vater gibt seinem Sohn der Mutter wegen eine Maulschellen.
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