Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.231. Wie ein Prediger-Feind an seinem letzten Ende in Angst gerathen. DOctor Simon Pauli schreibt/ daß ein vornehmer Mann zu Rostock gewesen/ wo etliche Prediger unschuldiger weise vertreiben helssen. Als er nun auff seinem Sieg-Bette gelegen/ dem Tod fast nahe/ hab er schreckliche Angst und Schmertzen in seinem Hertzen/ wegen Erkäntnüß seiner Sünden/ gefühlet/ welche er aber doch nicht bekennen wollen/ darumb er einen Prediger zu ihm fordern lassen/ welcher/ weil er wol gewust/ wie es umb ihn beschaffen/ und wo ihn der Hertz-Schuh am meisten gedrucket/ ihn zum fleißigsten nicht allein zur gemeinen Bekäntnüß aller Sünden sondern vornemblich auch deren Sünde in specie, die ihm auffm Hertzen gesessen und so herben Angst-Schweiß außgetrieben / vermahnet und darüber hart auff ihn gedrungen habe. Da er aber nicht mit heraus / sondern/ bey der gemeinen Beicht verbleiben/ darneben dem Prediger daß Psalter-Büchlein/ fo er bey sich auff dem Bett liegen gehabt/ geben und gebeten/ daß er ihm daraus etwas vorlesen wolte/ und er ihm den Psalter mit seiner Hand offen überreichet Sihe. da hat es sich begeben/ daß er in dem darreichen eben den 32. Psalm unversehens auffgeblättert und dem Daumen auff die Wort gehalten. 231. Wie ein Prediger-Feind an seinem letzten Ende in Angst gerathen. DOctor Simon Pauli schreibt/ daß ein vornehmer Mann zu Rostock gewesen/ wo etliche Prediger unschuldiger weise vertreiben helssen. Als er nun auff seinem Sieg-Bette gelegen/ dem Tod fast nahe/ hab er schreckliche Angst und Schmertzen in seinem Hertzen/ wegen Erkäntnüß seiner Sünden/ gefühlet/ welche er aber doch nicht bekennen wollen/ darumb er einen Prediger zu ihm fordern lassen/ welcher/ weil er wol gewust/ wie es umb ihn beschaffen/ und wo ihn der Hertz-Schuh am meisten gedrucket/ ihn zum fleißigsten nicht allein zur gemeinen Bekäntnüß aller Sünden sondern vornemblich auch deren Sünde in specie, die ihm auffm Hertzen gesessen und so herben Angst-Schweiß außgetrieben / vermahnet und darüber hart auff ihn gedrungen habe. Da er aber nicht mit heraus / sondern/ bey der gemeinen Beicht verbleiben/ darneben dem Prediger daß Psalter-Büchlein/ fo er bey sich auff dem Bett liegen gehabt/ geben und gebeten/ daß er ihm daraus etwas vorlesen wolte/ und er ihm den Psalter mit seiner Hand offen überreichet Sihe. da hat es sich begeben/ daß er in dem darreichen eben den 32. Psalm unversehens auffgeblättert und dem Daumen auff die Wort gehalten. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0479" n="459"/> <p>231.</p> <p>Wie ein Prediger-Feind an seinem letzten Ende in Angst gerathen.</p> <p>DOctor Simon Pauli schreibt/ daß ein vornehmer Mann zu Rostock gewesen/ wo etliche Prediger unschuldiger weise vertreiben helssen. Als er nun auff seinem Sieg-Bette gelegen/ dem Tod fast nahe/ hab er schreckliche Angst und Schmertzen in seinem Hertzen/ wegen Erkäntnüß seiner Sünden/ gefühlet/ welche er aber doch nicht bekennen wollen/ darumb er einen Prediger zu ihm fordern lassen/ welcher/ weil er wol gewust/ wie es umb ihn beschaffen/ und wo ihn der Hertz-Schuh am meisten gedrucket/ ihn zum fleißigsten nicht allein zur gemeinen Bekäntnüß aller Sünden sondern vornemblich auch deren Sünde in specie, die ihm auffm Hertzen gesessen und so herben Angst-Schweiß außgetrieben / vermahnet und darüber hart auff ihn gedrungen habe. Da er aber nicht mit heraus / sondern/ bey der gemeinen Beicht verbleiben/ darneben dem Prediger daß Psalter-Büchlein/ fo er bey sich auff dem Bett liegen gehabt/ geben und gebeten/ daß er ihm daraus etwas vorlesen wolte/ und er ihm den Psalter mit seiner Hand offen überreichet Sihe. da hat es sich begeben/ daß er in dem darreichen eben den 32. Psalm unversehens auffgeblättert und dem Daumen auff die Wort gehalten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [459/0479]
231.
Wie ein Prediger-Feind an seinem letzten Ende in Angst gerathen.
DOctor Simon Pauli schreibt/ daß ein vornehmer Mann zu Rostock gewesen/ wo etliche Prediger unschuldiger weise vertreiben helssen. Als er nun auff seinem Sieg-Bette gelegen/ dem Tod fast nahe/ hab er schreckliche Angst und Schmertzen in seinem Hertzen/ wegen Erkäntnüß seiner Sünden/ gefühlet/ welche er aber doch nicht bekennen wollen/ darumb er einen Prediger zu ihm fordern lassen/ welcher/ weil er wol gewust/ wie es umb ihn beschaffen/ und wo ihn der Hertz-Schuh am meisten gedrucket/ ihn zum fleißigsten nicht allein zur gemeinen Bekäntnüß aller Sünden sondern vornemblich auch deren Sünde in specie, die ihm auffm Hertzen gesessen und so herben Angst-Schweiß außgetrieben / vermahnet und darüber hart auff ihn gedrungen habe. Da er aber nicht mit heraus / sondern/ bey der gemeinen Beicht verbleiben/ darneben dem Prediger daß Psalter-Büchlein/ fo er bey sich auff dem Bett liegen gehabt/ geben und gebeten/ daß er ihm daraus etwas vorlesen wolte/ und er ihm den Psalter mit seiner Hand offen überreichet Sihe. da hat es sich begeben/ daß er in dem darreichen eben den 32. Psalm unversehens auffgeblättert und dem Daumen auff die Wort gehalten.
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/479>, abgerufen am 28.06.2024. |