Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.schiehet? Als sie auff eine Zeit in 14. Tagen kein Wort weder gegen das Gesinde/ noch den Herrn / geredet/ da Er ihr doch die besten Wort gegeben/ schicket er vor der Predigt zum obgedachten Pfarrern ein Briefflein/ neben einem halben Thaler/ mit freudlicher Bitte/ vor seine Haußfrau eine Vorbitt zu thun/ wegen der Sprachlosigkeit/ denn sie allbereit über 14. Tage kein Wort reden können/ weil er dann alle natürliche Mittel gebraucht/ wisse er nun ferner nichts/ denn das liebe Gebet. Der Pfarner verrichtet solches aus sonderlichem Mittleiden/ und leget viel Wort darauff/ daß niemand glauben könte/ was vor eine Edle Gabe Gottes die Sprache were/ ermahnet seine Zuhörer zum ernsten Gebet/ und nennet die Frau öffentlich mit Nahmen/ die sitzet in der Kirchen/ hette vor Angst ihres Hertzens unter solchem langen Gebet und Reden zuspringen mögen/ lauffet auch weinende aus der Kirchen/ führet solche erbärmbliche elende Klage über jhrem Mann/ daß er ihr einen solchen unableschlichen Spott bewiesen habe. Als er auch heim kömmet/ und solche erbärmliche Wort von ihr hört/ daß es ihr nicht so hefftig wehe gethan/ wann er sie mit einem Messer erstochen hette / sprach er/ mit gefaltenen Händen: Ach Gott sey Lob und Danck/ daß ich deine Menschliche Stimme von dir höre/ diß Geber ist ja kräfftig gewesen/ etc. und setzet obgedachter Au- schiehet? Als sie auff eine Zeit in 14. Tagen kein Wort weder gegen das Gesinde/ noch den Herrn / geredet/ da Er ihr doch die besten Wort gegeben/ schicket er vor der Predigt zum obgedachten Pfarrern ein Briefflein/ neben einem halben Thaler/ mit freudlicher Bitte/ vor seine Haußfrau eine Vorbitt zu thun/ wegen der Sprachlosigkeit/ denn sie allbereit über 14. Tage kein Wort reden können/ weil er dann alle natürliche Mittel gebraucht/ wisse er nun ferner nichts/ denn das liebe Gebet. Der Pfarner verrichtet solches aus sonderlichem Mittleiden/ und leget viel Wort darauff/ daß niemand glauben könte/ was vor eine Edle Gabe Gottes die Sprache were/ ermahnet seine Zuhörer zum ernsten Gebet/ und nennet die Frau öffentlich mit Nahmen/ die sitzet in der Kirchen/ hette vor Angst ihres Hertzens unter solchem langen Gebet und Reden zuspringen mögen/ lauffet auch weinende aus der Kirchen/ führet solche erbärmbliche elende Klage über jhrem Mann/ daß er ihr einen solchen unableschlichen Spott bewiesen habe. Als er auch heim kömmet/ und solche erbärmliche Wort von ihr hört/ daß es ihr nicht so hefftig wehe gethan/ wann er sie mit einem Messer erstochen hette / sprach er/ mit gefaltenen Händen: Ach Gott sey Lob und Danck/ daß ich deine Menschliche Stimme von dir höre/ diß Geber ist ja kräfftig gewesen/ etc. und setzet obgedachter Au- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0483" n="463"/> schiehet? Als sie auff eine Zeit in 14. Tagen kein Wort weder gegen das Gesinde/ noch den Herrn / geredet/ da Er ihr doch die besten Wort gegeben/ schicket er vor der Predigt zum obgedachten Pfarrern ein Briefflein/ neben einem halben Thaler/ mit freudlicher Bitte/ vor seine Haußfrau eine Vorbitt zu thun/ wegen der Sprachlosigkeit/ denn sie allbereit über 14. Tage kein Wort reden können/ weil er dann alle natürliche Mittel gebraucht/ wisse er nun ferner nichts/ denn das liebe Gebet. Der Pfarner verrichtet solches aus sonderlichem Mittleiden/ und leget viel Wort darauff/ daß niemand glauben könte/ was vor eine Edle Gabe Gottes die Sprache were/ ermahnet seine Zuhörer zum ernsten Gebet/ und nennet die Frau öffentlich mit Nahmen/ die sitzet in der Kirchen/ hette vor Angst ihres Hertzens unter solchem langen Gebet und Reden zuspringen mögen/ lauffet auch weinende aus der Kirchen/ führet solche erbärmbliche elende Klage über jhrem Mann/ daß er ihr einen solchen unableschlichen Spott bewiesen habe. Als er auch heim kömmet/ und solche erbärmliche Wort von ihr hört/ daß es ihr nicht so hefftig wehe gethan/ wann er sie mit einem Messer erstochen hette / sprach er/ mit gefaltenen Händen: Ach Gott sey Lob und Danck/ daß ich deine Menschliche Stimme von dir höre/ diß Geber ist ja kräfftig gewesen/ etc. und setzet obgedachter Au- </p> </div> </body> </text> </TEI> [463/0483]
schiehet? Als sie auff eine Zeit in 14. Tagen kein Wort weder gegen das Gesinde/ noch den Herrn / geredet/ da Er ihr doch die besten Wort gegeben/ schicket er vor der Predigt zum obgedachten Pfarrern ein Briefflein/ neben einem halben Thaler/ mit freudlicher Bitte/ vor seine Haußfrau eine Vorbitt zu thun/ wegen der Sprachlosigkeit/ denn sie allbereit über 14. Tage kein Wort reden können/ weil er dann alle natürliche Mittel gebraucht/ wisse er nun ferner nichts/ denn das liebe Gebet. Der Pfarner verrichtet solches aus sonderlichem Mittleiden/ und leget viel Wort darauff/ daß niemand glauben könte/ was vor eine Edle Gabe Gottes die Sprache were/ ermahnet seine Zuhörer zum ernsten Gebet/ und nennet die Frau öffentlich mit Nahmen/ die sitzet in der Kirchen/ hette vor Angst ihres Hertzens unter solchem langen Gebet und Reden zuspringen mögen/ lauffet auch weinende aus der Kirchen/ führet solche erbärmbliche elende Klage über jhrem Mann/ daß er ihr einen solchen unableschlichen Spott bewiesen habe. Als er auch heim kömmet/ und solche erbärmliche Wort von ihr hört/ daß es ihr nicht so hefftig wehe gethan/ wann er sie mit einem Messer erstochen hette / sprach er/ mit gefaltenen Händen: Ach Gott sey Lob und Danck/ daß ich deine Menschliche Stimme von dir höre/ diß Geber ist ja kräfftig gewesen/ etc. und setzet obgedachter Au-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/483>, abgerufen am 16.07.2024. |