Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

bunden? hastu nicht geschworen/ mir gehorsamb und treue zu seyn? Ja freylich/ sagte dieser/ aber daß habe ich dir nicht zugesaget/ was ich meiner Braut verheissen/ sie zu lieben/ als mein eigen Hertz/ ja auch höher als mich. Darüber erzürnet sich der König/ und will sehen/ wie lange solche Liebewerde bestand haben/ lässet alsbald desselben Hauß Frau gen Hoffe bringen/ und befiel[unleserliches Material]t Ihm mit Ernst/ alsbald seiner Fraunen/ Arme und Ohren abzulösen/ oder soll des Todes darüber seyn. Als er aber solches in keinem wege thun will/ läst ihm der Tyran (aus Gnaden/ wie er vorgab) zu/ ein empfindlich Glied vom ihrem Leib zu schneiden; Dieser sagte / er wolte zehen mahl lieber sterben/ denn seiner Frauen den allergeringsten Leibes-Schmertzen bey bringen oder zufügen. Endlich/ als er mit Gewalt darzu bezwungen ward/ nam er daß Messer/ mit welchem er seine Hauß-Frau zerstümmeln solte/ und erstach denselben gewaltiger/ nathmals auch sich selbst/ der Tyrann aber ließ alsbald des Toden Hauß-Frau in Stück zuhauen/ doch aber hat er dabey eigendlich erfahren/ welch ein Hertzen-Bund die Liebe sey/ und

bunden? hastu nicht geschworen/ mir gehorsamb und treue zu seyn? Ja freylich/ sagte dieser/ aber daß habe ich dir nicht zugesaget/ was ich meiner Braut verheissen/ sie zu lieben/ als mein eigen Hertz/ ja auch höher als mich. Darüber erzürnet sich der König/ und will sehen/ wie lange solche Liebewerde bestand haben/ lässet alsbald desselben Hauß Frau gen Hoffe bringen/ und befiel[unleserliches Material]t Ihm mit Ernst/ alsbald seiner Fraunen/ Arme und Ohren abzulösen/ oder soll des Todes darüber seyn. Als er aber solches in keinem wege thun will/ läst ihm der Tyran (aus Gnaden/ wie er vorgab) zu/ ein empfindlich Glied vom ihrem Leib zu schneiden; Dieser sagte / er wolte zehen mahl lieber sterben/ denn seiner Frauen den allergeringsten Leibes-Schmertzen bey bringen oder zufügen. Endlich/ als er mit Gewalt darzu bezwungen ward/ nam er daß Messer/ mit welchem er seine Hauß-Frau zerstümmeln solte/ und erstach denselben gewaltiger/ nathmals auch sich selbst/ der Tyrann aber ließ alsbald des Toden Hauß-Frau in Stück zuhauen/ doch aber hat er dabey eigendlich erfahren/ welch ein Hertzen-Bund die Liebe sey/ und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0572" n="552"/>
bunden? hastu nicht geschworen/ mir                      gehorsamb und treue zu seyn? Ja freylich/ sagte dieser/ aber daß habe ich dir                      nicht zugesaget/ was ich meiner Braut verheissen/ sie zu lieben/ als mein                      eigen Hertz/ ja auch höher als mich. Darüber erzürnet sich der König/ und will                      sehen/ wie lange solche Liebewerde bestand haben/ lässet alsbald desselben                      Hauß Frau gen Hoffe bringen/ und befiel<gap reason="illegible"/>t Ihm mit Ernst/ alsbald seiner                      Fraunen/ Arme und Ohren abzulösen/ oder soll des Todes darüber seyn. Als er                      aber solches in keinem wege thun will/ läst ihm der Tyran (aus Gnaden/ wie er                      vorgab) zu/ ein empfindlich Glied vom ihrem Leib zu schneiden; Dieser sagte /                      er wolte zehen mahl lieber sterben/ denn seiner Frauen den allergeringsten                      Leibes-Schmertzen bey bringen oder zufügen. Endlich/ als er mit Gewalt darzu                      bezwungen ward/ nam er daß Messer/ mit welchem er seine Hauß-Frau zerstümmeln                      solte/ und erstach denselben gewaltiger/ nathmals auch sich selbst/ der                      Tyrann aber ließ alsbald des Toden Hauß-Frau in Stück zuhauen/ doch aber hat er                      dabey eigendlich erfahren/ welch ein Hertzen-Bund die Liebe sey/ und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[552/0572] bunden? hastu nicht geschworen/ mir gehorsamb und treue zu seyn? Ja freylich/ sagte dieser/ aber daß habe ich dir nicht zugesaget/ was ich meiner Braut verheissen/ sie zu lieben/ als mein eigen Hertz/ ja auch höher als mich. Darüber erzürnet sich der König/ und will sehen/ wie lange solche Liebewerde bestand haben/ lässet alsbald desselben Hauß Frau gen Hoffe bringen/ und befiel_ t Ihm mit Ernst/ alsbald seiner Fraunen/ Arme und Ohren abzulösen/ oder soll des Todes darüber seyn. Als er aber solches in keinem wege thun will/ läst ihm der Tyran (aus Gnaden/ wie er vorgab) zu/ ein empfindlich Glied vom ihrem Leib zu schneiden; Dieser sagte / er wolte zehen mahl lieber sterben/ denn seiner Frauen den allergeringsten Leibes-Schmertzen bey bringen oder zufügen. Endlich/ als er mit Gewalt darzu bezwungen ward/ nam er daß Messer/ mit welchem er seine Hauß-Frau zerstümmeln solte/ und erstach denselben gewaltiger/ nathmals auch sich selbst/ der Tyrann aber ließ alsbald des Toden Hauß-Frau in Stück zuhauen/ doch aber hat er dabey eigendlich erfahren/ welch ein Hertzen-Bund die Liebe sey/ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/572
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/572>, abgerufen am 26.06.2024.