Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.in allem durchaus einen tapfferen Mann und rechtschaffenen Christlichen Helden erzeigt. Kein Mensch hat da hören/ noch vernehmen können/ daß er ein eintziges Ach oder Wehe gesagt/ viel weniger gejammert/ geweint/ noch geheulet hette/ noch auch mit Anklag/ dem Glück / oder Vnglück einige Schuld geben: Welches ihn auch nichts geholffen hette. Angefangen hat er/ mit GOtt seine Rechnung zu machen/ umb verzeihung seiner Sünden zu bitten: Dann er allein diese einige Wort stätigs wiederholet: HERR erbarm dich: HERR erbarmt dich. O armer Andronice, der du so viel leiden müssen! O seliger Andronice, der du es gedultig gelitten und übertragen/ auch erkennet hast/ daß die Sünden also müssen außgesöhnt und gebüst werden. Es hat aber das wütige Volck/ nach dem er schon bey den Füssen auffgehänckt/ ihme noch nicht verschonet/ so lange ein Leben in ihme gewesen: Das gestutzte Röcklein haben sie Ihme von Leib weggerissen/ mit gespielt/ wie der Hund mit der Katzen/ dasselb zerlumpt / daß kein Trumb beym andern blieben. Ein frecher und toller Gesell wischs herfür / und sticht ihn mit den Schwerdt durch den Bauch/ biß auffs Ingeweid hinein. Zween andere haben ihre Wehren an ihme probirt/ welche schärffer seyn möchte / haben also mit Macht bey der Hände ihre Wehren rücklings durch seinen Leib gestochen. Allda der armselige Käyser seine gestümmelte rechte in allem durchaus einen tapfferen Mann und rechtschaffenen Christlichen Helden erzeigt. Kein Mensch hat da hören/ noch vernehmen können/ daß er ein eintziges Ach oder Wehe gesagt/ viel weniger gejammert/ geweint/ noch geheulet hette/ noch auch mit Anklag/ dem Glück / oder Vnglück einige Schuld geben: Welches ihn auch nichts geholffen hette. Angefangen hat er/ mit GOtt seine Rechnung zu machen/ umb verzeihung seiner Sünden zu bitten: Dann er allein diese einige Wort stätigs wiederholet: HERR erbarm dich: HERR erbarmt dich. O armer Andronice, der du so viel leiden müssen! O seliger Andronice, der du es gedultig gelitten und übertragen/ auch erkennet hast/ daß die Sünden also müssen außgesöhnt und gebüst werden. Es hat aber das wütige Volck/ nach dem er schon bey den Füssen auffgehänckt/ ihme noch nicht verschonet/ so lange ein Leben in ihme gewesen: Das gestutzte Röcklein haben sie Ihme von Leib weggerissen/ mit gespielt/ wie der Hund mit der Katzen/ dasselb zerlumpt / daß kein Trumb beym andern blieben. Ein frecher und toller Gesell wischs herfür / und sticht ihn mit den Schwerdt durch den Bauch/ biß auffs Ingeweid hinein. Zween andere haben ihre Wehren an ihme probirt/ welche schärffer seyn möchte / haben also mit Macht bey der Hände ihre Wehrẽ rücklings durch seinen Leib gestochen. Allda der armselige Käyser seine gestümmelte rechte <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0606" n="586"/> in allem durchaus einen tapfferen Mann und rechtschaffenen Christlichen Helden erzeigt. Kein Mensch hat da hören/ noch vernehmen können/ daß er ein eintziges Ach oder Wehe gesagt/ viel weniger gejammert/ geweint/ noch geheulet hette/ noch auch mit Anklag/ dem Glück / oder Vnglück einige Schuld geben: Welches ihn auch nichts geholffen hette. Angefangen hat er/ mit GOtt seine Rechnung zu machen/ umb verzeihung seiner Sünden zu bitten: Dann er allein diese einige Wort stätigs wiederholet: HERR erbarm dich: HERR erbarmt dich.</p> <p>O armer Andronice, der du so viel leiden müssen! O seliger Andronice, der du es gedultig gelitten und übertragen/ auch erkennet hast/ daß die Sünden also müssen außgesöhnt und gebüst werden. Es hat aber das wütige Volck/ nach dem er schon bey den Füssen auffgehänckt/ ihme noch nicht verschonet/ so lange ein Leben in ihme gewesen: Das gestutzte Röcklein haben sie Ihme von Leib weggerissen/ mit gespielt/ wie der Hund mit der Katzen/ dasselb zerlumpt / daß kein Trumb beym andern blieben. Ein frecher und toller Gesell wischs herfür / und sticht ihn mit den Schwerdt durch den Bauch/ biß auffs Ingeweid hinein. Zween andere haben ihre Wehren an ihme probirt/ welche schärffer seyn möchte / haben also mit Macht bey der Hände ihre Wehrẽ rücklings durch seinen Leib gestochen. Allda der armselige Käyser seine gestümmelte rechte </p> </div> </body> </text> </TEI> [586/0606]
in allem durchaus einen tapfferen Mann und rechtschaffenen Christlichen Helden erzeigt. Kein Mensch hat da hören/ noch vernehmen können/ daß er ein eintziges Ach oder Wehe gesagt/ viel weniger gejammert/ geweint/ noch geheulet hette/ noch auch mit Anklag/ dem Glück / oder Vnglück einige Schuld geben: Welches ihn auch nichts geholffen hette. Angefangen hat er/ mit GOtt seine Rechnung zu machen/ umb verzeihung seiner Sünden zu bitten: Dann er allein diese einige Wort stätigs wiederholet: HERR erbarm dich: HERR erbarmt dich.
O armer Andronice, der du so viel leiden müssen! O seliger Andronice, der du es gedultig gelitten und übertragen/ auch erkennet hast/ daß die Sünden also müssen außgesöhnt und gebüst werden. Es hat aber das wütige Volck/ nach dem er schon bey den Füssen auffgehänckt/ ihme noch nicht verschonet/ so lange ein Leben in ihme gewesen: Das gestutzte Röcklein haben sie Ihme von Leib weggerissen/ mit gespielt/ wie der Hund mit der Katzen/ dasselb zerlumpt / daß kein Trumb beym andern blieben. Ein frecher und toller Gesell wischs herfür / und sticht ihn mit den Schwerdt durch den Bauch/ biß auffs Ingeweid hinein. Zween andere haben ihre Wehren an ihme probirt/ welche schärffer seyn möchte / haben also mit Macht bey der Hände ihre Wehrẽ rücklings durch seinen Leib gestochen. Allda der armselige Käyser seine gestümmelte rechte
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/606>, abgerufen am 18.06.2024. |