Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Christo allein untergeben. Als nun in der Haupt-Kirche ein öffentliches Gebet alldar/ dieses Inhalts geschehen war/ gehet gedachter Alt-Vater auff dem Kirchhofe/ da das meiste Volck fürüber gieng/ hub seine Augen/ Händ und Hertz seufftzende gen Himmel/ und bath ihm zu offenbahren/ ob es unter den hauffen auch viel solcher geistlichen Jungfrauen geben möchte? da war ihm in Gesichte vorkommen/ wie mehrentheils Bürgers Töchter und Jungfrauen eine güldene Schnur in Händen gehabt/ da das andere Theil oder Ort derselben die heiligen Engel denen Jungen Gesellen und Bürgers Söhnen in die Hand gegeben/ und hetten dieselbigen heiligen Engel sich dessen gleich gefreuet/ daraus dieser fromme Altvater verstanden/ daß man nicht allein/ im Jungfrauenstande/ sondern auch in Ehelichen Leben Gott dienen und gefallen könte/ und daß die lieben Engel in denselben Diensten und Zusammenbringung so wol geschefftig weren/ als in Einweyung geistlicher Personen/ daraus ein jeder schliessen soll/ daß sein Stand/ da er in der Furcht Gottes einen Christo allein untergeben. Als nun in der Haupt-Kirche ein öffentliches Gebet alldar/ dieses Inhalts geschehen war/ gehet gedachter Alt-Vater auff dem Kirchhofe/ da das meiste Volck fürüber gieng/ hub seine Augen/ Händ und Hertz seufftzende gen Himmel/ und bath ihm zu offenbahren/ ob es unter den hauffen auch viel solcher geistlichen Jungfrauen geben möchte? da war ihm in Gesichte vorkommen/ wie mehrentheils Bürgers Töchter und Jungfrauen eine güldene Schnur in Händen gehabt/ da das andere Theil oder Ort derselben die heiligen Engel denen Jungen Gesellen und Bürgers Söhnen in die Hand gegeben/ und hetten dieselbigen heiligen Engel sich dessen gleich gefreuet/ daraus dieser fromme Altvater verstanden/ daß man nicht allein/ im Jungfrauenstande/ sondern auch in Ehelichen Leben Gott dienen und gefallen könte/ und daß die lieben Engel in denselben Diensten und Zusammenbringung so wol geschefftig weren/ als in Einweyung geistlicher Personen/ daraus ein jeder schliessen soll/ daß sein Stand/ da er in der Furcht Gottes einen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0063" n="43"/> Christo allein untergeben. Als nun in der Haupt-Kirche ein öffentliches Gebet alldar/ dieses Inhalts geschehen war/ gehet gedachter Alt-Vater auff dem Kirchhofe/ da das meiste Volck fürüber gieng/ hub seine Augen/ Händ und Hertz seufftzende gen Himmel/ und bath ihm zu offenbahren/ ob es unter den hauffen auch viel solcher geistlichen Jungfrauen geben möchte? da war ihm in Gesichte vorkommen/ wie mehrentheils Bürgers Töchter und Jungfrauen eine güldene Schnur in Händen gehabt/ da das andere Theil oder Ort derselben die heiligen Engel denen Jungen Gesellen und Bürgers Söhnen in die Hand gegeben/ und hetten dieselbigen heiligen Engel sich dessen gleich gefreuet/ daraus dieser fromme Altvater verstanden/ daß man nicht allein/ im Jungfrauenstande/ sondern auch in Ehelichen Leben Gott dienen und gefallen könte/ und daß die lieben Engel in denselben Diensten und Zusammenbringung so wol geschefftig weren/ als in Einweyung geistlicher Personen/ daraus ein jeder schliessen soll/ daß sein Stand/ da er in der Furcht Gottes einen </p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0063]
Christo allein untergeben. Als nun in der Haupt-Kirche ein öffentliches Gebet alldar/ dieses Inhalts geschehen war/ gehet gedachter Alt-Vater auff dem Kirchhofe/ da das meiste Volck fürüber gieng/ hub seine Augen/ Händ und Hertz seufftzende gen Himmel/ und bath ihm zu offenbahren/ ob es unter den hauffen auch viel solcher geistlichen Jungfrauen geben möchte? da war ihm in Gesichte vorkommen/ wie mehrentheils Bürgers Töchter und Jungfrauen eine güldene Schnur in Händen gehabt/ da das andere Theil oder Ort derselben die heiligen Engel denen Jungen Gesellen und Bürgers Söhnen in die Hand gegeben/ und hetten dieselbigen heiligen Engel sich dessen gleich gefreuet/ daraus dieser fromme Altvater verstanden/ daß man nicht allein/ im Jungfrauenstande/ sondern auch in Ehelichen Leben Gott dienen und gefallen könte/ und daß die lieben Engel in denselben Diensten und Zusammenbringung so wol geschefftig weren/ als in Einweyung geistlicher Personen/ daraus ein jeder schliessen soll/ daß sein Stand/ da er in der Furcht Gottes einen
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