Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.329. Wie wir Teutschen frembde reden wollen und offt eindölpeln. HEutiges Tages befleißigen sich die Teutschen dahin/ wie sie ihrer uhralten edler teutschen Namen nur loß werden könten/ und neue Frantzösische / Italiänische/ Hebreische/ Griechische/ Namen/ überkommen mögen. Und wie mancher wolte sich gern verschwören/ daß er kein Teutscher were/ wann ihn nur nicht/ wie Petrum, seine eigene Sprach verriethe. Und meldek ein Autor die Ursachen/ warumb die alten Teutschen Namen abkommen seyen/ er ist/ auch im angehenden/ mit den teutschen Poeten nicht zu frieden/ daß sie ihren Vulschafften/ und Vielgeliebten/ so frembde Heydnische Namen geben/ als wann unsere teutsche Sprach auch solcher teutschen Namen nit vermöglich were/ und sey es eine schlechte entschuldigung/ wann mann die Gewohnheit/ und den Gebrauch für ein Deck-Mäntelein anziehen und gebrauchen wolle. Dann solches vielmehr ein Mißbrauch/ und Ungewohnheit zu nennen. Mit den Zunahmen gehe es gleicher 329. Wie wir Teutschen frembde reden wollen und offt eindölpeln. HEutiges Tages befleißigen sich die Teutschen dahin/ wie sie ihrer uhralten edler teutschen Namen nur loß werden könten/ und neue Frantzösische / Italiänische/ Hebreische/ Griechische/ Namen/ überkommen mögen. Und wie mancher wolte sich gern verschwören/ daß er kein Teutscher were/ wann ihn nur nicht/ wie Petrum, seine eigene Sprach verriethe. Und meldek ein Autor die Ursachen/ warumb die alten Teutschen Namen abkommen seyen/ er ist/ auch im angehenden/ mit den teutschen Poeten nicht zu frieden/ daß sie ihren Vulschafften/ und Vielgeliebten/ so frembde Heydnische Namen geben/ als wann unsere teutsche Sprach auch solcher teutschen Namen nit vermöglich were/ und sey es eine schlechte entschuldigung/ wann mann die Gewohnheit/ und den Gebrauch für ein Deck-Mäntelein anziehen und gebrauchen wolle. Dann solches vielmehr ein Mißbrauch/ und Ungewohnheit zu nennen. Mit den Zunahmen gehe es gleicher <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0661" n="641"/> <head>329.</head> <argument> <p>Wie wir Teutschen frembde reden wollen und offt eindölpeln.</p> </argument> <p>HEutiges Tages befleißigen sich die Teutschen dahin/ wie sie ihrer uhralten edler teutschen Namen nur loß werden könten/ und neue Frantzösische / Italiänische/ Hebreische/ Griechische/ Namen/ überkommen mögen. Und wie mancher wolte sich gern verschwören/ daß er kein Teutscher were/ wann ihn nur nicht/ wie Petrum, seine eigene Sprach verriethe. Und meldek ein Autor die Ursachen/ warumb die alten Teutschen Namen abkommen seyen/ er ist/ auch im angehenden/ mit den teutschen Poeten nicht zu frieden/ daß sie ihren Vulschafften/ und Vielgeliebten/ so frembde Heydnische Namen geben/ als wann unsere teutsche Sprach auch solcher teutschen Namen nit vermöglich were/ und sey es eine schlechte entschuldigung/ wann mann die Gewohnheit/ und den Gebrauch für ein Deck-Mäntelein anziehen und gebrauchen wolle. Dann solches vielmehr ein Mißbrauch/ und Ungewohnheit zu nennen. Mit den Zunahmen gehe es gleicher </p> </div> </body> </text> </TEI> [641/0661]
329. Wie wir Teutschen frembde reden wollen und offt eindölpeln.
HEutiges Tages befleißigen sich die Teutschen dahin/ wie sie ihrer uhralten edler teutschen Namen nur loß werden könten/ und neue Frantzösische / Italiänische/ Hebreische/ Griechische/ Namen/ überkommen mögen. Und wie mancher wolte sich gern verschwören/ daß er kein Teutscher were/ wann ihn nur nicht/ wie Petrum, seine eigene Sprach verriethe. Und meldek ein Autor die Ursachen/ warumb die alten Teutschen Namen abkommen seyen/ er ist/ auch im angehenden/ mit den teutschen Poeten nicht zu frieden/ daß sie ihren Vulschafften/ und Vielgeliebten/ so frembde Heydnische Namen geben/ als wann unsere teutsche Sprach auch solcher teutschen Namen nit vermöglich were/ und sey es eine schlechte entschuldigung/ wann mann die Gewohnheit/ und den Gebrauch für ein Deck-Mäntelein anziehen und gebrauchen wolle. Dann solches vielmehr ein Mißbrauch/ und Ungewohnheit zu nennen. Mit den Zunahmen gehe es gleicher
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/661>, abgerufen am 26.06.2024. |