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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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ZEuxes/ so vor alten Zeiten unter den Mahlern der berühmteste gewesen/ ist über die massen lang ob seiner Arbeit gesessen/ also daß man sagte/ es stünde einem so trefflichen Künstler nicht wol an/ sich so lang in seinen Stücken auffzuhalten. Vnd da er deßhalben befragt worden/ warumb er alles auff allen Seiten/ so genau/ mit so viel Schattierungen gar zu fleissig außgemahlet; und woher doch seine Hand und Pensel/ so verdrüssig und langsam weren? Hat er darauff geantwortet: Ich mahle wol langsamb/ aber ich mahle daß es auch lang soll wehren: Ich mahle der Ewigkeit.

1. Also auch wir alle mahlen der Ewigkeit/ darumb last uns langsam mahlen/ das ist/ unser Leben klüglich/ bedachtsam und wol führen.

2. Das ist aber nicht also zu verstehen/ als ob wir langsam solten Busse thun / langsam anfahen zu glauben/ das Gebet weit hinaus und auff die lange Banck schieben. Nein. Langsam zum Zorn/ langsam zur Rache/ langsam zu allen Sünden sollen wir seyn/ und dieselben vermeiden/ wo wir nur können und wissen.

ZEuxes/ so vor alten Zeiten unter den Mahlern der berühmteste gewesen/ ist über die massen lang ob seiner Arbeit gesessen/ also daß man sagte/ es stünde einem so trefflichen Künstler nicht wol an/ sich so lang in seinen Stücken auffzuhalten. Vnd da er deßhalben befragt worden/ warumb er alles auff allen Seiten/ so genau/ mit so viel Schattierungen gar zu fleissig außgemahlet; und woher doch seine Hand und Pensel/ so verdrüssig und langsam weren? Hat er darauff geantwortet: Ich mahle wol langsamb/ aber ich mahle daß es auch lang soll wehren: Ich mahle der Ewigkeit.

1. Also auch wir alle mahlen der Ewigkeit/ darumb last uns langsam mahlen/ das ist/ unser Leben klüglich/ bedachtsam und wol führen.

2. Das ist aber nicht also zu verstehen/ als ob wir langsam solten Busse thun / langsam anfahen zu glauben/ das Gebet weit hinaus und auff die lange Banck schieben. Nein. Langsam zum Zorn/ langsam zur Rache/ langsam zu allen Sünden sollen wir seyn/ und dieselben vermeiden/ wo wir nur können und wissen.

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[741/0761] ZEuxes/ so vor alten Zeiten unter den Mahlern der berühmteste gewesen/ ist über die massen lang ob seiner Arbeit gesessen/ also daß man sagte/ es stünde einem so trefflichen Künstler nicht wol an/ sich so lang in seinen Stücken auffzuhalten. Vnd da er deßhalben befragt worden/ warumb er alles auff allen Seiten/ so genau/ mit so viel Schattierungen gar zu fleissig außgemahlet; und woher doch seine Hand und Pensel/ so verdrüssig und langsam weren? Hat er darauff geantwortet: Ich mahle wol langsamb/ aber ich mahle daß es auch lang soll wehren: Ich mahle der Ewigkeit. 1. Also auch wir alle mahlen der Ewigkeit/ darumb last uns langsam mahlen/ das ist/ unser Leben klüglich/ bedachtsam und wol führen. 2. Das ist aber nicht also zu verstehen/ als ob wir langsam solten Busse thun / langsam anfahen zu glauben/ das Gebet weit hinaus und auff die lange Banck schieben. Nein. Langsam zum Zorn/ langsam zur Rache/ langsam zu allen Sünden sollen wir seyn/ und dieselben vermeiden/ wo wir nur können und wissen.

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 741. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/761>, abgerufen am 16.07.2024.