Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.389. Eine Mutter vermahnet ihren Sohn/ der sterben soll/ zur Beständigkeit. SImphorianus ein Christlicher Jüngling/ der nicht geringe Marter und Metzgerey außgestanden/ als er jetzo den letzten Strauß solte außstehen/ zu Augustodun, ist ihme die Mutter auff dem Weg begegnet/ mit eingerichten Haupt und Haar / mit bedeckter Brust ohn alles Weinen/ und Weibisch Heulen/ wie einer rechten Christlichen Matron/ und dapffren Helden wol angestanden: Sohn/ sprach sie mit lauter Stimm/ mein Sohn/ gedencke an das ewige Leben/ schaue den Himmel an / und den/ der da selbst regiert: Das Leben wird dir nicht genommen/ sondern umb ein bessers vertauschet. Durch diese Mütterliche/ Stimm ist der Jüngling also hertzhafft worden/ daß er den Halß zum Schwerdt mit frölicher Beständigkeit dargereicht. 1. Diese Mutter hat nicht allein Mutter Stell/ sondern auch Priesters Stell bey ihrem Sterbenden Sohn verereten/ und ist weit besser gethan gewesen/ als wenn sie ihn mit Weinen und Haarrauffen weich und zum Tode feige gemacht. 389. Eine Mutter vermahnet ihren Sohn/ der sterben soll/ zur Beständigkeit. SImphorianus ein Christlicher Jüngling/ der nicht geringe Marter und Metzgerey außgestanden/ als er jetzo den letzten Strauß solte außstehen/ zu Augustodun, ist ihme die Mutter auff dem Weg begegnet/ mit eingerichten Haupt und Haar / mit bedeckter Brust ohn alles Weinen/ und Weibisch Heulen/ wie einer rechten Christlichen Matron/ und dapffren Helden wol angestanden: Sohn/ sprach sie mit lauter Stimm/ mein Sohn/ gedencke an das ewige Leben/ schaue den Himmel an / und den/ der da selbst regiert: Das Leben wird dir nicht genommen/ sondern umb ein bessers vertauschet. Durch diese Mütterliche/ Stimm ist der Jüngling also hertzhafft worden/ daß er den Halß zum Schwerdt mit frölicher Beständigkeit dargereicht. 1. Diese Mutter hat nicht allein Mutter Stell/ sondern auch Priesters Stell bey ihrem Sterbenden Sohn verereten/ und ist weit besser gethan gewesen/ als wenn sie ihn mit Weinen und Haarrauffen weich und zum Tode feige gemacht. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0762" n="742"/> <p>389.</p> <p>Eine Mutter vermahnet ihren Sohn/ der sterben soll/ zur Beständigkeit.</p> <p>SImphorianus ein Christlicher Jüngling/ der nicht geringe Marter und Metzgerey außgestanden/ als er jetzo den letzten Strauß solte außstehen/ zu Augustodun, ist ihme die Mutter auff dem Weg begegnet/ mit eingerichten Haupt und Haar / mit bedeckter Brust ohn alles Weinen/ und Weibisch Heulen/ wie einer rechten Christlichen Matron/ und dapffren Helden wol angestanden: Sohn/ sprach sie mit lauter Stimm/ mein Sohn/ gedencke an das ewige Leben/ schaue den Himmel an / und den/ der da selbst regiert: Das Leben wird dir nicht genommen/ sondern umb ein bessers vertauschet. Durch diese Mütterliche/ Stimm ist der Jüngling also hertzhafft worden/ daß er den Halß zum Schwerdt mit frölicher Beständigkeit dargereicht.</p> <p>1. Diese Mutter hat nicht allein Mutter Stell/ sondern auch Priesters Stell bey ihrem Sterbenden Sohn verereten/ und ist weit besser gethan gewesen/ als wenn sie ihn mit Weinen und Haarrauffen weich und zum Tode feige gemacht.</p> </div> </body> </text> </TEI> [742/0762]
389.
Eine Mutter vermahnet ihren Sohn/ der sterben soll/ zur Beständigkeit.
SImphorianus ein Christlicher Jüngling/ der nicht geringe Marter und Metzgerey außgestanden/ als er jetzo den letzten Strauß solte außstehen/ zu Augustodun, ist ihme die Mutter auff dem Weg begegnet/ mit eingerichten Haupt und Haar / mit bedeckter Brust ohn alles Weinen/ und Weibisch Heulen/ wie einer rechten Christlichen Matron/ und dapffren Helden wol angestanden: Sohn/ sprach sie mit lauter Stimm/ mein Sohn/ gedencke an das ewige Leben/ schaue den Himmel an / und den/ der da selbst regiert: Das Leben wird dir nicht genommen/ sondern umb ein bessers vertauschet. Durch diese Mütterliche/ Stimm ist der Jüngling also hertzhafft worden/ daß er den Halß zum Schwerdt mit frölicher Beständigkeit dargereicht.
1. Diese Mutter hat nicht allein Mutter Stell/ sondern auch Priesters Stell bey ihrem Sterbenden Sohn verereten/ und ist weit besser gethan gewesen/ als wenn sie ihn mit Weinen und Haarrauffen weich und zum Tode feige gemacht.
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