Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.det er die Thüren verschlossen/ die Siegel unversehret/ aber die Geldkasten etwas leerer: Verwundert sich höchlich / wie es zugehe. Endlich/ weil solches offte geschiehet/ läst er Fallstricke machen/ und stellet sie für die Kasten Als nun die Diebe wieder kommen/ und einer aus ihnen hineinsteiget/ wird er beym Kasten gefangen: Rufft demnach seinen Bruder/ zeiget ihm seinen übeln Zustand an/ und vermahnet ihm er wolle doch zu ihm hinein steigen/ und ihm das Haupt ablösen/ damit er nicht erkant werde/ auch er selber nicht umb sein Leben komme welches der ander gethan / hernach wieder herausgestiegen/ und den todten Kopff seines Bruders mit sich anheim genommen. Da der Tag anbricht/ gehet der König in die Schatz-Kammer / findet zwar den Vogel/ aber ohne Kopff/ in den Fallstricken/ kan auch keinen Ein- oder Ausgang spüren/ verwundert sich noch mehr. Läst den Dieb ohne Häupt auff die Stadtmauren hencken und bewachen. Der Bruder kan solche Schmach übel sehen. Beladet derwegen etliche Esel mit vollen Wein-Lägeln/ und treibet sie an den Ort/ da die Wächter sassen; Löset heimlich etlichen Lägeln die Reiffen ab / daß der Wein dahin läufft: Stehet traurig/ räuffet sich bey den Haaren/ und stellet sich/ als wüste er nicht/ zu welchem Lägeln er am ersten sich wenden solte. Die Wächter lauffen hinzu/ halten ihre Gefässe unter/ und sauf- det er die Thüren verschlossen/ die Siegel unversehret/ aber die Geldkasten etwas leerer: Verwundert sich höchlich / wie es zugehe. Endlich/ weil solches offte geschiehet/ läst er Fallstricke machen/ und stellet sie für die Kasten Als nun die Diebe wieder kommen/ und einer aus ihnen hineinsteiget/ wird er beym Kasten gefangen: Rufft demnach seinen Bruder/ zeiget ihm seinen übeln Zustand an/ und vermahnet ihm er wolle doch zu ihm hinein steigen/ und ihm das Haupt ablösen/ damit er nicht erkant werde/ auch er selber nicht umb sein Leben komme welches der ander gethan / hernach wieder herausgestiegen/ und den todten Kopff seines Bruders mit sich anheim genommen. Da der Tag anbricht/ gehet der König in die Schatz-Kammer / findet zwar den Vogel/ aber ohne Kopff/ in den Fallstricken/ kan auch keinen Ein- oder Ausgang spüren/ verwundert sich noch mehr. Läst den Dieb ohne Häupt auff die Stadtmauren hencken und bewachen. Der Bruder kan solche Schmach übel sehen. Beladet derwegen etliche Esel mit vollen Wein-Lägeln/ und treibet sie an den Ort/ da die Wächter sassen; Löset heimlich etlichen Lägeln die Reiffen ab / daß der Wein dahin läufft: Stehet traurig/ räuffet sich bey den Haaren/ und stellet sich/ als wüste er nicht/ zu welchem Lägeln er am ersten sich wenden solte. Die Wächter lauffen hinzu/ halten ihre Gefässe unter/ und sauf- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0794" n="774"/> det er die Thüren verschlossen/ die Siegel unversehret/ aber die Geldkasten etwas leerer: Verwundert sich höchlich / wie es zugehe. Endlich/ weil solches offte geschiehet/ läst er Fallstricke machen/ und stellet sie für die Kasten Als nun die Diebe wieder kommen/ und einer aus ihnen hineinsteiget/ wird er beym Kasten gefangen: Rufft demnach seinen Bruder/ zeiget ihm seinen übeln Zustand an/ und vermahnet ihm er wolle doch zu ihm hinein steigen/ und ihm das Haupt ablösen/ damit er nicht erkant werde/ auch er selber nicht umb sein Leben komme welches der ander gethan / hernach wieder herausgestiegen/ und den todten Kopff seines Bruders mit sich anheim genommen. Da der Tag anbricht/ gehet der König in die Schatz-Kammer / findet zwar den Vogel/ aber ohne Kopff/ in den Fallstricken/ kan auch keinen Ein- oder Ausgang spüren/ verwundert sich noch mehr. Läst den Dieb ohne Häupt auff die Stadtmauren hencken und bewachen. Der Bruder kan solche Schmach übel sehen. Beladet derwegen etliche Esel mit vollen Wein-Lägeln/ und treibet sie an den Ort/ da die Wächter sassen; Löset heimlich etlichen Lägeln die Reiffen ab / daß der Wein dahin läufft: Stehet traurig/ räuffet sich bey den Haaren/ und stellet sich/ als wüste er nicht/ zu welchem Lägeln er am ersten sich wenden solte. Die Wächter lauffen hinzu/ halten ihre Gefässe unter/ und sauf- </p> </div> </body> </text> </TEI> [774/0794]
det er die Thüren verschlossen/ die Siegel unversehret/ aber die Geldkasten etwas leerer: Verwundert sich höchlich / wie es zugehe. Endlich/ weil solches offte geschiehet/ läst er Fallstricke machen/ und stellet sie für die Kasten Als nun die Diebe wieder kommen/ und einer aus ihnen hineinsteiget/ wird er beym Kasten gefangen: Rufft demnach seinen Bruder/ zeiget ihm seinen übeln Zustand an/ und vermahnet ihm er wolle doch zu ihm hinein steigen/ und ihm das Haupt ablösen/ damit er nicht erkant werde/ auch er selber nicht umb sein Leben komme welches der ander gethan / hernach wieder herausgestiegen/ und den todten Kopff seines Bruders mit sich anheim genommen. Da der Tag anbricht/ gehet der König in die Schatz-Kammer / findet zwar den Vogel/ aber ohne Kopff/ in den Fallstricken/ kan auch keinen Ein- oder Ausgang spüren/ verwundert sich noch mehr. Läst den Dieb ohne Häupt auff die Stadtmauren hencken und bewachen. Der Bruder kan solche Schmach übel sehen. Beladet derwegen etliche Esel mit vollen Wein-Lägeln/ und treibet sie an den Ort/ da die Wächter sassen; Löset heimlich etlichen Lägeln die Reiffen ab / daß der Wein dahin läufft: Stehet traurig/ räuffet sich bey den Haaren/ und stellet sich/ als wüste er nicht/ zu welchem Lägeln er am ersten sich wenden solte. Die Wächter lauffen hinzu/ halten ihre Gefässe unter/ und sauf-
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