Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Vngemach dieselbe trennen kan. Ach mein trauthertziges Blut/ habe ich dich/ oder träumet es mich/ oder bin ich meiner Sinne entsetzet? QHonigsüsse Liebe/ aber/ ach weh der kurtzen und schnellen Stunden! Ach du feindseelige Nacht/ warumb fleuchstu so bald? Hat mich doch mein Tage keine Nacht kürtzer gedaucht/ als diese/ und erzehleten also einander nach der länge ihre sehnliche Hertzen-Begierde/ und sassen also in züchtiger reiner Liebe die gantze lange Nacht beyeinander/ daß die Jungfrau sich vernehmen ließ/ sie gläubet nicht/ daß eine lustigere und frölichere Nacht jemals gewesen were/ ausgenommen diese/ darinn Pariß seine geraubte Helenam uff dem Schiffen weggeführet hette/ ja diese Nacht war ihnen beyden so lieblich/ daß auch er sich vernehmen ließ: Es könte kaum so ein lieblich Leben zwischen dem GOtt Marte, und der Göttin Venere gewesen seyn/ und sprach weiter: O du auß bündige aller Edelste Leonora/ warumb solte ich mich dir nicht ergeben? Solte ich dir meinen Leib nicht vertrauen? Vnd was andere Reden mehr waren/ welche hier zu erzehlen zu lang würde. Da sie nun von einander scheiden solten/ da gab es nasse Augen und hertzliches Vmbfangen/ denn sie Zeit auch nun fast verlauffen war/ dast der Käyser auffbrach. Künfftigen Morgen schrieb sie ihm/ und begerte / er wolte sie mit sich nehmen/ dann schrieb sie/ was wolte ich arme Vngemach dieselbe trennen kan. Ach mein trauthertziges Blut/ habe ich dich/ oder träumet es mich/ oder bin ich meiner Sinne entsetzet? QHonigsüsse Liebe/ aber/ ach weh der kurtzen und schnellen Stunden! Ach du feindseelige Nacht/ warumb fleuchstu so bald? Hat mich doch mein Tage keine Nacht kürtzer gedaucht/ als diese/ und erzehleten also einander nach der länge ihre sehnliche Hertzen-Begierde/ und sassen also in züchtiger reiner Liebe die gantze lange Nacht beyeinander/ daß die Jungfrau sich vernehmen ließ/ sie gläubet nicht/ daß eine lustigere uñ frölichere Nacht jemals gewesen were/ ausgenommen diese/ darinn Pariß seine geraubte Helenam uff dem Schiffen weggeführet hette/ ja diese Nacht war ihnen beyden so lieblich/ daß auch er sich vernehmen ließ: Es könte kaum so ein lieblich Leben zwischen dem GOtt Marte, und der Göttin Venere gewesen seyn/ und sprach weiter: O du auß bündige aller Edelste Leonora/ warumb solte ich mich dir nicht ergeben? Solte ich dir meinen Leib nicht vertrauen? Vnd was andere Reden mehr waren/ welche hier zu erzehlen zu lang würde. Da sie nun von einander scheiden solten/ da gab es nasse Augen und hertzliches Vmbfangen/ denn sie Zeit auch nun fast verlauffen war/ dast der Käyser auffbrach. Künfftigen Morgen schrieb sie ihm/ und begerte / er wolte sie mit sich nehmen/ dann schrieb sie/ was wolte ich arme <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0803" n="783"/> Vngemach dieselbe trennen kan. Ach mein trauthertziges Blut/ habe ich dich/ oder träumet es mich/ oder bin ich meiner Sinne entsetzet? QHonigsüsse Liebe/ aber/ ach weh der kurtzen und schnellen Stunden! Ach du feindseelige Nacht/ warumb fleuchstu so bald? Hat mich doch mein Tage keine Nacht kürtzer gedaucht/ als diese/ und erzehleten also einander nach der länge ihre sehnliche Hertzen-Begierde/ und sassen also in züchtiger reiner Liebe die gantze lange Nacht beyeinander/ daß die Jungfrau sich vernehmen ließ/ sie gläubet nicht/ daß eine lustigere uñ frölichere Nacht jemals gewesen were/ ausgenommen diese/ darinn Pariß seine geraubte Helenam uff dem Schiffen weggeführet hette/ ja diese Nacht war ihnen beyden so lieblich/ daß auch er sich vernehmen ließ: Es könte kaum so ein lieblich Leben zwischen dem GOtt Marte, und der Göttin Venere gewesen seyn/ und sprach weiter: O du auß bündige aller Edelste Leonora/ warumb solte ich mich dir nicht ergeben? Solte ich dir meinen Leib nicht vertrauen? Vnd was andere Reden mehr waren/ welche hier zu erzehlen zu lang würde. Da sie nun von einander scheiden solten/ da gab es nasse Augen und hertzliches Vmbfangen/ denn sie Zeit auch nun fast verlauffen war/ dast der Käyser auffbrach. Künfftigen Morgen schrieb sie ihm/ und begerte / er wolte sie mit sich nehmen/ dann schrieb sie/ was wolte ich arme </p> </div> </body> </text> </TEI> [783/0803]
Vngemach dieselbe trennen kan. Ach mein trauthertziges Blut/ habe ich dich/ oder träumet es mich/ oder bin ich meiner Sinne entsetzet? QHonigsüsse Liebe/ aber/ ach weh der kurtzen und schnellen Stunden! Ach du feindseelige Nacht/ warumb fleuchstu so bald? Hat mich doch mein Tage keine Nacht kürtzer gedaucht/ als diese/ und erzehleten also einander nach der länge ihre sehnliche Hertzen-Begierde/ und sassen also in züchtiger reiner Liebe die gantze lange Nacht beyeinander/ daß die Jungfrau sich vernehmen ließ/ sie gläubet nicht/ daß eine lustigere uñ frölichere Nacht jemals gewesen were/ ausgenommen diese/ darinn Pariß seine geraubte Helenam uff dem Schiffen weggeführet hette/ ja diese Nacht war ihnen beyden so lieblich/ daß auch er sich vernehmen ließ: Es könte kaum so ein lieblich Leben zwischen dem GOtt Marte, und der Göttin Venere gewesen seyn/ und sprach weiter: O du auß bündige aller Edelste Leonora/ warumb solte ich mich dir nicht ergeben? Solte ich dir meinen Leib nicht vertrauen? Vnd was andere Reden mehr waren/ welche hier zu erzehlen zu lang würde. Da sie nun von einander scheiden solten/ da gab es nasse Augen und hertzliches Vmbfangen/ denn sie Zeit auch nun fast verlauffen war/ dast der Käyser auffbrach. Künfftigen Morgen schrieb sie ihm/ und begerte / er wolte sie mit sich nehmen/ dann schrieb sie/ was wolte ich arme
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/803>, abgerufen am 16.07.2024. |