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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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Verlassene thun? Wo solte ich ruhen? Ich bliebe nicht zweene Tage bey Leben/ ich bitte euch durch euere gegebene Treu/ mich nicht hinter euch zu lassen/ nicht bitte ich/ daß ihr hier bleibet / nur daß ihr mich mit nehmet: Ihr thut auch meinen Eltern nicht unrecht daran / denn müssen sie doch ohne das mich verlassen/ wo ihr mich nichtmi neh mit/ so nimmet mich der Tod etc. Denn was die rechte Liebe sey/ befinden jhr zwey erst recht/ wann sie von einander scheiden sollen/ da schrieb er wiever: Ach du mein hertziges Hertz/ mein einiger Trost und liebstes Gemüt/ warumb solte ich euch Raubisch hinwegführen? Welchen grossen Kuminer würde ich euren Eltern erwecken? Zu deme/ diene ich dem Käyser/ solten wir also beede dem Hofe nachziehen/ so würde weder mir noch euch einerley Ruhe geschehen: Er bleibet nicht alle Wege so lange in einer Stadt/ als hie zu Senis/ Gesegne euch / Hertzliebe Leonora/ der getreue GOtt/ und behaltet Liebe/ und glaubet gewiß / daß das Feuer der Liebe bey mir nicht erlöschen soll/ und mir das scheiden so wol wehe thut/ als euch/ und zum Valet warff ein jedes nasse Augen an das ander/ denn/ sprach er/ was ist schmertzlichers/ als wenn zwey Gemüther/ so durch Liebe zusammen gefüget/ und vereiniget seyn/ scheiden sollen/ etc. Nach solchen Verlassen/ ward gedachte Leonora nicht mehr frölich gesehen/ konte auch durch keinerley Freude oder Schimpf

Verlassene thun? Wo solte ich ruhen? Ich bliebe nicht zweene Tage bey Leben/ ich bitte euch durch euere gegebene Treu/ mich nicht hinter euch zu lassen/ nicht bitte ich/ daß ihr hier bleibet / nur daß ihr mich mit nehmet: Ihr thut auch meinen Eltern nicht unrecht daran / denn müssen sie doch ohne das mich verlassen/ wo ihr mich nichtmi neh mit/ so nim̃et mich der Tod etc. Denn was die rechte Liebe sey/ befinden jhr zwey erst recht/ wann sie von einander scheiden sollen/ da schrieb er wiever: Ach du mein hertziges Hertz/ mein einiger Trost und liebstes Gemüt/ warumb solte ich euch Raubisch hinwegführen? Welchen grossen Kuminer würde ich euren Eltern erwecken? Zu deme/ diene ich dem Käyser/ solten wir also beede dem Hofe nachziehen/ so würde weder mir noch euch einerley Ruhe geschehen: Er bleibet nicht alle Wege so lange in einer Stadt/ als hie zu Senis/ Gesegne euch / Hertzliebe Leonora/ der getreue GOtt/ und behaltet Liebe/ und glaubet gewiß / daß das Feuer der Liebe bey mir nicht erlöschen soll/ und mir das scheiden so wol wehe thut/ als euch/ und zum Valet warff ein jedes nasse Augen an das ander/ denn/ sprach er/ was ist schmertzlichers/ als wenn zwey Gemüther/ so durch Liebe zusammen gefüget/ und vereiniget seyn/ scheiden sollen/ etc. Nach solchen Verlassen/ ward gedachte Leonora nicht mehr frölich gesehen/ konte auch durch keinerley Freude oder Schimpf

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Verlassene thun? Wo solte ich ruhen?                      Ich bliebe nicht zweene Tage bey Leben/ ich bitte euch durch euere gegebene                      Treu/ mich nicht hinter euch zu lassen/ nicht bitte ich/ daß ihr hier bleibet                     / nur daß ihr mich mit nehmet: Ihr thut auch meinen Eltern nicht unrecht daran /                      denn müssen sie doch ohne das mich verlassen/ wo ihr mich nichtmi neh mit/ so                      nim&#x0303;et mich der Tod etc. Denn was die rechte Liebe sey/ befinden jhr                      zwey erst recht/ wann sie von einander scheiden sollen/ da schrieb er wiever:                      Ach du mein hertziges Hertz/ mein einiger Trost und liebstes Gemüt/ warumb                      solte ich euch Raubisch hinwegführen? Welchen grossen Kuminer würde ich euren                      Eltern erwecken? Zu deme/ diene ich dem Käyser/ solten wir also beede dem Hofe                      nachziehen/ so würde weder mir noch euch einerley Ruhe geschehen: Er bleibet                      nicht alle Wege so lange in einer Stadt/ als hie zu Senis/ Gesegne euch /                      Hertzliebe Leonora/ der getreue GOtt/ und behaltet Liebe/ und glaubet gewiß /                      daß das Feuer der Liebe bey mir nicht erlöschen soll/ und mir das scheiden so                      wol wehe thut/ als euch/ und zum Valet warff ein jedes nasse Augen an das                      ander/ denn/ sprach er/ was ist schmertzlichers/ als wenn zwey Gemüther/ so                      durch Liebe zusammen gefüget/ und vereiniget seyn/ scheiden sollen/ etc. Nach                      solchen Verlassen/ ward gedachte Leonora nicht mehr frölich gesehen/ konte                      auch durch keinerley Freude oder Schimpf
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[784/0804] Verlassene thun? Wo solte ich ruhen? Ich bliebe nicht zweene Tage bey Leben/ ich bitte euch durch euere gegebene Treu/ mich nicht hinter euch zu lassen/ nicht bitte ich/ daß ihr hier bleibet / nur daß ihr mich mit nehmet: Ihr thut auch meinen Eltern nicht unrecht daran / denn müssen sie doch ohne das mich verlassen/ wo ihr mich nichtmi neh mit/ so nim̃et mich der Tod etc. Denn was die rechte Liebe sey/ befinden jhr zwey erst recht/ wann sie von einander scheiden sollen/ da schrieb er wiever: Ach du mein hertziges Hertz/ mein einiger Trost und liebstes Gemüt/ warumb solte ich euch Raubisch hinwegführen? Welchen grossen Kuminer würde ich euren Eltern erwecken? Zu deme/ diene ich dem Käyser/ solten wir also beede dem Hofe nachziehen/ so würde weder mir noch euch einerley Ruhe geschehen: Er bleibet nicht alle Wege so lange in einer Stadt/ als hie zu Senis/ Gesegne euch / Hertzliebe Leonora/ der getreue GOtt/ und behaltet Liebe/ und glaubet gewiß / daß das Feuer der Liebe bey mir nicht erlöschen soll/ und mir das scheiden so wol wehe thut/ als euch/ und zum Valet warff ein jedes nasse Augen an das ander/ denn/ sprach er/ was ist schmertzlichers/ als wenn zwey Gemüther/ so durch Liebe zusammen gefüget/ und vereiniget seyn/ scheiden sollen/ etc. Nach solchen Verlassen/ ward gedachte Leonora nicht mehr frölich gesehen/ konte auch durch keinerley Freude oder Schimpf

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/804>, abgerufen am 02.06.2024.