Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.deß Königs Sohn zu Rom heimliche Liebe in seinem Hertzen gegen ihr / daß er auch überall Gelegenheit suchet/ wie er ihrer Liebe geniessen und theilhafftig werden möchte. Als er aber vernimmet/ daß der Collatinus ihr lieber Hauß-Wirth verreiset/ und dieselbe Nacht nicht wieder heim kommen könte / da kömpt er gegen Abend/ als ein Gast/ frölich in jhr Hauß geritten/ die züchtige Frau empfänget ihn mit grosser Reverentz züchtig und schöne/ wie ihr denn auch gegen deß Königes Sohne wol gebührte/ und beweisete ihm Zucht und Ehre nach höchstem Vermögen/ wuste aber nicht/ was er als ein junger freudiger Held im Sinne hatte. Als aber nun die Zeit kam/ daß man schlaffen gehen solte / nahm sie einen vernünfftigen und freundlichen Abschied von ihm/ wolte sich als ein züchtig Hertz in abwesung ihres Mannes über die Zeit nicht länger auff halten lassen/ gieng in ihre Schlaff-Kammer/ schloß die Thür fleißig nach ihr zu. Da hatte Sixtus der junge König eine verschlagene Magd bey sich/ die gab ihm den Rath/ wie er heimlich zu ihr in ihre Kammer kommen möchte. Als das geschah/ schleichet Sixtus zu dem Bette/ darinnen Lucretia das züchtige Hertz / ohn alle böse Gedancken innen lag und schlieff/ die wecket er auff/ und gab sich jhr zu erkennen/ daß ers were/ bath sie freundlich/ daß sie wolt schweigen/ und seinen Willen heimlich verbringen/ verheis- deß Königs Sohn zu Rom heimliche Liebe in seinem Hertzen gegen ihr / daß er auch überall Gelegenheit suchet/ wie er ihrer Liebe geniessen und theilhafftig werden möchte. Als er aber vernimmet/ daß der Collatinus ihr lieber Hauß-Wirth verreiset/ und dieselbe Nacht nicht wieder heim kommen könte / da kömpt er gegen Abend/ als ein Gast/ frölich in jhr Hauß geritten/ die züchtige Frau empfänget ihn mit grosser Reverentz züchtig und schöne/ wie ihr denn auch gegen deß Königes Sohne wol gebührte/ und beweisete ihm Zucht und Ehre nach höchstem Vermögen/ wuste aber nicht/ was er als ein junger freudiger Held im Sinne hatte. Als aber nun die Zeit kam/ daß man schlaffen gehen solte / nahm sie einen vernünfftigen und freundlichen Abschied von ihm/ wolte sich als ein züchtig Hertz in abwesung ihres Mannes über die Zeit nicht länger auff halten lassen/ gieng in ihre Schlaff-Kammer/ schloß die Thür fleißig nach ihr zu. Da hatte Sixtus der junge König eine verschlagene Magd bey sich/ die gab ihm den Rath/ wie er heimlich zu ihr in ihre Kammer kommen möchte. Als das geschah/ schleichet Sixtus zu dem Bette/ darinnen Lucretia das züchtige Hertz / ohn alle böse Gedancken innen lag und schlieff/ die wecket er auff/ und gab sich jhr zu erkennen/ daß ers were/ bath sie freundlich/ daß sie wolt schweigen/ und seinen Willen heimlich verbringen/ verheis- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0813" n="793"/> deß Königs Sohn zu Rom heimliche Liebe in seinem Hertzen gegen ihr / daß er auch überall Gelegenheit suchet/ wie er ihrer Liebe geniessen und theilhafftig werden möchte. Als er aber vernimmet/ daß der Collatinus ihr lieber Hauß-Wirth verreiset/ und dieselbe Nacht nicht wieder heim kommen könte / da kömpt er gegen Abend/ als ein Gast/ frölich in jhr Hauß geritten/ die züchtige Frau empfänget ihn mit grosser Reverentz züchtig und schöne/ wie ihr denn auch gegen deß Königes Sohne wol gebührte/ und beweisete ihm Zucht und Ehre nach höchstem Vermögen/ wuste aber nicht/ was er als ein junger freudiger Held im Sinne hatte. Als aber nun die Zeit kam/ daß man schlaffen gehen solte / nahm sie einen vernünfftigen und freundlichen Abschied von ihm/ wolte sich als ein züchtig Hertz in abwesung ihres Mannes über die Zeit nicht länger auff halten lassen/ gieng in ihre Schlaff-Kammer/ schloß die Thür fleißig nach ihr zu. Da hatte Sixtus der junge König eine verschlagene Magd bey sich/ die gab ihm den Rath/ wie er heimlich zu ihr in ihre Kammer kommen möchte. Als das geschah/ schleichet Sixtus zu dem Bette/ darinnen Lucretia das züchtige Hertz / ohn alle böse Gedancken innen lag und schlieff/ die wecket er auff/ und gab sich jhr zu erkennen/ daß ers were/ bath sie freundlich/ daß sie wolt schweigen/ und seinen Willen heimlich verbringen/ verheis- </p> </div> </body> </text> </TEI> [793/0813]
deß Königs Sohn zu Rom heimliche Liebe in seinem Hertzen gegen ihr / daß er auch überall Gelegenheit suchet/ wie er ihrer Liebe geniessen und theilhafftig werden möchte. Als er aber vernimmet/ daß der Collatinus ihr lieber Hauß-Wirth verreiset/ und dieselbe Nacht nicht wieder heim kommen könte / da kömpt er gegen Abend/ als ein Gast/ frölich in jhr Hauß geritten/ die züchtige Frau empfänget ihn mit grosser Reverentz züchtig und schöne/ wie ihr denn auch gegen deß Königes Sohne wol gebührte/ und beweisete ihm Zucht und Ehre nach höchstem Vermögen/ wuste aber nicht/ was er als ein junger freudiger Held im Sinne hatte. Als aber nun die Zeit kam/ daß man schlaffen gehen solte / nahm sie einen vernünfftigen und freundlichen Abschied von ihm/ wolte sich als ein züchtig Hertz in abwesung ihres Mannes über die Zeit nicht länger auff halten lassen/ gieng in ihre Schlaff-Kammer/ schloß die Thür fleißig nach ihr zu. Da hatte Sixtus der junge König eine verschlagene Magd bey sich/ die gab ihm den Rath/ wie er heimlich zu ihr in ihre Kammer kommen möchte. Als das geschah/ schleichet Sixtus zu dem Bette/ darinnen Lucretia das züchtige Hertz / ohn alle böse Gedancken innen lag und schlieff/ die wecket er auff/ und gab sich jhr zu erkennen/ daß ers were/ bath sie freundlich/ daß sie wolt schweigen/ und seinen Willen heimlich verbringen/ verheis-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/813>, abgerufen am 26.06.2024. |