Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.und Spot/ ihre Jungfräuliche Ehre einem andern übergeben hette/ so solte sie auch mit demselben ihr Leben zubringen/ ließ ihr auch daneben den gantzen Handel/ was er gesehen / offenbahren. Phaenicia das keusche fromme und unschuldige junge Hertz/ als sie hörete/ mit was sie unschuldiglich bezüchtiget/ konte sie vor grossen Schmertzen keinen Thränen lassen/ verlohr ihre schöne Farbe/ daß sie auch gantz tödlich erblichen/ zur Erden in eine Ohnmacht niedersanck/ sie ward aber bald auff ein Bette geleget/ und allda lang für todt gehalten. Es wurden auch verständige Aertzte beruffen/ und ward nun überall laut/ derhalben auch viel aus ihrer Freundschafft kamen/ sie zu trösten/ aber sie verblich unter ihren Händen/ daß auch die Medici kein Zeichen des Lebens mehr sahen. Nun war eine Tugendreiche hoch erfahrne Frau/ des berühmten Lionati Brudern Gemahl bey ihnen/ die nahm der verblichenen Jungfrauen schnoeweisen Leib / wusch den mit warmen Waffer/ auff daß er (nach Gewohnheit derselben Landen) fein reinlich zur Erden bestattet würde. Als nun gedachte Frau in der Kammer den zarten Lilgenweisen Leib des erblichenen Jungfräuleins mit dem laulichten Wasser zu waschen begunte/ geschah ein wohldenckwürdiges Wunder/ denn das geliefferte Blut ward zutrieben/ und begunten die verschwundene Geister sich wieder zu regen/ über und Spot/ ihre Jungfräuliche Ehre einem andern übergeben hette/ so solte sie auch mit demselben ihr Leben zubringen/ ließ ihr auch daneben den gantzen Handel/ was er gesehen / offenbahren. Phaenicia das keusche fromme und unschuldige junge Hertz/ als sie hörete/ mit was sie unschuldiglich bezüchtiget/ konte sie vor grossen Schmertzen keinen Thränen lassen/ verlohr ihre schöne Farbe/ daß sie auch gantz tödlich erblichen/ zur Erden in eine Ohnmacht niedersanck/ sie ward aber bald auff ein Bette geleget/ und allda lang für todt gehalten. Es wurden auch verständige Aertzte beruffen/ und ward nun überall laut/ derhalben auch viel aus ihrer Freundschafft kamen/ sie zu trösten/ aber sie verblich unter ihren Händen/ daß auch die Medici kein Zeichen des Lebens mehr sahen. Nun war eine Tugendreiche hoch erfahrne Frau/ des berühmten Lionati Brudern Gemahl bey ihnen/ die nahm der verblichenen Jungfrauen schnoeweisen Leib / wusch den mit warmen Waffer/ auff daß er (nach Gewohnheit derselben Landen) fein reinlich zur Erden bestattet würde. Als nun gedachte Frau in der Kammer den zarten Lilgenweisen Leib des erblichenen Jungfräuleins mit dem laulichten Wasser zu waschen begunte/ geschah ein wohldenckwürdiges Wunder/ denn das geliefferte Blut ward zutrieben/ und begunten die verschwundene Geister sich wieder zu regen/ über <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0092" n="72"/> und Spot/ ihre Jungfräuliche Ehre einem andern übergeben hette/ so solte sie auch mit demselben ihr Leben zubringen/ ließ ihr auch daneben den gantzen Handel/ was er gesehen / offenbahren. Phaenicia das keusche fromme und unschuldige junge Hertz/ als sie hörete/ mit was sie unschuldiglich bezüchtiget/ konte sie vor grossen Schmertzen keinen Thränen lassen/ verlohr ihre schöne Farbe/ daß sie auch gantz tödlich erblichen/ zur Erden in eine Ohnmacht niedersanck/ sie ward aber bald auff ein Bette geleget/ und allda lang für todt gehalten. Es wurden auch verständige Aertzte beruffen/ und ward nun überall laut/ derhalben auch viel aus ihrer Freundschafft kamen/ sie zu trösten/ aber sie verblich unter ihren Händen/ daß auch die Medici kein Zeichen des Lebens mehr sahen.</p> <p>Nun war eine Tugendreiche hoch erfahrne Frau/ des berühmten Lionati Brudern Gemahl bey ihnen/ die nahm der verblichenen Jungfrauen schnoeweisen Leib / wusch den mit warmen Waffer/ auff daß er (nach Gewohnheit derselben Landen) fein reinlich zur Erden bestattet würde. Als nun gedachte Frau in der Kammer den zarten Lilgenweisen Leib des erblichenen Jungfräuleins mit dem laulichten Wasser zu waschen begunte/ geschah ein wohldenckwürdiges Wunder/ denn das geliefferte Blut ward zutrieben/ und begunten die verschwundene Geister sich wieder zu regen/ über </p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0092]
und Spot/ ihre Jungfräuliche Ehre einem andern übergeben hette/ so solte sie auch mit demselben ihr Leben zubringen/ ließ ihr auch daneben den gantzen Handel/ was er gesehen / offenbahren. Phaenicia das keusche fromme und unschuldige junge Hertz/ als sie hörete/ mit was sie unschuldiglich bezüchtiget/ konte sie vor grossen Schmertzen keinen Thränen lassen/ verlohr ihre schöne Farbe/ daß sie auch gantz tödlich erblichen/ zur Erden in eine Ohnmacht niedersanck/ sie ward aber bald auff ein Bette geleget/ und allda lang für todt gehalten. Es wurden auch verständige Aertzte beruffen/ und ward nun überall laut/ derhalben auch viel aus ihrer Freundschafft kamen/ sie zu trösten/ aber sie verblich unter ihren Händen/ daß auch die Medici kein Zeichen des Lebens mehr sahen.
Nun war eine Tugendreiche hoch erfahrne Frau/ des berühmten Lionati Brudern Gemahl bey ihnen/ die nahm der verblichenen Jungfrauen schnoeweisen Leib / wusch den mit warmen Waffer/ auff daß er (nach Gewohnheit derselben Landen) fein reinlich zur Erden bestattet würde. Als nun gedachte Frau in der Kammer den zarten Lilgenweisen Leib des erblichenen Jungfräuleins mit dem laulichten Wasser zu waschen begunte/ geschah ein wohldenckwürdiges Wunder/ denn das geliefferte Blut ward zutrieben/ und begunten die verschwundene Geister sich wieder zu regen/ über
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/92 |
Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/92>, abgerufen am 16.07.2024. |