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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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Komm her du liebe Phoenicia ins grüne Graß/ laß uns der Liebe pflegen baß/ Ach du mein allerliebster Pfand/ die Liebe ist das Stärckste Band.

Wer kan nun bey solchem des traurigen Grafen Hertz beschreiben/ wie es gezappelt und geängstiget gewesen? Wann er auch nicht so hoch vereydet/ so were Er freylich in Todt mit ihnen gegangen/ ungeacht/ daß er übel mit Waffen versehen gewesen/ sie aber mit langen Schweinspiessen/ Kappieren und Pantzern wohl verwahret waren. In solchem schmertzlichen hören aber wuste er nicht/ was er fürnehmen solte/ speyete sich selbst an/ daß er gesonnen gewesen/ mit Phoenicia sich zu vermählen; Er verwandelte auch zugleich seine Liebe/ die er zu dem unschuldigen Jungfräulein getragen/ in einen solchen Haß/ und dachte was wiltu dich so hoch bemühen/ umb eine Frucht/ die ein ander mit Lust bricht? Trage doch nach solchem Obst kein Verlangen: Gieng in solchem Kummer heim zu Hause/ vermochte aber keinen Schlaf in seine Augen zu bringen. Auff künfftigen Morgen aber/ ließ der traurige Grafe seiner Liebsten Phoenicia die versprochene Eheliche Treu wieder aufsagen/ weil er von ihr gehöret und gesehen / solche that/ die er/ so ers nicht selber gesehen/ nicht hette glauben können/ weil sie ihm denn Schmertzen/ Leyd/ Schimpff / Hohn

Komm her du liebe Phoenicia ins grüne Graß/ laß uns der Liebe pflegen baß/ Ach du mein allerliebster Pfand/ die Liebe ist das Stärckste Band.

Wer kan nun bey solchem des traurigen Grafen Hertz beschreiben/ wie es gezappelt und geängstiget gewesen? Wann er auch nicht so hoch vereydet/ so were Er freylich in Todt mit ihnen gegangen/ ungeacht/ daß er übel mit Waffen versehen gewesen/ sie aber mit langẽ Schweinspiessen/ Kappieren und Pantzern wohl verwahret waren. In solchem schmertzlichen hören aber wuste er nicht/ was er fürnehmen solte/ speyete sich selbst an/ daß er gesonnen gewesen/ mit Phoenicia sich zu vermählen; Er verwandelte auch zugleich seine Liebe/ die er zu dem unschuldigen Jungfräulein getragen/ in einen solchen Haß/ und dachte was wiltu dich so hoch bemühen/ umb eine Frucht/ die ein ander mit Lust bricht? Trage doch nach solchem Obst kein Verlangen: Gieng in solchem Kummer heim zu Hause/ vermochte aber keinen Schlaf in seine Augen zu bringen. Auff künfftigen Morgen aber/ ließ der traurige Grafe seiner Liebsten Phoenicia die versprochene Eheliche Treu wieder aufsagen/ weil er von ihr gehöret und gesehen / solche that/ die er/ so ers nicht selber gesehẽ/ nicht hette glauben können/ weil sie ihm deñ Schmertzẽ/ Leyd/ Schimpff / Hohn

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[71/0091] Komm her du liebe Phoenicia ins grüne Graß/ laß uns der Liebe pflegen baß/ Ach du mein allerliebster Pfand/ die Liebe ist das Stärckste Band. Wer kan nun bey solchem des traurigen Grafen Hertz beschreiben/ wie es gezappelt und geängstiget gewesen? Wann er auch nicht so hoch vereydet/ so were Er freylich in Todt mit ihnen gegangen/ ungeacht/ daß er übel mit Waffen versehen gewesen/ sie aber mit langẽ Schweinspiessen/ Kappieren und Pantzern wohl verwahret waren. In solchem schmertzlichen hören aber wuste er nicht/ was er fürnehmen solte/ speyete sich selbst an/ daß er gesonnen gewesen/ mit Phoenicia sich zu vermählen; Er verwandelte auch zugleich seine Liebe/ die er zu dem unschuldigen Jungfräulein getragen/ in einen solchen Haß/ und dachte was wiltu dich so hoch bemühen/ umb eine Frucht/ die ein ander mit Lust bricht? Trage doch nach solchem Obst kein Verlangen: Gieng in solchem Kummer heim zu Hause/ vermochte aber keinen Schlaf in seine Augen zu bringen. Auff künfftigen Morgen aber/ ließ der traurige Grafe seiner Liebsten Phoenicia die versprochene Eheliche Treu wieder aufsagen/ weil er von ihr gehöret und gesehen / solche that/ die er/ so ers nicht selber gesehẽ/ nicht hette glauben können/ weil sie ihm deñ Schmertzẽ/ Leyd/ Schimpff / Hohn

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/91>, abgerufen am 17.05.2024.