Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.der Jungfrauen Vater den Grafen/ Er wolte ihm doch die Bitt gewehren/ und ohne Sein Vorwissen sich ja nicht zu vereheligen gedencken/ welches er ihm mit Hand und Mund kräfftig zusagte. Der Vater thät alsbald seiner Tochter solches heimlich zu wissen/ und ward nun beschlossen nach etlicher Zeit/ daß dieser Graff seines Brudern Tochter ehelichen solte/ welche der Phaenicia, gleich und ähnlich sein solte/ unter des aber war ihr ein Name Lucillia gegeben. Der Graff wendet vor/ daß er zwar ihm gäntzlich für genommen/ ewiglich umb seine verlohrne Phaenicia zu trauren/ und kein ander Weibs-Bild zu berühren/ doch eurentwegen wil ich mein Gemüth endern/ und stallt ihm frey diese Heyrath in seinem Abwesen zu stifften / sonderlich/ weil sie seiner zuvor vertrauten Geblüt und Freundin wäre/ er wuste aber nicht/ daß es die rechte Phaenicia war. Auff solches ward diese neue Ehe nach zweyen Jahren fürgenommen/ die Freunde rüsten sich alle zur Hochzeit/ zogen mit den Bräutigam an diesen Orth. Als nun der Graffe diese außbündige schöne Jungfrau/ sambt ihren anmuthigen Geberden ansahe/ verwunderte er sich zum Höchsten wegen ihrer zierlichen proportion, holdseligen und tapffern Wandels/ und sprach bey sich selber: Hat den die liebe Phaenicia ein solch Eben-Bild nach ihr gelassen/ wenn ich nicht bey ihren Begräbniß gewesen / der Jungfrauen Vater den Grafen/ Er wolte ihm doch die Bitt gewehren/ und ohne Sein Vorwissen sich ja nicht zu vereheligen gedencken/ welches er ihm mit Hand und Mund kräfftig zusagte. Der Vater thät alsbald seiner Tochter solches heimlich zu wissen/ und ward nun beschlossen nach etlicher Zeit/ daß dieser Graff seines Brudern Tochter ehelichen solte/ welche der Phaenicia, gleich und ähnlich sein solte/ unter des aber war ihr ein Name Lucillia gegeben. Der Graff wendet vor/ daß er zwar ihm gäntzlich für genom̃en/ ewiglich umb seine verlohrne Phaenicia zu trauren/ und kein ander Weibs-Bild zu berühren/ doch eurentwegen wil ich mein Gemüth endern/ und stallt ihm frey diese Heyrath in seinem Abwesen zu stifften / sonderlich/ weil sie seiner zuvor vertrauten Geblüt und Freundin wäre/ er wuste aber nicht/ daß es die rechte Phaenicia war. Auff solches ward diese neue Ehe nach zweyen Jahren fürgenommen/ die Freunde rüsten sich alle zur Hochzeit/ zogen mit den Bräutigam an diesen Orth. Als nun der Graffe diese außbündige schöne Jungfrau/ sambt ihren anmuthigen Geberden ansahe/ verwunderte er sich zum Höchsten wegen ihrer zierlichen proportion, holdseligen und tapffern Wandels/ und sprach bey sich selber: Hat den die liebe Phaenicia ein solch Eben-Bild nach ihr gelassen/ wenn ich nicht bey ihren Begräbniß gewesen / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0095" n="75"/> der Jungfrauen Vater den Grafen/ Er wolte ihm doch die Bitt gewehren/ und ohne Sein Vorwissen sich ja nicht zu vereheligen gedencken/ welches er ihm mit Hand und Mund kräfftig zusagte. Der Vater thät alsbald seiner Tochter solches heimlich zu wissen/ und ward nun beschlossen nach etlicher Zeit/ daß dieser Graff seines Brudern Tochter ehelichen solte/ welche der Phaenicia, gleich und ähnlich sein solte/ unter des aber war ihr ein Name Lucillia gegeben. Der Graff wendet vor/ daß er zwar ihm gäntzlich für genom̃en/ ewiglich umb seine verlohrne Phaenicia zu trauren/ und kein ander Weibs-Bild zu berühren/ doch eurentwegen wil ich mein Gemüth endern/ und stallt ihm frey diese Heyrath in seinem Abwesen zu stifften / sonderlich/ weil sie seiner zuvor vertrauten Geblüt und Freundin wäre/ er wuste aber nicht/ daß es die rechte Phaenicia war.</p> <p>Auff solches ward diese neue Ehe nach zweyen Jahren fürgenommen/ die Freunde rüsten sich alle zur Hochzeit/ zogen mit den Bräutigam an diesen Orth. Als nun der Graffe diese außbündige schöne Jungfrau/ sambt ihren anmuthigen Geberden ansahe/ verwunderte er sich zum Höchsten wegen ihrer zierlichen proportion, holdseligen und tapffern Wandels/ und sprach bey sich selber: Hat den die liebe Phaenicia ein solch Eben-Bild nach ihr gelassen/ wenn ich nicht bey ihren Begräbniß gewesen / </p> </div> </body> </text> </TEI> [75/0095]
der Jungfrauen Vater den Grafen/ Er wolte ihm doch die Bitt gewehren/ und ohne Sein Vorwissen sich ja nicht zu vereheligen gedencken/ welches er ihm mit Hand und Mund kräfftig zusagte. Der Vater thät alsbald seiner Tochter solches heimlich zu wissen/ und ward nun beschlossen nach etlicher Zeit/ daß dieser Graff seines Brudern Tochter ehelichen solte/ welche der Phaenicia, gleich und ähnlich sein solte/ unter des aber war ihr ein Name Lucillia gegeben. Der Graff wendet vor/ daß er zwar ihm gäntzlich für genom̃en/ ewiglich umb seine verlohrne Phaenicia zu trauren/ und kein ander Weibs-Bild zu berühren/ doch eurentwegen wil ich mein Gemüth endern/ und stallt ihm frey diese Heyrath in seinem Abwesen zu stifften / sonderlich/ weil sie seiner zuvor vertrauten Geblüt und Freundin wäre/ er wuste aber nicht/ daß es die rechte Phaenicia war.
Auff solches ward diese neue Ehe nach zweyen Jahren fürgenommen/ die Freunde rüsten sich alle zur Hochzeit/ zogen mit den Bräutigam an diesen Orth. Als nun der Graffe diese außbündige schöne Jungfrau/ sambt ihren anmuthigen Geberden ansahe/ verwunderte er sich zum Höchsten wegen ihrer zierlichen proportion, holdseligen und tapffern Wandels/ und sprach bey sich selber: Hat den die liebe Phaenicia ein solch Eben-Bild nach ihr gelassen/ wenn ich nicht bey ihren Begräbniß gewesen /
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