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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Aufschrift.

1 Man muss über die Aufschrift des Sackes nicht urtheilen.

Holl.: De pot heeft dikwijls wat anders in, dan 't opschrift meldt. (Harrebomee, II, 152.)

2 Schöne Aufschriften - schlechte Waaren.

Holl.: Vergulde opschriften, stinkende waaren. (Harrebomee, II, 152.)


Aufschub.

1 Am Aufschub stirbt die Tugend.

2 Aufschub bringt Gefahr. - Mayer, 2, 6; Weisheit, 7.

Frz.: Il no faut jamais a la nuit, ce qu'on peut faire de jour. - Il ne faut jamais remettre la partie au lendemain.

It.: Lo indugio piglia vizio.

Lat.: Tolle moras, semper nocuit differre paratis. (Lucan., I, 281.)

3 Aufschub der Mahlzeit steigert den Appetit.

It.: La dilazione augumenta il desiderio.

4 Aufschub ist ein Tagedieb. - Venedey, 65.

Holl.: Uitstel is de dief van den tijd. (Harrebomee, II, 352.)

5 Der Aufschub ist der Dieb der Zeit.

6 Ein kleiner Aufschub bringt oft grossen Gewinn oder Nachtheil.


Aufschütten.

1 Was du aufschüttest, wirst du mahlen. (Wend. Lausitz.)

2 Wer nicht aufschüttet, kann nicht mahlen.


Aufschwellen.

* Er schwillt auf wie eine Kröte.

Ist sehr zornig.


Aufseher.

1 Ein guter Aufseher ist besser als zehn faule Arbeiter.

Um die Wahrheit dieses Sprichworts zu erproben und die grösstmöglichsten Vortheile daraus zu ziehen, entschloss sich jemand, lauter gute Aufseher anzustellen. Man behauptet, der Nutzen solle in kleinerm Massstabe dem entsprechen, den ein "ganzes Volk in Waffen" gewährt.

2 Wenn der Aufseher nicht da ist, schmeckt der Apfel erst gut.


Aufsein.

1 Hi as ap, iar a Diwel a Skur un hä. (Nordfries.)

Er ist auf, ehe der Teufel die Schuhe anhat. - Von ungewöhnlicher Rüstigkeit und seltenem Fleisse.

2 Wenn 't up is, schlaan de Hände sich um de Bunken. (Ostfries.)


Aufsetzen.

*1 Das Aufsetzen gewinnen. - Eiselein, 44.

Beim Kegeln.

*2 Das Aufsetzen ist im Spiel die beste Schanz'.

*3 Er setzt das Dach auf und hat den Grund noch nicht gelegt.

*4 He sett en Kamm up. (Holst.)

Bläht sich, wird böse wie ein Hahn, der den Kamm steift, wenn er gereizt wird.

*5 Ich gewinn' das auffsetzen. - Agricola, 328.

So sagt, sich selbst verspottend, wer beim Spiel nichts gewinnt, als die Mühe aufzusetzen.


Auf sich halten.

Opp sick holn kost't keen Geld. (Rendsburg.)


Auf sich nehmen.

Wer auf sich nimmt, was er nicht mag (kann), der steckt sich selber in den Sack.


Aufsicht.

Schlechte Aufsicht verlor den Esel.


Aufsitzen.

1 Man muss auch den aufsitzen lassen, der auch nur eine Kerat der Stute sein nennt. (Aegypt.) - Burckhardt, 126.

Schöne Hengste und kostbare Stuten sind in Aegypten unter verschiedene. Eigenthümer vertheilt, von denen jeder eine gewisse Anzahl der 24 Kerats besitzt, in welche das Thier getheilt sein soll. - Von Grosssprechern, die andere gern glauben machen möchten, etwas gehöre ihnen, woran sie nur einen sehr geringen oder gar keinen Anspruch haben.

*2 Sitt up em, he is vun Ulm.


Aufsperren.

Sperr' auf zu rechter Zeit!


Aufspielen.

Wer sich selbst aufzuspielen vermag, kann tanzen, wenn er will.


Aufspringen.

1 Wann ich vffspringe, so regt sich all mein gut.

Lat.: Omnem facultatem indutus est. (Tappius, 184a.)

[Spaltenumbruch] 2 Wann ich auffspringe, so springt all meine haab mit mir auff. - Tappius, 184a.

Scherzhafte Schilderung von den geringen Besitzthümern jemandes. - "Kaum an irgendein Ding hat unser Volk mehr Geist, Witz und Gemüth verschwendet (!), als an den Trost und ironischen Preis des Besitzlosen." (Vgl. Riehl, Die deutsche Arbeit, Stuttgart 1862, Abschn. 4, Kap. 2: Lob der Armuth.)

*3 Er springt auf wie ein Hahn.

Von denen, die einmal besiegt, den Kampf erneuern. Hergenommen von den Kämpfen der Hähne, wobei sie bekanntlich wiederholt in die Höhe springen.

Lat.: Gallus insilit. (Erasm., 920.)


Aufstehen.

1 Aufstehen früh hat Müh'.

2 Beim Aufstehen von der Tafel erkennt man das Fest.

3 De upsteit, de sein Ste(de) vergeit. (Oldenburg.)

4 De upsteit, verläst sien Stede. (Ostfries.)

5 Dem, der früh aufsteht, hilft Gott und leitet ihm die Hand.

6 Der hat gut spät aufstehen, der in dem Rufe steht, dass er früh aufsteht.

Wer einen guten Ruf hat, verliert ihn nicht so leicht.

Frz.: A beau se lever tard, qui a bruit de se lever matin.

Holl.: Die den naam van vroeg opstaan heeft, mag wel lang slapen (oder: te bed liggen, auch: slaapt zelden te lang). (Harrebomee, I, 34.)

7 Der müsste früh aufstehen, der es allen recht machen (jedermann gefallen) wollte. - Winckler, XII, 85.

It.: Bisogna, che si levi di buon ora, chi vuol piacer a tutti.

Lat.: Non fuit hic natus, nullo nascetur et aevo, omnibus ex aequo qui placuisse sciat.

8 Deu freuh upsteut, vel vertehrt; deu lange schlöppt, den Gott ernehrt. (Lippe.) - Firmenich, I, 269.

9 Es kann niemand aufstehen, er sei denn zuvor gefallen.

10 Es müsste schon früh aufstehen, der auch nur seinen Nachbarn recht thun wollte.

11 Früh aufstehen bringt den Tag nicht desto früher. (Span.)

Lat.: Surgere naturae lucem non promovet ipsam.

12 Früh aufstehen ist nicht gut, früh trinken noch das Beste thut. - Fischart, Gesch.

13 Früh aufstehen macht nicht eher tagen. - Eiselein, 44.

14 Früh aufstehen nützt nichts, wenn man doch nicht Wort hält.

Frz.: C'est peu de se lever matin, mais c'est tout de partir a heure.

15 Früh aufstehen thut's nicht, die Wirthschaft besteht durch Klugheit. - Bertram.

16 Früh aufstehen und früh (jung) freien, soll niemand gereuen.

17 Ick stah ümmer tirig up, ick mütt middags lürren helpen. (Mecklenburg.)

18 Man muss früh aufstehen, wenn man früh fertig werden will. - Simrock, 613.

19 Opgestange, de Pla'tsch vergange. (Aachen.)

Pla'tsch = Platz, Ort, Raum, Stelle. - Wer die einmal eingenommene Stelle verlässt, hat daran keinen Theil mehr, verliert sie.

20 'S früeh ufstoh einzig isch nit g'nug. (Schweiz.)

21 Sta frisch up, do 't Muul up, hör bald up. (Lübeck.)

22 Steh auf um fünf, iss Mittag um neun, des Abends um fünf und zu Bett um neun, so wirst du ein Mann von neunzig und neun.

Eine frühere Tagesordnung.

Holl.: Veel beter is 't vroeg op te staan, dan 's avonds laat naar bed te gaan. (Harrebomee, I, 35.)

23 Stehe früh auf, leg' dich spät nieder, so bekommst du verlorenen Reichthum wieder.

Frz.: Se coucher de bonne heure et se lever matin, sont les deux meilleurs moyens de conserver sa sante, sa fortune et son jugement.

24 Stehe früh auf und du wirst säen, arbeite und du wirst haben.

25 Wenn man noch so früh aufsteht, es wird nicht eher Tag.

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Aufschrift.

1 Man muss über die Aufschrift des Sackes nicht urtheilen.

Holl.: De pot heeft dikwijls wat anders in, dan 't opschrift meldt. (Harrebomée, II, 152.)

2 Schöne Aufschriften – schlechte Waaren.

Holl.: Vergulde opschriften, stinkende waaren. (Harrebomée, II, 152.)


Aufschub.

1 Am Aufschub stirbt die Tugend.

2 Aufschub bringt Gefahr.Mayer, 2, 6; Weisheit, 7.

Frz.: Il no faut jamais à la nuit, ce qu'on peut faire de jour. – Il ne faut jamais remettre la partie au lendemain.

It.: Lo indugio piglia vizio.

Lat.: Tolle moras, semper nocuit differre paratis. (Lucan., I, 281.)

3 Aufschub der Mahlzeit steigert den Appetit.

It.: La dilazione augumenta il desiderio.

4 Aufschub ist ein Tagedieb.Venedey, 65.

Holl.: Uitstel is de dief van den tijd. (Harrebomée, II, 352.)

5 Der Aufschub ist der Dieb der Zeit.

6 Ein kleiner Aufschub bringt oft grossen Gewinn oder Nachtheil.


Aufschütten.

1 Was du aufschüttest, wirst du mahlen. (Wend. Lausitz.)

2 Wer nicht aufschüttet, kann nicht mahlen.


Aufschwellen.

* Er schwillt auf wie eine Kröte.

Ist sehr zornig.


Aufseher.

1 Ein guter Aufseher ist besser als zehn faule Arbeiter.

Um die Wahrheit dieses Sprichworts zu erproben und die grösstmöglichsten Vortheile daraus zu ziehen, entschloss sich jemand, lauter gute Aufseher anzustellen. Man behauptet, der Nutzen solle in kleinerm Massstabe dem entsprechen, den ein „ganzes Volk in Waffen“ gewährt.

2 Wenn der Aufseher nicht da ist, schmeckt der Apfel erst gut.


Aufsein.

1 Hi as ap, iar a Diwel a Skur un hä. (Nordfries.)

Er ist auf, ehe der Teufel die Schuhe anhat. – Von ungewöhnlicher Rüstigkeit und seltenem Fleisse.

2 Wenn 't up is, schlaan de Hände sich um de Bunken. (Ostfries.)


Aufsetzen.

*1 Das Aufsetzen gewinnen.Eiselein, 44.

Beim Kegeln.

*2 Das Aufsetzen ist im Spiel die beste Schanz'.

*3 Er setzt das Dach auf und hat den Grund noch nicht gelegt.

*4 He sett en Kamm up. (Holst.)

Bläht sich, wird böse wie ein Hahn, der den Kamm steift, wenn er gereizt wird.

*5 Ich gewinn' das auffsetzen.Agricola, 328.

So sagt, sich selbst verspottend, wer beim Spiel nichts gewinnt, als die Mühe aufzusetzen.


Auf sich halten.

Opp sick holn kost't keen Geld. (Rendsburg.)


Auf sich nehmen.

Wer auf sich nimmt, was er nicht mag (kann), der steckt sich selber in den Sack.


Aufsicht.

Schlechte Aufsicht verlor den Esel.


Aufsitzen.

1 Man muss auch den aufsitzen lassen, der auch nur eine Kerát der Stute sein nennt. (Aegypt.) – Burckhardt, 126.

Schöne Hengste und kostbare Stuten sind in Aegypten unter verschiedene. Eigenthümer vertheilt, von denen jeder eine gewisse Anzahl der 24 Keráts besitzt, in welche das Thier getheilt sein soll. – Von Grosssprechern, die andere gern glauben machen möchten, etwas gehöre ihnen, woran sie nur einen sehr geringen oder gar keinen Anspruch haben.

*2 Sitt up em, he is vun Ulm.


Aufsperren.

Sperr' auf zu rechter Zeit!


Aufspielen.

Wer sich selbst aufzuspielen vermag, kann tanzen, wenn er will.


Aufspringen.

1 Wann ich vffspringe, so regt sich all mein gut.

Lat.: Omnem facultatem indutus est. (Tappius, 184a.)

[Spaltenumbruch] 2 Wann ich auffspringe, so springt all meine haab mit mir auff.Tappius, 184a.

Scherzhafte Schilderung von den geringen Besitzthümern jemandes. – „Kaum an irgendein Ding hat unser Volk mehr Geist, Witz und Gemüth verschwendet (!), als an den Trost und ironischen Preis des Besitzlosen.“ (Vgl. Riehl, Die deutsche Arbeit, Stuttgart 1862, Abschn. 4, Kap. 2: Lob der Armuth.)

*3 Er springt auf wie ein Hahn.

Von denen, die einmal besiegt, den Kampf erneuern. Hergenommen von den Kämpfen der Hähne, wobei sie bekanntlich wiederholt in die Höhe springen.

Lat.: Gallus insilit. (Erasm., 920.)


Aufstehen.

1 Aufstehen früh hat Müh'.

2 Beim Aufstehen von der Tafel erkennt man das Fest.

3 De upsteit, de sîn Ste(de) vergeit. (Oldenburg.)

4 De upsteit, verläst sien Stede. (Ostfries.)

5 Dem, der früh aufsteht, hilft Gott und leitet ihm die Hand.

6 Der hat gut spät aufstehen, der in dem Rufe steht, dass er früh aufsteht.

Wer einen guten Ruf hat, verliert ihn nicht so leicht.

Frz.: A beau se lever tard, qui a bruit de se lever matin.

Holl.: Die den naam van vroeg opstaan heeft, mag wel lang slapen (oder: te bed liggen, auch: slaapt zelden te lang). (Harrebomée, I, 34.)

7 Der müsste früh aufstehen, der es allen recht machen (jedermann gefallen) wollte.Winckler, XII, 85.

It.: Bisogna, che si levi di buon ora, chi vuol piacer a tutti.

Lat.: Non fuit hic natus, nullo nascetur et aevo, omnibus ex aequo qui placuisse sciat.

8 Deu freuh upsteut, vel vertehrt; deu lange schlöppt, den Gott ernehrt. (Lippe.) – Firmenich, I, 269.

9 Es kann niemand aufstehen, er sei denn zuvor gefallen.

10 Es müsste schon früh aufstehen, der auch nur seinen Nachbarn recht thun wollte.

11 Früh aufstehen bringt den Tag nicht desto früher. (Span.)

Lat.: Surgere naturae lucem non promovet ipsam.

12 Früh aufstehen ist nicht gut, früh trinken noch das Beste thut.Fischart, Gesch.

13 Früh aufstehen macht nicht eher tagen.Eiselein, 44.

14 Früh aufstehen nützt nichts, wenn man doch nicht Wort hält.

Frz.: C'est peu de se lever matin, mais c'est tout de partir à heure.

15 Früh aufstehen thut's nicht, die Wirthschaft besteht durch Klugheit.Bertram.

16 Früh aufstehen und früh (jung) freien, soll niemand gereuen.

17 Ick stah ümmer tirig up, ick mütt middags lürren helpen. (Mecklenburg.)

18 Man muss früh aufstehen, wenn man früh fertig werden will.Simrock, 613.

19 Opgestange, de Pla'tsch vergange. (Aachen.)

Pla'tsch = Platz, Ort, Raum, Stelle. – Wer die einmal eingenommene Stelle verlässt, hat daran keinen Theil mehr, verliert sie.

20 'S früeh ufstoh einzig isch nit g'nug. (Schweiz.)

21 Sta frisch up, do 't Muul up, hör bald up. (Lübeck.)

22 Steh auf um fünf, iss Mittag um neun, des Abends um fünf und zu Bett um neun, so wirst du ein Mann von neunzig und neun.

Eine frühere Tagesordnung.

Holl.: Veel beter is 't vroeg op te staan, dan 's avonds laat naar bed te gaan. (Harrebomée, I, 35.)

23 Stehe früh auf, leg' dich spät nieder, so bekommst du verlorenen Reichthum wieder.

Frz.: Se coucher de bonne heure et se lever matin, sont les deux meilleurs moyens de conserver sa santé, sa fortune et son jugement.

24 Stehe früh auf und du wirst säen, arbeite und du wirst haben.

25 Wenn man noch so früh aufsteht, es wird nicht eher Tag.

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[[83]/0111] Aufschrift. 1 Man muss über die Aufschrift des Sackes nicht urtheilen. Holl.: De pot heeft dikwijls wat anders in, dan 't opschrift meldt. (Harrebomée, II, 152.) 2 Schöne Aufschriften – schlechte Waaren. Holl.: Vergulde opschriften, stinkende waaren. (Harrebomée, II, 152.) Aufschub. 1 Am Aufschub stirbt die Tugend. 2 Aufschub bringt Gefahr. – Mayer, 2, 6; Weisheit, 7. Frz.: Il no faut jamais à la nuit, ce qu'on peut faire de jour. – Il ne faut jamais remettre la partie au lendemain. It.: Lo indugio piglia vizio. Lat.: Tolle moras, semper nocuit differre paratis. (Lucan., I, 281.) 3 Aufschub der Mahlzeit steigert den Appetit. It.: La dilazione augumenta il desiderio. 4 Aufschub ist ein Tagedieb. – Venedey, 65. Holl.: Uitstel is de dief van den tijd. (Harrebomée, II, 352.) 5 Der Aufschub ist der Dieb der Zeit. 6 Ein kleiner Aufschub bringt oft grossen Gewinn oder Nachtheil. Aufschütten. 1 Was du aufschüttest, wirst du mahlen. (Wend. Lausitz.) 2 Wer nicht aufschüttet, kann nicht mahlen. Aufschwellen. * Er schwillt auf wie eine Kröte. Ist sehr zornig. Aufseher. 1 Ein guter Aufseher ist besser als zehn faule Arbeiter. Um die Wahrheit dieses Sprichworts zu erproben und die grösstmöglichsten Vortheile daraus zu ziehen, entschloss sich jemand, lauter gute Aufseher anzustellen. Man behauptet, der Nutzen solle in kleinerm Massstabe dem entsprechen, den ein „ganzes Volk in Waffen“ gewährt. 2 Wenn der Aufseher nicht da ist, schmeckt der Apfel erst gut. Aufsein. 1 Hi as ap, iar a Diwel a Skur un hä. (Nordfries.) Er ist auf, ehe der Teufel die Schuhe anhat. – Von ungewöhnlicher Rüstigkeit und seltenem Fleisse. 2 Wenn 't up is, schlaan de Hände sich um de Bunken. (Ostfries.) Aufsetzen. *1 Das Aufsetzen gewinnen. – Eiselein, 44. Beim Kegeln. *2 Das Aufsetzen ist im Spiel die beste Schanz'. *3 Er setzt das Dach auf und hat den Grund noch nicht gelegt. *4 He sett en Kamm up. (Holst.) Bläht sich, wird böse wie ein Hahn, der den Kamm steift, wenn er gereizt wird. *5 Ich gewinn' das auffsetzen. – Agricola, 328. So sagt, sich selbst verspottend, wer beim Spiel nichts gewinnt, als die Mühe aufzusetzen. Auf sich halten. Opp sick holn kost't keen Geld. (Rendsburg.) Auf sich nehmen. Wer auf sich nimmt, was er nicht mag (kann), der steckt sich selber in den Sack. Aufsicht. Schlechte Aufsicht verlor den Esel. Aufsitzen. 1 Man muss auch den aufsitzen lassen, der auch nur eine Kerát der Stute sein nennt. (Aegypt.) – Burckhardt, 126. Schöne Hengste und kostbare Stuten sind in Aegypten unter verschiedene. Eigenthümer vertheilt, von denen jeder eine gewisse Anzahl der 24 Keráts besitzt, in welche das Thier getheilt sein soll. – Von Grosssprechern, die andere gern glauben machen möchten, etwas gehöre ihnen, woran sie nur einen sehr geringen oder gar keinen Anspruch haben. *2 Sitt up em, he is vun Ulm. Aufsperren. Sperr' auf zu rechter Zeit! Aufspielen. Wer sich selbst aufzuspielen vermag, kann tanzen, wenn er will. Aufspringen. 1 Wann ich vffspringe, so regt sich all mein gut. Lat.: Omnem facultatem indutus est. (Tappius, 184a.) 2 Wann ich auffspringe, so springt all meine haab mit mir auff. – Tappius, 184a. Scherzhafte Schilderung von den geringen Besitzthümern jemandes. – „Kaum an irgendein Ding hat unser Volk mehr Geist, Witz und Gemüth verschwendet (!), als an den Trost und ironischen Preis des Besitzlosen.“ (Vgl. Riehl, Die deutsche Arbeit, Stuttgart 1862, Abschn. 4, Kap. 2: Lob der Armuth.) *3 Er springt auf wie ein Hahn. Von denen, die einmal besiegt, den Kampf erneuern. Hergenommen von den Kämpfen der Hähne, wobei sie bekanntlich wiederholt in die Höhe springen. Lat.: Gallus insilit. (Erasm., 920.) Aufstehen. 1 Aufstehen früh hat Müh'. 2 Beim Aufstehen von der Tafel erkennt man das Fest. 3 De upsteit, de sîn Ste(de) vergeit. (Oldenburg.) 4 De upsteit, verläst sien Stede. (Ostfries.) 5 Dem, der früh aufsteht, hilft Gott und leitet ihm die Hand. 6 Der hat gut spät aufstehen, der in dem Rufe steht, dass er früh aufsteht. Wer einen guten Ruf hat, verliert ihn nicht so leicht. Frz.: A beau se lever tard, qui a bruit de se lever matin. Holl.: Die den naam van vroeg opstaan heeft, mag wel lang slapen (oder: te bed liggen, auch: slaapt zelden te lang). (Harrebomée, I, 34.) 7 Der müsste früh aufstehen, der es allen recht machen (jedermann gefallen) wollte. – Winckler, XII, 85. It.: Bisogna, che si levi di buon ora, chi vuol piacer a tutti. Lat.: Non fuit hic natus, nullo nascetur et aevo, omnibus ex aequo qui placuisse sciat. 8 Deu freuh upsteut, vel vertehrt; deu lange schlöppt, den Gott ernehrt. (Lippe.) – Firmenich, I, 269. 9 Es kann niemand aufstehen, er sei denn zuvor gefallen. 10 Es müsste schon früh aufstehen, der auch nur seinen Nachbarn recht thun wollte. 11 Früh aufstehen bringt den Tag nicht desto früher. (Span.) Lat.: Surgere naturae lucem non promovet ipsam. 12 Früh aufstehen ist nicht gut, früh trinken noch das Beste thut. – Fischart, Gesch. 13 Früh aufstehen macht nicht eher tagen. – Eiselein, 44. 14 Früh aufstehen nützt nichts, wenn man doch nicht Wort hält. Frz.: C'est peu de se lever matin, mais c'est tout de partir à heure. 15 Früh aufstehen thut's nicht, die Wirthschaft besteht durch Klugheit. – Bertram. 16 Früh aufstehen und früh (jung) freien, soll niemand gereuen. 17 Ick stah ümmer tirig up, ick mütt middags lürren helpen. (Mecklenburg.) 18 Man muss früh aufstehen, wenn man früh fertig werden will. – Simrock, 613. 19 Opgestange, de Pla'tsch vergange. (Aachen.) Pla'tsch = Platz, Ort, Raum, Stelle. – Wer die einmal eingenommene Stelle verlässt, hat daran keinen Theil mehr, verliert sie. 20 'S früeh ufstoh einzig isch nit g'nug. (Schweiz.) 21 Sta frisch up, do 't Muul up, hör bald up. (Lübeck.) 22 Steh auf um fünf, iss Mittag um neun, des Abends um fünf und zu Bett um neun, so wirst du ein Mann von neunzig und neun. Eine frühere Tagesordnung. Holl.: Veel beter is 't vroeg op te staan, dan 's avonds laat naar bed te gaan. (Harrebomée, I, 35.) 23 Stehe früh auf, leg' dich spät nieder, so bekommst du verlorenen Reichthum wieder. Frz.: Se coucher de bonne heure et se lever matin, sont les deux meilleurs moyens de conserver sa santé, sa fortune et son jugement. 24 Stehe früh auf und du wirst säen, arbeite und du wirst haben. 25 Wenn man noch so früh aufsteht, es wird nicht eher Tag.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [83]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/111>, abgerufen am 24.11.2024.