Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] *333 Ein Auge zudrücken. - Meinau, 26. Etwas, was streng genommen nicht sein sollte, hingehen lassen und thun, als ob man es nicht bemerkte. Ueber die Entstehung dieser Redensart erzählt man: Einem einäugigen Steuerbeamten (Thorvisitator, Güterbeschauer) wurde verrathen, dass ein bedeutender Unterschleif beabsichtigt werde; er verdoppelte daher seinen Diensteifer. Die Waareneigenthümer liessen aber, um ihn zu täuschen, eine Ladung unbedeutender Sachen vorausgehen, die er wegnahm, dann die Hauptladung folgen, drückten ihm auf eine wirksame Weise die Hand, mit der Bitte, Ein Auge zuzudrücken, was er aus Höflichkeitsrücksichten thun zu müssen glaubte, sodass die Waare unbemerkt vorbeigelangte. Lat.: Connivere. (Cicero.) *334 Ein böses Auge sollte dies nicht ansehen. Verderblicher Zauberblick. *335 Einem Augen machen. Eine thüringische Redensart, die George Hesekiel (in Julius Rodenberg's Deutschem Magazin, 2. Jahrg., 1. Heft, S. 28) so erklärt: Wenn ein Mädchen mit einem Manne zusammengeführt wird, dann "schielt" sie, d. h. sie thut, als ob sie sich gar nicht um ihn bekümmere, blickt aber verstohlen unter den Wimpern nach ihm hin, um zu sehen, was er für ein Gesell ist. Gefällt er ihr nun so von aussen, dann "macht sie ihm Ohren", d. h. sie hört auf seine Rede, und gefällt ihr diese, dann "macht sie ihm Augen", d. h. sie blickt ihn zuweilen ganz plötzlich mit grossen Augen an, um sich zu überzeugen, ob er's so meint, wie er spricht. *336 Einem aus den Augen gehen. Absichtlich eine Zusammenkunft mit ihm vermeiden. *337 Einem aus den Augen geschnitten sein. Sehr ähnlich sein. *338 Einem die Augen aus dem Kopfe geben. Das Liebste und Theuerste ihm opfern. Lat.: Medullitus, oculitus. (Erasm., 67.) *339 Einem die Augen auswischen. Ihn mit seinem eigenen Schaden klug machen, ihn betrügen. *340 Einem die Augen einseifen. (Poln.) Entspricht der deutschen Redensart: Einen über den Löffel barbieren. - Man erzählt, dass ein paar Gauner, die sich für Barbiere ausgegeben, in Krakau einen Edelmann, nachdem er Uhr, Brillantnadeln u. s. w. abgelegt, eingeseift, ihn dabei unmerklich an die Stuhllehne festgebunden und ihm schliesslich aus wohlberechnetem Versehen den Seifenschaum in die Augen gegossen und mit den Kostbarkeiten rasch verschwunden seien. Da die Begebenheit von Mund zu Mund ging, so wurde diese Redensart sprichwörtlich. (Wurzbach I, 78.) *341 Einem die Augen im Kopfe nicht gönnen. Holl.: Hij gunt hem het licht in de oogen niet. (Harrebomee, II, 142.) *342 Einem die Augen nicht gönnen. Jemand so hassen, dass man ihn gar nicht ansehen mag. *343 Einem die Augen öffnen. Holl.: Iemand de oogen openen. (Harrebomee, II, 143.) *344 Einem die Augen verblenden (verkleistern). Ihm die wahre Beschaffenheit der Sache verhehlen. *345 Einem etwas an den Augen ab- und ansehen. - Grimm, I, 790; Sailer, 182. Aus seinen Mienen lesen, welche Wünsche sein Herz hat. Lat.: Animus in oculis habitat. - Oculus animi index. *346 Einem unter die Augen treten. Eine Stelle einnehmen, wo man von ihm bemerkt werden kann. *347 Einem unter vier Augen seine Meinung sagen. Ohne dass es sonst jemand hört. Frz.: Dire a quelqu'un deux mots et une bredouille. *348 Einem was aufs Auge drücken. Ihn bestechen. *349 Einen ins Auge fassen. Ihn aufmerksam betrachten. Holl.: Iemand in het oog houden. ( Harrebomee, II, 143.) *350 Einen mit sehenden Augen blind machen. Ihn zu etwas überreden, wovon ihm seine Augen das Gegentheil versichern. Lat.: Oculis pulverem offundere (suffundere). *351 Einen nicht mit guten Augen ansehen. - Zehner, 22. Holl.: Iemand met geene goede oogen aanzien. (Harrebomee, II, 143.) *352 En god Oge up een hebben. *353 En Oge dran wagen. *354 En Oge int Seil hebbn. *355 Er bleibt bei seinen fünf (sieben, elf, auch dreizehn) Augen. Wahrscheinlich vom Spiel entlehnt, wenigstens erzählt man, ein ebenso leidenschaftlicher als abergläubischer Spieler habe sich in den Kopf gesetzt, auf die Zahl sieben zu gewinnen, habe sie, wiewol er stets [Spaltenumbruch] verloren, so lange fort besetzt, bis sein ganzes Vermögen dahingewesen. Man sagt aber auch: bei seinen fünf, elf u. s. w. Augen bleiben. *356 Er hat auch hinten Augen. Ist durchtrieben, mit allen Hunden gehetzt. Lat.: A fronte atque a tergo. (Tappius, 99a.) *357 Er hat Augen, die von Augenschmalz verliebt werden. (Span.) *358 Er hat Augen, er kann bei hellem Tage eine Kirche unterscheiden. *359 Er hat Augen hinten und vorne. Holl.: Hij heeft ook oogen in zijn nek. (Harrebomee, II, 143.) *360 Er hat augen im hindernkopff. - Henisch, 142. *361 Er hat Augen wie ein Luchs (Falk, Sperber). - Kirchhofer, 274. Lat.: Lynceo perspicacior. (Aristoph.) *362 Er hat Augen wie ein Schellfisch. Grosse, matte, ausdruckslose. *363 Er hat Augen wie Häscherlaternen. *364 Er hat die Augen in den Fersen. Scheint blind zu sein. Frz.: Il parait qu'il a les yeux aux talons. *365 Er hat ein Auge auf dem Felde, das andere in der Stadt. Er hat es auf allem; seinem Blicke, seiner Aufmerksamkeit kann nichts entgehen. Frz.: Il a un oeil au champ, et l'autre a la ville. *366 Er hat hinter sich auch Augen. Es entgeht ihm auch dann eine Sache nicht so leicht, wenn man ihn auch nicht persönlich zugegen glaubt. Auch: Er ist listig, verschlagen, lässt sich nicht leicht täuschen. - Von denen, die ausserordentliche Kenntniss der Dinge und besondere Klugheit besassen, die nicht blos das Gegenwärtige wussten, sondern auch Blicke in die Zukunft warfen, sagte man: Er hat Augen auf der Stirn und hinten am Kopfe. (A fronte simul et occipitio oculatus. Erasm., 789.) Lat.: In occipitio quoque oculos gerit. (Plautus.) (Erasmus, 227.) *367 Er hat hundert augen, er ist ein Argus. - Henisch, 148. *368 Er hat ihr zu tief ins Auge geblickt. Ihr Anschauen hat eine Leidenschaft in ihm für sie hervorgerufen. *369 Er hat nicht die Augen eines Pfarrers (Arztes, Richters u. s. w.). (Lit.) Ist nicht für diesen Beruf geboren. *370 Er hat nur ein Auge; ein Aug' ist lieb. *371 Er hat rothe Augen, als wenn er sollte Cardinal werden. Französischen Ursprungs. Dem Abt Bonze, dem Neffen des Bischofs von Beziers, ward unter andern Voraussagungen auch die gemacht, er werde, wenn er einmal rothe Augen bekäme, Cardinal werden. (Gesellsch., I, Magdeburg 1783.) *372 Er hat sehr brauchbare Augen, er sieht zugleich nach zwei Seiten. Spott auf Schielende. *373 Er hat seine Augen immer offen (oder: rechts und links). Ist immer auf seiner Hut. Frz.: Il est toujours sur le qui-vive. *374 Er hat so viel Augen wie eine Spitalsuppe. D. h. sehr wenig, denn die Spitalsuppen triefen bekanntlich nicht vom Fett. *375 Er hat weder mit seinen Augen gesehen, noch mit seinem Herzen geliebt. (Aegypt.) - Burckhardt, 728. Von jemand, der eine wiederholt heftige Leidenschaft für eine Frau kund gibt, die er nie unverschleiert gesehen hat. Im weitern Sinne: von Begeisterung für Sachen, die man nicht kennt. *376 Er ist mit sehenden Augen blind. - Matth. 13, 13; Schulze, 214. Von einem Menschen, dem alle geistige Empfänglichkeit abging, der stumpf an Kopf und Herz war, sagten die Alten: Er ist nicht blos auf den Augen, sondern auch auf den Ohren blind. (Coecus auribus. Erasmus, 500.) Holl.: Hij heeft de oogen zoo diep in het hoofd, dat hij niet ziet, wat omtrent hem is. (Harrebomee, II, 142.) - Hij is met beide oogen stekeblind. (Harrebomee, II, 143.) Lat.: Caligare in sole. (Quint.) (Erasm., 27.) *377 Er macht Augen wie die Gänse, wenn's wetterleuchtet. Holl.: Hij ziet uit zijne oogen als een maartsche kater. - Hij ziet uit zijne oogen als een schichtig paard. (Harrebomee, II, 143.)
[Spaltenumbruch] *333 Ein Auge zudrücken. – Meinau, 26. Etwas, was streng genommen nicht sein sollte, hingehen lassen und thun, als ob man es nicht bemerkte. Ueber die Entstehung dieser Redensart erzählt man: Einem einäugigen Steuerbeamten (Thorvisitator, Güterbeschauer) wurde verrathen, dass ein bedeutender Unterschleif beabsichtigt werde; er verdoppelte daher seinen Diensteifer. Die Waareneigenthümer liessen aber, um ihn zu täuschen, eine Ladung unbedeutender Sachen vorausgehen, die er wegnahm, dann die Hauptladung folgen, drückten ihm auf eine wirksame Weise die Hand, mit der Bitte, Ein Auge zuzudrücken, was er aus Höflichkeitsrücksichten thun zu müssen glaubte, sodass die Waare unbemerkt vorbeigelangte. Lat.: Connivere. (Cicero.) *334 Ein böses Auge sollte dies nicht ansehen. Verderblicher Zauberblick. *335 Einem Augen machen. Eine thüringische Redensart, die George Hesekiel (in Julius Rodenberg's Deutschem Magazin, 2. Jahrg., 1. Heft, S. 28) so erklärt: Wenn ein Mädchen mit einem Manne zusammengeführt wird, dann „schielt“ sie, d. h. sie thut, als ob sie sich gar nicht um ihn bekümmere, blickt aber verstohlen unter den Wimpern nach ihm hin, um zu sehen, was er für ein Gesell ist. Gefällt er ihr nun so von aussen, dann „macht sie ihm Ohren“, d. h. sie hört auf seine Rede, und gefällt ihr diese, dann „macht sie ihm Augen“, d. h. sie blickt ihn zuweilen ganz plötzlich mit grossen Augen an, um sich zu überzeugen, ob er's so meint, wie er spricht. *336 Einem aus den Augen gehen. Absichtlich eine Zusammenkunft mit ihm vermeiden. *337 Einem aus den Augen geschnitten sein. Sehr ähnlich sein. *338 Einem die Augen aus dem Kopfe geben. Das Liebste und Theuerste ihm opfern. Lat.: Medullitus, oculitus. (Erasm., 67.) *339 Einem die Augen auswischen. Ihn mit seinem eigenen Schaden klug machen, ihn betrügen. *340 Einem die Augen einseifen. (Poln.) Entspricht der deutschen Redensart: Einen über den Löffel barbieren. – Man erzählt, dass ein paar Gauner, die sich für Barbiere ausgegeben, in Krakau einen Edelmann, nachdem er Uhr, Brillantnadeln u. s. w. abgelegt, eingeseift, ihn dabei unmerklich an die Stuhllehne festgebunden und ihm schliesslich aus wohlberechnetem Versehen den Seifenschaum in die Augen gegossen und mit den Kostbarkeiten rasch verschwunden seien. Da die Begebenheit von Mund zu Mund ging, so wurde diese Redensart sprichwörtlich. (Wurzbach I, 78.) *341 Einem die Augen im Kopfe nicht gönnen. Holl.: Hij gunt hem het licht in de oogen niet. (Harrebomée, II, 142.) *342 Einem die Augen nicht gönnen. Jemand so hassen, dass man ihn gar nicht ansehen mag. *343 Einem die Augen öffnen. Holl.: Iemand de oogen openen. (Harrebomée, II, 143.) *344 Einem die Augen verblenden (verkleistern). Ihm die wahre Beschaffenheit der Sache verhehlen. *345 Einem etwas an den Augen ab- und ansehen. – Grimm, I, 790; Sailer, 182. 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Wahrscheinlich vom Spiel entlehnt, wenigstens erzählt man, ein ebenso leidenschaftlicher als abergläubischer Spieler habe sich in den Kopf gesetzt, auf die Zahl sieben zu gewinnen, habe sie, wiewol er stets [Spaltenumbruch] verloren, so lange fort besetzt, bis sein ganzes Vermögen dahingewesen. Man sagt aber auch: bei seinen fünf, elf u. s. w. Augen bleiben. *356 Er hat auch hinten Augen. Ist durchtrieben, mit allen Hunden gehetzt. Lat.: A fronte atque a tergo. (Tappius, 99a.) *357 Er hat Augen, die von Augenschmalz verliebt werden. (Span.) *358 Er hat Augen, er kann bei hellem Tage eine Kirche unterscheiden. *359 Er hat Augen hinten und vorne. Holl.: Hij heeft ook oogen in zijn nek. (Harrebomée, II, 143.) *360 Er hat augen im hindernkopff. – Henisch, 142. *361 Er hat Augen wie ein Luchs (Falk, Sperber). – Kirchhofer, 274. Lat.: Lynceo perspicacior. (Aristoph.) *362 Er hat Augen wie ein Schellfisch. 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*333 Ein Auge zudrücken. – Meinau, 26.
Etwas, was streng genommen nicht sein sollte, hingehen lassen und thun, als ob man es nicht bemerkte. Ueber die Entstehung dieser Redensart erzählt man: Einem einäugigen Steuerbeamten (Thorvisitator, Güterbeschauer) wurde verrathen, dass ein bedeutender Unterschleif beabsichtigt werde; er verdoppelte daher seinen Diensteifer. Die Waareneigenthümer liessen aber, um ihn zu täuschen, eine Ladung unbedeutender Sachen vorausgehen, die er wegnahm, dann die Hauptladung folgen, drückten ihm auf eine wirksame Weise die Hand, mit der Bitte, Ein Auge zuzudrücken, was er aus Höflichkeitsrücksichten thun zu müssen glaubte, sodass die Waare unbemerkt vorbeigelangte.
Lat.: Connivere. (Cicero.)
*334 Ein böses Auge sollte dies nicht ansehen.
Verderblicher Zauberblick.
*335 Einem Augen machen.
Eine thüringische Redensart, die George Hesekiel (in Julius Rodenberg's Deutschem Magazin, 2. Jahrg., 1. Heft, S. 28) so erklärt: Wenn ein Mädchen mit einem Manne zusammengeführt wird, dann „schielt“ sie, d. h. sie thut, als ob sie sich gar nicht um ihn bekümmere, blickt aber verstohlen unter den Wimpern nach ihm hin, um zu sehen, was er für ein Gesell ist. Gefällt er ihr nun so von aussen, dann „macht sie ihm Ohren“, d. h. sie hört auf seine Rede, und gefällt ihr diese, dann „macht sie ihm Augen“, d. h. sie blickt ihn zuweilen ganz plötzlich mit grossen Augen an, um sich zu überzeugen, ob er's so meint, wie er spricht.
*336 Einem aus den Augen gehen.
Absichtlich eine Zusammenkunft mit ihm vermeiden.
*337 Einem aus den Augen geschnitten sein.
Sehr ähnlich sein.
*338 Einem die Augen aus dem Kopfe geben.
Das Liebste und Theuerste ihm opfern.
Lat.: Medullitus, oculitus. (Erasm., 67.)
*339 Einem die Augen auswischen.
Ihn mit seinem eigenen Schaden klug machen, ihn betrügen.
*340 Einem die Augen einseifen. (Poln.)
Entspricht der deutschen Redensart: Einen über den Löffel barbieren. – Man erzählt, dass ein paar Gauner, die sich für Barbiere ausgegeben, in Krakau einen Edelmann, nachdem er Uhr, Brillantnadeln u. s. w. abgelegt, eingeseift, ihn dabei unmerklich an die Stuhllehne festgebunden und ihm schliesslich aus wohlberechnetem Versehen den Seifenschaum in die Augen gegossen und mit den Kostbarkeiten rasch verschwunden seien. Da die Begebenheit von Mund zu Mund ging, so wurde diese Redensart sprichwörtlich. (Wurzbach I, 78.)
*341 Einem die Augen im Kopfe nicht gönnen.
Holl.: Hij gunt hem het licht in de oogen niet. (Harrebomée, II, 142.)
*342 Einem die Augen nicht gönnen.
Jemand so hassen, dass man ihn gar nicht ansehen mag.
*343 Einem die Augen öffnen.
Holl.: Iemand de oogen openen. (Harrebomée, II, 143.)
*344 Einem die Augen verblenden (verkleistern).
Ihm die wahre Beschaffenheit der Sache verhehlen.
*345 Einem etwas an den Augen ab- und ansehen. – Grimm, I, 790; Sailer, 182.
Aus seinen Mienen lesen, welche Wünsche sein Herz hat.
Lat.: Animus in oculis habitat. – Oculus animi index.
*346 Einem unter die Augen treten.
Eine Stelle einnehmen, wo man von ihm bemerkt werden kann.
*347 Einem unter vier Augen seine Meinung sagen.
Ohne dass es sonst jemand hört.
Frz.: Dire à quelqu'un deux mots et une bredouille.
*348 Einem was aufs Auge drücken.
Ihn bestechen.
*349 Einen ins Auge fassen.
Ihn aufmerksam betrachten.
Holl.: Iemand in het oog houden. ( Harrebomée, II, 143.)
*350 Einen mit sehenden Augen blind machen.
Ihn zu etwas überreden, wovon ihm seine Augen das Gegentheil versichern.
Lat.: Oculis pulverem offundere (suffundere).
*351 Einen nicht mit guten Augen ansehen. – Zehner, 22.
Holl.: Iemand met geene goede oogen aanzien. (Harrebomée, II, 143.)
*352 En god Oge up een hebben.
*353 En Oge dran wagen.
*354 En Oge int Seil hebbn.
*355 Er bleibt bei seinen fünf (sieben, elf, auch dreizehn) Augen.
Wahrscheinlich vom Spiel entlehnt, wenigstens erzählt man, ein ebenso leidenschaftlicher als abergläubischer Spieler habe sich in den Kopf gesetzt, auf die Zahl sieben zu gewinnen, habe sie, wiewol er stets
verloren, so lange fort besetzt, bis sein ganzes Vermögen dahingewesen. Man sagt aber auch: bei seinen fünf, elf u. s. w. Augen bleiben.
*356 Er hat auch hinten Augen.
Ist durchtrieben, mit allen Hunden gehetzt.
Lat.: A fronte atque a tergo. (Tappius, 99a.)
*357 Er hat Augen, die von Augenschmalz verliebt werden. (Span.)
*358 Er hat Augen, er kann bei hellem Tage eine Kirche unterscheiden.
*359 Er hat Augen hinten und vorne.
Holl.: Hij heeft ook oogen in zijn nek. (Harrebomée, II, 143.)
*360 Er hat augen im hindernkopff. – Henisch, 142.
*361 Er hat Augen wie ein Luchs (Falk, Sperber). – Kirchhofer, 274.
Lat.: Lynceo perspicacior. (Aristoph.)
*362 Er hat Augen wie ein Schellfisch.
Grosse, matte, ausdruckslose.
*363 Er hat Augen wie Häscherlaternen.
*364 Er hat die Augen in den Fersen.
Scheint blind zu sein.
Frz.: Il parait qu'il a les yeux aux talons.
*365 Er hat ein Auge auf dem Felde, das andere in der Stadt.
Er hat es auf allem; seinem Blicke, seiner Aufmerksamkeit kann nichts entgehen.
Frz.: Il a un oeil au champ, et l'autre à la ville.
*366 Er hat hinter sich auch Augen.
Es entgeht ihm auch dann eine Sache nicht so leicht, wenn man ihn auch nicht persönlich zugegen glaubt. Auch: Er ist listig, verschlagen, lässt sich nicht leicht täuschen. – Von denen, die ausserordentliche Kenntniss der Dinge und besondere Klugheit besassen, die nicht blos das Gegenwärtige wussten, sondern auch Blicke in die Zukunft warfen, sagte man: Er hat Augen auf der Stirn und hinten am Kopfe. (A fronte simul et occipitio oculatus. Erasm., 789.)
Lat.: In occipitio quoque oculos gerit. (Plautus.) (Erasmus, 227.)
*367 Er hat hundert augen, er ist ein Argus. – Henisch, 148.
*368 Er hat ihr zu tief ins Auge geblickt.
Ihr Anschauen hat eine Leidenschaft in ihm für sie hervorgerufen.
*369 Er hat nicht die Augen eines Pfarrers (Arztes, Richters u. s. w.). (Lit.)
Ist nicht für diesen Beruf geboren.
*370 Er hat nur ein Auge; ein Aug' ist lieb.
*371 Er hat rothe Augen, als wenn er sollte Cardinal werden.
Französischen Ursprungs. Dem Abt Bonze, dem Neffen des Bischofs von Beziers, ward unter andern Voraussagungen auch die gemacht, er werde, wenn er einmal rothe Augen bekäme, Cardinal werden. (Gesellsch., I, Magdeburg 1783.)
*372 Er hat sehr brauchbare Augen, er sieht zugleich nach zwei Seiten.
Spott auf Schielende.
*373 Er hat seine Augen immer offen (oder: rechts und links).
Ist immer auf seiner Hut.
Frz.: Il est toujours sur le qui-vive.
*374 Er hat so viel Augen wie eine Spitalsuppe.
D. h. sehr wenig, denn die Spitalsuppen triefen bekanntlich nicht vom Fett.
*375 Er hat weder mit seinen Augen gesehen, noch mit seinem Herzen geliebt. (Aegypt.) – Burckhardt, 728.
Von jemand, der eine wiederholt heftige Leidenschaft für eine Frau kund gibt, die er nie unverschleiert gesehen hat. Im weitern Sinne: von Begeisterung für Sachen, die man nicht kennt.
*376 Er ist mit sehenden Augen blind. – Matth. 13, 13; Schulze, 214.
Von einem Menschen, dem alle geistige Empfänglichkeit abging, der stumpf an Kopf und Herz war, sagten die Alten: Er ist nicht blos auf den Augen, sondern auch auf den Ohren blind. (Coecus auribus. Erasmus, 500.)
Holl.: Hij heeft de oogen zoo diep in het hoofd, dat hij niet ziet, wat omtrent hem is. (Harrebomée, II, 142.) – Hij is met beide oogen stekeblind. (Harrebomée, II, 143.)
Lat.: Caligare in sole. (Quint.) (Erasm., 27.)
*377 Er macht Augen wie die Gänse, wenn's wetterleuchtet.
Holl.: Hij ziet uit zijne oogen als een maartsche kater. – Hij ziet uit zijne oogen als een schichtig paard. (Harrebomée, II, 143.)
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