Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 256 Man mot den Buern nit loewen, süs wert'e öewermaüdig. (Westf.) 257 Man mott den Bauern nig wiss maken, dat de Voss Eier legt. 258 Man muss dem Bauer die Schaufel, aber keine Lanze in die Hand geben. 259 Man muss den Bauern die Hunde nicht wecken, wenn man ins Dorf kommt. Lat.: Octipedem excitas! 260 'N Baur is so klok (klug) as 'n Minsch. - Goldschmidt, 161. 261 O, Bauer! wann wärst du eine Königin geworden! - Burckhardt, 681. Wenn gemeine Leute auf einmal über ihren Stand gehoben werden. Das Sprichwort ist wahrscheinlich von dem Fall im Schachspiel hergenommen, wo der eine der Spieler für den Bauer, welchen er durch glückliche Bewegungen in das Lager gebracht hat, seine verlorene Königin wiedererhält. 262 Reig't juch, Bur'n, segd de Schult, de Eddelmann kümmt. 263 Soll's dem Bauer glücken, muss er den Pflug selber drücken. Frz.: Pour que le laboureur prospere, il faul qu'il conduire lui-meme sa charrue. 264 'S sind nu Baure, doch müend si de Herre fürs Esse sorge. (Frickthal in der Schweiz.) 265 Twölf Bauren unn een Oss sünd dörtein Beester. (Rendsburg.) Frz.: Quatre-vingt-dix-neuf moutons et un Champenois font cent betes. (Lendroy, 1593.) Holl.: Twaalf boeren en een hond, dann heeft men dertien rekels. (Harrebomee, I, 72.) (Rekel - grober Wachhund und grober Mensch.) - Al dien ik twaalf boeren en een' hond, dan dien ik nog maar krengen. (Harrebomee, I, 67.) 266 Unter den Bauern pfeift auch Korydon wol. - Pistor., II, 60; Simrock, 7808. 267 Verdorbene Bauern geben gute Hof- und Schirrmeister ab. - Pistor., V, 13. 268 Volle Bawern soll man zu Dorff lassen. - Henisch, 212; Lehmann, II, 804, 137. 269 Von bawren kommen bawren her. - Henisch, 214. 270 Wa brü't de Bur den Husmann. 271 Wägt der Bauer die Krone, so hat er Armuth zum Lohne. - Sprichwörtergarten, 67. 272 Wan der Baur fengt an ze krege, den fengt he an ze lege (lügen). (Aachen.) - Firmenich, I, 491, 8. 273 Wan man den bawren eynen finger beuth, so wil er darnach die faust gar haben. - Tappius, 163a. 274 Wann bawren anheben zu wüten, so hilfft an jhnen kein güten. - Henisch, 214. 275 Wann de Biuer well verdiärwen, leie1 he Geld und käupe Järwen2. (Soest.) - Firmenich, I, 349, 35. 1) Leihe. 2) Erbländereien. 276 Wann de Baur üm Maidach1 den Waiten2 met der Lampe saüken maut3, denn kann he noch guet wären. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 185. 1) Maitag. 2) Weizen. 3) Suchen muss. 277 Wann die bawren wöllen mit Edelleut zu bier gehen, so müssen sie gelt oder haar geben. - Henisch, 214. 278 Was der Bauer sich kocht zum Essen, wird vom Senator aufgegessen. 279 Was soll einem bawren ein zart megdlein, jhm gehört eine starke bäwrin, die jhm butter vnd käss mache. - Henisch, 210. 280 Was versteht ein Bauer von Safran? - Simrock, 815. Frz.: A gens de village trompette de bois. (Lendroy, 168.) 281 Was weiss der Bauer vom Gurkensalat, er isst seinen Gurkensalat mit der Mistgabel. - Simrock, 814. In unsern Tagen versteht der Bauer Gurkensalat zu essen und auch Safran zu gebrauchen, und es kommt nicht mehr vor, dass ein Bauer seinen Kalender für Koriander frisst, wie Fischart (Bienenkorb, 39b) erzählt. 282 Wat de Baur nich kennt, dat et (fret) he nich. (Göttingen.) - Schambach, 324; für Oldenburg: Goldschmidt, 133; für Waldeck: Curtze, 320, 82; für Münster: [Spaltenumbruch] Firmenich, I, 298, 60; für Meurs: Firmenich, I, 404, 270; für Steiermark: Firmenich, II, 766, 48; hochdeutsch bei Simrock, 813; Grimm, I, 1177. Drückt das tief eingewurzelte Mistrauen des Bauern gegen alles Neue aus. Die Küche der Landleute, sagt Dr. Goldschmidt, ist unter den (hiesigen) Landleuten dieselbe geblieben, die Zeit ist spurlos an ihr vorübergegangen. Alles Neue wird von der Hand gewiesen. Holl.: Der boeren argwaan en Gods barmhartigheid is ondoorgrondelijk. (Harrebomee, I, 19.) 283 Wat de Buur nich mut, dat deit he nich. (Süderdithmarschen.) 284 Wat en Baur is, dat (de) bleift ein. - Schambach, 325. Besonders von den anerzogenen Sitten zu verstehen. 285 Wat hett'n Baur doch vel to don, säd'n oll Baur, da brenn' he sick 'n Pip an un seg to, wo de Knecht' arbeiten deren. (Mecklenburg.) - Hoefer, 122. 286 Wat kennt der Baur von Zafferon. (Aachen.) - Firmenich, I, 491, 135. Holl.: Wat weet een boer van sporen. (Harrebomee, I, 72.) 287 Wat versteit de Bur von Safran! He wöll fer en Dittke1 und hölt ö grote Kornsack opp. (Königsberg.) 1) Silbergroschen. 288 Wat wet de Baur van Gurkensalat, den frett he mit de Messfork1. (Oldenburg.) - Goldschmidt, 183. 1) Mistgabel. - Der (oldenburgische) Landmann will um des Wohlgeschmacks der Speisen wegen keine grossen Opfer bringen; er ist dazu zu sparsam. 289 Wat witj a Bür fan Sawweran. (Nordfries.) Frz.: Le laboureur ne sait ce qu'il fait. 290 Watt de Buur ni kennt, datt fad (fasst) he mit de Missfork an. (Rendsburg.) 291 Watt de Buur ni kennt, datt nennt he Katüffelkrut1. (Rendsburg.) 1) Kartoffelkraut. 292 Wenn alle Bauern aus der Stadt aufs Land gegangen sind, dann ist kein Mensch mehr zu Hause. Spott auf die sogenannten "Bauernstädte", deren es noch zu Anfang dieses Jahrhunderts eine grosse Menge in Deutschland gab. Es waren Städte mit Thoren, Gräben und ackerbautreibender Bevölkerung; jetzt sind sie meist verschwunden. (Vgl. Riehl, Land und Leute, Kap. 2.) 293 Wenn Bauern nicht wären und ihre Güld', so wär' ein Bettelsack der Edelleute Schild. - Körte, 423. 294 Wenn Bauren lügen, ist's eine Sünd'. - Eiselein, 61. Ist's eine Naturfunction und keine Sünd', wenn Junker lügen? 295 Wenn de Biuer berieket1, wat de Pannekauke kostet, dann frietet'e ne nit. (Westf.) 1) Berechnet. 296 Wenn de Bauer nich maut (mot), reget (röhrt) he weer (nich) Hand noch Faut (Fot). (Göttingen.) - Schambach, 326; für Oldenburg: Goldschmidt, 87; für Düren: Firmenich, 484, 124; für Eifel: Schmitz, 194. Die Bauern stehen bei uns vorherrschend in dem Rufe, nur das zu thun, was sie unbedingt thun müssen, und sehr karg zu sein, wenn es gilt, die Zwecke der Bildung zu fördern. Eine rühmliche Ausnahme hiervon machen, was den letzten Punkt betrifft, die norwegischen Bauern. Norwegen hat ein Parlament, das überwiegend aus Bauern besteht, und ist eins der wenigen Länder Europas, das keine Staatsschulden hat. So zäh sie aber auch sind, wo es gilt, Geld für das Heer, für höhere Besoldung der Beamten u. s. w. zu bewilligen, so bereitwillig sind sie, Geld für wissenschaftliche Anstalten und Zwecke zu gewähren. Viele lassen ihre Söhne sogar die Universität besuchen, nicht in der Absicht, dass sie eine gelehrte oder amtliche Laufbahn machen sollten, sondern lediglich, dass sie Bildung in ihren bäuerlichen Kreis, in den sie wieder zurückkehren, mitbringen. Die norwegischen Bauern glauben nicht, dass eine höhere Bildung ihren Beruf beeinträchtigen könne; aber es ist dem Gebildeten dort auch keine Schande Bauer zu sein. 297 Wenn de Buer nich moet, röhrt he geen Finn of Foot. (Ostfries.) 298 Wenn de Buer Wiyn drinket, dann krigt'e Lüse. (Westf.) 299 Wenn de Baur innen Sand litt Noth, denn hebben all de Lued' Brod. (Mecklenburg.) - Latendorf, 226.
[Spaltenumbruch] 256 Man mot den Buern nit loewen, süs wert'e öewermaüdig. (Westf.) 257 Man mott den Bûern nig wiss maken, dat de Voss Eier legt. 258 Man muss dem Bauer die Schaufel, aber keine Lanze in die Hand geben. 259 Man muss den Bauern die Hunde nicht wecken, wenn man ins Dorf kommt. Lat.: Octipedem excitas! 260 'N Bûr is so klok (klug) as 'n Minsch. – Goldschmidt, 161. 261 O, Bauer! wann wärst du eine Königin geworden! – Burckhardt, 681. Wenn gemeine Leute auf einmal über ihren Stand gehoben werden. Das Sprichwort ist wahrscheinlich von dem Fall im Schachspiel hergenommen, wo der eine der Spieler für den Bauer, welchen er durch glückliche Bewegungen in das Lager gebracht hat, seine verlorene Königin wiedererhält. 262 Reig't juch, Bur'n, segd de Schult, de Eddelmann kümmt. 263 Soll's dem Bauer glücken, muss er den Pflug selber drücken. Frz.: Pour que le laboureur prospère, il faul qu'il conduire lui-même sa charrue. 264 'S sind nu Bûre, doch müend si de Herre fürs Esse sorge. (Frickthal in der Schweiz.) 265 Twölf Bûren unn een Oss sünd dörtein Beester. (Rendsburg.) Frz.: Quatre-vingt-dix-neuf moutons et un Champenois font cent bêtes. (Lendroy, 1593.) Holl.: Twaalf boeren en een hond, dann heeft men dertien rekels. (Harrebomée, I, 72.) (Rekel – grober Wachhund und grober Mensch.) – Al dien ik twaalf boeren en een' hond, dan dien ik nog maar krengen. (Harrebomée, I, 67.) 266 Unter den Bauern pfeift auch Korydon wol. – Pistor., II, 60; Simrock, 7808. 267 Verdorbene Bauern geben gute Hof- und Schirrmeister ab. – Pistor., V, 13. 268 Volle Bawern soll man zu Dorff lassen. – Henisch, 212; Lehmann, II, 804, 137. 269 Von bawren kommen bawren her. – Henisch, 214. 270 Wa brü't de Bur den Husmann. 271 Wägt der Bauer die Krone, so hat er Armuth zum Lohne. – Sprichwörtergarten, 67. 272 Wan der Bûr fengt an ze krêge, den fengt he an ze lege (lügen). (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 8. 273 Wan man den bawren eynen finger beuth, so wil er darnach die faust gar haben. – Tappius, 163a. 274 Wann bawren anheben zu wüten, so hilfft an jhnen kein güten. – Henisch, 214. 275 Wann de Biuer well verdiärwen, leie1 he Geld und käupe Järwen2. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 35. 1) Leihe. 2) Erbländereien. 276 Wann de Bûr üm Maidach1 den Waiten2 met der Lampe saüken maut3, denn kann he noch guet wären. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185. 1) Maitag. 2) Weizen. 3) Suchen muss. 277 Wann die bawren wöllen mit Edelleut zu bier gehen, so müssen sie gelt oder haar geben. – Henisch, 214. 278 Was der Bauer sich kocht zum Essen, wird vom Senator aufgegessen. 279 Was soll einem bawren ein zart megdlein, jhm gehört eine starke bäwrin, die jhm butter vnd käss mache. – Henisch, 210. 280 Was versteht ein Bauer von Safran? – Simrock, 815. Frz.: A gens de village trompette de bois. (Lendroy, 168.) 281 Was weiss der Bauer vom Gurkensalat, er isst seinen Gurkensalat mit der Mistgabel. – Simrock, 814. In unsern Tagen versteht der Bauer Gurkensalat zu essen und auch Safran zu gebrauchen, und es kommt nicht mehr vor, dass ein Bauer seinen Kalender für Koriander frisst, wie Fischart (Bienenkorb, 39b) erzählt. 282 Wat de Bûr nich kennt, dat et (fret) he nich. (Göttingen.) – Schambach, 324; für Oldenburg: Goldschmidt, 133; für Waldeck: Curtze, 320, 82; für Münster: [Spaltenumbruch] Firmenich, I, 298, 60; für Meurs: Firmenich, I, 404, 270; für Steiermark: Firmenich, II, 766, 48; hochdeutsch bei Simrock, 813; Grimm, I, 1177. Drückt das tief eingewurzelte Mistrauen des Bauern gegen alles Neue aus. Die Küche der Landleute, sagt Dr. Goldschmidt, ist unter den (hiesigen) Landleuten dieselbe geblieben, die Zeit ist spurlos an ihr vorübergegangen. Alles Neue wird von der Hand gewiesen. Holl.: Der boeren argwaan en Gods barmhartigheid is ondoorgrondelijk. (Harrebomée, I, 19.) 283 Wat de Buur nich mut, dat deit he nich. (Süderdithmarschen.) 284 Wat en Bûr is, dat (de) blîft ein. – Schambach, 325. Besonders von den anerzogenen Sitten zu verstehen. 285 Wat hett'n Bûr doch vêl tô dôn, säd'n oll Bûr, da brenn' he sick 'n Pip an un sêg to, wo de Knecht' arbeiten dêren. (Mecklenburg.) – Hoefer, 122. 286 Wat kennt der Bûr von Zafferon. (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 135. Holl.: Wat weet een boer van sporen. (Harrebomée, I, 72.) 287 Wat versteit de Bur von Safran! He wöll fer en Dittke1 und hölt ö grote Kornsack opp. (Königsberg.) 1) Silbergroschen. 288 Wat wêt de Bûr van Gurkensalat, den frett he mit de Messfork1. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 183. 1) Mistgabel. – Der (oldenburgische) Landmann will um des Wohlgeschmacks der Speisen wegen keine grossen Opfer bringen; er ist dazu zu sparsam. 289 Wat witj a Bür fan Sawweran. (Nordfries.) Frz.: Le laboureur ne sait ce qu'il fait. 290 Watt de Buur ni kennt, datt fad (fasst) he mit de Missfork an. (Rendsburg.) 291 Watt de Buur ni kennt, datt nennt he Katüffelkrut1. (Rendsburg.) 1) Kartoffelkraut. 292 Wenn alle Bauern aus der Stadt aufs Land gegangen sind, dann ist kein Mensch mehr zu Hause. Spott auf die sogenannten „Bauernstädte“, deren es noch zu Anfang dieses Jahrhunderts eine grosse Menge in Deutschland gab. Es waren Städte mit Thoren, Gräben und ackerbautreibender Bevölkerung; jetzt sind sie meist verschwunden. (Vgl. Riehl, Land und Leute, Kap. 2.) 293 Wenn Bauern nicht wären und ihre Güld', so wär' ein Bettelsack der Edelleute Schild. – Körte, 423. 294 Wenn Bûren lügen, ist's eine Sünd'. – Eiselein, 61. Ist's eine Naturfunction und keine Sünd', wenn Junker lügen? 295 Wenn de Biuer berieket1, wat de Pannekauke kostet, dann frietet'e ne nit. (Westf.) 1) Berechnet. 296 Wenn de Bûer nich maut (môt), rêget (röhrt) he wêer (nich) Hand noch Faut (Fôt). (Göttingen.) – Schambach, 326; für Oldenburg: Goldschmidt, 87; für Düren: Firmenich, 484, 124; für Eifel: Schmitz, 194. Die Bauern stehen bei uns vorherrschend in dem Rufe, nur das zu thun, was sie unbedingt thun müssen, und sehr karg zu sein, wenn es gilt, die Zwecke der Bildung zu fördern. Eine rühmliche Ausnahme hiervon machen, was den letzten Punkt betrifft, die norwegischen Bauern. Norwegen hat ein Parlament, das überwiegend aus Bauern besteht, und ist eins der wenigen Länder Europas, das keine Staatsschulden hat. So zäh sie aber auch sind, wo es gilt, Geld für das Heer, für höhere Besoldung der Beamten u. s. w. zu bewilligen, so bereitwillig sind sie, Geld für wissenschaftliche Anstalten und Zwecke zu gewähren. Viele lassen ihre Söhne sogar die Universität besuchen, nicht in der Absicht, dass sie eine gelehrte oder amtliche Laufbahn machen sollten, sondern lediglich, dass sie Bildung in ihren bäuerlichen Kreis, in den sie wieder zurückkehren, mitbringen. Die norwegischen Bauern glauben nicht, dass eine höhere Bildung ihren Beruf beeinträchtigen könne; aber es ist dem Gebildeten dort auch keine Schande Bauer zu sein. 297 Wenn de Buer nich moet, röhrt he geen Finn of Foot. (Ostfries.) 298 Wenn de Buer Wiyn drinket, dann krigt'e Lüse. (Westf.) 299 Wenn de Bûr innen Sand litt Noth, denn hebben all de Lued' Brod. (Mecklenburg.) – Latendorf, 226.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0161" n="[133]"/><cb n="265"/> 256 Man mot den Buern nit loewen, süs wert'e öewermaüdig.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">257 Man mott den Bûern nig wiss maken, dat de Voss Eier legt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">258 Man muss dem Bauer die Schaufel, aber keine Lanze in die Hand geben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">259 Man muss den Bauern die Hunde nicht wecken, wenn man ins Dorf kommt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Octipedem excitas!</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">260 'N Bûr is so klok (klug) as 'n Minsch.</hi> – <hi rendition="#i">Goldschmidt, 161.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">261 O, Bauer! wann wärst du eine Königin geworden!</hi> – <hi rendition="#i">Burckhardt, 681.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn gemeine Leute auf einmal über ihren Stand gehoben werden. Das Sprichwort ist wahrscheinlich von dem Fall im Schachspiel hergenommen, wo der eine der Spieler für den Bauer, welchen er durch glückliche Bewegungen in das Lager gebracht hat, seine verlorene Königin wiedererhält.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">262 Reig't juch, Bur'n, segd de Schult, de Eddelmann kümmt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">263 Soll's dem Bauer glücken, muss er den Pflug selber drücken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Pour que le laboureur prospère, il faul qu'il conduire lui-même sa charrue.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">264 'S sind nu Bûre, doch müend si de Herre fürs Esse sorge.</hi> (<hi rendition="#i">Frickthal in der Schweiz.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">265 Twölf Bûren unn een Oss sünd dörtein Beester.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Quatre-vingt-dix-neuf moutons et un Champenois font cent bêtes. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1593.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Twaalf boeren en een hond, dann heeft men dertien rekels. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 72.</hi>) (Rekel – grober Wachhund und grober Mensch.) – Al dien ik twaalf boeren en een' hond, dan dien ik nog maar krengen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 67.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">266 Unter den Bauern pfeift auch Korydon wol.</hi> – <hi rendition="#i">Pistor., II, 60; Simrock, 7808.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">267 Verdorbene Bauern geben gute Hof- und Schirrmeister ab.</hi> – <hi rendition="#i">Pistor., V, 13.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">268 Volle Bawern soll man zu Dorff lassen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 212; Lehmann, II, 804, 137.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">269 Von bawren kommen bawren her.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 214.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">270 Wa brü't de Bur den Husmann.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">271 Wägt der Bauer die Krone, so hat er Armuth zum Lohne.</hi> – <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 67.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">272 Wan der Bûr fengt an ze krêge, den fengt he an ze lege (lügen).</hi> (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 491, 8.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">273 Wan man den bawren eynen finger beuth, so wil er darnach die faust gar haben.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 163<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">274 Wann bawren anheben zu wüten, so hilfft an jhnen kein güten.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 214.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">275 Wann de Biuer well verdiärwen, leie<hi rendition="#sup">1</hi> he Geld und käupe Järwen<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Soest.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 349, 35.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Leihe.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Erbländereien.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">276 Wann de Bûr üm Maidach<hi rendition="#sup">1</hi> den Waiten<hi rendition="#sup">2</hi> met der Lampe saüken maut<hi rendition="#sup">3</hi>, denn kann he noch guet wären.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, III, 185.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Maitag.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Weizen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">3</hi>) Suchen muss.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">277 Wann die bawren wöllen mit Edelleut zu bier gehen, so müssen sie gelt oder haar geben.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 214.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">278 Was der Bauer sich kocht zum Essen, wird vom Senator aufgegessen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">279 Was soll einem bawren ein zart megdlein, jhm gehört eine starke bäwrin, die jhm butter vnd käss mache.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 210.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">280 Was versteht ein Bauer von Safran?</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 815.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A gens de village trompette de bois. (<hi rendition="#i">Lendroy, 168.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">281 Was weiss der Bauer vom Gurkensalat, er isst seinen Gurkensalat mit der Mistgabel.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 814.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In unsern Tagen versteht der Bauer Gurkensalat zu essen und auch Safran zu gebrauchen, und es kommt nicht mehr vor, dass ein Bauer seinen Kalender für Koriander frisst, wie <hi rendition="#i">Fischart</hi> (<hi rendition="#i">Bienenkorb, 39<hi rendition="#sup">b</hi></hi>) erzählt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">282 Wat de Bûr nich kennt, dat et (fret) he nich.</hi> (<hi rendition="#i">Göttingen.</hi>) – <hi rendition="#i">Schambach, 324;</hi> für Oldenburg: <hi rendition="#i">Goldschmidt, 133;</hi> für Waldeck: <hi rendition="#i">Curtze, 320, 82;</hi> für Münster: <hi rendition="#i"><cb n="266"/> Firmenich, I, 298, 60;</hi> für Meurs: <hi rendition="#i">Firmenich, I, 404, 270;</hi> für Steiermark: <hi rendition="#i">Firmenich, II, 766, 48;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Simrock, 813; Grimm, I, 1177.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Drückt das tief eingewurzelte Mistrauen des Bauern gegen alles Neue aus. Die Küche der Landleute, sagt Dr. Goldschmidt, ist unter den (hiesigen) Landleuten dieselbe geblieben, die Zeit ist spurlos an ihr vorübergegangen. Alles Neue wird von der Hand gewiesen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Der boeren argwaan en Gods barmhartigheid is ondoorgrondelijk. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 19.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">283 Wat de Buur nich mut, dat deit he nich.</hi> (<hi rendition="#i">Süderdithmarschen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">284 Wat en Bûr is, dat (de) blîft ein.</hi> – <hi rendition="#i">Schambach, 325.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Besonders von den anerzogenen Sitten zu verstehen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">285 Wat hett'n Bûr doch vêl tô dôn, säd'n oll Bûr, da brenn' he sick 'n Pip an un sêg to, wo de Knecht' arbeiten dêren.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Hoefer, 122.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">286 Wat kennt der Bûr von Zafferon.</hi> (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 491, 135.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wat weet een boer van sporen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 72.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">287 Wat versteit de Bur von Safran! He wöll fer en Dittke<hi rendition="#sup">1</hi> und hölt ö grote Kornsack opp.</hi> (<hi rendition="#i">Königsberg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Silbergroschen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">288 Wat wêt de Bûr van Gurkensalat, den frett he mit de Messfork<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Goldschmidt, 183.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Mistgabel. – Der (oldenburgische) Landmann will um des Wohlgeschmacks der Speisen wegen keine grossen Opfer bringen; er ist dazu zu sparsam.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">289 Wat witj a Bür fan Sawweran.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le laboureur ne sait ce qu'il fait.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">290 Watt de Buur ni kennt, datt fad (fasst) he mit de Missfork an.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">291 Watt de Buur ni kennt, datt nennt he Katüffelkrut<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Kartoffelkraut.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">292 Wenn alle Bauern aus der Stadt aufs Land gegangen sind, dann ist kein Mensch mehr zu Hause.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Spott auf die sogenannten „Bauernstädte“, deren es noch zu Anfang dieses Jahrhunderts eine grosse Menge in Deutschland gab. Es waren Städte mit Thoren, Gräben und ackerbautreibender Bevölkerung; jetzt sind sie meist verschwunden. (Vgl. <hi rendition="#i">Riehl, Land und Leute, Kap. 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">293 Wenn Bauern nicht wären und ihre Güld', so wär' ein Bettelsack der Edelleute Schild.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 423.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">294 Wenn Bûren lügen, ist's eine Sünd'.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 61.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ist's eine Naturfunction und keine Sünd', wenn Junker lügen?</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">295 Wenn de Biuer berieket<hi rendition="#sup">1</hi>, wat de Pannekauke kostet, dann frietet'e ne nit.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Berechnet.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">296 Wenn de Bûer nich maut (môt), rêget (röhrt) he wêer (nich) Hand noch Faut (Fôt).</hi> (<hi rendition="#i">Göttingen.</hi>) – <hi rendition="#i">Schambach, 326;</hi> für Oldenburg: <hi rendition="#i">Goldschmidt, 87;</hi> für Düren: <hi rendition="#i">Firmenich, 484, 124;</hi> für Eifel: <hi rendition="#i">Schmitz, 194.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Bauern stehen bei uns vorherrschend in dem Rufe, nur das zu thun, was sie unbedingt thun müssen, und sehr karg zu sein, wenn es gilt, die Zwecke der Bildung zu fördern. Eine rühmliche Ausnahme hiervon machen, was den letzten Punkt betrifft, die norwegischen Bauern. Norwegen hat ein Parlament, das überwiegend aus Bauern besteht, und ist eins der wenigen Länder Europas, das keine Staatsschulden hat. So zäh sie aber auch sind, wo es gilt, Geld für das Heer, für höhere Besoldung der Beamten u. s. w. zu bewilligen, so bereitwillig sind sie, Geld für wissenschaftliche Anstalten und Zwecke zu gewähren. Viele lassen ihre Söhne sogar die Universität besuchen, nicht in der Absicht, dass sie eine gelehrte oder amtliche Laufbahn machen sollten, sondern lediglich, dass sie Bildung in ihren bäuerlichen Kreis, in den sie wieder zurückkehren, mitbringen. Die norwegischen Bauern glauben nicht, dass eine höhere Bildung ihren Beruf beeinträchtigen könne; aber es ist dem Gebildeten dort auch keine Schande Bauer zu sein.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">297 Wenn de Buer nich moet, röhrt he geen Finn of Foot.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">298 Wenn de Buer Wiyn drinket, dann krigt'e Lüse.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">299 Wenn de Bûr innen Sand litt Noth, denn hebben all de Lued' Brod.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Latendorf, 226.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[133]/0161]
256 Man mot den Buern nit loewen, süs wert'e öewermaüdig. (Westf.)
257 Man mott den Bûern nig wiss maken, dat de Voss Eier legt.
258 Man muss dem Bauer die Schaufel, aber keine Lanze in die Hand geben.
259 Man muss den Bauern die Hunde nicht wecken, wenn man ins Dorf kommt.
Lat.: Octipedem excitas!
260 'N Bûr is so klok (klug) as 'n Minsch. – Goldschmidt, 161.
261 O, Bauer! wann wärst du eine Königin geworden! – Burckhardt, 681.
Wenn gemeine Leute auf einmal über ihren Stand gehoben werden. Das Sprichwort ist wahrscheinlich von dem Fall im Schachspiel hergenommen, wo der eine der Spieler für den Bauer, welchen er durch glückliche Bewegungen in das Lager gebracht hat, seine verlorene Königin wiedererhält.
262 Reig't juch, Bur'n, segd de Schult, de Eddelmann kümmt.
263 Soll's dem Bauer glücken, muss er den Pflug selber drücken.
Frz.: Pour que le laboureur prospère, il faul qu'il conduire lui-même sa charrue.
264 'S sind nu Bûre, doch müend si de Herre fürs Esse sorge. (Frickthal in der Schweiz.)
265 Twölf Bûren unn een Oss sünd dörtein Beester. (Rendsburg.)
Frz.: Quatre-vingt-dix-neuf moutons et un Champenois font cent bêtes. (Lendroy, 1593.)
Holl.: Twaalf boeren en een hond, dann heeft men dertien rekels. (Harrebomée, I, 72.) (Rekel – grober Wachhund und grober Mensch.) – Al dien ik twaalf boeren en een' hond, dan dien ik nog maar krengen. (Harrebomée, I, 67.)
266 Unter den Bauern pfeift auch Korydon wol. – Pistor., II, 60; Simrock, 7808.
267 Verdorbene Bauern geben gute Hof- und Schirrmeister ab. – Pistor., V, 13.
268 Volle Bawern soll man zu Dorff lassen. – Henisch, 212; Lehmann, II, 804, 137.
269 Von bawren kommen bawren her. – Henisch, 214.
270 Wa brü't de Bur den Husmann.
271 Wägt der Bauer die Krone, so hat er Armuth zum Lohne. – Sprichwörtergarten, 67.
272 Wan der Bûr fengt an ze krêge, den fengt he an ze lege (lügen). (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 8.
273 Wan man den bawren eynen finger beuth, so wil er darnach die faust gar haben. – Tappius, 163a.
274 Wann bawren anheben zu wüten, so hilfft an jhnen kein güten. – Henisch, 214.
275 Wann de Biuer well verdiärwen, leie1 he Geld und käupe Järwen2. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 35.
1) Leihe.
2) Erbländereien.
276 Wann de Bûr üm Maidach1 den Waiten2 met der Lampe saüken maut3, denn kann he noch guet wären. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185.
1) Maitag.
2) Weizen.
3) Suchen muss.
277 Wann die bawren wöllen mit Edelleut zu bier gehen, so müssen sie gelt oder haar geben. – Henisch, 214.
278 Was der Bauer sich kocht zum Essen, wird vom Senator aufgegessen.
279 Was soll einem bawren ein zart megdlein, jhm gehört eine starke bäwrin, die jhm butter vnd käss mache. – Henisch, 210.
280 Was versteht ein Bauer von Safran? – Simrock, 815.
Frz.: A gens de village trompette de bois. (Lendroy, 168.)
281 Was weiss der Bauer vom Gurkensalat, er isst seinen Gurkensalat mit der Mistgabel. – Simrock, 814.
In unsern Tagen versteht der Bauer Gurkensalat zu essen und auch Safran zu gebrauchen, und es kommt nicht mehr vor, dass ein Bauer seinen Kalender für Koriander frisst, wie Fischart (Bienenkorb, 39b) erzählt.
282 Wat de Bûr nich kennt, dat et (fret) he nich. (Göttingen.) – Schambach, 324; für Oldenburg: Goldschmidt, 133; für Waldeck: Curtze, 320, 82; für Münster:
Firmenich, I, 298, 60; für Meurs: Firmenich, I, 404, 270; für Steiermark: Firmenich, II, 766, 48; hochdeutsch bei Simrock, 813; Grimm, I, 1177.
Drückt das tief eingewurzelte Mistrauen des Bauern gegen alles Neue aus. Die Küche der Landleute, sagt Dr. Goldschmidt, ist unter den (hiesigen) Landleuten dieselbe geblieben, die Zeit ist spurlos an ihr vorübergegangen. Alles Neue wird von der Hand gewiesen.
Holl.: Der boeren argwaan en Gods barmhartigheid is ondoorgrondelijk. (Harrebomée, I, 19.)
283 Wat de Buur nich mut, dat deit he nich. (Süderdithmarschen.)
284 Wat en Bûr is, dat (de) blîft ein. – Schambach, 325.
Besonders von den anerzogenen Sitten zu verstehen.
285 Wat hett'n Bûr doch vêl tô dôn, säd'n oll Bûr, da brenn' he sick 'n Pip an un sêg to, wo de Knecht' arbeiten dêren. (Mecklenburg.) – Hoefer, 122.
286 Wat kennt der Bûr von Zafferon. (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 135.
Holl.: Wat weet een boer van sporen. (Harrebomée, I, 72.)
287 Wat versteit de Bur von Safran! He wöll fer en Dittke1 und hölt ö grote Kornsack opp. (Königsberg.)
1) Silbergroschen.
288 Wat wêt de Bûr van Gurkensalat, den frett he mit de Messfork1. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 183.
1) Mistgabel. – Der (oldenburgische) Landmann will um des Wohlgeschmacks der Speisen wegen keine grossen Opfer bringen; er ist dazu zu sparsam.
289 Wat witj a Bür fan Sawweran. (Nordfries.)
Frz.: Le laboureur ne sait ce qu'il fait.
290 Watt de Buur ni kennt, datt fad (fasst) he mit de Missfork an. (Rendsburg.)
291 Watt de Buur ni kennt, datt nennt he Katüffelkrut1. (Rendsburg.)
1) Kartoffelkraut.
292 Wenn alle Bauern aus der Stadt aufs Land gegangen sind, dann ist kein Mensch mehr zu Hause.
Spott auf die sogenannten „Bauernstädte“, deren es noch zu Anfang dieses Jahrhunderts eine grosse Menge in Deutschland gab. Es waren Städte mit Thoren, Gräben und ackerbautreibender Bevölkerung; jetzt sind sie meist verschwunden. (Vgl. Riehl, Land und Leute, Kap. 2.)
293 Wenn Bauern nicht wären und ihre Güld', so wär' ein Bettelsack der Edelleute Schild. – Körte, 423.
294 Wenn Bûren lügen, ist's eine Sünd'. – Eiselein, 61.
Ist's eine Naturfunction und keine Sünd', wenn Junker lügen?
295 Wenn de Biuer berieket1, wat de Pannekauke kostet, dann frietet'e ne nit. (Westf.)
1) Berechnet.
296 Wenn de Bûer nich maut (môt), rêget (röhrt) he wêer (nich) Hand noch Faut (Fôt). (Göttingen.) – Schambach, 326; für Oldenburg: Goldschmidt, 87; für Düren: Firmenich, 484, 124; für Eifel: Schmitz, 194.
Die Bauern stehen bei uns vorherrschend in dem Rufe, nur das zu thun, was sie unbedingt thun müssen, und sehr karg zu sein, wenn es gilt, die Zwecke der Bildung zu fördern. Eine rühmliche Ausnahme hiervon machen, was den letzten Punkt betrifft, die norwegischen Bauern. Norwegen hat ein Parlament, das überwiegend aus Bauern besteht, und ist eins der wenigen Länder Europas, das keine Staatsschulden hat. So zäh sie aber auch sind, wo es gilt, Geld für das Heer, für höhere Besoldung der Beamten u. s. w. zu bewilligen, so bereitwillig sind sie, Geld für wissenschaftliche Anstalten und Zwecke zu gewähren. Viele lassen ihre Söhne sogar die Universität besuchen, nicht in der Absicht, dass sie eine gelehrte oder amtliche Laufbahn machen sollten, sondern lediglich, dass sie Bildung in ihren bäuerlichen Kreis, in den sie wieder zurückkehren, mitbringen. Die norwegischen Bauern glauben nicht, dass eine höhere Bildung ihren Beruf beeinträchtigen könne; aber es ist dem Gebildeten dort auch keine Schande Bauer zu sein.
297 Wenn de Buer nich moet, röhrt he geen Finn of Foot. (Ostfries.)
298 Wenn de Buer Wiyn drinket, dann krigt'e Lüse. (Westf.)
299 Wenn de Bûr innen Sand litt Noth, denn hebben all de Lued' Brod. (Mecklenburg.) – Latendorf, 226.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |