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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 201 Einem tollen Bauer muss man keinen Prügel in die Hand geben.

It.: A perfido villano non gli dar baston' in mano. (Pazzaglia, 376.)

202 Einem vollen bawren (bauren) soll auch ein geladener Wagen weichen. - Agricola, 427; Campen, 57; Latendorf, 136; Tappius, 87.

Holl.: Een geladen wagen zal een' vollen boer ontwijken. (Harrebomee, I, 70.)

203 Einem vullen buyren sall ock ein Wage mit myste wycken. - Tappius, 87.

Lat.: Temulentus dormiens non est excitandus. (Tappius, 86.)

204 Elke Bur röhmt sin egen Botter. - Eichwald, 238.

205 En awgebrannten Biuer is nit so sliem äs en awwueneden. (Westf.)

Ein abgewohnter ist einer, der ein baufälliges Haus hat.

206 En Buer is'n hässlich Ding, da schit'n Vogel drin.

Wortspiel mit Bauer und Käfig.

207 En Buer te weren is keine Kunst, owwer einen te bliywen. (Westf.)

208 En Baure is osse enne Weide; wam'me se schnitt, schlet se jümmer widder aut. - Schmitz, 194.

209 Endelk1 will de Baur de Ko betalt hebben. - Eichwald, 255.

1) Endlich.

210 Ennen Baur es ennen Baur, enne Stöffel van Natur. (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 180.

211 Ennen Baur kann me brengen, wohen me will, et es en blift ennen Baur. (Meurs.) - Firmenich, I, 402, 148.

212 Es hat nicht ein jeder bawer ein goldarbeiters kopff. - Henisch, 214.

213 Es ist besser mit den Bauern umgehen, wenn sie weinen, als wenn sie jauchzen. - Kirchhofer, 212.

214 Es ist ein armer Bauer, dessen Felder die Lerchen düngen.

215 Es ist kein Bauer gut, er habe denn Haare auf den Zähnen.

216 Es ist mehr als einmal geschehen, dass ein Bauer einen Igel geschissen hat.

217 Es ist nicht jeder ein Bauer, der auf dem Lande geboren ist.

It.: Non e villano, chi in villa, nato sia, ma e villano, chi fa la villania. (Pazzaglia, 374.)

218 Es ist nichts mehr mit den Bauern zu machen, sagen die Metzger, seitdem sie in der Bibel lesen und die Kinder selbst machen. - Kirchhofer, 100.

Nach dem angezogenen Kirchhofer sind in den meisten schweizerischen Städten, was immer merkwürdig genug ist, die Metzger Gegner der Reformation gewesen und haben ihr, obwol sie durch dieselbe im Betriebe ihres Gewerbes nur gewinnen konnten, wo sie es vermochten, entgegengearbeitet. Kirchhofer findet den Grund dazu in dem häufigen Aufenthalte derselben in Orten, welche der Reformation entgegen waren.

Holl.: De boeren zijn ook menschen geworden, want ze maken tegenwoordig hunne kinderen zelf. (Harrebomee, I, 69.)

219 Es kan eyn bawr so wol eyn weiss wort reden als ein grosser doktor. - Tappius, 159a; Henisch, 213.

220 Es kostet den Bauern etwas, so sie wollen der Edelleute Gevattern sein. - Simrock, 823; Eiselein, 60.

221 Es soll kein Bauer einen Trunk thun, er schmecke ihm denn. - Lehmann, II, 158, 187.

222 Es ziemt Bauern und Fürsten, sich zu prüfen und zu bürsten.

223 Ey wer solt das hinder dem bawren gesucht haben. - Tappius, 159b; Henisch, 210.

224 Fäh föhat de Bua oppen Woagen, öawa wenig kann troagen. (Ukermark.)

Viel fährt der Bauer auf dem Wagen, aber wenig kann er tragen. - Wird auf seine Ungefälligkeit, Unbarmherzigkeit u. s. w. bezogen.

225 Faule Bauern finden keinen guten Acker.

It.: Cattivo lavoratore non trova mai buona terra. (Pazzaglia, 356.)

[Spaltenumbruch] 226 Gemach ins Dorf, die Bauern sind trunken! - Grimm, I, 1177.

227 Gibt der Bauer den (Boden-) Schlüssel aus der Hand, was nützt ihm Schweiss und Land?

Frz.: Dans la main du laboureur est la clef du grenier du proprietaire. (Leroux, I, 51.)

228 Gibt der Bauer, so sieht er sauer. - Simrock, 809; Eiselein, 59.

229 Hast du einen Bauer nicht gern, so mach' einen Bauer zu seinem Herrn.

230 Heute Bauer, morgen Schultheiss.

231 Hinger sich throin1 die Bauren die Spiesse. - Gomolcke, 433; Robinson, 319; hochdeutsch bei Simrock, 830; Grimm, I, 1177.

1) Tragen.

232 Ich heisse Hans Bauer und pisse an die - Wand. - Eiselein, 61.

233 Ich helfe den Bauern auf die Beine, sagte der Edelmann, da nahm er ihnen die Pferde.

234 Ich will den Bauer fressen bis an die Stiefeln. - Kirchhofer, 57.

Entstanden durch die schlechte Gerechtigkeitspflege im Thurgau in den Jahren 1520-30. Die Landrichter, mit ihrer Besoldung unzufrieden, suchten Entschädigung bei den Parteien, liessen sich Schenkungen geben oder von den Bauern tractiren.

235 In Baurn gehört hew oder haberstro. - Franck, I, 2a.

236 In de Baur sitt Görte (Grütze), in de Osse sitt Stroh. (Ostfries.)

237 In einen Bawern gehört Haberstroh, in eine Schewern Hew. - Lehmann, II, 284, 48; Pistor., II, 59; Grimm, I, 1177.

Lat.: Rustica gens est optima flens, et pessima ridens.

238 In en Buern hört Göerte. (Büren.)

239 In'n Baur hört Röwen, in'n Ossen Stroh. - Henisch, 214.

240 Ja, Bauer, das ist ganz was anders. - Hollenberg, 73.

Von ungerechten Richtern, welche ihr Urtheil nach Ansehen der Person fällen.

241 Je, je, säget de Baure, wann hei nix mei hät. - Curtze, 320, 85.

242 Je mehr man den Bauer bittet, je trotziger wird er.

Holl.: Hoe meer men den boer bidt, hoe hardnekkiger hij wordt. (Harrebomee, I, 71.)

243 Jeder Bauer hofft, übers Jahr ein Herr zu sein.

244 Kein bawr last jhm gern in seinen teuch fischen. - Henisch, 214.

245 Komm, Bauer, mach' mir die Suppe sauer. - Fischart, Gesch.; Lehmann, II, 323, 87.

246 Krauet man dem Bauer im Bart, so hofirt er nach seiner Art. - Eiselein, 61.

247 Krich den allen 'rut, sach de Baur tiegen seinen Knecht, da gaw et sware Arbet. - Woeste.

248 Kummt de Baur an de Staat, weet he geen Mat. (Ostfries.)

249 Lass dem Bauer die Kirmes, so bleibst du ungeschlagen. - Simrock, 820; Sailer, 92; Henisch, 210.

Frz.: A noces de chiens et fete de village ne t'y trouves, si tu es sage.

Lat.: Linquito ruricolae sua paganalia turbae.

250 Lass dem Bauer sein Schwein! - Simrock, 784.

251 Lass den Bauer König werden, der Korb kommt ihm nicht vom Halse herunter. - Tendlau, 418, 701.

Macht der Gewohnheit, das Hängen am Herkömmlichen.

252 Lass der bawren genss gehen. - Henisch, 210.

253 Lieber, lass bawren auch leuth sein. - Tappius, 159a; Lehmann, II, 374, 94; Henisch, 213; Simrock, 785; Sailer, 128; Sutor, 844.

Lat.: Rusticanum oratorem ne contempseris. - Saepe etiam est olitor valde opportuna locutus. - Saepe etiam sub pallio sordido latet sapientia.

254 Ma luss og a Bauren ihre Kirmess und a Hunden ihre Huchzet, so blebt ma ungebissen. - Gomolcke, 740.

255 Man lass die Bauern unveracht't, sie reden auch mit Vorbedacht.

[Spaltenumbruch] 201 Einem tollen Bauer muss man keinen Prügel in die Hand geben.

It.: A perfido villano non gli dar baston' in mano. (Pazzaglia, 376.)

202 Einem vollen bawren (bauren) soll auch ein geladener Wagen weichen.Agricola, 427; Campen, 57; Latendorf, 136; Tappius, 87.

Holl.: Een geladen wagen zal een' vollen boer ontwijken. (Harrebomée, I, 70.)

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Lat.: Temulentus dormiens non est excitandus. (Tappius, 86.)

204 Elke Bur röhmt sin egen Botter.Eichwald, 238.

205 En awgebrannten Biuer is nit so sliem äs en awwueneden. (Westf.)

Ein abgewohnter ist einer, der ein baufälliges Haus hat.

206 En Buer is'n hässlich Ding, da schit'n Vogel drin.

Wortspiel mit Bauer und Käfig.

207 En Buer te weren is keine Kunst, owwer einen te bliywen. (Westf.)

208 En Bûre is osse enne Wîde; wam'me se schnitt, schlet se jümmer widder ût.Schmitz, 194.

209 Endelk1 will de Bûr de Kô betâlt hebben.Eichwald, 255.

1) Endlich.

210 Ennen Bûr es ennen Bûr, enne Stöffel van Natur. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 180.

211 Ennen Bûr kann me brengen, wohen me will, et es en blift ennen Bûr. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 148.

212 Es hat nicht ein jeder bawer ein goldarbeiters kopff.Henisch, 214.

213 Es ist besser mit den Bauern umgehen, wenn sie weinen, als wenn sie jauchzen.Kirchhofer, 212.

214 Es ist ein armer Bauer, dessen Felder die Lerchen düngen.

215 Es ist kein Bauer gut, er habe denn Haare auf den Zähnen.

216 Es ist mehr als einmal geschehen, dass ein Bauer einen Igel geschissen hat.

217 Es ist nicht jeder ein Bauer, der auf dem Lande geboren ist.

It.: Non è villano, chi in villa, nato sia, ma è villano, chi fa la villania. (Pazzaglia, 374.)

218 Es ist nichts mehr mit den Bauern zu machen, sagen die Metzger, seitdem sie in der Bibel lesen und die Kinder selbst machen.Kirchhofer, 100.

Nach dem angezogenen Kirchhofer sind in den meisten schweizerischen Städten, was immer merkwürdig genug ist, die Metzger Gegner der Reformation gewesen und haben ihr, obwol sie durch dieselbe im Betriebe ihres Gewerbes nur gewinnen konnten, wo sie es vermochten, entgegengearbeitet. Kirchhofer findet den Grund dazu in dem häufigen Aufenthalte derselben in Orten, welche der Reformation entgegen waren.

Holl.: De boeren zijn ook menschen geworden, want ze maken tegenwoordig hunne kinderen zelf. (Harrebomée, I, 69.)

219 Es kan eyn bawr so wol eyn weiss wort reden als ein grosser doktor.Tappius, 159a; Henisch, 213.

220 Es kostet den Bauern etwas, so sie wollen der Edelleute Gevattern sein.Simrock, 823; Eiselein, 60.

221 Es soll kein Bauer einen Trunk thun, er schmecke ihm denn.Lehmann, II, 158, 187.

222 Es ziemt Bauern und Fürsten, sich zu prüfen und zu bürsten.

223 Ey wer solt das hinder dem bawren gesucht haben.Tappius, 159b; Henisch, 210.

224 Fäh föhat de Bua oppen Woagen, öawa wenig kann troagen. (Ukermark.)

Viel fährt der Bauer auf dem Wagen, aber wenig kann er tragen. – Wird auf seine Ungefälligkeit, Unbarmherzigkeit u. s. w. bezogen.

225 Faule Bauern finden keinen guten Acker.

It.: Cattivo lavoratore non trova mai buona terra. (Pazzaglia, 356.)

[Spaltenumbruch] 226 Gemach ins Dorf, die Bauern sind trunken!Grimm, I, 1177.

227 Gibt der Bauer den (Boden-) Schlüssel aus der Hand, was nützt ihm Schweiss und Land?

Frz.: Dans la main du laboureur est la clef du grenier du propriétaire. (Leroux, I, 51.)

228 Gibt der Bauer, so sieht er sauer.Simrock, 809; Eiselein, 59.

229 Hast du einen Bauer nicht gern, so mach' einen Bauer zu seinem Herrn.

230 Heute Bauer, morgen Schultheiss.

231 Hinger sich throin1 die Bauren die Spiesse.Gomolcke, 433; Robinson, 319; hochdeutsch bei Simrock, 830; Grimm, I, 1177.

1) Tragen.

232 Ich heisse Hans Bauer und pisse an die – Wand.Eiselein, 61.

233 Ich helfe den Bauern auf die Beine, sagte der Edelmann, da nahm er ihnen die Pferde.

234 Ich will den Bauer fressen bis an die Stiefeln.Kirchhofer, 57.

Entstanden durch die schlechte Gerechtigkeitspflege im Thurgau in den Jahren 1520-30. Die Landrichter, mit ihrer Besoldung unzufrieden, suchten Entschädigung bei den Parteien, liessen sich Schenkungen geben oder von den Bauern tractiren.

235 In Baurn gehört hew oder haberstro.Franck, I, 2a.

236 In de Bûr sitt Görte (Grütze), in de Osse sitt Stroh. (Ostfries.)

237 In einen Bawern gehört Haberstroh, in eine Schewern Hew.Lehmann, II, 284, 48; Pistor., II, 59; Grimm, I, 1177.

Lat.: Rustica gens est optima flens, et pessima ridens.

238 In en Buern hört Göerte. (Büren.)

239 In'n Bûr hört Röwen, in'n Ossen Stroh.Henisch, 214.

240 Ja, Bauer, das ist ganz was anders.Hollenberg, 73.

Von ungerechten Richtern, welche ihr Urtheil nach Ansehen der Person fällen.

241 Je, je, säget de Bûre, wann hei nix mei hät.Curtze, 320, 85.

242 Je mehr man den Bauer bittet, je trotziger wird er.

Holl.: Hoe meer men den boer bidt, hoe hardnekkiger hij wordt. (Harrebomée, I, 71.)

243 Jeder Bauer hofft, übers Jahr ein Herr zu sein.

244 Kein bawr last jhm gern in seinen teuch fischen.Henisch, 214.

245 Komm, Bauer, mach' mir die Suppe sauer.Fischart, Gesch.; Lehmann, II, 323, 87.

246 Krauet man dem Bauer im Bart, so hofirt er nach seiner Art.Eiselein, 61.

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248 Kummt de Bûr an de Staat, weet he geen Mât. (Ostfries.)

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Lat.: Linquito ruricolae sua paganalia turbae.

250 Lass dem Bauer sein Schwein!Simrock, 784.

251 Lass den Bauer König werden, der Korb kommt ihm nicht vom Halse herunter.Tendlau, 418, 701.

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252 Lass der bawren genss gehen.Henisch, 210.

253 Lieber, lass bawren auch leuth sein.Tappius, 159a; Lehmann, II, 374, 94; Henisch, 213; Simrock, 785; Sailer, 128; Sutor, 844.

Lat.: Rusticanum oratorem ne contempseris. – Saepe etiam est olitor valde opportuna locutus. – Saepe etiam sub pallio sordido latet sapientia.

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[[132]/0160] 201 Einem tollen Bauer muss man keinen Prügel in die Hand geben. It.: A perfido villano non gli dar baston' in mano. (Pazzaglia, 376.) 202 Einem vollen bawren (bauren) soll auch ein geladener Wagen weichen. – Agricola, 427; Campen, 57; Latendorf, 136; Tappius, 87. Holl.: Een geladen wagen zal een' vollen boer ontwijken. (Harrebomée, I, 70.) 203 Einem vullen buyren sall ock ein Wage mit myste wycken. – Tappius, 87. Lat.: Temulentus dormiens non est excitandus. (Tappius, 86.) 204 Elke Bur röhmt sin egen Botter. – Eichwald, 238. 205 En awgebrannten Biuer is nit so sliem äs en awwueneden. (Westf.) Ein abgewohnter ist einer, der ein baufälliges Haus hat. 206 En Buer is'n hässlich Ding, da schit'n Vogel drin. Wortspiel mit Bauer und Käfig. 207 En Buer te weren is keine Kunst, owwer einen te bliywen. (Westf.) 208 En Bûre is osse enne Wîde; wam'me se schnitt, schlet se jümmer widder ût. – Schmitz, 194. 209 Endelk1 will de Bûr de Kô betâlt hebben. – Eichwald, 255. 1) Endlich. 210 Ennen Bûr es ennen Bûr, enne Stöffel van Natur. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 180. 211 Ennen Bûr kann me brengen, wohen me will, et es en blift ennen Bûr. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 148. 212 Es hat nicht ein jeder bawer ein goldarbeiters kopff. – Henisch, 214. 213 Es ist besser mit den Bauern umgehen, wenn sie weinen, als wenn sie jauchzen. – Kirchhofer, 212. 214 Es ist ein armer Bauer, dessen Felder die Lerchen düngen. 215 Es ist kein Bauer gut, er habe denn Haare auf den Zähnen. 216 Es ist mehr als einmal geschehen, dass ein Bauer einen Igel geschissen hat. 217 Es ist nicht jeder ein Bauer, der auf dem Lande geboren ist. It.: Non è villano, chi in villa, nato sia, ma è villano, chi fa la villania. (Pazzaglia, 374.) 218 Es ist nichts mehr mit den Bauern zu machen, sagen die Metzger, seitdem sie in der Bibel lesen und die Kinder selbst machen. – Kirchhofer, 100. Nach dem angezogenen Kirchhofer sind in den meisten schweizerischen Städten, was immer merkwürdig genug ist, die Metzger Gegner der Reformation gewesen und haben ihr, obwol sie durch dieselbe im Betriebe ihres Gewerbes nur gewinnen konnten, wo sie es vermochten, entgegengearbeitet. Kirchhofer findet den Grund dazu in dem häufigen Aufenthalte derselben in Orten, welche der Reformation entgegen waren. Holl.: De boeren zijn ook menschen geworden, want ze maken tegenwoordig hunne kinderen zelf. (Harrebomée, I, 69.) 219 Es kan eyn bawr so wol eyn weiss wort reden als ein grosser doktor. – Tappius, 159a; Henisch, 213. 220 Es kostet den Bauern etwas, so sie wollen der Edelleute Gevattern sein. – Simrock, 823; Eiselein, 60. 221 Es soll kein Bauer einen Trunk thun, er schmecke ihm denn. – Lehmann, II, 158, 187. 222 Es ziemt Bauern und Fürsten, sich zu prüfen und zu bürsten. 223 Ey wer solt das hinder dem bawren gesucht haben. – Tappius, 159b; Henisch, 210. 224 Fäh föhat de Bua oppen Woagen, öawa wenig kann troagen. (Ukermark.) Viel fährt der Bauer auf dem Wagen, aber wenig kann er tragen. – Wird auf seine Ungefälligkeit, Unbarmherzigkeit u. s. w. bezogen. 225 Faule Bauern finden keinen guten Acker. It.: Cattivo lavoratore non trova mai buona terra. (Pazzaglia, 356.) 226 Gemach ins Dorf, die Bauern sind trunken! – Grimm, I, 1177. 227 Gibt der Bauer den (Boden-) Schlüssel aus der Hand, was nützt ihm Schweiss und Land? Frz.: Dans la main du laboureur est la clef du grenier du propriétaire. (Leroux, I, 51.) 228 Gibt der Bauer, so sieht er sauer. – Simrock, 809; Eiselein, 59. 229 Hast du einen Bauer nicht gern, so mach' einen Bauer zu seinem Herrn. 230 Heute Bauer, morgen Schultheiss. 231 Hinger sich throin1 die Bauren die Spiesse. – Gomolcke, 433; Robinson, 319; hochdeutsch bei Simrock, 830; Grimm, I, 1177. 1) Tragen. 232 Ich heisse Hans Bauer und pisse an die – Wand. – Eiselein, 61. 233 Ich helfe den Bauern auf die Beine, sagte der Edelmann, da nahm er ihnen die Pferde. 234 Ich will den Bauer fressen bis an die Stiefeln. – Kirchhofer, 57. Entstanden durch die schlechte Gerechtigkeitspflege im Thurgau in den Jahren 1520-30. Die Landrichter, mit ihrer Besoldung unzufrieden, suchten Entschädigung bei den Parteien, liessen sich Schenkungen geben oder von den Bauern tractiren. 235 In Baurn gehört hew oder haberstro. – Franck, I, 2a. 236 In de Bûr sitt Görte (Grütze), in de Osse sitt Stroh. (Ostfries.) 237 In einen Bawern gehört Haberstroh, in eine Schewern Hew. – Lehmann, II, 284, 48; Pistor., II, 59; Grimm, I, 1177. Lat.: Rustica gens est optima flens, et pessima ridens. 238 In en Buern hört Göerte. (Büren.) 239 In'n Bûr hört Röwen, in'n Ossen Stroh. – Henisch, 214. 240 Ja, Bauer, das ist ganz was anders. – Hollenberg, 73. Von ungerechten Richtern, welche ihr Urtheil nach Ansehen der Person fällen. 241 Je, je, säget de Bûre, wann hei nix mei hät. – Curtze, 320, 85. 242 Je mehr man den Bauer bittet, je trotziger wird er. Holl.: Hoe meer men den boer bidt, hoe hardnekkiger hij wordt. (Harrebomée, I, 71.) 243 Jeder Bauer hofft, übers Jahr ein Herr zu sein. 244 Kein bawr last jhm gern in seinen teuch fischen. – Henisch, 214. 245 Komm, Bauer, mach' mir die Suppe sauer. – Fischart, Gesch.; Lehmann, II, 323, 87. 246 Krauet man dem Bauer im Bart, so hofirt er nach seiner Art. – Eiselein, 61. 247 Krich den allen 'rut, sach de Bûr tiegen sînen Knecht, da gaw et swâre Arbêt. – Woeste. 248 Kummt de Bûr an de Staat, weet he geen Mât. (Ostfries.) 249 Lass dem Bauer die Kirmes, so bleibst du ungeschlagen. – Simrock, 820; Sailer, 92; Henisch, 210. Frz.: A nôces de chiens et fête de village ne t'y trouves, si tu es sage. Lat.: Linquito ruricolae sua paganalia turbae. 250 Lass dem Bauer sein Schwein! – Simrock, 784. 251 Lass den Bauer König werden, der Korb kommt ihm nicht vom Halse herunter. – Tendlau, 418, 701. Macht der Gewohnheit, das Hängen am Herkömmlichen. 252 Lass der bawren genss gehen. – Henisch, 210. 253 Lieber, lass bawren auch leuth sein. – Tappius, 159a; Lehmann, II, 374, 94; Henisch, 213; Simrock, 785; Sailer, 128; Sutor, 844. Lat.: Rusticanum oratorem ne contempseris. – Saepe etiam est olitor valde opportuna locutus. – Saepe etiam sub pallio sordido latet sapientia. 254 Ma luss og a Bauren ihre Kirmess und a Hunden ihre Huchzet, so blebt ma ungebissen. – Gomolcke, 740. 255 Man lass die Bauern unveracht't, sie reden auch mit Vorbedacht.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [132]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/160>, abgerufen am 24.11.2024.