Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch]
Bekennen. 1 Bekant ist halb gebuesset. - Agricola, I, 123; Guttenstein, I, 33; Egenolff, 79a; Eiselein, 65; Henisch, 269; Simrock, 904; Eisenhart, 593; Pistor., II, 71; Hertius, I, 104; Hillebrand, 235; Körte, 486. Auch wol: ehrlich, frei, ganz, wohl bekannt ist halb gebüsst. Insofern ein unerzwungenes Bekenntniss des Unrechts die Reue über dasselbe in sich schliesst. Das freiwillige Bekenntniss ist stets von den Richtern unter die Ursachen einer Strafmilderung gerechnet worden. Das Sprichwort ist aber keineswegs so zu nehmen, als ob dasselbe in allen Fällen eine Linderung der Strafe nach sich ziehen müsse. Es kommt dabei mehr auf das Ermessen des Richters oder auf die Gnade des Fürsten an. Nach seiner juridischen Seite ist es daher nur in sehr beschränktem Sinne zu verstehen. Engl.: Confession of a fault, makes half amends. (Bohn, 338; Cahier, 4429.) Frz.: Faute confessee est a demi pardonnee. - Peche cache, est a demi pardonne. It.: Peccato celato, mezzo perdonato. Lat.: Confessioni proxima est poenitentia. (Seybold, 83; Philippi, I, 88.) - Confessio sceleris, initium salutis. - Erranti medicina confessio. (Philippi, I, 134.) - Poenitentia ad confitendum ansam dedit. - Quem poenitet, jam pene non peccavit. - Quem poenitet peccasse paene est innocens. (Seybold, 477; Philippi, II, 124.) 2 Bekennen bricht den Hals. - Simrock, 905; Eiselein, 65; Pistor., I, 9; Eisenhart, 591; Hillebrand, 236; Sailer, 252. Wer sein begangenes Verbrechen bekannt hat, muss sich auch der in den Gesetzen darauf verordneten Strafe unterwerfen. Das blosse Bekennen kann aber die Strafe noch nicht nach sich ziehen; es muss gerichtlich geschehen und der Thatbestand des Geständnisses zuvor untersucht werden, weil Blödsinnige u. s. w. Dinge bekennen können, die sie gar nicht begangen. Die Strafe folgt also erst dann, wenn die Gewissheit des Verbrechens mit des Thäters Bekenntniss genau übereinkommt. 3 Bekennen hat manchen an den Galgen gebracht. 4 Frei (ganz) bekannt, halb gebüsst. - Sailer, 68, 232; Gaal, 182. 5 Frei bekennt ist halb geschenkt. - Kirchhofer, 178. 6 Was man gezwungen hat bekannt, hält nicht Stand. Frz.: Confession faite par force ne vault rien. (Leroux, I, 6.) 7 Wenn man bekennt, so ist man der Thäter. - Kirchhofer, 345. 8 Wer bekennt, erlangt Gnad'. - Kirchhofer, 345. Bekenntniss. Wo Bekenntniss ist, da ist auch Verzeihung. Lat.: Ubi est confessio, ibi est remissio. (Seneca.) Beklagen. 1 Besser beklagt, als verlacht. Holl.: Het is beter beweend dan bespot. (Harrebomee, I, 50.) 2 Der beklaget sich zu unrecht über die See, der sich zweimal darauf gewagt hat. - Winckler, XIX, 78. 3 Wer sich beklagt, bittet genug. It.: Assai dimanda chi si lamenta. *4 Er beklagt sich über gute Tage. Ueber etwas, worüber man sich sonst nicht zu beklagen pflegt. Frz.: Il se plaint que la mariee est trop belle. (Lendroy, 983.) Beklagte. Beklagten gehört der letzte Satz. - Eisenhart, 561; Pistor., II, 73; Simrock, 906; Hillebrand, 223; Eiselein, 65. Dieses Sprichwort bezieht sich darauf, dass in allen Rechten dem Beklagten in einer Streitsache zu seiner Rechtfertigung oder Vertheidigung vor dem endlichen Ausspruche des Richters das letzte Wort gewährt wird. Beklecksen. * Er ist so bekleckst, wie ein Jakobsbruder mit Muscheln. Beknillt. Er ist beknillt (betrunken). (S. Ansehen 29.) Bekommen. 1 Eins bekommen, eins genommen; eins genommen, eins bekommen. - Eiselein, 65. 2 Was ich nicht bekomme, ist mir nicht beschert. - Blum, 9; Simrock, 929. 3 Was man bekommen kann, ist nicht theuer. 4 Wer bekommt, was recht, murrt mit Unrecht. *5 Dat sall jum bekamen, as de Hund't Grasfreeten. (Ostfries.) *6 Er bekommt, was die Maus vom Stier. - Bertram, 65. [Spaltenumbruch] *7 Es bekommt ihm, wie das Hundeführen nach Bautzen. Kaiser Heinrich I. sandte zur Verhöhnung dem Ungarfürsten nach Bautzen zwei schäbige Hunde sammt Fehdebrief. Dieser liess dagegen des Kaisers Boten Nasen und Ohren abschneiden und schickte sie auf solche Art verstümmelt wieder zurück. *8 Es bekommt ihm wie dem Hunde die Wurst. Holl.: 'T bekomt hem als den hond de worst. (Sprenger II, 13.) *9 Es bekommt nicht ein jeder, was er haben will. *10 Es wirt dir bekommen, wie dem hunde das grass. - Agricola, I, 173; Guttenstein, I, 46; Egenolff, 86b; Tappius, 44a. "Wenn sich der hundt purgiren wil, so frisst er grass, vnd gibt es bald wider von sich, vnd empfahet vom grasse kein speise oder stercke." Frz.: Il n'y gagnera que du chagrin. - Il s'en trouvera fort mal. Lat.: Aquila carbones (sc. reperit). - Sus acina dependes. *11 Is wird em bekummen, wie am Hunde 's Groass. - Gomolcke, 684. *12 Von dem bekommstu aach: Mein' Nephiche dein' Rephue. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 277. Der Wunsch: Meine Blähung seine Genesung! ist die einzige Gabe, deren der Geizhals fähig ist. *13 Wohl bekomm's! Lat.: Bene mihi, bene nobis. Bekreuzen. * Sich vor etwas bekreuzen. Lat.: Ter abstergeri. (Athen.) (Erasm., 633.) Bekümmern. 1 Bekümmere dich nicht um ungelegte Eier. - Blum, 165. 2 Viele bekümmern sich um Rom und haben kein Haus darin. (S. 7 und 8.) 3 Wer sich bekümmert, dem kommt Unglück. *4 Bekümmert euch um eure alten Schuhe. (Schles.) Die Alten sagten von jemand, der sich um Dinge bekümmerte, die ihm nichts angingen: Er mischt seine Beine in fremde Reigen. (In alieno choro pedem ponere. Plutarch. Erasm., 51.) Lat.: Cura aliud. (Philippi, I, 107.) *5 Er bekümmert sich nicht mehr darum, als um seine alten Stiefeln. Frz.: Je m'en moque comme de l'an quarante. - Je m'en soucie comme des neiges d'autun (de l'an passe). (Venedey, 63; Lendroy, 1067.) *6 Er bekümmert sich um niemand. Frz.: Ne se soucier ni des rais ni des tondus. (Lendroy, 1582.) *7 He bekümmert sick um Bremen un hett er keien Haus in. *8 Hei bekümmert sik ümme Nürenbearg un heat der (darin) kein Huus. (Westf.) Bekümmerniss. Mit hundert Stunden Bekümmerniss bezahlt man keinen Pfennig Schulden. Beladener. Den Beladenen soll man nicht meiden. - Simrock, 970; Körte, 487. Belagern. Wer belagert ist, kehrt sich an (macht) keinen Küchenzettel. In einer belagerten Stadt findet man alles essbar. In der Noth mundet jede Speise. Lat.: Omnia esculenta obsessis. (Erasm., 667; Philippi, II, 69.) Beläuten. Et is noch nit belutt1. (Westf.) 1) Belüen = beläuten; hier: zu Grabe läuten. - Es kann noch anders kommen. Belcher. * Es ist mir, als wenn mich Belcher gearbeitet hätte. (S. Belchern.) Belchern. 1 Einen belchern. Durchprügeln, durchwalken. *2 Es ist mir, als wär' ich gebelchert worden. Mich schmerzen alle Glieder so, als wäre ich recht derb durchgeprügelt worden. Belcher gehörte unter die berühmten Boxer Englands zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts. Unter den Namen Broughton, Stark, Taylor, Hunt, Anderson, Dayte, Feady, O'Neal, Humphry, Mondaga, Wart, Furby, G. Maddox Tone u. s. w. nahm Belcher eine hervorragende Stelle ein. Er war wegen seiner ungeheuern Stärke und Schlagkraft berühmt und - berüchtigt. [Spaltenumbruch]
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Bekennen.
1 Bekant ist halb gebuesset. – Agricola, I, 123; Guttenstein, I, 33; Egenolff, 79a; Eiselein, 65; Henisch, 269; Simrock, 904; Eisenhart, 593; Pistor., II, 71; Hertius, I, 104; Hillebrand, 235; Körte, 486.
Auch wol: ehrlich, frei, ganz, wohl bekannt ist halb gebüsst. Insofern ein unerzwungenes Bekenntniss des Unrechts die Reue über dasselbe in sich schliesst. Das freiwillige Bekenntniss ist stets von den Richtern unter die Ursachen einer Strafmilderung gerechnet worden. Das Sprichwort ist aber keineswegs so zu nehmen, als ob dasselbe in allen Fällen eine Linderung der Strafe nach sich ziehen müsse. Es kommt dabei mehr auf das Ermessen des Richters oder auf die Gnade des Fürsten an. Nach seiner juridischen Seite ist es daher nur in sehr beschränktem Sinne zu verstehen.
Engl.: Confession of a fault, makes half amends. (Bohn, 338; Cahier, 4429.)
Frz.: Faute confessée est à demi pardonnée. – Péché caché, est à demi pardonné.
It.: Peccato celato, mezzo perdonato.
Lat.: Confessioni proxima est poenitentia. (Seybold, 83; Philippi, I, 88.) – Confessio sceleris, initium salutis. – Erranti medicina confessio. (Philippi, I, 134.) – Poenitentia ad confitendum ansam dedit. – Quem poenitet, jam pene non peccavit. – Quem poenitet peccasse paene est innocens. (Seybold, 477; Philippi, II, 124.)
2 Bekennen bricht den Hals. – Simrock, 905; Eiselein, 65; Pistor., I, 9; Eisenhart, 591; Hillebrand, 236; Sailer, 252.
Wer sein begangenes Verbrechen bekannt hat, muss sich auch der in den Gesetzen darauf verordneten Strafe unterwerfen. Das blosse Bekennen kann aber die Strafe noch nicht nach sich ziehen; es muss gerichtlich geschehen und der Thatbestand des Geständnisses zuvor untersucht werden, weil Blödsinnige u. s. w. Dinge bekennen können, die sie gar nicht begangen. Die Strafe folgt also erst dann, wenn die Gewissheit des Verbrechens mit des Thäters Bekenntniss genau übereinkommt.
3 Bekennen hat manchen an den Galgen gebracht.
4 Frei (ganz) bekannt, halb gebüsst. – Sailer, 68, 232; Gaal, 182.
5 Frei bekennt ist halb geschenkt. – Kirchhofer, 178.
6 Was man gezwungen hat bekannt, hält nicht Stand.
Frz.: Confession faite par force ne vault rien. (Leroux, I, 6.)
7 Wenn man bekennt, so ist man der Thäter. – Kirchhofer, 345.
8 Wer bekennt, erlangt Gnad'. – Kirchhofer, 345.
Bekenntniss.
Wo Bekenntniss ist, da ist auch Verzeihung.
Lat.: Ubi est confessio, ibi est remissio. (Seneca.)
Beklagen.
1 Besser beklagt, als verlacht.
Holl.: Het is beter beweend dan bespot. (Harrebomée, I, 50.)
2 Der beklaget sich zu unrecht über die See, der sich zweimal darauf gewagt hat. – Winckler, XIX, 78.
3 Wer sich beklagt, bittet genug.
It.: Assai dimanda chi si lamenta.
*4 Er beklagt sich über gute Tage.
Ueber etwas, worüber man sich sonst nicht zu beklagen pflegt.
Frz.: Il se plaint que la mariée est trop belle. (Lendroy, 983.)
Beklagte.
Beklagten gehört der letzte Satz. – Eisenhart, 561; Pistor., II, 73; Simrock, 906; Hillebrand, 223; Eiselein, 65.
Dieses Sprichwort bezieht sich darauf, dass in allen Rechten dem Beklagten in einer Streitsache zu seiner Rechtfertigung oder Vertheidigung vor dem endlichen Ausspruche des Richters das letzte Wort gewährt wird.
Beklecksen.
* Er ist so bekleckst, wie ein Jakobsbruder mit Muscheln.
Beknillt.
Er ist beknillt (betrunken). (S. Ansehen 29.)
Bekommen.
1 Eins bekommen, eins genommen; eins genommen, eins bekommen. – Eiselein, 65.
2 Was ich nicht bekomme, ist mir nicht beschert. – Blum, 9; Simrock, 929.
3 Was man bekommen kann, ist nicht theuer.
4 Wer bekommt, was recht, murrt mit Unrecht.
*5 Dat sall jum bekamen, as de Hund't Grasfreeten. (Ostfries.)
*6 Er bekommt, was die Maus vom Stier. – Bertram, 65.
*7 Es bekommt ihm, wie das Hundeführen nach Bautzen.
Kaiser Heinrich I. sandte zur Verhöhnung dem Ungarfürsten nach Bautzen zwei schäbige Hunde sammt Fehdebrief. Dieser liess dagegen des Kaisers Boten Nasen und Ohren abschneiden und schickte sie auf solche Art verstümmelt wieder zurück.
*8 Es bekommt ihm wie dem Hunde die Wurst.
Holl.: 'T bekomt hem als den hond de worst. (Sprenger II, 13.)
*9 Es bekommt nicht ein jeder, was er haben will.
*10 Es wirt dir bekommen, wie dem hunde das grass. – Agricola, I, 173; Guttenstein, I, 46; Egenolff, 86b; Tappius, 44a.
„Wenn sich der hundt purgiren wil, so frisst er grass, vnd gibt es bald wider von sich, vnd empfahet vom grasse kein speise oder stercke.“
Frz.: Il n'y gagnera que du chagrin. – Il s'en trouvera fort mal.
Lat.: Aquila carbones (sc. reperit). – Sus acina dependes.
*11 Is wird em bekummen, wie am Hunde 's Groass. – Gomolcke, 684.
*12 Von dem bekommstu aach: Mein' Nephiche dein' Rephue. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 277.
Der Wunsch: Meine Blähung seine Genesung! ist die einzige Gabe, deren der Geizhals fähig ist.
*13 Wohl bekomm's!
Lat.: Bene mihi, bene nobis.
Bekreuzen.
* Sich vor etwas bekreuzen.
Lat.: Ter abstergeri. (Athen.) (Erasm., 633.)
Bekümmern.
1 Bekümmere dich nicht um ungelegte Eier. – Blum, 165.
2 Viele bekümmern sich um Rom und haben kein Haus darin. (S. 7 und 8.)
3 Wer sich bekümmert, dem kommt Unglück.
*4 Bekümmert euch um eure alten Schuhe. (Schles.)
Die Alten sagten von jemand, der sich um Dinge bekümmerte, die ihm nichts angingen: Er mischt seine Beine in fremde Reigen. (In alieno choro pedem ponere. Plutarch. Erasm., 51.)
Lat.: Cura aliud. (Philippi, I, 107.)
*5 Er bekümmert sich nicht mehr darum, als um seine alten Stiefeln.
Frz.: Je m'en moque comme de l'an quarante. – Je m'en soucie comme des neiges d'autun (de l'an passé). (Venedey, 63; Lendroy, 1067.)
*6 Er bekümmert sich um niemand.
Frz.: Ne se soucier ni des rais ni des tondus. (Lendroy, 1582.)
*7 He bekümmert sick um Bremen un hett er kîen Hûs in.
*8 Hei bekümmert sik ümme Nürenbearg un heat der (darin) kein Huus. (Westf.)
Bekümmerniss.
Mit hundert Stunden Bekümmerniss bezahlt man keinen Pfennig Schulden.
Beladener.
Den Beladenen soll man nicht meiden. – Simrock, 970; Körte, 487.
Belagern.
Wer belagert ist, kehrt sich an (macht) keinen Küchenzettel.
In einer belagerten Stadt findet man alles essbar. In der Noth mundet jede Speise.
Lat.: Omnia esculenta obsessis. (Erasm., 667; Philippi, II, 69.)
Beläuten.
Et is noch nit belutt1. (Westf.)
1) Belüen = beläuten; hier: zu Grabe läuten. – Es kann noch anders kommen.
Belcher.
* Es ist mir, als wenn mich Belcher gearbeitet hätte. (S. Belchern.)
Belchern.
1 Einen belchern.
Durchprügeln, durchwalken.
*2 Es ist mir, als wär' ich gebelchert worden.
Mich schmerzen alle Glieder so, als wäre ich recht derb durchgeprügelt worden. Belcher gehörte unter die berühmten Boxer Englands zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts. Unter den Namen Broughton, Stark, Taylor, Hunt, Anderson, Dayte, Feady, O'Neal, Humphry, Mondaga, Wart, Furby, G. Maddox Tone u. s. w. nahm Belcher eine hervorragende Stelle ein. Er war wegen seiner ungeheuern Stärke und Schlagkraft berühmt und – berüchtigt.
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