Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch]
Beste (der). 1 Auch der Beste kann fehlen. - Müller, 44, 2. 2 Best is immer Best wert. (Rendsburg.) 3 De Best in de Mirr, säd de Pastor, un ging twischen twe Düvels. - Hoefer, 815. 4 De Beste kan ok felen. (Ostfries.) - Eichwald, 137. 5 Dem Besten das Beste. Lat.: Ambrosia alendus. (Cicero.) (Philippi, I, 25.) 6 Der Best' hat'n Sack gestohlen. (Bair.) Wer sich zu sehr entschuldigt, gibt sich schuldig. 7 Dess besten ist stets der weinigste theil. - Henisch, 328. 8 Die Besten lässt man sitzen und stellt die Schlimmsten an die Spitzen. - Henisch, 328. 9 Es fehlt dem Besten oft am Besten: dem Bescheidenen das Gehör, den Rathgebern die Verschwiegenheit, den Rednern die Wahrheit, den Klugen die Treue. - Sutor, 115 u. 732. Lat.: Nihil pavide, nil avide, nil timide, nil tripede, nil tepide. 10 Wer sich zu den Besten setzt, kann sich nicht verschlimmern (oder: kann sich nur bessern). *11 Du bist de Beste, wann de annern nich to Huus sind. (Westf.) Bestechen. Er hat sich bestechen lassen. Lat.: Lupi illum videre priores. (Virgil.) (Philippi, I, 230.) Bestehen. *1 Bestan as Botter vör de Sünne. - Eichwald, 159. *2 Das besteht wie Feuer im Brunnen und Thau an der Sunnen. *3 Er bestehet wie eine Laus auf dem Aermel. - Kirchhofer, 290. *4 Er besteht auf seinem Worte wie die Butter an der Sonne. Von einem Vielversprecher, der wenig hält. *5 Er besteht wie Butter in der Sonne. - Tendlau, 169; Henisch, 573. Etwa in einer Prüfung, einem bevorstehenden Examen. *6 Er besteht wie der Lahme auf den Füssen. - Eiselein, 71. *7 Er besteht wie der Schatten an der Wand. *8 Er besteht wie ein halber Dreifuss. *9 Er besteht wie ein Kuhfladen im Regen. - Eiselein, 71. *10 Er besteht wie ein Pelz auf seinen Aermeln. *11 Er besteht wie ein Pfeifer, der den Tanz verdorben hat. *12 Er besteht wie Schnee an der Sonne. Bestehlen. Wer mich einmal bestiehlt, dem vergeh' es Gott; aber Gott vergeb' es mir, wenn ich mich öfter bestehlen lasse. - Boebel, 141. Bestellen. 1 Da ist es übel bestellt, wo man die Hunde zum Jagen tragen muss. 2 Dat will'k bestellen, säd' de Jung, wenn de Frau ken' Eiger hätt', sall se 't Nest braden. - Hoefer, 573. 3 Wer ein ding selbs bestellet, den betreugt der Bott nicht. - Henisch, 335. Bestellig. 1 Säu bestellig äs en Haun1 mit eime2 Kuiken. (Soest.) - Firmenich, I, 349, 51. 1) Huhn. 2) Einem. 2 Sei is so bestellig äs ne Kluckhenne mit Einem Küken. (Büren.) Auch; unliyig, unledig = geschäftig, ebenso: beämten, ambächtig (althochdeutsch: Ambacht, Amt) für geschäftig. Bestevater. Miyn sealge Bestevar1 nahm de gansse Welt op de Schiuwkar2 un schäuw se ner Mügge int dem Aese. (Büren.) - Für Iserlohn vgl. Firmenich, III, 186, 31. 1) Grossvater. 2) Schubkarre. - Verspottung eines Aufschneiders. Besteven. Was man bestevet, besegelt man. Aus dem Seeleben. Bestie. 1 Ein bestien kennet den andern. - Henisch, 335. Lat.: Bestia bestiam novit. (Erasm., 777; Binder, I, 127.) 2 Wenn die Bestie gezüchtigt wird, heult sie. Bestimmt. Was einem bestimmt ist, das wird einem. Bestrafen. Wer einer bestraft, belehrt hundert. Bestummeln. * Er ist bestummelt worden. Diese sprichwörtliche Redensart kommt in einer Fabel von Marner (Sammlung der Minnesänger, II, 174) vor. Reineke führt den Isegrimm, welcher behauptet, dass der Esel sein Leibeigener sei und sich bereit erklärt habe, dies zu beschwören, zu einem Reliquienkasten hin, wo er die Heiligengebeine anrühren musste, während der Fuchs die Truhe zuschlug. Conz commentirt: Er ward, wie man im Sprichwort sagt, bestummelt (an Stumpen geführt). Bestiumbeln heisst bestümmeln, verstümmeln. (Vgl. Braga und Hermode, 1796, Bd. 1, Abth. 1, S. 92.) Besuch. 1 Kommt Besuch aus der Verwandtschaft der Frau, so öffne die Thür, kommt jemand aus der Verwandtschaft des Mannes, so verschliesse sie. (Russ.) 2 Wer Besuche macht und kurze Besuche, den segne Gott. (Aegypt.) Besuchen. Du besuchtest mich nicht und bist mein Nachbar und kommst von Kairo auf meinem Esel. - Burckhardt, 634. Von Leuten, die es an der gebührenden Aufmerksamkeit für diejenigen fehlen lassen, die ein Recht haben, sie zu erwarten. Besudeln. Wer sich oft (täglich) besudelt, muss sich oft (täglich) waschen. Betäuschen. Wer mich einmal beteuschet, der soll mich nit bass beteuschen. - Tappius, 200b. (S. Betrügen.) Lat.: Decipienti semel. Bete. Ik will em düt Beet wol anstreiken. - Volksbote, X. Ich werde ihm das gedenken, nicht ungerügt hingehen lassen. Bete = im Kartenspiel die Spielstrafe, der Strafsatz u. s. w. Betemärten. * Er ist ein Betemärten. (Schles.) So nannte man früher in der Gegend von Brieg einen Menschen, der am äussern Gottesdienst sehr pünktlich, obgleich ohne Verstand theilnimmt. Diese Redensart hat folgenden Entstehungsgrund. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts lebte in Brieg ein Bauer, mit seinem Vornamen Martin, der die Kirche Sonntags andächtig besuchte und gewöhnlich in einem Winkel stand und so eifrig zuhörte, dass er die ganze Predigt ins Gedächtniss aufnahm, worauf er dann auf die bedeutendsten Plätze der Stadt trat und die Predigt, selbst bei der grössten Kälte, oft bei drei Stunden lang, wiederholte, die Laster, das schlechte Polizeiwesen und andere Ungehörigkeiten, besonders auch die Hoffart strafte, ja zuweilen den Frauenzimmern auf freier Strasse Spitzen, Kragen und Hauben abriss und mit Gottes Strafgericht ernstlich drohte. Da er sehr eifrig betete, wurde er vom Volke Bete-Märten (Bete-Martin) genannt. Dieser Name hat sich erhalten und ist in die obige Redensart übergegangen, um damit Leute zu bezeichnen, die eine ähnliche Richtung verfolgen. (Vgl. Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800, S. 648.) Beten. 1 Antje, bede, 't Speck wart uns stalen1. - Frommann, II, 389. 1) Gestohlen. 2 Bä un arbei. (Altmark.) - Schwerin, 102. 3 Bei beten und Arbeit schwindet (wird kurz) die Zeit. Lat.: Nunc lege, nunc ora, nunc cum fervore labora. - Sic erit hora brevis, sic labor ipse levis. (Sutor, 408.) 4 Besser beten und brevieren, als spitzfindig disputiren. - Henisch, 339. 5 Bet' und arbeit', Gott weiss die beste Zeit. 6 Bet' und arbeit', so hilft dir Gott allezeit. - Kirchhofer, 132. 7 Bet' und habe Gott vor Augen, sollen deine Werke taugen. 8 Bet' und knet'. - Kirchhofer, 132. [Spaltenumbruch]
Beste (der). 1 Auch der Beste kann fehlen. – Müller, 44, 2. 2 Best is immer Best wêrt. (Rendsburg.) 3 De Best in de Mirr, säd de Pastor, un ging twischen twe Düvels. – Hoefer, 815. 4 De Beste kan ôk fêlen. (Ostfries.) – Eichwald, 137. 5 Dem Besten das Beste. Lat.: Ambrosia alendus. (Cicero.) (Philippi, I, 25.) 6 Der Best' hat'n Sack gestohlen. (Bair.) Wer sich zu sehr entschuldigt, gibt sich schuldig. 7 Dess besten ist stets der weinigste theil. – Henisch, 328. 8 Die Besten lässt man sitzen und stellt die Schlimmsten an die Spitzen. – Henisch, 328. 9 Es fehlt dem Besten oft am Besten: dem Bescheidenen das Gehör, den Rathgebern die Verschwiegenheit, den Rednern die Wahrheit, den Klugen die Treue. – Sutor, 115 u. 732. Lat.: Nihil pavide, nil avide, nil timide, nil tripede, nil tepide. 10 Wer sich zu den Besten setzt, kann sich nicht verschlimmern (oder: kann sich nur bessern). *11 Du bist de Beste, wann de annern nich to Huus sind. (Westf.) Bestechen. Er hat sich bestechen lassen. 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Beste (der).
1 Auch der Beste kann fehlen. – Müller, 44, 2.
2 Best is immer Best wêrt. (Rendsburg.)
3 De Best in de Mirr, säd de Pastor, un ging twischen twe Düvels. – Hoefer, 815.
4 De Beste kan ôk fêlen. (Ostfries.) – Eichwald, 137.
5 Dem Besten das Beste.
Lat.: Ambrosia alendus. (Cicero.) (Philippi, I, 25.)
6 Der Best' hat'n Sack gestohlen. (Bair.)
Wer sich zu sehr entschuldigt, gibt sich schuldig.
7 Dess besten ist stets der weinigste theil. – Henisch, 328.
8 Die Besten lässt man sitzen und stellt die Schlimmsten an die Spitzen. – Henisch, 328.
9 Es fehlt dem Besten oft am Besten: dem Bescheidenen das Gehör, den Rathgebern die Verschwiegenheit, den Rednern die Wahrheit, den Klugen die Treue. – Sutor, 115 u. 732.
Lat.: Nihil pavide, nil avide, nil timide, nil tripede, nil tepide.
10 Wer sich zu den Besten setzt, kann sich nicht verschlimmern (oder: kann sich nur bessern).
*11 Du bist de Beste, wann de annern nich to Huus sind. (Westf.)
Bestechen.
Er hat sich bestechen lassen.
Lat.: Lupi illum videre priores. (Virgil.) (Philippi, I, 230.)
Bestehen.
*1 Bestân as Botter vör de Sünne. – Eichwald, 159.
*2 Das besteht wie Feuer im Brunnen und Thau an der Sunnen.
*3 Er bestehet wie eine Laus auf dem Aermel. – Kirchhofer, 290.
*4 Er besteht auf seinem Worte wie die Butter an der Sonne.
Von einem Vielversprecher, der wenig hält.
*5 Er besteht wie Butter in der Sonne. – Tendlau, 169; Henisch, 573.
Etwa in einer Prüfung, einem bevorstehenden Examen.
*6 Er besteht wie der Lahme auf den Füssen. – Eiselein, 71.
*7 Er besteht wie der Schatten an der Wand.
*8 Er besteht wie ein halber Dreifuss.
*9 Er besteht wie ein Kuhfladen im Regen. – Eiselein, 71.
*10 Er besteht wie ein Pelz auf seinen Aermeln.
*11 Er besteht wie ein Pfeifer, der den Tanz verdorben hat.
*12 Er besteht wie Schnee an der Sonne.
Bestehlen.
Wer mich einmal bestiehlt, dem vergeh' es Gott; aber Gott vergeb' es mir, wenn ich mich öfter bestehlen lasse. – Boebel, 141.
Bestellen.
1 Da ist es übel bestellt, wo man die Hunde zum Jagen tragen muss.
2 Dat will'k bestellen, säd' de Jung, wenn de Frû kên' Eiger hätt', sall se 't Nest brâden. – Hoefer, 573.
3 Wer ein ding selbs bestellet, den betreugt der Bott nicht. – Henisch, 335.
Bestellig.
1 Säu bestellig äs en Haun1 mit eime2 Kuiken. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 51.
1) Huhn.
2) Einem.
2 Sei is so bestellig äs ne Kluckhenne mit Einem Küken. (Büren.)
Auch; unliyig, unledig = geschäftig, ebenso: beämten, ambächtig (althochdeutsch: Ambacht, Amt) für geschäftig.
Bestevater.
Miyn sealge Bestevâr1 nahm de gansse Welt op de Schiuwkar2 un schäuw se ner Mügge int dem Aese. (Büren.) – Für Iserlohn vgl. Firmenich, III, 186, 31.
1) Grossvater.
2) Schubkarre. – Verspottung eines Aufschneiders.
Besteven.
Was man bestevet, besegelt man.
Aus dem Seeleben.
Bestie.
1 Ein bestien kennet den andern. – Henisch, 335.
Lat.: Bestia bestiam novit. (Erasm., 777; Binder, I, 127.)
2 Wenn die Bestie gezüchtigt wird, heult sie.
Bestimmt.
Was einem bestimmt ist, das wird einem.
Bestrafen.
Wer einer bestraft, belehrt hundert.
Bestummeln.
* Er ist bestummelt worden.
Diese sprichwörtliche Redensart kommt in einer Fabel von Marner (Sammlung der Minnesänger, II, 174) vor. Reineke führt den Isegrimm, welcher behauptet, dass der Esel sein Leibeigener sei und sich bereit erklärt habe, dies zu beschwören, zu einem Reliquienkasten hin, wo er die Heiligengebeine anrühren musste, während der Fuchs die Truhe zuschlug. Conz commentirt: Er ward, wie man im Sprichwort sagt, bestummelt (an Stumpen geführt). Bestiumbeln heisst bestümmeln, verstümmeln. (Vgl. Braga und Hermode, 1796, Bd. 1, Abth. 1, S. 92.)
Besuch.
1 Kommt Besuch aus der Verwandtschaft der Frau, so öffne die Thür, kommt jemand aus der Verwandtschaft des Mannes, so verschliesse sie. (Russ.)
2 Wer Besuche macht und kurze Besuche, den segne Gott. (Aegypt.)
Besuchen.
Du besuchtest mich nicht und bist mein Nachbar und kommst von Kairo auf meinem Esel. – Burckhardt, 634.
Von Leuten, die es an der gebührenden Aufmerksamkeit für diejenigen fehlen lassen, die ein Recht haben, sie zu erwarten.
Besudeln.
Wer sich oft (täglich) besudelt, muss sich oft (täglich) waschen.
Betäuschen.
Wer mich einmal beteuschet, der soll mich nit bass beteuschen. – Tappius, 200b. (S. Betrügen.)
Lat.: Decipienti semel.
Bête.
Ik will em düt Beet wol anstrîken. – Volksbote, X.
Ich werde ihm das gedenken, nicht ungerügt hingehen lassen. Bête = im Kartenspiel die Spielstrafe, der Strafsatz u. s. w.
Betemärten.
* Er ist ein Betemärten. (Schles.)
So nannte man früher in der Gegend von Brieg einen Menschen, der am äussern Gottesdienst sehr pünktlich, obgleich ohne Verstand theilnimmt. Diese Redensart hat folgenden Entstehungsgrund. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts lebte in Brieg ein Bauer, mit seinem Vornamen Martin, der die Kirche Sonntags andächtig besuchte und gewöhnlich in einem Winkel stand und so eifrig zuhörte, dass er die ganze Predigt ins Gedächtniss aufnahm, worauf er dann auf die bedeutendsten Plätze der Stadt trat und die Predigt, selbst bei der grössten Kälte, oft bei drei Stunden lang, wiederholte, die Laster, das schlechte Polizeiwesen und andere Ungehörigkeiten, besonders auch die Hoffart strafte, ja zuweilen den Frauenzimmern auf freier Strasse Spitzen, Kragen und Hauben abriss und mit Gottes Strafgericht ernstlich drohte. Da er sehr eifrig betete, wurde er vom Volke Bete-Märten (Bete-Martin) genannt. Dieser Name hat sich erhalten und ist in die obige Redensart übergegangen, um damit Leute zu bezeichnen, die eine ähnliche Richtung verfolgen. (Vgl. Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800, S. 648.)
Beten.
1 Antje, bede, 't Speck wart uns stâlen1. – Frommann, II, 389.
1) Gestohlen.
2 Bä un arbei. (Altmark.) – Schwerin, 102.
3 Bei beten und Arbeit schwindet (wird kurz) die Zeit.
Lat.: Nunc lege, nunc ora, nunc cum fervore labora. – Sic erit hora brevis, sic labor ipse levis. (Sutor, 408.)
4 Besser beten und brevieren, als spitzfindig disputiren. – Henisch, 339.
5 Bet' und arbeit', Gott weiss die beste Zeit.
6 Bet' und arbeit', so hilft dir Gott allezeit. – Kirchhofer, 132.
7 Bet' und habe Gott vor Augen, sollen deine Werke taugen.
8 Bet' und knet'. – Kirchhofer, 132.
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