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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 4 Der Bettel ist ein Orden, worinnen vil zu Herren worden. - Sutor, 629; Eiselein, 73.

5 Der Bettel kaufft Fürsten und Herren aus. - Sutor, 635.

6 Des bettels verdirbt niemand, aber man wirt sein vnwerth. - Henisch, 344.

7 Es gehet alles in bettel. - Henisch, 344; Lehmann, II, 127, 117.

8 Es ist nichts Aermers als der Bettel, den kann man nicht füllen. - Henisch, 344; Sutor, 625.

9 Es ist nichts Reichers denn der Bettel, der hat immer vollauf ohne Sorg' und Arbeit. - Henisch, 344; Sailer, 198.

10 Nichts reichers als der Bettl, es tropffnet täglich. - Sutor, 627.

11 Vil nehren auss dem bettel sich, die mehr golds haben dann du vnd ich. - Henisch, 344.

12 Wer sich des Bettels nicht schämt, nährt sich redlich. - Körte, 581; Simrock, 1017.

Frz.: A coquin honteux plate besace.

*13 Einem den ganzen Bettel vor die Füsse werfen. - Grimm, I, 1724.


Bettelbrief.

1 Bettelbriefe führen ins Galgenland. - Sprichwörtergarten, 84.

2 Bettelbriefe werden nicht gestempelt.

3 Es ist nichts als ein Bettelbrief.

Holl.: Het is een bedelbrief. (Harrebomee, I, 89.)


Bettelbrocken.

Bettelbrocken schmecken süss.


Bettelbrot.

1 Bettelbrot - Schandbrot. (Rheinhessen.)

2 Bettelbrot - theuer Brot. - Körte, 584; Simrock, 1034.

Denn es muss mit Schimpf und Schande bezahlt werden.

Holl.: Gebedeld brood is goed voor lazarij. (Harrebomee, I, 95.)


Bettelbube.

1 Einen Bettelbuben in die Hölle werfen. - Kirchhofer, 213.

Etwas ohne merklichen Erfolg thun, z. B. einem gefrässigen Menschen niedliche, aber wenige Speisen aufsetzen, einem Verschwender mit wenig Geld beistehen u. dgl. Soviel als den grossen Schlund der Hölle mit einem Bettelbuben ausstopfen wollen. (Zaupser.)

2 Es ist soviel als ein Bettelbub' in die Hölle. - Eiselein, 74.


Bettelei.

1 Bettelei erzeugt Betrügerei.

2 Bettelei ist das beste Gewerbe.

Holl.: Daar is niets rijker dan de bedelarij. (Harrebomee, I, 36.)

3 Bettelei schmeckt wohl einem unverschämten Maul. - Sailer, 198.


Bettelglocke.

Bettelglocke klingt: Soll, soll! Mir, mir! trag' her, affer. - Eiselein, 74.


Betteljunge.

'S is groade, as wenn ma an Batteljungen zum Pfluge stellt. (Hirschberg.)

Wenn die Besorgung eines Amts, Geschäfts einer sehr ungeeigneten Person anvertraut wird.


Bettelkauf.

Beadelkaup, düer Kaup. (Westf.)


Bettelleute.

1 Bettelleute - Beutelleute.

2 Bettelleute haben die Kinder und die Reichen füttern sie.

Holl.: Bedelaars fokken kinderen, en laten er de rijken voor zorgen. (Harrebomee, I, 36.)

3 Bein Baddellüen spelt Schmalhans1 Kökenmester2. - Schambach, 323.

1) Der personificirte Hunger.

2) Küchenmeister. - Dennoch preisen sie ihren Beruf im Liede:

Bettelleut' han's gut,

Sie brauchen kein' Karren zu schmieren,

Sie brauchen kein' Garben zu führen.

*4 Das heisst den Bettelleuten aufgegeigt.

Es ist kein Gewinn dabei.


Bettelliedlein.

Jedermann singt das Bettelliedlein dem Loch unter der Nase. - Eiselein, 73.


[Spaltenumbruch]
Bettelmann.

1 Bettelmanns Erbe liegt in allen Landen.

Holl.: Bedelaars erf ligt in alle landen. (Harrebomee, I, 36; Bohn, I, 300.)

2 Bettelmanns Tasche wird nicht voll.

3 Der Bettelmann ist fertig. - Eiselein, 73.

Von jemand, dessen Vermögen dahin ist.

Lat.: Ad manticam res rediit. (Philippi, I, 9.)

4 Ein Bettelmann hat die eigenen Aeltern nicht zu Freunden.

Reichthum schafft Freunde; Armuth entfremdet uns selbst die Personen, die mit uns durch die Bande des Bluts verbunden sind.

Lat.: Mendico ne parentes quidem amici sunt. (Erasmus, 723.)

5 Einen Bettelmann muss man zum Narren haben, der hat einen langen Sack. (Schles.)

Damit weist der Schlesier scherzweise den Spott zurück.

6 In eines Bettelmanns Hirn verdirbt viel Witz.

7 Sau lange de Baddelmann noch einen Pennig in der Ficken hat, sau jücket he sau lange bet dat he weer raut is. - Schambach, 322.

Es gibt Leute, die keinen Pfennig in der Tasche zu behalten vermögen, darum nagen sie auch stets am Hungertuche.

8 'S kummt alles aufs höchst, hod da Bedlman gsagt, haan iehm d' Läus aufm Huet rumkrocha. - Zaupser; hochdeutsch bei Hoefer, 56.

Wird gebraucht, wenn ein unbedeutender Mensch eine hohe Stellung erhält.

9 Wenn de Baddelmann nits hem sal, sau fällt 'ne ak noch de Botter von'n Broe. - Schambach, 92.

10 Wenn de Baddelmann nits hem sal, sau fällt'ne dat Brat dor den Büel. - Schambach, 92.

Die Butter fällt ihm vom Brote, das Brot durch den Beutel; er verliert auch noch das, was er bereits besitzt.

11 Wenn de eine Baddelmann en'n andern wat gift, sau freut sek de Engel in'n Himmele. - Schambach, 51.

Besondere Anerkennung der Mildthätigkeit, wenn sie von solchen geübt wird, die selbst arm sind.

12 Wer den Bettelmann ins Haus geladen, der muss mit den gemalten Bildern essen. - Eiselein, 73.


Bettelmännlein.

Es hod si's Peddlmandl aingstöüld. (Steiermark.) - Firmenich, II, 769, 138.

Es hat sich das Bettelmännlein, nämlich der Schlaf, eingestellt.


Bettelmannsmantel.

Einen Bettelmannsmantel zusammenflicken.

Lat.: Centones farcire. (Plautus.) (Philippi, I, 79.)


Bettelmantel.

Jeder sucht den Bettelmantel hervor, wenn's an die Steuer zum gemeinen Nutzen geht. - Simrock, 1045; Eiselein, 73.


Bettelmönch.

1 Bettelmönche sind die Läuse, die der Teufel unserm Herrgott in den Adamspelz setzt. - Luther.

2 Der Bettelmönch ziert den Priesterstand wie der Esel den Rossmarkt.


Betteln.

1 Auch zum Betteln gehört Glück. - Tendlau, 790.

Nach Lessing kann man ohne Glück nicht einmal ein guter Spitzbube sein.

2 Bedeln schänd wol, man 't armt doch nich. - Eichwald, 103.

3 Besser betteln als borgen.

4 Besser betteln und bitten, als am Galgen Capriolen geschnitten. - Winckler, XVII, 69.

5 Besser gebettelt als gestorben. - Henisch, 320.

6 Betlen vnd gleissnerey nehret sich von Simoney. - Henisch, 347.

7 Betteln heisst Armuth verzetteln. - Henisch, 347; Körte, 582; Grimm, I, 1730.

Man soll nicht an Bettler von Gewerbe verschwenden, womit man verschämter und unverschuldeter Armuth helfen kann.

8 Betteln ist besser als stehlen. - Henisch, 347; Simrock, 1028; Kirchhofer, 350; Grimm, I, 1730.

In gar vielen Fällen nicht viel besser.

Frz.: Il vaut mieux tendre la main que le cou.

9 Betteln ist besser denn stehlen, arbeiten aber ist besser als betteln. (Russ.)

[Spaltenumbruch] 4 Der Bettel ist ein Orden, worinnen vil zu Herren worden.Sutor, 629; Eiselein, 73.

5 Der Bettel kaufft Fürsten und Herren aus.Sutor, 635.

6 Des bettels verdirbt niemand, aber man wirt sein vnwerth.Henisch, 344.

7 Es gehet alles in bettel.Henisch, 344; Lehmann, II, 127, 117.

8 Es ist nichts Aermers als der Bettel, den kann man nicht füllen.Henisch, 344; Sutor, 625.

9 Es ist nichts Reichers denn der Bettel, der hat immer vollauf ohne Sorg' und Arbeit.Henisch, 344; Sailer, 198.

10 Nichts reichers als der Bettl, es tropffnet täglich.Sutor, 627.

11 Vil nehren auss dem bettel sich, die mehr golds haben dann du vnd ich.Henisch, 344.

12 Wer sich des Bettels nicht schämt, nährt sich redlich.Körte, 581; Simrock, 1017.

Frz.: A coquin honteux plate besace.

*13 Einem den ganzen Bettel vor die Füsse werfen.Grimm, I, 1724.


Bettelbrief.

1 Bettelbriefe führen ins Galgenland.Sprichwörtergarten, 84.

2 Bettelbriefe werden nicht gestempelt.

3 Es ist nichts als ein Bettelbrief.

Holl.: Het is een bedelbrief. (Harrebomée, I, 89.)


Bettelbrocken.

Bettelbrocken schmecken süss.


Bettelbrot.

1 Bettelbrot – Schandbrot. (Rheinhessen.)

2 Bettelbrot – theuer Brot.Körte, 584; Simrock, 1034.

Denn es muss mit Schimpf und Schande bezahlt werden.

Holl.: Gebedeld brood is goed voor lazarij. (Harrebomée, I, 95.)


Bettelbube.

1 Einen Bettelbuben in die Hölle werfen.Kirchhofer, 213.

Etwas ohne merklichen Erfolg thun, z. B. einem gefrässigen Menschen niedliche, aber wenige Speisen aufsetzen, einem Verschwender mit wenig Geld beistehen u. dgl. Soviel als den grossen Schlund der Hölle mit einem Bettelbuben ausstopfen wollen. (Zaupser.)

2 Es ist soviel als ein Bettelbub' in die Hölle.Eiselein, 74.


Bettelei.

1 Bettelei erzeugt Betrügerei.

2 Bettelei ist das beste Gewerbe.

Holl.: Daar is niets rijker dan de bedelarij. (Harrebomée, I, 36.)

3 Bettelei schmeckt wohl einem unverschämten Maul.Sailer, 198.


Bettelglocke.

Bettelglocke klingt: Soll, soll! Mir, mir! trag' her, affer.Eiselein, 74.


Betteljunge.

'S is groade, as wenn ma an Batteljungen zum Pfluge stellt. (Hirschberg.)

Wenn die Besorgung eines Amts, Geschäfts einer sehr ungeeigneten Person anvertraut wird.


Bettelkauf.

Beadelkaup, düer Kaup. (Westf.)


Bettelleute.

1 Bettelleute – Beutelleute.

2 Bettelleute haben die Kinder und die Reichen füttern sie.

Holl.: Bedelaars fokken kinderen, en laten er de rijken voor zorgen. (Harrebomée, I, 36.)

3 Bîn Baddellüen spêlt Schmâlhans1 Kökenmester2.Schambach, 323.

1) Der personificirte Hunger.

2) Küchenmeister. – Dennoch preisen sie ihren Beruf im Liede:

Bettelleut' han's gut,

Sie brauchen kein' Karren zu schmieren,

Sie brauchen kein' Garben zu führen.

*4 Das heisst den Bettelleuten aufgegeigt.

Es ist kein Gewinn dabei.


Bettelliedlein.

Jedermann singt das Bettelliedlein dem Loch unter der Nase.Eiselein, 73.


[Spaltenumbruch]
Bettelmann.

1 Bettelmanns Erbe liegt in allen Landen.

Holl.: Bedelaars erf ligt in alle landen. (Harrebomée, I, 36; Bohn, I, 300.)

2 Bettelmanns Tasche wird nicht voll.

3 Der Bettelmann ist fertig.Eiselein, 73.

Von jemand, dessen Vermögen dahin ist.

Lat.: Ad manticam res rediit. (Philippi, I, 9.)

4 Ein Bettelmann hat die eigenen Aeltern nicht zu Freunden.

Reichthum schafft Freunde; Armuth entfremdet uns selbst die Personen, die mit uns durch die Bande des Bluts verbunden sind.

Lat.: Mendico ne parentes quidem amici sunt. (Erasmus, 723.)

5 Einen Bettelmann muss man zum Narren haben, der hat einen langen Sack. (Schles.)

Damit weist der Schlesier scherzweise den Spott zurück.

6 In eines Bettelmanns Hirn verdirbt viel Witz.

7 Sau lange de Baddelmann noch einen Pennig in der Ficken hat, sau jücket he sau lange bet dat he wêer rût is.Schambach, 322.

Es gibt Leute, die keinen Pfennig in der Tasche zu behalten vermögen, darum nagen sie auch stets am Hungertuche.

8 'S kummt alles aufs höchst, hod da Bedlman gsagt, haan iehm d' Läus aufm Huet rumkrocha.Zaupser; hochdeutsch bei Hoefer, 56.

Wird gebraucht, wenn ein unbedeutender Mensch eine hohe Stellung erhält.

9 Wenn de Baddelmann nits hem sal, sau fällt 'ne âk noch de Botter von'n Brôe.Schambach, 92.

10 Wenn de Baddelmann nits hem sal, sau fällt'ne dat Brât dôr den Büel.Schambach, 92.

Die Butter fällt ihm vom Brote, das Brot durch den Beutel; er verliert auch noch das, was er bereits besitzt.

11 Wenn de eine Baddelmann en'n andern wat gift, sau freut sek de Engel in'n Himmele.Schambach, 51.

Besondere Anerkennung der Mildthätigkeit, wenn sie von solchen geübt wird, die selbst arm sind.

12 Wer den Bettelmann ins Haus geladen, der muss mit den gemalten Bildern essen.Eiselein, 73.


Bettelmännlein.

Es hod si's Peddlmandl aingstöüld. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 138.

Es hat sich das Bettelmännlein, nämlich der Schlaf, eingestellt.


Bettelmannsmantel.

Einen Bettelmannsmantel zusammenflicken.

Lat.: Centones farcire. (Plautus.) (Philippi, I, 79.)


Bettelmantel.

Jeder sucht den Bettelmantel hervor, wenn's an die Steuer zum gemeinen Nutzen geht.Simrock, 1045; Eiselein, 73.


Bettelmönch.

1 Bettelmönche sind die Läuse, die der Teufel unserm Herrgott in den Adamspelz setzt.Luther.

2 Der Bettelmönch ziert den Priesterstand wie der Esel den Rossmarkt.


Betteln.

1 Auch zum Betteln gehört Glück.Tendlau, 790.

Nach Lessing kann man ohne Glück nicht einmal ein guter Spitzbube sein.

2 Bedeln schänd wol, man 't armt doch nich.Eichwald, 103.

3 Besser betteln als borgen.

4 Besser betteln und bitten, als am Galgen Capriolen geschnitten.Winckler, XVII, 69.

5 Besser gebettelt als gestorben.Henisch, 320.

6 Betlen vnd gleissnerey nehret sich von Simoney.Henisch, 347.

7 Betteln heisst Armuth verzetteln.Henisch, 347; Körte, 582; Grimm, I, 1730.

Man soll nicht an Bettler von Gewerbe verschwenden, womit man verschämter und unverschuldeter Armuth helfen kann.

8 Betteln ist besser als stehlen.Henisch, 347; Simrock, 1028; Kirchhofer, 350; Grimm, I, 1730.

In gar vielen Fällen nicht viel besser.

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[[176]/0204] 4 Der Bettel ist ein Orden, worinnen vil zu Herren worden. – Sutor, 629; Eiselein, 73. 5 Der Bettel kaufft Fürsten und Herren aus. – Sutor, 635. 6 Des bettels verdirbt niemand, aber man wirt sein vnwerth. – Henisch, 344. 7 Es gehet alles in bettel. – Henisch, 344; Lehmann, II, 127, 117. 8 Es ist nichts Aermers als der Bettel, den kann man nicht füllen. – Henisch, 344; Sutor, 625. 9 Es ist nichts Reichers denn der Bettel, der hat immer vollauf ohne Sorg' und Arbeit. – Henisch, 344; Sailer, 198. 10 Nichts reichers als der Bettl, es tropffnet täglich. – Sutor, 627. 11 Vil nehren auss dem bettel sich, die mehr golds haben dann du vnd ich. – Henisch, 344. 12 Wer sich des Bettels nicht schämt, nährt sich redlich. – Körte, 581; Simrock, 1017. Frz.: A coquin honteux plate besace. *13 Einem den ganzen Bettel vor die Füsse werfen. – Grimm, I, 1724. Bettelbrief. 1 Bettelbriefe führen ins Galgenland. – Sprichwörtergarten, 84. 2 Bettelbriefe werden nicht gestempelt. 3 Es ist nichts als ein Bettelbrief. Holl.: Het is een bedelbrief. (Harrebomée, I, 89.) Bettelbrocken. Bettelbrocken schmecken süss. Bettelbrot. 1 Bettelbrot – Schandbrot. (Rheinhessen.) 2 Bettelbrot – theuer Brot. – Körte, 584; Simrock, 1034. Denn es muss mit Schimpf und Schande bezahlt werden. Holl.: Gebedeld brood is goed voor lazarij. (Harrebomée, I, 95.) Bettelbube. 1 Einen Bettelbuben in die Hölle werfen. – Kirchhofer, 213. Etwas ohne merklichen Erfolg thun, z. B. einem gefrässigen Menschen niedliche, aber wenige Speisen aufsetzen, einem Verschwender mit wenig Geld beistehen u. dgl. Soviel als den grossen Schlund der Hölle mit einem Bettelbuben ausstopfen wollen. (Zaupser.) 2 Es ist soviel als ein Bettelbub' in die Hölle. – Eiselein, 74. Bettelei. 1 Bettelei erzeugt Betrügerei. 2 Bettelei ist das beste Gewerbe. Holl.: Daar is niets rijker dan de bedelarij. (Harrebomée, I, 36.) 3 Bettelei schmeckt wohl einem unverschämten Maul. – Sailer, 198. Bettelglocke. Bettelglocke klingt: Soll, soll! Mir, mir! trag' her, affer. – Eiselein, 74. Betteljunge. 'S is groade, as wenn ma an Batteljungen zum Pfluge stellt. (Hirschberg.) Wenn die Besorgung eines Amts, Geschäfts einer sehr ungeeigneten Person anvertraut wird. Bettelkauf. Beadelkaup, düer Kaup. (Westf.) Bettelleute. 1 Bettelleute – Beutelleute. 2 Bettelleute haben die Kinder und die Reichen füttern sie. Holl.: Bedelaars fokken kinderen, en laten er de rijken voor zorgen. (Harrebomée, I, 36.) 3 Bîn Baddellüen spêlt Schmâlhans1 Kökenmester2. – Schambach, 323. 1) Der personificirte Hunger. 2) Küchenmeister. – Dennoch preisen sie ihren Beruf im Liede: Bettelleut' han's gut, Sie brauchen kein' Karren zu schmieren, Sie brauchen kein' Garben zu führen. *4 Das heisst den Bettelleuten aufgegeigt. Es ist kein Gewinn dabei. Bettelliedlein. Jedermann singt das Bettelliedlein dem Loch unter der Nase. – Eiselein, 73. Bettelmann. 1 Bettelmanns Erbe liegt in allen Landen. Holl.: Bedelaars erf ligt in alle landen. (Harrebomée, I, 36; Bohn, I, 300.) 2 Bettelmanns Tasche wird nicht voll. 3 Der Bettelmann ist fertig. – Eiselein, 73. Von jemand, dessen Vermögen dahin ist. Lat.: Ad manticam res rediit. (Philippi, I, 9.) 4 Ein Bettelmann hat die eigenen Aeltern nicht zu Freunden. Reichthum schafft Freunde; Armuth entfremdet uns selbst die Personen, die mit uns durch die Bande des Bluts verbunden sind. Lat.: Mendico ne parentes quidem amici sunt. (Erasmus, 723.) 5 Einen Bettelmann muss man zum Narren haben, der hat einen langen Sack. (Schles.) Damit weist der Schlesier scherzweise den Spott zurück. 6 In eines Bettelmanns Hirn verdirbt viel Witz. 7 Sau lange de Baddelmann noch einen Pennig in der Ficken hat, sau jücket he sau lange bet dat he wêer rût is. – Schambach, 322. Es gibt Leute, die keinen Pfennig in der Tasche zu behalten vermögen, darum nagen sie auch stets am Hungertuche. 8 'S kummt alles aufs höchst, hod da Bedlman gsagt, haan iehm d' Läus aufm Huet rumkrocha. – Zaupser; hochdeutsch bei Hoefer, 56. Wird gebraucht, wenn ein unbedeutender Mensch eine hohe Stellung erhält. 9 Wenn de Baddelmann nits hem sal, sau fällt 'ne âk noch de Botter von'n Brôe. – Schambach, 92. 10 Wenn de Baddelmann nits hem sal, sau fällt'ne dat Brât dôr den Büel. – Schambach, 92. Die Butter fällt ihm vom Brote, das Brot durch den Beutel; er verliert auch noch das, was er bereits besitzt. 11 Wenn de eine Baddelmann en'n andern wat gift, sau freut sek de Engel in'n Himmele. – Schambach, 51. Besondere Anerkennung der Mildthätigkeit, wenn sie von solchen geübt wird, die selbst arm sind. 12 Wer den Bettelmann ins Haus geladen, der muss mit den gemalten Bildern essen. – Eiselein, 73. Bettelmännlein. Es hod si's Peddlmandl aingstöüld. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 138. Es hat sich das Bettelmännlein, nämlich der Schlaf, eingestellt. Bettelmannsmantel. Einen Bettelmannsmantel zusammenflicken. Lat.: Centones farcire. (Plautus.) (Philippi, I, 79.) Bettelmantel. Jeder sucht den Bettelmantel hervor, wenn's an die Steuer zum gemeinen Nutzen geht. – Simrock, 1045; Eiselein, 73. Bettelmönch. 1 Bettelmönche sind die Läuse, die der Teufel unserm Herrgott in den Adamspelz setzt. – Luther. 2 Der Bettelmönch ziert den Priesterstand wie der Esel den Rossmarkt. Betteln. 1 Auch zum Betteln gehört Glück. – Tendlau, 790. Nach Lessing kann man ohne Glück nicht einmal ein guter Spitzbube sein. 2 Bedeln schänd wol, man 't armt doch nich. – Eichwald, 103. 3 Besser betteln als borgen. 4 Besser betteln und bitten, als am Galgen Capriolen geschnitten. – Winckler, XVII, 69. 5 Besser gebettelt als gestorben. – Henisch, 320. 6 Betlen vnd gleissnerey nehret sich von Simoney. – Henisch, 347. 7 Betteln heisst Armuth verzetteln. – Henisch, 347; Körte, 582; Grimm, I, 1730. Man soll nicht an Bettler von Gewerbe verschwenden, womit man verschämter und unverschuldeter Armuth helfen kann. 8 Betteln ist besser als stehlen. – Henisch, 347; Simrock, 1028; Kirchhofer, 350; Grimm, I, 1730. In gar vielen Fällen nicht viel besser. Frz.: Il vaut mieux tendre la main que le cou. 9 Betteln ist besser denn stehlen, arbeiten aber ist besser als betteln. (Russ.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [176]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/204>, abgerufen am 22.11.2024.