Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 23 Nimb dich keiner bürden an, die dein krafft nit tragen kan. - Henisch, 560. Lat.: Quod ferre vires non queunt ne onus subi. (Henisch, 560.) 24 Seine Bürde trägt jeder. 25 Sind die Bürden gleich, so brechen sie den Rucken nicht. Dän.: Lige byrde bryder ikke halsen (ryggen) sönder. (Prov. dan., 98.) 26 Vil legen Burd uf ander Lüt und wöllen sie doch tragen nit. - Eiselein, 103. 27 Wem die Bürde auf den Rücken gewachsen ist, der verliert sie nicht. 28 Wenn alle gleiche Bürde tragen, kann keiner sich beklagen. Dän.: Paa lige byrde draker ingen sig traet. (Prov. dan., 98.) 29 Wer an die Bürde gewöhnt ist, den verjagt der Wind leer. 30 Wer kleine Bürden lange trägt, wird auch müde. 31 Wer seine Bürden auf fremden Rücken legt, weiss nicht wie schwer sie sind. 32 Wer selbst eine Bürde trägt, muss nicht über den Buckel anderer lachen. Burgdorf. * Wie um Burgdorf herum. - Kirchhofer, 59. Bürge. 1 Bürge werden hat vil reicher leut verderbt vnd in armut bracht. - Henisch, 562. 2 Bürge werden thut Schaden ('schaden) auf Erden. - Henisch, 562. 3 Bürgen müssen zahlen. - Henisch, 562. Frz.: Il faut payer ou agreer. Holl.: Die voor een ander borg blijft, betaalt vor hem. (Harrebomee, I, 81.) 4 Burgen soll (muss) man wurgen. - Agricola I, 136; Tappius, 10b; Franck, I, 31a; II, 9a; Egenolff, 82b; Hassl., 53; Pistor., I, 15; Eisenhart, 358; Körte, 782; Luther, 96, 179; Eiselein, 103; Meisner, 117; Spr. Sal. 11, 15 u. 27, 13; Sir. 29, 24; Sailer, 378; Henisch, 562; Simrock, 1407; Hertius, I, 94; Sutor, 367; Estor, II, 515; Hillebrand, 114; Grimm, Rechtsalt., 33, 619; Grimm, II, 536; Sachsenspiegel, I, 65, 3; III, 9, 1; 10, 1; Kirchhofer, 248. Dies Sprichwort zeigt uns, wie unsere Vorfahren Bürgschaften betrachtet haben. Wenn sie sagten, dass man den Bürgen würgen müsse, so ist dies Wort von der gewaltsamen Ladung und Ziehung vor Gericht zu verstehen, wie dieser Ausdruck auch in dem Evangelium vom Schalksknechte vorkommt. Aus den meisten alten Gesetzen (vgl. Schwabenspiegel, Landrecht, Kap. 100b) erhellt, dass der Bürge als ein Selbstschuldner angesehen wurde, ja sogar den Tod für den leiden musste, für den er sich verbürgt hatte. Das letztere verlangt indess der Sachsenspiegel a. a. O. nicht. (Vgl. Schiller, Die Bürgschaft.) Frz.: Qui repond, paie. (Lendroy, 1175.) Holl.: Borgen zal men worgen. (Harrebomee, I, 81.) It.: Chi entra mallevadore, diventa pagatore. (Gaal, 267.) Lat.: Sponde, noxa praesto est. (Tappius, 10b; Sutor, 80; Erasm., 589; Seybold, 580.) - Spondere plurimus fuit et damno et malo. (Ausonius.) (Philippi, II, 199.) - Sponsio damna dabit. 5 Dafür will ich nicht Bürge sein. Holl.: Daar wil ik geen' borg voor staan. (Harrebomee, I, 81.) 6 Es soll keiner höher bürg werden, denn so vil er bezahlen will. - Henisch, 562. 7 Wer bürg wird, der trawet viel vnd fängt sein schaden an zu blühen. - Lehmann, 103, 21. Er verspricht etwas, das nicht in seiner Gewalt steht, - die Glaubwürdigkeit und Treue anderer. Darum sagten die Alten: Bürge, sage gut, und der Schurke ist fertig. Die Holländer sagen von dem, der eine Bürgschaft übernimmt, er möge bald daran denken, wie er nach Vianen komme, wo früher eine Freistätte für zahlungsunfähige Schuldner war. Holl.: Die ligt borg wordt, moet voor Vianen zorgen. (Harrebomee, I, 81.) 8 Wer für andere Bürge wird, den quält der Teufel. Holl.: Voor een ander borgen, brengt in grooter zorgen. - Wilt gij zorg, stel u borg. (Harrebomee, I, 82.) 9 Wer für einen bürg wirt, der wirt schaden haben. - Henisch, 562. 10 Wer leichtlich Bürge wird, begehrt leichtlich zu betrügen (oder: der betrügt auch leicht). Lat.: Qui leviter spondet, promisso eludit inani. (Mantuan.) (Seybold, 490.) [Spaltenumbruch] Bürgen. Wer bürgt, wird gewürgt. It.: Chi promette per altri, paga per se. (Pazzaglia, 298.) - Chi sta per altri, per altri paga. (Pazzaglia, 246.) Bürger. 1 Boerger und Buern scheidet nichts wann die Muern. - Pistor., III, 16. 2 Burger vnd bawer scheydet nichts denn die Mawer. - Agricola, I, 244; Campen, 32; Latendorf, 92; Körte, 783; Kirchhofer, 211; Eisenhart, II, 2, 4; Pistor., III, 16; Henisch, 564; Sailer, 254; Guttenstein, 198; Simrock, 1408; Egenolff, 130b; Hertius, II, 10; Estor, III, 212; Eiselein, 103; Hillebrand, 29. Bei Bildung der Städte fanden sich auch viele, die sich ausserhalb der Ringmauern niederliessen, wodurch die Vorstädte entstanden. Da aber die meisten der ersten Einwohner der Vorstädte von schlechter Herkunft, z. B. entlaufene Leibeigene, Diebe und anderes liederliches Gesindel war, die von den in der Stadt wohnenden Bürgern mit Verachtung angesehen wurden; so hatten sie keinen Antheil an den Rechten, Freiheiten und Ehren, die den Bürgern ertheilt wurden. Das Sprichwort wollte also sagen, dass die Einwohner in den Vorstädten zum Bauernstand gehören und dass sie daher so gut wie diese zu Frondiensten verbunden und weder Handel, noch ein anderes bürgerliches Gewerbe treiben durften. Dieser Rechtsunterschied hat unter ganz veränderten Verhältnissen aufgehört. Holl.: Burger en boer scheiden niets dan die muur. (Harrebomee, I, 104.) Ung.: A polgar s paraszt között csak a fal van közben. (Gaal, 268.) 3 Burgern vnd Bawern stehen höfische Ceremonien leppisch an. - Lehmann, 112, 17. 4 Der Bürger Streit bringt der Stadt Herzeleid. 5 Der Bürger Tapferkeit ist der Stadt beste Ringmauer. Lat.: Murus urbium civium virtus. (Seybold, 76, 323.) 6 Der vergessene Bürger ist bisweilen der beste. Wenigstens muss er sich nicht vorgedrängt haben, was ein gutes Vorurtheil für ihn erweckt. 7 Die Bürger auf den Wall, die Bauern hinter den Pflug, die Landsknecht ins Feld; so ist alles wohl bestellt. - Henisch, 265. 8 Die Bürger machen eine Stadt, nicht die Ringmauern. - Sutor, 467. Lat.: Viri civitas sunt, non moenia. (Seybold, 636.) 9 Die Bürger von Speier taumeln auf dem Gänsefusse. Dies Sprichwort findet darin seine Erklärung, dass der in der Nähe der Stadt wachsende Rothwein, einer der besten Rheinweine, Gänsefuss oder Gänsefüsser genannt wird. Die letztere Bezeichnung führten auch wol die Speierer selbst. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 826, S. 293.) 10 Ehrliche burger sind die besten mawren der Statt. - Henisch, 564. 11 Ein burger ohne Wehr, ein Priester ohne buch taugen beide wenig gnug. - Henisch, 257. 12 Wenn Bürger und Bauern sich wollen regieren, will vorn der Schwanz den Kopf nachführen. - Eiselein, 103. Ansicht des absoluten, des patriarchalischen und Polizeistaats, die von dem auf Selbstregierung gegründeten als irrig widerlegt ist. 13 Wenn Burger vnd Bawern freyheit haben zu jagen, Müntzen vnd fischen, so gehen sie den Herren zur seiten. - Lehmann, 203, 41. 14 Wenn Burger vnnd Baur mit Fürsten vnd Herrn wollen gehen, so müssen sie Gelt oder Har geben. - Lehmann, 106, 8; Eiselein, 103; Simrock, 1410. 15 Wenn die burger zu radthauss gehen, so gehet der Bawer vor. - Agricola, 245; Henisch, 214; Guttenstein, 173; Egenolff, 130b; Simrock, 1409; Eiselein, 103. Der Grundbesitz hat den Vorzug. 16 Wenn ein Bürger (oder Pfaff) eine Hure hat, so haben die Könige, Fürsten und Bischöfe drei oder vier. - Geiler. 17 Wer Bürger verderben will, muss Bürger dazu nehmen. - Pistor., II, 65. *18 Es ist ein Bürger von Affenberg. - Brandt. Nsch., 95. Bürgermeister. 1 Beent1 för der aue2 Börgermester, dan der neuen es ömmer schlehter. (Aachen.) - Firmenich, I, 491, 1. 1) Betet. 2) Für den alten.
[Spaltenumbruch] 23 Nimb dich keiner bürden an, die dein krafft nit tragen kan. – Henisch, 560. Lat.: Quod ferre vires non queunt ne onus subi. (Henisch, 560.) 24 Seine Bürde trägt jeder. 25 Sind die Bürden gleich, so brechen sie den Rucken nicht. Dän.: Lige byrde bryder ikke halsen (ryggen) sønder. (Prov. dan., 98.) 26 Vil legen Burd uf ander Lüt und wöllen sie doch tragen nit. – Eiselein, 103. 27 Wem die Bürde auf den Rücken gewachsen ist, der verliert sie nicht. 28 Wenn alle gleiche Bürde tragen, kann keiner sich beklagen. Dän.: Paa lige byrde draker ingen sig træt. (Prov. dan., 98.) 29 Wer an die Bürde gewöhnt ist, den verjagt der Wind leer. 30 Wer kleine Bürden lange trägt, wird auch müde. 31 Wer seine Bürden auf fremden Rücken legt, weiss nicht wie schwer sie sind. 32 Wer selbst eine Bürde trägt, muss nicht über den Buckel anderer lachen. Burgdorf. * Wie um Burgdorf herum. – Kirchhofer, 59. 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23 Nimb dich keiner bürden an, die dein krafft nit tragen kan. – Henisch, 560.
Lat.: Quod ferre vires non queunt ne onus subi. (Henisch, 560.)
24 Seine Bürde trägt jeder.
25 Sind die Bürden gleich, so brechen sie den Rucken nicht.
Dän.: Lige byrde bryder ikke halsen (ryggen) sønder. (Prov. dan., 98.)
26 Vil legen Burd uf ander Lüt und wöllen sie doch tragen nit. – Eiselein, 103.
27 Wem die Bürde auf den Rücken gewachsen ist, der verliert sie nicht.
28 Wenn alle gleiche Bürde tragen, kann keiner sich beklagen.
Dän.: Paa lige byrde draker ingen sig træt. (Prov. dan., 98.)
29 Wer an die Bürde gewöhnt ist, den verjagt der Wind leer.
30 Wer kleine Bürden lange trägt, wird auch müde.
31 Wer seine Bürden auf fremden Rücken legt, weiss nicht wie schwer sie sind.
32 Wer selbst eine Bürde trägt, muss nicht über den Buckel anderer lachen.
Burgdorf.
* Wie um Burgdorf herum. – Kirchhofer, 59.
Bürge.
1 Bürge werden hat vil reicher leut verderbt vnd in armut bracht. – Henisch, 562.
2 Bürge werden thut Schaden ('schaden) auf Erden. – Henisch, 562.
3 Bürgen müssen zahlen. – Henisch, 562.
Frz.: Il faut payer ou agréer.
Holl.: Die voor een ander borg blijft, betaalt vor hem. (Harrebomée, I, 81.)
4 Burgen soll (muss) man wurgen. – Agricola I, 136; Tappius, 10b; Franck, I, 31a; II, 9a; Egenolff, 82b; Hassl., 53; Pistor., I, 15; Eisenhart, 358; Körte, 782; Luther, 96, 179; Eiselein, 103; Meisner, 117; Spr. Sal. 11, 15 u. 27, 13; Sir. 29, 24; Sailer, 378; Henisch, 562; Simrock, 1407; Hertius, I, 94; Sutor, 367; Estor, II, 515; Hillebrand, 114; Grimm, Rechtsalt., 33, 619; Grimm, II, 536; Sachsenspiegel, I, 65, 3; III, 9, 1; 10, 1; Kirchhofer, 248.
Dies Sprichwort zeigt uns, wie unsere Vorfahren Bürgschaften betrachtet haben. Wenn sie sagten, dass man den Bürgen würgen müsse, so ist dies Wort von der gewaltsamen Ladung und Ziehung vor Gericht zu verstehen, wie dieser Ausdruck auch in dem Evangelium vom Schalksknechte vorkommt. Aus den meisten alten Gesetzen (vgl. Schwabenspiegel, Landrecht, Kap. 100b) erhellt, dass der Bürge als ein Selbstschuldner angesehen wurde, ja sogar den Tod für den leiden musste, für den er sich verbürgt hatte. Das letztere verlangt indess der Sachsenspiegel a. a. O. nicht. (Vgl. Schiller, Die Bürgschaft.)
Frz.: Qui répond, paie. (Lendroy, 1175.)
Holl.: Borgen zal men worgen. (Harrebomée, I, 81.)
It.: Chi entra mallevadore, diventa pagatore. (Gaal, 267.)
Lat.: Sponde, noxa praesto est. (Tappius, 10b; Sutor, 80; Erasm., 589; Seybold, 580.) – Spondere plurimus fuit et damno et malo. (Ausonius.) (Philippi, II, 199.) – Sponsio damna dabit.
5 Dafür will ich nicht Bürge sein.
Holl.: Daar wil ik geen' borg voor staan. (Harrebomée, I, 81.)
6 Es soll keiner höher bürg werden, denn so vil er bezahlen will. – Henisch, 562.
7 Wer bürg wird, der trawet viel vnd fängt sein schaden an zu blühen. – Lehmann, 103, 21.
Er verspricht etwas, das nicht in seiner Gewalt steht, – die Glaubwürdigkeit und Treue anderer. Darum sagten die Alten: Bürge, sage gut, und der Schurke ist fertig. Die Holländer sagen von dem, der eine Bürgschaft übernimmt, er möge bald daran denken, wie er nach Vianen komme, wo früher eine Freistätte für zahlungsunfähige Schuldner war.
Holl.: Die ligt borg wordt, moet voor Vianen zorgen. (Harrebomée, I, 81.)
8 Wer für andere Bürge wird, den quält der Teufel.
Holl.: Voor een ander borgen, brengt in grooter zorgen. – Wilt gij zorg, stel u borg. (Harrebomée, I, 82.)
9 Wer für einen bürg wirt, der wirt schaden haben. – Henisch, 562.
10 Wer leichtlich Bürge wird, begehrt leichtlich zu betrügen (oder: der betrügt auch leicht).
Lat.: Qui leviter spondet, promisso eludit inani. (Mantuan.) (Seybold, 490.)
Bürgen.
Wer bürgt, wird gewürgt.
It.: Chi promette per altri, paga per se. (Pazzaglia, 298.) – Chi sta per altri, per altri paga. (Pazzaglia, 246.)
Bürger.
1 Boerger und Buern scheidet nichts wann die Muern. – Pistor., III, 16.
2 Burger vnd bawer scheydet nichts denn die Mawer. – Agricola, I, 244; Campen, 32; Latendorf, 92; Körte, 783; Kirchhofer, 211; Eisenhart, II, 2, 4; Pistor., III, 16; Henisch, 564; Sailer, 254; Guttenstein, 198; Simrock, 1408; Egenolff, 130b; Hertius, II, 10; Estor, III, 212; Eiselein, 103; Hillebrand, 29.
Bei Bildung der Städte fanden sich auch viele, die sich ausserhalb der Ringmauern niederliessen, wodurch die Vorstädte entstanden. Da aber die meisten der ersten Einwohner der Vorstädte von schlechter Herkunft, z. B. entlaufene Leibeigene, Diebe und anderes liederliches Gesindel war, die von den in der Stadt wohnenden Bürgern mit Verachtung angesehen wurden; so hatten sie keinen Antheil an den Rechten, Freiheiten und Ehren, die den Bürgern ertheilt wurden. Das Sprichwort wollte also sagen, dass die Einwohner in den Vorstädten zum Bauernstand gehören und dass sie daher so gut wie diese zu Frondiensten verbunden und weder Handel, noch ein anderes bürgerliches Gewerbe treiben durften. Dieser Rechtsunterschied hat unter ganz veränderten Verhältnissen aufgehört.
Holl.: Burger en boer scheiden niets dan die muur. (Harrebomée, I, 104.)
Ung.: A polgár s paraszt között csak a fal van közben. (Gaal, 268.)
3 Burgern vnd Bawern stehen höfische Ceremonien leppisch an. – Lehmann, 112, 17.
4 Der Bürger Streit bringt der Stadt Herzeleid.
5 Der Bürger Tapferkeit ist der Stadt beste Ringmauer.
Lat.: Murus urbium civium virtus. (Seybold, 76, 323.)
6 Der vergessene Bürger ist bisweilen der beste.
Wenigstens muss er sich nicht vorgedrängt haben, was ein gutes Vorurtheil für ihn erweckt.
7 Die Bürger auf den Wall, die Bauern hinter den Pflug, die Landsknecht ins Feld; so ist alles wohl bestellt. – Henisch, 265.
8 Die Bürger machen eine Stadt, nicht die Ringmauern. – Sutor, 467.
Lat.: Viri civitas sunt, non moenia. (Seybold, 636.)
9 Die Bürger von Speier taumeln auf dem Gänsefusse.
Dies Sprichwort findet darin seine Erklärung, dass der in der Nähe der Stadt wachsende Rothwein, einer der besten Rheinweine, Gänsefuss oder Gänsefüsser genannt wird. Die letztere Bezeichnung führten auch wol die Speierer selbst. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 826, S. 293.)
10 Ehrliche burger sind die besten mawren der Statt. – Henisch, 564.
11 Ein burger ohne Wehr, ein Priester ohne buch taugen beide wenig gnug. – Henisch, 257.
12 Wenn Bürger und Bauern sich wollen regieren, will vorn der Schwanz den Kopf nachführen. – Eiselein, 103.
Ansicht des absoluten, des patriarchalischen und Polizeistaats, die von dem auf Selbstregierung gegründeten als irrig widerlegt ist.
13 Wenn Burger vnd Bawern freyheit haben zu jagen, Müntzen vnd fischen, so gehen sie den Herren zur seiten. – Lehmann, 203, 41.
14 Wenn Burger vnnd Baur mit Fürsten vnd Herrn wollen gehen, so müssen sie Gelt oder Har geben. – Lehmann, 106, 8; Eiselein, 103; Simrock, 1410.
15 Wenn die burger zu radthauss gehen, so gehet der Bawer vor. – Agricola, 245; Henisch, 214; Guttenstein, 173; Egenolff, 130b; Simrock, 1409; Eiselein, 103.
Der Grundbesitz hat den Vorzug.
16 Wenn ein Bürger (oder Pfaff) eine Hure hat, so haben die Könige, Fürsten und Bischöfe drei oder vier. – Geiler.
17 Wer Bürger verderben will, muss Bürger dazu nehmen. – Pistor., II, 65.
*18 Es ist ein Bürger von Affenberg. – Brandt. Nsch., 95.
Bürgermeister.
1 Beent1 för der aue2 Börgermêster, dan der neuen es ömmer schlehter. (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 1.
1) Betet.
2) Für den alten.
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