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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 2 Een enkelt1 Mal kan man mit'n Börgemester eten (oder: gegen en Borgemester teren2). (Ostfries.) - Frommann, IV, 287; Bueren, 460.

1) Einzeln.

2) Zehren.

3 Ein Bürgermeister ohne Witz, ein Schweinespiess ohne Spitz' und ein Ofen ohne Hitz', diese drei Dinge sind nicht viel nütz. - Körte, 784.

4 Einmal Borgemester, immer Borgemester, sä' den Borgemester sein Frau, as hei awesettet word. (Hildesheim.) - Hoefer, 338.

5 Einmal Bürgermeister, allezeit Bürgermeister. - Pistor., III, 30; Eiselein, 103; Eisenhart, 57; Sailer, 185; Simrock, 1411; Hertius, II, 8; Estor, I, 35; Hillebrand, 243.

Ein das Alter ehrendes Sprichwort. Nach Eisenhart will es sagen, dass diejenigen, welche altershalber ihr Amt niederlegen, doch den mit dem geführten Amte verbundenen Titel behalten.

Holl.: Eens burgemeester, altijd burgemeester. (Harrebomee, I, 104.)

6 Man kann wol en Mal mit'n Bermester tähren. (Ostfries.) - Hauskalender, I; hochdeutsch bei Reinsberg III, 122.

Holl.: Men kan wel eens tegen den burgemeester teren, maar niet altoos. (Harrebomee, I, 104.)

7 Wenn der Bürgermeister schenkt Bier und Wein, Metzger und Bäcker im Rathe sein, so leidet Noth die ganze Gemein. - Körte, 785; Eiselein, 103.

Am Rathhause zu Gotha soll der Spruch folgende Fassung haben (oder gehabt haben): Wo der Bürgermeister schenkt den Wein, die Fleischer mit im Rathe sein und ein Rathsherr bäckt das Brot, da muss die Armuth (müssen die Bürger) leiden Noth. (Pistor., III, 31.)

Holl.: Daar de meijers tappen wijn, de burgemeesters koornkoopers zijn en de scheppens bakken brood, daar is de gemeente in grooten nood. (Harrebomee, I, 94.)

8 Wo der Bürgermeister doctert, da ist nicht gut wohnen.

9 Wo der Bürgermeister schenckt Wein, die Fleischhawer im Rath seyn, vnd der Beck weigt das Brod, da leyd die Gemein gross Angst vnd Noth. - Lehmann, II, 883, 314; Schles. Provinzialblätter, 1862, S, 567.

Dän.: Hvor borgmester tapper öl og viin, og raadmanden slagter quaeg og sviin, men bageren udveier bröd, der lider den gemeene nod. (Prov. dan., 83.)

10 Wo der Bürgermeister selbst ein Beck ist, da bäckt man das Brot zu klein. - Pistor., III, 31; Simrock, 1412.

In englischen Sprichwörtern tritt der Bürgermeister nicht als Bäcker und Weinschenk, sondern mit andern Functionen auf, z. B. als Austernesser, der die bereits verdorbenen so weit von der Nase abhält, dass er sie mit der Degenspitze öffnet.

Engl.: The mayor of Northampton opens oysters with his daggers. (Bohn II, 216.)

*11 Da soll doch den heidelberger Bürgermeister ein odenwälder Fuchs beissen!

Diese Redensart ist aus dem südwestlichen Deutschland mit nach Nordamerika gewandert, wo sie zur Bezeichnung von Entrüstung, Staunen u. s. w. angewandt wird, vgl. z. B. Baltimore Wecker, Nr. vom 9. Nov. 1852. Auch ausserhalb Deutschlands treten die Bürgermeister im Sprichwort auf.

Engl.: The mayor of Altringham, and the mayor of Over, the one is a thatcher, the other a dauber. - The mayor of Altringham lies in bed while his breeches are mending. (Bohn II, 199.)

*12 Do het den Börgermeister en Bocks (Hose) van. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 391.

*13 Ein selbsgewachssner burgermeyster. - Franck, I, 50b.

Der sich selbst aufgeworfen oder erwählt hat.

*14 Hei makt't as uns' Börgermeister, dei lett't ock in Gnaden gescheihn, wenn't regnet. (Mecklenburg.)

Vom Bürgermeister in Sinigaglia sagt man: Der Podesta von Sinigaglia befiehlt und thut es selbst. (Reinsberg VI, 34.)

*15 Jetzt bin ich Borjemaschter. (Jüd.- deutsch.) - Tendlau, 216.

Jetzt habe ich zu befehlen, bin ich Trumpf, Herr, habe ich die Gewalt.

*16 Van 't beste, war de Borgmester een Büxe van drogt. (Ostfries.) - Hauskalender, II.


Bürgermeistermantel.

Ein Bürgermeistermantel verträgt viel.


[Spaltenumbruch]
Bürgern.

* He börgert.

So sagen die Hamburger von einem, der bäuchlich zunimmt.


Bürgerschaft.

Die Bürgerschaft muss stets gemeine Lasten tragen, sagte der Polizeier, und die Bürger wollten den gestorbenen Bürgermeister nicht zu Grabe tragen.


Bürgersfrau.

Eine Bürgersfrau aus Roggen ist besser als eine Edelfrau aus Rindenbrot. (Finn.)


Bürgschaft.

1 Wer Bürgschaft leistet, dem droht Verderben.

"Bürgschaft bringet dir Leid, so warnt der Milesier Thales." (Voss.)

Holl.: Die borg blijft, bewijst liefde, en ontvangt somtijds leedwezen. - Die borg blijft, geeft den sleutel van zijn goed (kantoor). (Harrebomee, I, 81.)

2 Wer sich in Bürgschaft hat erstrickt und ist zum Zahlen ungeschickt, der hat sich selbst eine Grube gegraben und muss den Spott zum Schaden haben. - Gaal, 269.

It.: Chi per altri sta, paga per se. (Gaal, 269.)


Burgund.

Herzog Karl von Burgund verlor bei Granson den Muth, bei Murten das Gut und bei Nancy das Blut. - Kirchhofer, 69.

Eine kurze Geschichte der burgundischen Kriege, in denen Karl der Kühne bei Granson eine Demüthigung empfing, bei Murten seine Schätze verlor und endlich bei Nancy das Leben einbüsste. Man verfasste damals folgende lateinische Verse:

Oppida trina tibi, dux Carole, dira fuere:

In rebus Gransee, grege Myrten, corpore Nancy. (Berckenmeyer, 144.)


Bürsch.

* Er hat freie Bürsch.

Er kann gehen, wohin er will.

Frz.: Avoir la cle des champs.


Bursche.

1 Der Bursche will capituliren, sagte der Bauer, als er einen Fuchs in der Falle fand, der herauswollte.

Holl.: De vent wil capituleeren, zei de boer, en hij zag eene rat, die solliciteerde, om uit de val te komen. (Harrebomee, I, 69.)

2 Ein junger Bursche ist ein halber Edelmann. (Wend. Lausitz.)

Weil er noch ein ganzer werden kann.

3 Gehe nicht zu armer bursch zu gast, so du dein speiss nicht bei dir hast. - Henisch, 566; Lehmann, II, 224, 26.

4 Ich bin ein aufstrebender Bursche, sagte der Schiffsjunge, als er zum Topsegel klomm.

Engl.: I'm a rising young man and a capital prospect before me, as Sinbad the sailer said, when he was lifted into the air by the eagle. (Hagen, 105, 34.)

5 Leichtsinnige Burschen bohren Löcher in anderer Leute Haut. - Eiselein, 291.

*6 Es ist ein sauberer Bursche.

Ironisch.

Frz.: Il se fait beau garcon, joli garcon.


Bürschen.

Bürschen gehen. - Idiot. Austr.


Burschenleben.

Das Burschenleben hat die Sitt': wer essen will, der bring' was mit. - Henisch, 566.


Burschenschaft.

Burschenschaft ist Burschen schafft, sagt Kamptz. - Simrock, 12284.


Bürste.

1 Hast du eine Bürste, so kehr' den Rock nicht mit einer Hechel. - Scheidemünze, II.

2 Kaufe die Bürste nicht, bevor du den Hut hast.

3 Wenn die Bürste zu scharf ist, nimmt sie die Wolle.


Bürsten.

1 Was sich nicht bürsten lässt, wird ausgeklopft.

*2 Er hat viel übel bürsten.

Nach einer handschriftlichen Mittheilung aus Kamenz hat die Redensart folgende Entstehung. Ein deutscher Edelmann, der den Wein stark geliebt, habe einmal so getrunken, dass er beim Nachhausegehen das Gleichgewicht verloren habe und seine Kleider Verbindungen

[Spaltenumbruch] 2 Een enkelt1 Mâl kan man mit'n Börgemêster êten (oder: gegen en Borgemêster têren2). (Ostfries.) – Frommann, IV, 287; Bueren, 460.

1) Einzeln.

2) Zehren.

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4 Einmal Borgemêster, immer Borgemêster, sä' den Borgemêster sîn Frû, as hei awesettet word. (Hildesheim.) – Hoefer, 338.

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Ein das Alter ehrendes Sprichwort. Nach Eisenhart will es sagen, dass diejenigen, welche altershalber ihr Amt niederlegen, doch den mit dem geführten Amte verbundenen Titel behalten.

Holl.: Eens burgemeester, altijd burgemeester. (Harrebomée, I, 104.)

6 Man kann wol ên Mal mit'n Bermester tähren. (Ostfries.) – Hauskalender, I; hochdeutsch bei Reinsberg III, 122.

Holl.: Men kan wel eens tegen den burgemeester teren, maar niet altoos. (Harrebomée, I, 104.)

7 Wenn der Bürgermeister schenkt Bier und Wein, Metzger und Bäcker im Rathe sein, so leidet Noth die ganze Gemein.Körte, 785; Eiselein, 103.

Am Rathhause zu Gotha soll der Spruch folgende Fassung haben (oder gehabt haben): Wo der Bürgermeister schenkt den Wein, die Fleischer mit im Rathe sein und ein Rathsherr bäckt das Brot, da muss die Armuth (müssen die Bürger) leiden Noth. (Pistor., III, 31.)

Holl.: Daar de meijers tappen wijn, de burgemeesters koornkoopers zijn en de scheppens bakken brood, daar is de gemeente in grooten nood. (Harrebomée, I, 94.)

8 Wo der Bürgermeister doctert, da ist nicht gut wohnen.

9 Wo der Bürgermeister schenckt Wein, die Fleischhawer im Rath seyn, vnd der Beck weigt das Brod, da leyd die Gemein gross Angst vnd Noth.Lehmann, II, 883, 314; Schles. Provinzialblätter, 1862, S, 567.

Dän.: Hvor borgmester tapper øl og viin, og raadmanden slagter quæg og sviin, men bageren udveier brød, der lider den gemeene nod. (Prov. dan., 83.)

10 Wo der Bürgermeister selbst ein Beck ist, da bäckt man das Brot zu klein.Pistor., III, 31; Simrock, 1412.

In englischen Sprichwörtern tritt der Bürgermeister nicht als Bäcker und Weinschenk, sondern mit andern Functionen auf, z. B. als Austernesser, der die bereits verdorbenen so weit von der Nase abhält, dass er sie mit der Degenspitze öffnet.

Engl.: The mayor of Northampton opens oysters with his daggers. (Bohn II, 216.)

*11 Da soll doch den heidelberger Bürgermeister ein odenwälder Fuchs beissen!

Diese Redensart ist aus dem südwestlichen Deutschland mit nach Nordamerika gewandert, wo sie zur Bezeichnung von Entrüstung, Staunen u. s. w. angewandt wird, vgl. z. B. Baltimore Wecker, Nr. vom 9. Nov. 1852. Auch ausserhalb Deutschlands treten die Bürgermeister im Sprichwort auf.

Engl.: The mayor of Altringham, and the mayor of Over, the one is a thatcher, the other a dauber. – The mayor of Altringham lies in bed while his breeches are mending. (Bohn II, 199.)

*12 Do het den Börgermeister en Bocks (Hose) van. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 391.

*13 Ein selbsgewachssner burgermeyster.Franck, I, 50b.

Der sich selbst aufgeworfen oder erwählt hat.

*14 Hei makt't as uns' Börgermeister, dei lett't ock in Gnaden gescheihn, wenn't regnet. (Mecklenburg.)

Vom Bürgermeister in Sinigaglia sagt man: Der Podestà von Sinigaglia befiehlt und thut es selbst. (Reinsberg VI, 34.)

*15 Jetzt bin ich Borjemaschter. (Jüd.- deutsch.) – Tendlau, 216.

Jetzt habe ich zu befehlen, bin ich Trumpf, Herr, habe ich die Gewalt.

*16 Van 't beste, war de Borgmester een Büxe van drogt. (Ostfries.) – Hauskalender, II.


Bürgermeistermantel.

Ein Bürgermeistermantel verträgt viel.


[Spaltenumbruch]
Bürgern.

* He börgert.

So sagen die Hamburger von einem, der bäuchlich zunimmt.


Bürgerschaft.

Die Bürgerschaft muss stets gemeine Lasten tragen, sagte der Polizeier, und die Bürger wollten den gestorbenen Bürgermeister nicht zu Grabe tragen.


Bürgersfrau.

Eine Bürgersfrau aus Roggen ist besser als eine Edelfrau aus Rindenbrot. (Finn.)


Bürgschaft.

1 Wer Bürgschaft leistet, dem droht Verderben.

„Bürgschaft bringet dir Leid, so warnt der Milesier Thales.“ (Voss.)

Holl.: Die borg blijft, bewijst liefde, en ontvangt somtijds leedwezen. – Die borg blijft, geeft den sleutel van zijn goed (kantoor). (Harrebomée, I, 81.)

2 Wer sich in Bürgschaft hat erstrickt und ist zum Zahlen ungeschickt, der hat sich selbst eine Grube gegraben und muss den Spott zum Schaden haben.Gaal, 269.

It.: Chi per altri sta, paga per se. (Gaal, 269.)


Burgund.

Herzog Karl von Burgund verlor bei Granson den Muth, bei Murten das Gut und bei Nancy das Blut.Kirchhofer, 69.

Eine kurze Geschichte der burgundischen Kriege, in denen Karl der Kühne bei Granson eine Demüthigung empfing, bei Murten seine Schätze verlor und endlich bei Nancy das Leben einbüsste. Man verfasste damals folgende lateinische Verse:

Oppida trina tibi, dux Carole, dira fuere:

In rebus Gransee, grege Myrten, corpore Nancy. (Berckenmeyer, 144.)


Bürsch.

* Er hat freie Bürsch.

Er kann gehen, wohin er will.

Frz.: Avoir la clé des champs.


Bursche.

1 Der Bursche will capituliren, sagte der Bauer, als er einen Fuchs in der Falle fand, der herauswollte.

Holl.: De vent wil capituleeren, zei de boer, en hij zag eene rat, die solliciteerde, om uit de val te komen. (Harrebomée, I, 69.)

2 Ein junger Bursche ist ein halber Edelmann. (Wend. Lausitz.)

Weil er noch ein ganzer werden kann.

3 Gehe nicht zu armer bursch zu gast, so du dein speiss nicht bei dir hast.Henisch, 566; Lehmann, II, 224, 26.

4 Ich bin ein aufstrebender Bursche, sagte der Schiffsjunge, als er zum Topsegel klomm.

Engl.: I'm a rising young man and a capital prospect before me, as Sinbad the sailer said, when he was lifted into the air by the eagle. (Hagen, 105, 34.)

5 Leichtsinnige Burschen bohren Löcher in anderer Leute Haut.Eiselein, 291.

*6 Es ist ein sauberer Bursche.

Ironisch.

Frz.: Il se fait beau garçon, joli garçon.


Bürschen.

Bürschen gehen.Idiot. Austr.


Burschenleben.

Das Burschenleben hat die Sitt': wer essen will, der bring' was mit.Henisch, 566.


Burschenschaft.

Burschenschaft ist Burschen schafft, sagt Kamptz.Simrock, 12284.


Bürste.

1 Hast du eine Bürste, so kehr' den Rock nicht mit einer Hechel.Scheidemünze, II.

2 Kaufe die Bürste nicht, bevor du den Hut hast.

3 Wenn die Bürste zu scharf ist, nimmt sie die Wolle.


Bürsten.

1 Was sich nicht bürsten lässt, wird ausgeklopft.

*2 Er hat viel übel bürsten.

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[[258]/0286] 2 Een enkelt1 Mâl kan man mit'n Börgemêster êten (oder: gegen en Borgemêster têren2). (Ostfries.) – Frommann, IV, 287; Bueren, 460. 1) Einzeln. 2) Zehren. 3 Ein Bürgermeister ohne Witz, ein Schweinespiess ohne Spitz' und ein Ofen ohne Hitz', diese drei Dinge sind nicht viel nütz. – Körte, 784. 4 Einmal Borgemêster, immer Borgemêster, sä' den Borgemêster sîn Frû, as hei awesettet word. (Hildesheim.) – Hoefer, 338. 5 Einmal Bürgermeister, allezeit Bürgermeister. – Pistor., III, 30; Eiselein, 103; Eisenhart, 57; Sailer, 185; Simrock, 1411; Hertius, II, 8; Estor, I, 35; Hillebrand, 243. Ein das Alter ehrendes Sprichwort. Nach Eisenhart will es sagen, dass diejenigen, welche altershalber ihr Amt niederlegen, doch den mit dem geführten Amte verbundenen Titel behalten. Holl.: Eens burgemeester, altijd burgemeester. (Harrebomée, I, 104.) 6 Man kann wol ên Mal mit'n Bermester tähren. (Ostfries.) – Hauskalender, I; hochdeutsch bei Reinsberg III, 122. Holl.: Men kan wel eens tegen den burgemeester teren, maar niet altoos. (Harrebomée, I, 104.) 7 Wenn der Bürgermeister schenkt Bier und Wein, Metzger und Bäcker im Rathe sein, so leidet Noth die ganze Gemein. – Körte, 785; Eiselein, 103. Am Rathhause zu Gotha soll der Spruch folgende Fassung haben (oder gehabt haben): Wo der Bürgermeister schenkt den Wein, die Fleischer mit im Rathe sein und ein Rathsherr bäckt das Brot, da muss die Armuth (müssen die Bürger) leiden Noth. (Pistor., III, 31.) Holl.: Daar de meijers tappen wijn, de burgemeesters koornkoopers zijn en de scheppens bakken brood, daar is de gemeente in grooten nood. (Harrebomée, I, 94.) 8 Wo der Bürgermeister doctert, da ist nicht gut wohnen. 9 Wo der Bürgermeister schenckt Wein, die Fleischhawer im Rath seyn, vnd der Beck weigt das Brod, da leyd die Gemein gross Angst vnd Noth. – Lehmann, II, 883, 314; Schles. Provinzialblätter, 1862, S, 567. Dän.: Hvor borgmester tapper øl og viin, og raadmanden slagter quæg og sviin, men bageren udveier brød, der lider den gemeene nod. (Prov. dan., 83.) 10 Wo der Bürgermeister selbst ein Beck ist, da bäckt man das Brot zu klein. – Pistor., III, 31; Simrock, 1412. In englischen Sprichwörtern tritt der Bürgermeister nicht als Bäcker und Weinschenk, sondern mit andern Functionen auf, z. B. als Austernesser, der die bereits verdorbenen so weit von der Nase abhält, dass er sie mit der Degenspitze öffnet. Engl.: The mayor of Northampton opens oysters with his daggers. (Bohn II, 216.) *11 Da soll doch den heidelberger Bürgermeister ein odenwälder Fuchs beissen! Diese Redensart ist aus dem südwestlichen Deutschland mit nach Nordamerika gewandert, wo sie zur Bezeichnung von Entrüstung, Staunen u. s. w. angewandt wird, vgl. z. B. Baltimore Wecker, Nr. vom 9. Nov. 1852. Auch ausserhalb Deutschlands treten die Bürgermeister im Sprichwort auf. Engl.: The mayor of Altringham, and the mayor of Over, the one is a thatcher, the other a dauber. – The mayor of Altringham lies in bed while his breeches are mending. (Bohn II, 199.) *12 Do het den Börgermeister en Bocks (Hose) van. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 391. *13 Ein selbsgewachssner burgermeyster. – Franck, I, 50b. Der sich selbst aufgeworfen oder erwählt hat. *14 Hei makt't as uns' Börgermeister, dei lett't ock in Gnaden gescheihn, wenn't regnet. (Mecklenburg.) Vom Bürgermeister in Sinigaglia sagt man: Der Podestà von Sinigaglia befiehlt und thut es selbst. (Reinsberg VI, 34.) *15 Jetzt bin ich Borjemaschter. (Jüd.- deutsch.) – Tendlau, 216. Jetzt habe ich zu befehlen, bin ich Trumpf, Herr, habe ich die Gewalt. *16 Van 't beste, war de Borgmester een Büxe van drogt. (Ostfries.) – Hauskalender, II. Bürgermeistermantel. Ein Bürgermeistermantel verträgt viel. Bürgern. * He börgert. So sagen die Hamburger von einem, der bäuchlich zunimmt. Bürgerschaft. Die Bürgerschaft muss stets gemeine Lasten tragen, sagte der Polizeier, und die Bürger wollten den gestorbenen Bürgermeister nicht zu Grabe tragen. Bürgersfrau. Eine Bürgersfrau aus Roggen ist besser als eine Edelfrau aus Rindenbrot. (Finn.) Bürgschaft. 1 Wer Bürgschaft leistet, dem droht Verderben. „Bürgschaft bringet dir Leid, so warnt der Milesier Thales.“ (Voss.) Holl.: Die borg blijft, bewijst liefde, en ontvangt somtijds leedwezen. – Die borg blijft, geeft den sleutel van zijn goed (kantoor). (Harrebomée, I, 81.) 2 Wer sich in Bürgschaft hat erstrickt und ist zum Zahlen ungeschickt, der hat sich selbst eine Grube gegraben und muss den Spott zum Schaden haben. – Gaal, 269. It.: Chi per altri sta, paga per se. (Gaal, 269.) Burgund. Herzog Karl von Burgund verlor bei Granson den Muth, bei Murten das Gut und bei Nancy das Blut. – Kirchhofer, 69. Eine kurze Geschichte der burgundischen Kriege, in denen Karl der Kühne bei Granson eine Demüthigung empfing, bei Murten seine Schätze verlor und endlich bei Nancy das Leben einbüsste. Man verfasste damals folgende lateinische Verse: Oppida trina tibi, dux Carole, dira fuere: In rebus Gransee, grege Myrten, corpore Nancy. (Berckenmeyer, 144.) Bürsch. * Er hat freie Bürsch. Er kann gehen, wohin er will. Frz.: Avoir la clé des champs. Bursche. 1 Der Bursche will capituliren, sagte der Bauer, als er einen Fuchs in der Falle fand, der herauswollte. Holl.: De vent wil capituleeren, zei de boer, en hij zag eene rat, die solliciteerde, om uit de val te komen. (Harrebomée, I, 69.) 2 Ein junger Bursche ist ein halber Edelmann. (Wend. Lausitz.) Weil er noch ein ganzer werden kann. 3 Gehe nicht zu armer bursch zu gast, so du dein speiss nicht bei dir hast. – Henisch, 566; Lehmann, II, 224, 26. 4 Ich bin ein aufstrebender Bursche, sagte der Schiffsjunge, als er zum Topsegel klomm. Engl.: I'm a rising young man and a capital prospect before me, as Sinbad the sailer said, when he was lifted into the air by the eagle. (Hagen, 105, 34.) 5 Leichtsinnige Burschen bohren Löcher in anderer Leute Haut. – Eiselein, 291. *6 Es ist ein sauberer Bursche. Ironisch. Frz.: Il se fait beau garçon, joli garçon. Bürschen. Bürschen gehen. – Idiot. Austr. Burschenleben. Das Burschenleben hat die Sitt': wer essen will, der bring' was mit. – Henisch, 566. Burschenschaft. Burschenschaft ist Burschen schafft, sagt Kamptz. – Simrock, 12284. Bürste. 1 Hast du eine Bürste, so kehr' den Rock nicht mit einer Hechel. – Scheidemünze, II. 2 Kaufe die Bürste nicht, bevor du den Hut hast. 3 Wenn die Bürste zu scharf ist, nimmt sie die Wolle. Bürsten. 1 Was sich nicht bürsten lässt, wird ausgeklopft. *2 Er hat viel übel bürsten. Nach einer handschriftlichen Mittheilung aus Kamenz hat die Redensart folgende Entstehung. Ein deutscher Edelmann, der den Wein stark geliebt, habe einmal so getrunken, dass er beim Nachhausegehen das Gleichgewicht verloren habe und seine Kleider Verbindungen

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [258]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/286>, abgerufen am 26.11.2024.