Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 132 Es ist kein grösserer dieb vnd wucherer, denn der schlaff, der raubet das halbe theil vnsers lebens. - Henisch, 693. 133 Es ist nicht jeder ein Dieb, der die Hand ausstreckt. Holl.: Alle grijpers zijn geene dieven. (Harrebomee, I, 129.) 134 Es muss ein kluger Dieb sein, der einen Bettler bestiehlt. 135 Es sind die ärgsten Diebe, die man im Hause hat. It.: Da ladri di casa e difficile guardarsi. (Pazzaglia, 172, 3.) 136 Es sind nicht alle Diebe, die der Hund anbellt. - Simrock, 1581. Engl.: All are not thieves, that dogs bark at. (Bohn I, 136.) 137 Es traut ein Dieb dem andern nicht. Holl.: De eene dief betrouwt den anderen niet. (Harrebomee, I, 129.) 138 Es will dem Diebe kein Baum gefallen, daran er hängen soll. 139 Es wird kein Dieb eher gehangen, bis man ihn hat gefangen. - Pistor., IV, 9. 140 Et is beter, dat ik min Deef entoog, als he mi. (Holst.) Besser ich entlaufe meinem Diebe, als er mir, denn es gehört viel dazu, jemand des Diebstahls zu überführen. 141 Für einen alten Dieb gehört ein neuer Strick. 142 Gedächt der dieb an galgen, so liess er sein stelen. - Henisch, 694. 143 Gedächte der Dieb ans Hencken, er liess sein stehlen anstehen (er würde nicht ans Stehlen denken). - Lehmann, II, 224, 16. 144 Gelingt's dem Dieb einmal, so stiehlt er mehr. It.: Il bel rubbare, fa rubbare. (Pazzaglia, 314, 4.) 145 Gross dieb hencken die kleynen. - Franck, I, 33a; Guttenstein, II, 88; Egenolff, 15b; Luther, 97 u. 201; Schottel, 1114b; Körte, 850; Henisch, 692; Sailer, 204; Lehmann, II, 232, 169; Eiselein, 117; Simrock, 1570. Frz.: Les gros larrons font pendre les petits. (Gaal, 289; Starschedel, 225; Kritzinger, 413.) Holl.: De groote dieven hangen de kleine. (Harrebomee, I, 129.) It.: Li ladri grandi fanno impiccar i piccioli. (Pazzaglia, 172, 5.) Ung.: Gyilkos vezeti tömlöczbe a tolvajt. (Gaal, 289.) 146 Grosse Diebe müssen grosse Galgen haben. 147 Grosse diebe vnd schälcke verdammen die kleinen. - Henisch, 692. 148 Hing man alle Diebe heuer, die Galgen würden theuer. - Simrock, 1589. 149 Ich bin auch ein Dieb, lasst mir die Gäule, sagte der Bauer zu den Soldaten, als sie ihm die Pferde nehmen wollten. 150 Ist der Dieb vom Galgen los, treibt er 's alte Handwerk fort. It.: Ladro di natura sin alla fossa dura. (Pazzaglia, 172, 4.) 151 Je grösser des Diebes Eil', je schneller spinnt er sich sein Seil. Ung.: A hamar tolvajsagnak hoher a megallitoja. - Ki hamar kezdi a lopast, hamar felakad. (Gaal, 287.) 152 Je mehr der Dieb stiehlt, desto fertiger wird er. Holl.: Hoe meer de dief zich oefent, hoe knapper hij wordt in't stelen. (Harrebomee, I, 130.) 153 Je schneller Dieb, je schneller Henker. 154 Jeder Dieb hat seine Ausrede. 155 Jeder ist ein Dieb in seinem Gewerbe (oder: in seiner Nahrung). - Körte, 844; Simrock, 1572; Tunn., 3, 10. Holl.: Alleman is een dief van sijne neringhen. It.: Ogn' uno ha 'l suo impiccato all' uscio. (Pazzaglia, 168, 2.) Lat.: Quisque suo quaestu fur sicque tuo simul es tu. 156 Jeder ist ein Dieb in seiner Nahrung, sagte der Pfaff, und nahm zwei Schlucke. Holl.: Elk is een dief in zijne nering, zei de prediker, en hij stootte aan den zandlooper. (Harrebomee, I, 130; Bohn I, 317.) 157 Junge Diebe werden nicht alt. 158 Junger Dieb, alter Galgenschwengel. - Körte, 860; Simrock, 1593. Frz.: Jeune larron, vieux pendard. (Kritzinger, 413.) 159 Kein Deiw ward hängt gegen sinen Willen. (Mecklenburg.) 160 Kein Dieb hängt sich selber, weil er gestohlen. [Spaltenumbruch] 161 Kein Dieb nennt es ein gerechtes Urtel, dass ihm die Hand abgehauen werde. (Aegypt.) 162 Klein Dieb das Recht an Galgen bringt, manch grosser aber durch sie dringt. - Sutor, 370. Lat.: Irretit muscas, transmittit aranea vespas. (Sutor, 370.) 163 Kleine Dewe hänget me, graute lett me laupen. (Waldeck.) - Curtze, 351, 457; hochdeutsch bei Pistor., III, 51. Lat.: Olim perdebant fures ablata quadruplo, nunc ea pendendo simplice fune luunt. (Sutor, 370.) 164 Kleine dieb henckt man, gegen den grossen neigt man sich. - Henisch, 693; Lehmann, II, 313, 40; Eiselein, 117. 165 Kleine dieb henckt man, grosse dieb verschenckt man. - Henisch, 693. 166 Kleine dieb henckt man ins feld, die grossen ins gelt. - Henisch, 698; Lehmann, II, 313, 42; Körte, 849; Simrock, 1566. 167 Kleine Dieb henckt mann an galgen, die grossen an gulden Ketten. - Lehmann, 119, 4; Sutor, 370; Simrock, 1569; Sailer, 108. "Privatdiebe fesselt man auf Lebenszeit im Kerker und öffentliche gehen in Gold und Purpur", sagt schon Cato, und wahrscheinlich würde er es zu Cyrus' Zeiten auch schon gesagt haben. Bei allen Unternehmungen in der Welt kommt es blos auf die Kleinigkeit an, dass man sie aus- und durchführt. Frz.: Les grands larrons sont pendus par la bourse, et les petits par cordes au gibet. 168 Kleine dieb ligen in stock gefangen, die grossen gehen in gold vnd seiden prangen. - Henisch, 693. 169 Kleine dich thut man an galgen bringen, die grossen dieb hindurchdringen. - Henisch, 693. 170 Kleine Diebe hängt man auf, grosse haben freien Lauf (lässt man laufen). - Pistor., III, 51; Hollenberg, IV, 77; Eisenhart, 468; Mauvillon, I, 12; Eiselein, 117; Reyscher, V, 193; Tunn., 11, 8; Zarnack, 62; Nopitsch, 58; Tappius, 14b; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 32. Villars erzählt, dass ihm ein Lieferant, den er mit dem Galgen bedroht, erwidert habe: "Wer einmal 100000 Thaler hat, wird nicht gleich gehängt." Das Sprichwort tadelt die Ungerechtigkeit derer, die bei der Bestrafung eines Verbrechens auf den Stand und das Ansehen des Verbrechers Rücksicht nehmen und verwirft den Misbrauch, mit reichen und vornehmen Dieben (und Verbrechern überhaupt) gelind und mit solchen niedern Standes nach der Strenge des Gesetzes zu verfahren. Es will, dass derjenige, welcher sich strafbarer Handlungen nicht schämt, auch mit den Folgen belegt werde, welche die Gesetze auf diese Handlungen als Strafen festsetzen. Das Sprichwort schreibt sich wahrscheinlich ans dem Zeitalter des Ritterthums, der Fehden und des Faustrechts. Vgl. über dasselbe auch J. G. Fichtner, Geibel, Tritum sermone proverbium parvi fures suspenduntur etc., Altorf 1726. (Nopitsch, 58.) Frz.: Le gibet est pour les malheureux. (Starschedel, 388.) Holl.: Kleine dieven hangt men op, en groote laat men loopen. (Harrebomee, I, 131.) It.: L'impiccano i ladrucci, non i ladroni. Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Juvenal.) Binder I, 286; II, 695; Faselius, 57; Franck, II, 12a; Philippi, I, 111; Seybold, 113; Tappius, 19a.) - Lex rumpitur validis, invalidosque tenet. (Altdorf, 144; Binder II, 1658.) - Parvus pendetur fur, magnus abire videtur. (Binder II, 2488; Gartner, 88.) Ung.: A pok halon felakad a legy, de azon a darazs keresztül veri magat. (Gaal, 288.) 171 Kleine Diebe henckt man, vor den grossen zeucht man den Hut (die Kappe) ab. - Lehmann, 119, 4; Sailer, 204; Körte, 847; Eiselein, 117; Simrock, 1568. "Der Dieb im grossen wird geehrt, im kleinen er gar schimpflich fährt." (Butler.) - Wer ein Königreich zu stehlen versteht, ist ein weit achtungswürdigerer Dieb als wer ein Taschentuch entwendet. "Gesteinigt und gerädert ruhen zwei Diebe hier; sie stahlen zehn Obolen. Sie hatten nicht genug gestohlen, um ihre Unschuld darzuthun." Als Alexander der Grosse den Seeräuber Diomedes ergriffen hatte, sprach der letztere, seinen Tod ohnehin erwartend, zu ihm: "Ich werde als Seeräuber angeklagt und als Dieb verurtheilt. Du treibst dasselbe Handwerk viel toller und wirst Herrscher genannt. Wärst du wie ich gefangen und allein, so hiessest du Räuber und Mörder; hätte ich hingegen deine Macht, so begrüsste man mich wol als König. Welch anderer Unterschied ist aber unter uns, denn dass du das Rauben im grossen und mit Macht und Gewalt treibst und alles für recht erklärst, was dich zu thun gelüstet." Alexander schwieg betroffen und machte den kühnen Seeräuber zum - Schiffshauptmann. Frz.: Le gibet n'est que pour les malheureux. (Gaal, 288.)
[Spaltenumbruch] 132 Es ist kein grösserer dieb vnd wucherer, denn der schlaff, der raubet das halbe theil vnsers lebens. – Henisch, 693. 133 Es ist nicht jeder ein Dieb, der die Hand ausstreckt. Holl.: Alle grijpers zijn geene dieven. (Harrebomée, I, 129.) 134 Es muss ein kluger Dieb sein, der einen Bettler bestiehlt. 135 Es sind die ärgsten Diebe, die man im Hause hat. It.: Da ladri di casa è difficile guardarsi. (Pazzaglia, 172, 3.) 136 Es sind nicht alle Diebe, die der Hund anbellt. – Simrock, 1581. Engl.: All are not thieves, that dogs bark at. (Bohn I, 136.) 137 Es traut ein Dieb dem andern nicht. Holl.: De eene dief betrouwt den anderen niet. (Harrebomée, I, 129.) 138 Es will dem Diebe kein Baum gefallen, daran er hängen soll. 139 Es wird kein Dieb eher gehangen, bis man ihn hat gefangen. – Pistor., IV, 9. 140 Et is beter, dat ik min Deef entoog, als he mi. (Holst.) 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(Gaal, 289.) 146 Grosse Diebe müssen grosse Galgen haben. 147 Grosse diebe vnd schälcke verdammen die kleinen. – Henisch, 692. 148 Hing man alle Diebe heuer, die Galgen würden theuer. – Simrock, 1589. 149 Ich bin auch ein Dieb, lasst mir die Gäule, sagte der Bauer zu den Soldaten, als sie ihm die Pferde nehmen wollten. 150 Ist der Dieb vom Galgen los, treibt er 's alte Handwerk fort. It.: Ladro di natura sin alla fossa dura. (Pazzaglia, 172, 4.) 151 Je grösser des Diebes Eil', je schneller spinnt er sich sein Seil. Ung.: A hamar tolvajságnak hóhér a megallitója. – Ki hamar kezdi a lopást, hamar felakad. (Gaal, 287.) 152 Je mehr der Dieb stiehlt, desto fertiger wird er. Holl.: Hoe meer de dief zich oefent, hoe knapper hij wordt in't stelen. (Harrebomée, I, 130.) 153 Je schneller Dieb, je schneller Henker. 154 Jeder Dieb hat seine Ausrede. 155 Jeder ist ein Dieb in seinem Gewerbe (oder: in seiner Nahrung). – Körte, 844; Simrock, 1572; Tunn., 3, 10. Holl.: Alleman is een dief van sijne neringhen. It.: Ogn' uno ha 'l suo impiccato all' uscio. (Pazzaglia, 168, 2.) Lat.: Quisque suo quaestu fur sicque tuo simul es tu. 156 Jeder ist ein Dieb in seiner Nahrung, sagte der Pfaff, und nahm zwei Schlucke. Holl.: Elk is een dief in zijne nering, zei de prediker, en hij stootte aan den zandlooper. (Harrebomée, I, 130; Bohn I, 317.) 157 Junge Diebe werden nicht alt. 158 Junger Dieb, alter Galgenschwengel. – Körte, 860; Simrock, 1593. Frz.: Jeune larron, vieux pendard. (Kritzinger, 413.) 159 Kein Deiw ward hängt gegen sinen Willen. (Mecklenburg.) 160 Kein Dieb hängt sich selber, weil er gestohlen. [Spaltenumbruch] 161 Kein Dieb nennt es ein gerechtes Urtel, dass ihm die Hand abgehauen werde. (Aegypt.) 162 Klein Dieb das Recht an Galgen bringt, manch grosser aber durch sie dringt. – Sutor, 370. Lat.: Irretit muscas, transmittit aranea vespas. (Sutor, 370.) 163 Kleine Dêwe hänget me, graute lett me laupen. 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Wärst du wie ich gefangen und allein, so hiessest du Räuber und Mörder; hätte ich hingegen deine Macht, so begrüsste man mich wol als König. Welch anderer Unterschied ist aber unter uns, denn dass du das Rauben im grossen und mit Macht und Gewalt treibst und alles für recht erklärst, was dich zu thun gelüstet.“ Alexander schwieg betroffen und machte den kühnen Seeräuber zum – Schiffshauptmann.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le gibet n'est que pour les malheureux. (<hi rendition="#i">Gaal, 288.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[295]/0323]
132 Es ist kein grösserer dieb vnd wucherer, denn der schlaff, der raubet das halbe theil vnsers lebens. – Henisch, 693.
133 Es ist nicht jeder ein Dieb, der die Hand ausstreckt.
Holl.: Alle grijpers zijn geene dieven. (Harrebomée, I, 129.)
134 Es muss ein kluger Dieb sein, der einen Bettler bestiehlt.
135 Es sind die ärgsten Diebe, die man im Hause hat.
It.: Da ladri di casa è difficile guardarsi. (Pazzaglia, 172, 3.)
136 Es sind nicht alle Diebe, die der Hund anbellt. – Simrock, 1581.
Engl.: All are not thieves, that dogs bark at. (Bohn I, 136.)
137 Es traut ein Dieb dem andern nicht.
Holl.: De eene dief betrouwt den anderen niet. (Harrebomée, I, 129.)
138 Es will dem Diebe kein Baum gefallen, daran er hängen soll.
139 Es wird kein Dieb eher gehangen, bis man ihn hat gefangen. – Pistor., IV, 9.
140 Et is beter, dat ik min Deef entoog, als he mi. (Holst.)
Besser ich entlaufe meinem Diebe, als er mir, denn es gehört viel dazu, jemand des Diebstahls zu überführen.
141 Für einen alten Dieb gehört ein neuer Strick.
142 Gedächt der dieb an galgen, so liess er sein stelen. – Henisch, 694.
143 Gedächte der Dieb ans Hencken, er liess sein stehlen anstehen (er würde nicht ans Stehlen denken). – Lehmann, II, 224, 16.
144 Gelingt's dem Dieb einmal, so stiehlt er mehr.
It.: Il bel rubbare, fa rubbare. (Pazzaglia, 314, 4.)
145 Gross dieb hencken die kleynen. – Franck, I, 33a; Guttenstein, II, 88; Egenolff, 15b; Luther, 97 u. 201; Schottel, 1114b; Körte, 850; Henisch, 692; Sailer, 204; Lehmann, II, 232, 169; Eiselein, 117; Simrock, 1570.
Frz.: Les gros larrons font pendre les petits. (Gaal, 289; Starschedel, 225; Kritzinger, 413.)
Holl.: De groote dieven hangen de kleine. (Harrebomée, I, 129.)
It.: Li ladri grandi fanno impiccar i piccioli. (Pazzaglia, 172, 5.)
Ung.: Gyilkos vezeti tömlöczbe a tolvajt. (Gaal, 289.)
146 Grosse Diebe müssen grosse Galgen haben.
147 Grosse diebe vnd schälcke verdammen die kleinen. – Henisch, 692.
148 Hing man alle Diebe heuer, die Galgen würden theuer. – Simrock, 1589.
149 Ich bin auch ein Dieb, lasst mir die Gäule, sagte der Bauer zu den Soldaten, als sie ihm die Pferde nehmen wollten.
150 Ist der Dieb vom Galgen los, treibt er 's alte Handwerk fort.
It.: Ladro di natura sin alla fossa dura. (Pazzaglia, 172, 4.)
151 Je grösser des Diebes Eil', je schneller spinnt er sich sein Seil.
Ung.: A hamar tolvajságnak hóhér a megallitója. – Ki hamar kezdi a lopást, hamar felakad. (Gaal, 287.)
152 Je mehr der Dieb stiehlt, desto fertiger wird er.
Holl.: Hoe meer de dief zich oefent, hoe knapper hij wordt in't stelen. (Harrebomée, I, 130.)
153 Je schneller Dieb, je schneller Henker.
154 Jeder Dieb hat seine Ausrede.
155 Jeder ist ein Dieb in seinem Gewerbe (oder: in seiner Nahrung). – Körte, 844; Simrock, 1572; Tunn., 3, 10.
Holl.: Alleman is een dief van sijne neringhen.
It.: Ogn' uno ha 'l suo impiccato all' uscio. (Pazzaglia, 168, 2.)
Lat.: Quisque suo quaestu fur sicque tuo simul es tu.
156 Jeder ist ein Dieb in seiner Nahrung, sagte der Pfaff, und nahm zwei Schlucke.
Holl.: Elk is een dief in zijne nering, zei de prediker, en hij stootte aan den zandlooper. (Harrebomée, I, 130; Bohn I, 317.)
157 Junge Diebe werden nicht alt.
158 Junger Dieb, alter Galgenschwengel. – Körte, 860; Simrock, 1593.
Frz.: Jeune larron, vieux pendard. (Kritzinger, 413.)
159 Kein Deiw ward hängt gegen sinen Willen. (Mecklenburg.)
160 Kein Dieb hängt sich selber, weil er gestohlen.
161 Kein Dieb nennt es ein gerechtes Urtel, dass ihm die Hand abgehauen werde. (Aegypt.)
162 Klein Dieb das Recht an Galgen bringt, manch grosser aber durch sie dringt. – Sutor, 370.
Lat.: Irretit muscas, transmittit aranea vespas. (Sutor, 370.)
163 Kleine Dêwe hänget me, graute lett me laupen. (Waldeck.) – Curtze, 351, 457; hochdeutsch bei Pistor., III, 51.
Lat.: Olim perdebant fures ablata quadruplo, nunc ea pendendo simplice fune luunt. (Sutor, 370.)
164 Kleine dieb henckt man, gegen den grossen neigt man sich. – Henisch, 693; Lehmann, II, 313, 40; Eiselein, 117.
165 Kleine dieb henckt man, grosse dieb verschenckt man. – Henisch, 693.
166 Kleine dieb henckt man ins feld, die grossen ins gelt. – Henisch, 698; Lehmann, II, 313, 42; Körte, 849; Simrock, 1566.
167 Kleine Dieb henckt mann an galgen, die grossen an gulden Ketten. – Lehmann, 119, 4; Sutor, 370; Simrock, 1569; Sailer, 108.
„Privatdiebe fesselt man auf Lebenszeit im Kerker und öffentliche gehen in Gold und Purpur“, sagt schon Cato, und wahrscheinlich würde er es zu Cyrus' Zeiten auch schon gesagt haben. Bei allen Unternehmungen in der Welt kommt es blos auf die Kleinigkeit an, dass man sie aus- und durchführt.
Frz.: Les grands larrons sont pendus par la bourse, et les petits par cordes au gibet.
168 Kleine dieb ligen in stock gefangen, die grossen gehen in gold vnd seiden prangen. – Henisch, 693.
169 Kleine dich thut man an galgen bringen, die grossen dieb hindurchdringen. – Henisch, 693.
170 Kleine Diebe hängt man auf, grosse haben freien Lauf (lässt man laufen). – Pistor., III, 51; Hollenberg, IV, 77; Eisenhart, 468; Mauvillon, I, 12; Eiselein, 117; Reyscher, V, 193; Tunn., 11, 8; Zarnack, 62; Nopitsch, 58; Tappius, 14b; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 32.
Villars erzählt, dass ihm ein Lieferant, den er mit dem Galgen bedroht, erwidert habe: „Wer einmal 100000 Thaler hat, wird nicht gleich gehängt.“ Das Sprichwort tadelt die Ungerechtigkeit derer, die bei der Bestrafung eines Verbrechens auf den Stand und das Ansehen des Verbrechers Rücksicht nehmen und verwirft den Misbrauch, mit reichen und vornehmen Dieben (und Verbrechern überhaupt) gelind und mit solchen niedern Standes nach der Strenge des Gesetzes zu verfahren. Es will, dass derjenige, welcher sich strafbarer Handlungen nicht schämt, auch mit den Folgen belegt werde, welche die Gesetze auf diese Handlungen als Strafen festsetzen. Das Sprichwort schreibt sich wahrscheinlich ans dem Zeitalter des Ritterthums, der Fehden und des Faustrechts. Vgl. über dasselbe auch J. G. Fichtner, Geibel, Tritum sermone proverbium parvi fures suspenduntur etc., Altorf 1726. (Nopitsch, 58.)
Frz.: Le gibet est pour les malheureux. (Starschedel, 388.)
Holl.: Kleine dieven hangt men op, en groote laat men loopen. (Harrebomée, I, 131.)
It.: L'impiccano i ladrucci, non i ladroni.
Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Juvenal.) Binder I, 286; II, 695; Faselius, 57; Franck, II, 12a; Philippi, I, 111; Seybold, 113; Tappius, 19a.) – Lex rumpitur validis, invalidosque tenet. (Altdorf, 144; Binder II, 1658.) – Parvus pendetur fur, magnus abire videtur. (Binder II, 2488; Gartner, 88.)
Ung.: A pók hálón felakad a légy, de azon a darázs keresztül veri magát. (Gaal, 288.)
171 Kleine Diebe henckt man, vor den grossen zeucht man den Hut (die Kappe) ab. – Lehmann, 119, 4; Sailer, 204; Körte, 847; Eiselein, 117; Simrock, 1568.
„Der Dieb im grossen wird geehrt, im kleinen er gar schimpflich fährt.“ (Butler.) – Wer ein Königreich zu stehlen versteht, ist ein weit achtungswürdigerer Dieb als wer ein Taschentuch entwendet. „Gesteinigt und gerädert ruhen zwei Diebe hier; sie stahlen zehn Obolen. Sie hatten nicht genug gestohlen, um ihre Unschuld darzuthun.“ Als Alexander der Grosse den Seeräuber Diomedes ergriffen hatte, sprach der letztere, seinen Tod ohnehin erwartend, zu ihm: „Ich werde als Seeräuber angeklagt und als Dieb verurtheilt. Du treibst dasselbe Handwerk viel toller und wirst Herrscher genannt. Wärst du wie ich gefangen und allein, so hiessest du Räuber und Mörder; hätte ich hingegen deine Macht, so begrüsste man mich wol als König. Welch anderer Unterschied ist aber unter uns, denn dass du das Rauben im grossen und mit Macht und Gewalt treibst und alles für recht erklärst, was dich zu thun gelüstet.“ Alexander schwieg betroffen und machte den kühnen Seeräuber zum – Schiffshauptmann.
Frz.: Le gibet n'est que pour les malheureux. (Gaal, 288.)
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