Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] befindet sich nämlich ein Mauervorsprung, der den Namen Hahnenfuss führt. Am Morgen nach dem Eintritt der Sommersonnenwende fällt der erste Strahl der Sonne in das Zimmer dieses Vorsprungs, das die Sage als Lieblingsgemach Sigismund's I. bezeichnet. - Ueber den Dreikönigstag in Bezug auf Volksglauben vgl. Gartenlaube, Leipzig 1863, Nr. 19. Frz.: A l'an neuf les jours croissent le repas d'un boeuf. (Leroux, I, 76.) Dreiling. 1 De ke'n Dreelink (Dreier) acht, wart kenen Dalers Harr. (Mecklenburg-Schwerin.) - Firmenich, I, 70, 3. Nur wer Kleines zusammenhält, kann wohlhabend werden. 2 Dreiling fort, der Vierling kommt. (Wend. Lausitz.) Dreimal. 1 Dreemal is sin Recht. - Goldschmidt, 83. S. Aller guten Dinge u. s. w. 2 Dreimal ist Bubenrecht. - Simrock, 1710; Hillebrand, 222; Eiselein, 124. 3 Dreimal ist Schiffsrecht. - Graf, 442, 355. Von einem Schiffsgebrauch, viele Dinge je dreimal zu thun; so straft man eine Unziemlichkeit mit drei Schlägen. Man braucht auch das Wort, um zum Trinken zu nöthigen, wie wir sagen: Nicht auf Einem Bein. Holl.: Driemaal ist scheeps(schippers-)regt. (Harrebomee, I, 153.) 4 Dremaol is Baurrecht. - Danneil, 205. So ruft man, wenn Bauerburschen miteinander ringen. 5 Nu to'n drüddenmal, säd' de oll Frau, un las'n Abendsegen. - Hoefer, 300. 6 Zum dritten mal gewinnt oder verliert man. - Graf, 442, 354. Beim alten deutschen Gerichtsverfahren erfolgten drei Vorladungen, von denen aber nur die dritte über Gewinn oder Verlust entschied. Er schien der Kläger infolge der dritten Ladung nicht, so wurde er für immer mit seiner Klage abgewiesen; blieb der Beklagte aus, so wurde er verurtheilt, weil seine Gerichtsflucht als Eingeständniss betrachtet wurde. Dreimännerwein. Es ist Dreimännerwein, zwei halten und einer trinkt. Von jedem schlechten Getränk, auch von übeln Sachen überhaupt, die Ueberwindung kosten. Dreimaster. Ein Dreimaster wird nicht an Einem Tage gebaut. Holl.: Een driemaster wordt niet op eenen dag gebouwd. (Harrebomee, I, 154.) Drein. Drein oder drüber, Bischoff oder Bader. - Petri, II, 154. Dreinbeissen. Beiss drein sol fressen der Jurist, der solcher Kunst ein Lehrer ist, das langer Brauch sol heissen recht, so allzeit ist gewest vnrecht. - Petri, II, 32. Dreinfallen. Er fällt drein wie der Marder in den Taubenschlag. Holl.: Hij valt er in als de vos in het hoenderhok. (Harrebomee, II, 407.) Dreispitz. 1 Der Dreispitz gehört nit in den Sack. - Murner, Nb. *2 Den Dreispitz in den Sack stossen. - Murner, Nb., 50. Von denen, die Schweres, Unmögliches anstreben oder mehr thun wollen, als sie vermögen. Dreissig. 1 Wer dreissig sagt, muss auch einunddreissig sagen. - Schweiz, 242, 45. Frz. Schweiz: Quand on a fey trinta, ey fau fere trint'gon. *2 Einer dreissig, der andere ein halb Schock. Von zweien, die oder deren Charakter, Handlungsweise an Werth gleich ist. Frz.: C'est bonnet blanc et blanc bonnet. (Lendroy, 189.) *3 Sie ist über dreissig. In Italien sagt man, um verhüllend auszusprechen, dass eine Frau das Altersjahr überschritten habe, das man nicht gern zu nennen pflegt, oder dass sie zu altern beginne: Die Amsel ist über den Po geflogen. (S. Ding 250.) (Reinsberg VI, 27.) Dreist. 1 De is ok so dreist as jenn Jung, de slog seinen Herrn 'n Knipschen voer de Naes', he hadde (har) öwer de Hand inne Tasch. (Mecklenburg.) - Latendorf, 226. [Spaltenumbruch] 2 Dem Dreisten und dem Schalk gib gleiches Stück. - Simrock, 1715; Tunn., 10, 3. 3 Dreist macht feist. Ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Chutzpe (Dreistigkeit, Keckheit, Frechheit) muss mer habe' (wenn man im Leben fortkommen will). (Tendlau, 893.) 4 Er ist so dreist wie eine Fliege im August, er isst mit den Bauern Milch aus der Schüssel. 5 Man jümmer dreist, säd' de Deern, da ging se mit den Knecht to Bett. (Flensburg.) - Hoefer, 231. *6 Er ist dreist, wie der Hahn auf seinem Mist. *7 Er ist so dreist, er sieht am hellen lichten Tage zum Fenster hinaus. (Schles.) Spott auf Feige und Furchtsame. *8 He is so dreist as en Kutschperd. (Holst.) Von einem muthigen, sehr kecken Menschen. Dreistigkeit. 'T is man 'n Driestigkeit üm 'n Treckletter to maken. - Bueren, 1132. Dreiviertel. Dreiviertel auf Bohnenstecken, wenn du's nicht glaubst, kannst mich im Arsche lecken. (Rottenburg.) Scherzhafte Antwort auf die Frage: wie viel an der Uhr. Dreizehn. 1 Dreizehn ist ein Bauerndutzend. Holl.: Dertien is een boeren-dozijn. (Harrebomee, I, 69.) 2 Ochär1 wie arme dartein2, sä' de Pottbaker3, un fullt mitten Duz Pött4 vannen Böhn5. - (Jever.) - Frommann, III, 38, 4; Hoefer, 851. 1) D. i. och Herr, der Ausruf: ach Herr! 2) Dreizehn (vgl. Frommann, II, 96, 31). 3) Topfbäcker, Topfbrenner, Häfner, Töpfer. 4) Dutzend Töpfe. 5) Böhn, Bon = Hausboden, mittelhochdeutsch büne = erhohter Fussboden (vgl. Frommann, III, 40, 4). Dremel. * Er ist ein dicker Dremel1. - Hennig, 52; Frischbier, 138. 1) Der Ausdruck bezeichnet als Scheltwort, wie Bengel, Klotz, einen groben Menschen. (Grimm, II, 1400, 6.) In Preussen nennt man scherzhaft eine männliche Person, die nicht gross, aber fett ist, einen dicken Dremel. Drengeln. Ein drengeln vnd prengeln wie die Kehlstecher. - Mathesy, 121a. Drengfurt. * Der ist von Drengfurt. - Frischbier, 139. So sagt man in der Provinz Preussen, wortspielend mit der kleinen ostpreussischen Stadt dieses Namens, von einem, der sich durch die Menge gewaltsam windet. Drepsdrell. Er ist ein Drepsdrell. - Frischbier, 140; Hennig, 53. Ein langsamer, einfältiger Mensch. In Bremen: Dröpstert. Dreschen. 1 Eers diesket me, dann wannet me. (Attendorn.) - Firmenich, I, 356, 7. Erst drischt man, dann wannet man. 2 Erst muss man dreschen und alsdann das Stroh verbrennen. 3 Man muss dreschen, wenn zu dreschen ist. Der Russe sagt: Drisch, so lange man drischt, und rede, so lange man zuhört. (Reinsberg III, 9.) 4 Nicht alle, die dreschen, haben Stroh im Kopf. 5 Wenn man drischt, muss man rein dreschen. 6 Wenn man ihm rufet: Drisch! versteht er gern zu Tisch. - Eiselein, 127; Simrock, 1718. 7 Wer dreschen will, findet leicht einen Flegel. - Sprichwörtergarten, 27; Sprichwort, 259. 8 Wer nicht will dreschen und mahl'n, soll sich auch fern vom Tische hal'n. 9 Wer will dreschen gahn, muss Flegel ha'n. 10 Wo viel' drösche, mues me Takt halte. - Schweiz. *11 Ich will ihn dreschen (schlagen), dass er Baumöl geben soll. Drescher. 1 Die Drescher haben Feierabend, wenn die Flegel auf dem Tische liegen. - Eiselein, 127. 2 Die Drescher sind nahe bei der Scheune. So sind nach Fischart (Gesch.) die Mönchsklöster in der Nähe der Nonnenklöster. Frz.: La grange est pleine avant la moisson. (Leroux, I, 50.)
[Spaltenumbruch] befindet sich nämlich ein Mauervorsprung, der den Namen Hahnenfuss führt. Am Morgen nach dem Eintritt der Sommersonnenwende fällt der erste Strahl der Sonne in das Zimmer dieses Vorsprungs, das die Sage als Lieblingsgemach Sigismund's I. bezeichnet. – Ueber den Dreikönigstag in Bezug auf Volksglauben vgl. Gartenlaube, Leipzig 1863, Nr. 19. Frz.: A l'an neuf les jours croissent le repas d'un boeuf. (Leroux, I, 76.) Dreiling. 1 De kê'n Dreelink (Dreier) acht, wart kênen Dâlers Harr. (Mecklenburg-Schwerin.) – Firmenich, I, 70, 3. Nur wer Kleines zusammenhält, kann wohlhabend werden. 2 Dreiling fort, der Vierling kommt. (Wend. Lausitz.) Dreimal. 1 Dreemal is sin Recht. – Goldschmidt, 83. S. Aller guten Dinge u. s. w. 2 Dreimal ist Bubenrecht. – Simrock, 1710; Hillebrand, 222; Eiselein, 124. 3 Dreimal ist Schiffsrecht. – Graf, 442, 355. Von einem Schiffsgebrauch, viele Dinge je dreimal zu thun; so straft man eine Unziemlichkeit mit drei Schlägen. 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(Lendroy, 189.) *3 Sie ist über dreissig. In Italien sagt man, um verhüllend auszusprechen, dass eine Frau das Altersjahr überschritten habe, das man nicht gern zu nennen pflegt, oder dass sie zu altern beginne: Die Amsel ist über den Po geflogen. (S. Ding 250.) (Reinsberg VI, 27.) Dreist. 1 De is ôk so drîst as jenn Jung, de slôg sînen Herrn 'n Knipschen voer de Naes', he hadde (hâr) öwer de Hand inne Tasch. (Mecklenburg.) – Latendorf, 226. [Spaltenumbruch] 2 Dem Dreisten und dem Schalk gib gleiches Stück. – Simrock, 1715; Tunn., 10, 3. 3 Dreist macht feist. Ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Chutzpe (Dreistigkeit, Keckheit, Frechheit) muss mer habe' (wenn man im Leben fortkommen will). (Tendlau, 893.) 4 Er ist so dreist wie eine Fliege im August, er isst mit den Bauern Milch aus der Schüssel. 5 Man jümmer drîst, säd' de Deern, da ging se mit den Knecht tô Bett. 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befindet sich nämlich ein Mauervorsprung, der den Namen Hahnenfuss führt. Am Morgen nach dem Eintritt der Sommersonnenwende fällt der erste Strahl der Sonne in das Zimmer dieses Vorsprungs, das die Sage als Lieblingsgemach Sigismund's I. bezeichnet. – Ueber den Dreikönigstag in Bezug auf Volksglauben vgl. Gartenlaube, Leipzig 1863, Nr. 19.
Frz.: A l'an neuf les jours croissent le repas d'un boeuf. (Leroux, I, 76.)
Dreiling.
1 De kê'n Dreelink (Dreier) acht, wart kênen Dâlers Harr. (Mecklenburg-Schwerin.) – Firmenich, I, 70, 3.
Nur wer Kleines zusammenhält, kann wohlhabend werden.
2 Dreiling fort, der Vierling kommt. (Wend. Lausitz.)
Dreimal.
1 Dreemal is sin Recht. – Goldschmidt, 83.
S. Aller guten Dinge u. s. w.
2 Dreimal ist Bubenrecht. – Simrock, 1710; Hillebrand, 222; Eiselein, 124.
3 Dreimal ist Schiffsrecht. – Graf, 442, 355.
Von einem Schiffsgebrauch, viele Dinge je dreimal zu thun; so straft man eine Unziemlichkeit mit drei Schlägen. Man braucht auch das Wort, um zum Trinken zu nöthigen, wie wir sagen: Nicht auf Einem Bein.
Holl.: Driemaal ist scheeps(schippers-)regt. (Harrebomée, I, 153.)
4 Drêmaol is Bûrrecht. – Danneil, 205.
So ruft man, wenn Bauerburschen miteinander ringen.
5 Nu tô'n drüddenmal, säd' de oll Frû, un las'n Abendsegen. – Hoefer, 300.
6 Zum dritten mal gewinnt oder verliert man. – Graf, 442, 354.
Beim alten deutschen Gerichtsverfahren erfolgten drei Vorladungen, von denen aber nur die dritte über Gewinn oder Verlust entschied. Er schien der Kläger infolge der dritten Ladung nicht, so wurde er für immer mit seiner Klage abgewiesen; blieb der Beklagte aus, so wurde er verurtheilt, weil seine Gerichtsflucht als Eingeständniss betrachtet wurde.
Dreimännerwein.
Es ist Dreimännerwein, zwei halten und einer trinkt.
Von jedem schlechten Getränk, auch von übeln Sachen überhaupt, die Ueberwindung kosten.
Dreimaster.
Ein Dreimaster wird nicht an Einem Tage gebaut.
Holl.: Een driemaster wordt niet op éénen dag gebouwd. (Harrebomée, I, 154.)
Drein.
Drein oder drüber, Bischoff oder Bader. – Petri, II, 154.
Dreinbeissen.
Beiss drein sol fressen der Jurist, der solcher Kunst ein Lehrer ist, das langer Brauch sol heissen recht, so allzeit ist gewest vnrecht. – Petri, II, 32.
Dreinfallen.
Er fällt drein wie der Marder in den Taubenschlag.
Holl.: Hij valt er in als de vos in het hoenderhok. (Harrebomée, II, 407.)
Dreispitz.
1 Der Dreispitz gehört nit in den Sack. – Murner, Nb.
*2 Den Dreispitz in den Sack stossen. – Murner, Nb., 50.
Von denen, die Schweres, Unmögliches anstreben oder mehr thun wollen, als sie vermögen.
Dreissig.
1 Wer dreissig sagt, muss auch einunddreissig sagen. – Schweiz, 242, 45.
Frz. Schweiz: Quand on a fey trinta, ey fau fére trint'gon.
*2 Einer dreissig, der andere ein halb Schock.
Von zweien, die oder deren Charakter, Handlungsweise an Werth gleich ist.
Frz.: C'est bonnet blanc et blanc bonnet. (Lendroy, 189.)
*3 Sie ist über dreissig.
In Italien sagt man, um verhüllend auszusprechen, dass eine Frau das Altersjahr überschritten habe, das man nicht gern zu nennen pflegt, oder dass sie zu altern beginne: Die Amsel ist über den Po geflogen. (S. Ding 250.) (Reinsberg VI, 27.)
Dreist.
1 De is ôk so drîst as jenn Jung, de slôg sînen Herrn 'n Knipschen voer de Naes', he hadde (hâr) öwer de Hand inne Tasch. (Mecklenburg.) – Latendorf, 226.
2 Dem Dreisten und dem Schalk gib gleiches Stück. – Simrock, 1715; Tunn., 10, 3.
3 Dreist macht feist.
Ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Chutzpe (Dreistigkeit, Keckheit, Frechheit) muss mer habe' (wenn man im Leben fortkommen will). (Tendlau, 893.)
4 Er ist so dreist wie eine Fliege im August, er isst mit den Bauern Milch aus der Schüssel.
5 Man jümmer drîst, säd' de Deern, da ging se mit den Knecht tô Bett. (Flensburg.) – Hoefer, 231.
*6 Er ist dreist, wie der Hahn auf seinem Mist.
*7 Er ist so dreist, er sieht am hellen lichten Tage zum Fenster hinaus. (Schles.)
Spott auf Feige und Furchtsame.
*8 He is so drîst as en Kutschpêrd. (Holst.)
Von einem muthigen, sehr kecken Menschen.
Dreistigkeit.
'T is man 'n Driestigkeit üm 'n Treckletter to maken. – Bueren, 1132.
Dreiviertel.
Dreiviertel auf Bohnenstecken, wenn du's nicht glaubst, kannst mich im Arsche lecken. (Rottenburg.)
Scherzhafte Antwort auf die Frage: wie viel an der Uhr.
Dreizehn.
1 Dreizehn ist ein Bauerndutzend.
Holl.: Dertien is een boeren-dozijn. (Harrebomée, I, 69.)
2 Ochär1 wie arme dartein2, sä' de Pottbaker3, un fullt mitten Duz Pött4 vannen Böhn5. – (Jever.) – Frommann, III, 38, 4; Hoefer, 851.
1) D. i. och Herr, der Ausruf: ach Herr!
2) Dreizehn (vgl. Frommann, II, 96, 31).
3) Topfbäcker, Topfbrenner, Häfner, Töpfer.
4) Dutzend Töpfe.
5) Böhn, Bon = Hausboden, mittelhochdeutsch büne = erhohter Fussboden (vgl. Frommann, III, 40, 4).
Dremel.
* Er ist ein dicker Dremel1. – Hennig, 52; Frischbier, 138.
1) Der Ausdruck bezeichnet als Scheltwort, wie Bengel, Klotz, einen groben Menschen. (Grimm, II, 1400, 6.) In Preussen nennt man scherzhaft eine männliche Person, die nicht gross, aber fett ist, einen dicken Dremel.
Drengeln.
Ein drengeln vnd prengeln wie die Kehlstecher. – Mathesy, 121a.
Drengfurt.
* Der ist von Drengfurt. – Frischbier, 139.
So sagt man in der Provinz Preussen, wortspielend mit der kleinen ostpreussischen Stadt dieses Namens, von einem, der sich durch die Menge gewaltsam windet.
Drepsdrell.
Er ist ein Drepsdrell. – Frischbier, 140; Hennig, 53.
Ein langsamer, einfältiger Mensch. In Bremen: Dröpstêrt.
Dreschen.
1 Eers diesket me, dann wannet me. (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 7.
Erst drischt man, dann wannet man.
2 Erst muss man dreschen und alsdann das Stroh verbrennen.
3 Man muss dreschen, wenn zu dreschen ist.
Der Russe sagt: Drisch, so lange man drischt, und rede, so lange man zuhört. (Reinsberg III, 9.)
4 Nicht alle, die dreschen, haben Stroh im Kopf.
5 Wenn man drischt, muss man rein dreschen.
6 Wenn man ihm rufet: Drisch! versteht er gern zu Tisch. – Eiselein, 127; Simrock, 1718.
7 Wer dreschen will, findet leicht einen Flegel. – Sprichwörtergarten, 27; Sprichwort, 259.
8 Wer nicht will dreschen und mahl'n, soll sich auch fern vom Tische hal'n.
9 Wer will dreschen gahn, muss Flegel ha'n.
10 Wo viel' drösche, mues me Takt halte. – Schweiz.
*11 Ich will ihn dreschen (schlagen), dass er Baumöl geben soll.
Drescher.
1 Die Drescher haben Feierabend, wenn die Flegel auf dem Tische liegen. – Eiselein, 127.
2 Die Drescher sind nahe bei der Scheune.
So sind nach Fischart (Gesch.) die Mönchsklöster in der Nähe der Nonnenklöster.
Frz.: La grange est pleine avant la moisson. (Leroux, I, 50.)
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