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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 50 Dreien ist die Welt finster und das Leben kein Leben: wer auf den Tisch eines andern harrt, wer unter der Herrschaft seiner Frau steht und wessen Körper von Leiden heimgesucht wird.

51 Dreien ist nicht zu trauen: Hunden, Pfaffen und Frauen.

Holl.: Kosters, priesters en vrouwen zijn nooit te vertrouwen. (Harrebomee, I, 422.)

52 Dreien kann man nicht Gleiches vergelten: Gott, Aeltern und Lehrern.

53 Dreien pflegt man das Lügen zugute zu halten: grossen Herren, Fremden und Alten.

54 Dreien soll man weichen: einem stossenden Ochsen, einem tollen Hunde und einem ungeschickten Esel.

55 Dreimal drei ist neun, wer's nicht glaubt, lässt's sein.

56 Drey sind köstlich gehalten zu Rom: Frawen, Ross vnd Brief. - Gruter, III, 23.

57 Jung drei, segt de Reper. (Mecklenburg.) - Hoefer, 870.

58 Ueber drei weint die Gottheit täglich: über den, dem es gegeben ist, im Gesetz zu studiren und es unterlässt; über den, dem es nicht gegeben ist und der es thut, und über den Parnes1, der sich ohne allen Grund über die Gemeinde erhebt. - Tendlau, 225.

1) Gemeindevorsteher.

59 Unter drei und über neun soll keine Gasterey seyn. - Sutor, 137; Kirchhofer, 357; Körte, 1783 u. 2194.

Zwei Gäste sprechen sich leicht aus, zahlreiche Gesellschaften aber sind lästig und kostspielig. Zu Gunsten der letztern macht man jedoch geltend, dass sie sich allein unterhalten, während bei einer kleinen Zahl von Gästen dem Wirth diese Pflicht obliegt. Börne (Briefe aus Paris) dagegen sagt: "Drei, höchstens fünf Freunde, oder dann Markt, oder ein Buch, so lieb' ich es, das ist die Philosophie meiner Trägheit."

Lat.: Septem convivium, novem convicium. (Binder II, 3083.)

60 Unter dreien ist immer eine Sau. - Kirchhofer, 296; Simrock, 8750.

61 Vor dreien hüte dich: vor einem rothen Welschen, einem weissen Franzosen und einem schwarzen Deutschen.

62 Was dreien zu weit, ist zweien zu eng. - Eiselein, 124.

63 Was drey wissen, das erfahren (bald) hundert. - Henisch, 749; Lehmann, II, 833, 116; Sutor, 905; Körte, 943; Mayer, II, 179; Eiselein, 124; Reinsberg III, 77; Simrock, 1706.

Frz.: Secret de deux, secret de Dieu, secret de trois, secret de tous. - Ta chemise ne sache pas ta guise.

Lat.: Quod tribus est notum, non est a plebe remotum. (Gaal, 302.)

64 Was kommt in dreier Mund, wird bald aller Welt kund. - Reinsberg III, 77.

65 Wer dreien vertraut, der darf des Glückes nicht warten: den Böcken seinen Garten, den Gänsen seine Saat und den Dirnen seinen Rath. - Simrock, 10935a.

66 Wo drei darin rieden1, hat jeder das Recht zu weiden. - Grimm, Weisth., I, 461; Graf, 68, 43.

1) Von Ried, neuere Schreibart Riet (Wiegand, Wb., II, 496), Holzwuchs, Buschwerk, angerodete Bodenfläche u. s. w., daher Reute, Rietgras. - Land, dessen Ertrag die Mühe der Bebauung nicht zu lohnen schien, wurde von unsern Vorfahren der gemeinen Weidenutzung zugewiesen. Man nahm nun an, dass auf einer Bodenfläche, auf der drei ihr Vieh weideten, jeder Märker oder jedes Mitglied der Gemeinde das Hut- oder Weiderecht besitze, was der Sinn des obigen Sprichworts ist. Doch haben fast alle die Sprichwörter, welche von der Almende, d. i. dem gemeinen Eigenthum, gegenüber dem Privatbesitz, handeln, infolge der fortgeschrittenen Cultur ihre Anwendung entweder ganz oder grösstentheils verloren.

67 Wo drey seyndt, muss allweg einer der narr vnter jhnen seyn. - Gruter, I, 86; Henisch, 749; Mayer, II, 66; Simrock, 7351.

Lat.: E sociis tribus semper deluditur unus. (Gaal, 303.)

68 Zwei Dreien sind bös: drei Freier um eine Braut, drei Aerzte bei einem Kranken.

*69 A kan knop uf dreye zehlen. - Robinson, 998.


[Spaltenumbruch]
Dreibatzler.

* Er ist ein falscher Dreibatzler. - Mayer, I, 109.

Ein falscher Mensch.


Dreidecker.

* Es ist ein Dreidecker.

Von sehr grossen und starken Frauen oder Mädchen, weil ein dreideckiges Schiff ein grosses und schweres ist.


Dreier.

1 Der Dreier gilt am meisten, wo er geprägt ist.

2 Feir an Dreier Lichte, sagte der Bauer, doss doas Gelauf ne immer eis. (Schles.)

3 Hier ist ein Dreier, kaufe dir einen Strick. - Eiselein, 125; Simrock, 1711a.

Lat.: Ad restim res rediit. - Suspendio deligenda arbor. (Eiselein, 125.)

4 Wegen eines Dreiers braucht man keinen Beutel.

5 Wer den Dreier veracht', dem wird kein Gulden gebracht.

6 Wer den Dreier verschmäht, bekommt auch (wol) den Sechser nicht.

*7 Für einen Dreier lässt er sich ein Loch ins Knie bohren.

*8 Ich gäbe keinen Dreier für sein Leben. (Rottenburg.)

Von einem sehr gefährlich Erkrankten, an dessen Aufkommen man zweifelt.


Dreierlei.

1 Auf dreierlei muss man jeden aufmerksam machen: sich des Weins zu enthalten1, sich vor der Wollust zu hüten und kein Geld aufs Spiel zu setzen.

1) D. h. des unmässigen Genusses.

2 Dreierlei soll man aus den Städten hinausführen: Sieche, Todte, Bettler1. - Sailer, 96.

1) Wenn sie noch arbeiten können.

3 Dreyerlei bringt man von Rom: einen bösen Magen, ein böss gewissen vnd einen leren seckel. - Petri, II, 154.

4 Dreyerley haben ainen feinen gang, vnd das vierdte geht wol: der Löw mächtig vnter den Thieren, vnd keret nicht vmb vor yemandt; ain Winde von guten landen; vnd ain Wider; vnnd der König, wider den sich niemandt legen thar. - Agricola II, 209.


Dreifuss.

1 Wenn Dreifuss spielt und Feuerzange, so gibt's Musik, dass dem Teufel wird bange.

*2 Vom Dreifusse herab sprechen.

Um zu bezeichnen, dass etwas ganz wahr und ausser allem Zweifel sei. Vom Orakel des Apollo hergenommen, einem Becken, das auf drei Füssen stand.


Dreihaarig.

* Dreihaarig sein.

Ausdauernd, derb, kräftig, in Bezug auf dreifachen Zwirn. Abgeleitet wird die Redensart von Barthelden früherer Zeit, die ihren Schnurrbart nach beiden Seiten in drei lange Haare ausgehen liessen.

Frz.: Brave a trois poils.


Dreikönigsabend.

1 Dreikönigsabend (6. Januar) hell und klar, verspricht ein gutes Weinjahr. (Koblenz.) - Boebel, 1.

2 Kann man am Dreikönigsabend um Mitternacht drei Sterne durch den Rauchfang sehen, so muss ein frischer Trunk gezapft werden, denn es gibt ein gutes Weinjahr. (Euskirchen.) - Boebel, 1.


Dreikönigstag.

Nach Dreikönigstag wächst der Tag je um einen Hahnenschritt. - Eiselein, 272 u, 671; Wurzbach II, 160.

Nicht, wie es zuweilen heisst, um einen Hahnenschrei. Von der langsamen, fast unmerklich zunehmenden Länge des Tags. Wahrscheinlich, wie Eiselein meint, dadurch veranlasst, dass der Hahn im gewöhnlichen Schreiten den Fuss nicht rasch vorwärts setzt, gleichsam taktmässig, und eben darum zu seinem Schritt eine grössere Zeit verwendet, die man denn zur Bezeichnung der wieder merklich wachsenden Tage als einem bildlichen Massstabe in unserer Sprache zu wählen beliebt hat. In Krakau hat man eine ähnliche Redensart, man sagt: Der Tag wächst zum Hahnenfuss (Przybylo dnia na kurza stope). Man bedient sich ihrer aber, wenn man sagen will, dass der längste Tag eintritt. Auf der Morgenseite des krakauer Königsschlosses

[Spaltenumbruch] 50 Dreien ist die Welt finster und das Leben kein Leben: wer auf den Tisch eines andern harrt, wer unter der Herrschaft seiner Frau steht und wessen Körper von Leiden heimgesucht wird.

51 Dreien ist nicht zu trauen: Hunden, Pfaffen und Frauen.

Holl.: Kosters, priesters en vrouwen zijn nooit te vertrouwen. (Harrebomée, I, 422.)

52 Dreien kann man nicht Gleiches vergelten: Gott, Aeltern und Lehrern.

53 Dreien pflegt man das Lügen zugute zu halten: grossen Herren, Fremden und Alten.

54 Dreien soll man weichen: einem stossenden Ochsen, einem tollen Hunde und einem ungeschickten Esel.

55 Dreimal drei ist neun, wer's nicht glaubt, lässt's sein.

56 Drey sind köstlich gehalten zu Rom: Frawen, Ross vnd Brief.Gruter, III, 23.

57 Jung drei, segt de Rêper. (Mecklenburg.) – Hoefer, 870.

58 Ueber drei weint die Gottheit täglich: über den, dem es gegeben ist, im Gesetz zu studiren und es unterlässt; über den, dem es nicht gegeben ist und der es thut, und über den Parnes1, der sich ohne allen Grund über die Gemeinde erhebt.Tendlau, 225.

1) Gemeindevorsteher.

59 Unter drei und über neun soll keine Gasterey seyn.Sutor, 137; Kirchhofer, 357; Körte, 1783 u. 2194.

Zwei Gäste sprechen sich leicht aus, zahlreiche Gesellschaften aber sind lästig und kostspielig. Zu Gunsten der letztern macht man jedoch geltend, dass sie sich allein unterhalten, während bei einer kleinen Zahl von Gästen dem Wirth diese Pflicht obliegt. Börne (Briefe aus Paris) dagegen sagt: „Drei, höchstens fünf Freunde, oder dann Markt, oder ein Buch, so lieb' ich es, das ist die Philosophie meiner Trägheit.“

Lat.: Septem convivium, novem convicium. (Binder II, 3083.)

60 Unter dreien ist immer eine Sau.Kirchhofer, 296; Simrock, 8750.

61 Vor dreien hüte dich: vor einem rothen Welschen, einem weissen Franzosen und einem schwarzen Deutschen.

62 Was dreien zu weit, ist zweien zu eng.Eiselein, 124.

63 Was drey wissen, das erfahren (bald) hundert.Henisch, 749; Lehmann, II, 833, 116; Sutor, 905; Körte, 943; Mayer, II, 179; Eiselein, 124; Reinsberg III, 77; Simrock, 1706.

Frz.: Secret de deux, secret de Dieu, secret de trois, secret de tous. – Ta chemise ne sache pas ta guise.

Lat.: Quod tribus est notum, non est a plebe remotum. (Gaal, 302.)

64 Was kommt in dreier Mund, wird bald aller Welt kund.Reinsberg III, 77.

65 Wer dreien vertraut, der darf des Glückes nicht warten: den Böcken seinen Garten, den Gänsen seine Saat und den Dirnen seinen Rath.Simrock, 10935a.

66 Wo drei darin rieden1, hat jeder das Recht zu weiden.Grimm, Weisth., I, 461; Graf, 68, 43.

1) Von Ried, neuere Schreibart Riet (Wiegand, Wb., II, 496), Holzwuchs, Buschwerk, angerodete Bodenfläche u. s. w., daher Reute, Rietgras. – Land, dessen Ertrag die Mühe der Bebauung nicht zu lohnen schien, wurde von unsern Vorfahren der gemeinen Weidenutzung zugewiesen. Man nahm nun an, dass auf einer Bodenfläche, auf der drei ihr Vieh weideten, jeder Märker oder jedes Mitglied der Gemeinde das Hut- oder Weiderecht besitze, was der Sinn des obigen Sprichworts ist. Doch haben fast alle die Sprichwörter, welche von der Almende, d. i. dem gemeinen Eigenthum, gegenüber dem Privatbesitz, handeln, infolge der fortgeschrittenen Cultur ihre Anwendung entweder ganz oder grösstentheils verloren.

67 Wo drey seyndt, muss allweg einer der narr vnter jhnen seyn.Gruter, I, 86; Henisch, 749; Mayer, II, 66; Simrock, 7351.

Lat.: E sociis tribus semper deluditur unus. (Gaal, 303.)

68 Zwei Dreien sind bös: drei Freier um eine Braut, drei Aerzte bei einem Kranken.

*69 A kan knop uf dreye zehlen.Robinson, 998.


[Spaltenumbruch]
Dreibatzler.

* Er ist ein falscher Dreibatzler.Mayer, I, 109.

Ein falscher Mensch.


Dreidecker.

* Es ist ein Dreidecker.

Von sehr grossen und starken Frauen oder Mädchen, weil ein dreideckiges Schiff ein grosses und schweres ist.


Dreier.

1 Der Dreier gilt am meisten, wo er geprägt ist.

2 Fîr an Dreier Lichte, sagte der Bauer, doss doas Gelauf nê immer îs. (Schles.)

3 Hier ist ein Dreier, kaufe dir einen Strick.Eiselein, 125; Simrock, 1711a.

Lat.: Ad restim res rediit. – Suspendio deligenda arbor. (Eiselein, 125.)

4 Wegen eines Dreiers braucht man keinen Beutel.

5 Wer den Dreier veracht', dem wird kein Gulden gebracht.

6 Wer den Dreier verschmäht, bekommt auch (wol) den Sechser nicht.

*7 Für einen Dreier lässt er sich ein Loch ins Knie bohren.

*8 Ich gäbe keinen Dreier für sein Leben. (Rottenburg.)

Von einem sehr gefährlich Erkrankten, an dessen Aufkommen man zweifelt.


Dreierlei.

1 Auf dreierlei muss man jeden aufmerksam machen: sich des Weins zu enthalten1, sich vor der Wollust zu hüten und kein Geld aufs Spiel zu setzen.

1) D. h. des unmässigen Genusses.

2 Dreierlei soll man aus den Städten hinausführen: Sieche, Todte, Bettler1.Sailer, 96.

1) Wenn sie noch arbeiten können.

3 Dreyerlei bringt man von Rom: einen bösen Magen, ein böss gewissen vnd einen leren seckel.Petri, II, 154.

4 Dreyerley haben ainen feinen gang, vnd das vierdte geht wol: der Löw mächtig vnter den Thieren, vnd keret nicht vmb vor yemandt; ain Winde von guten landen; vnd ain Wider; vnnd der König, wider den sich niemandt legen thar.Agricola II, 209.


Dreifuss.

1 Wenn Dreifuss spielt und Feuerzange, so gibt's Musik, dass dem Teufel wird bange.

*2 Vom Dreifusse herab sprechen.

Um zu bezeichnen, dass etwas ganz wahr und ausser allem Zweifel sei. Vom Orakel des Apollo hergenommen, einem Becken, das auf drei Füssen stand.


Dreihaarig.

* Dreihaarig sein.

Ausdauernd, derb, kräftig, in Bezug auf dreifachen Zwirn. Abgeleitet wird die Redensart von Barthelden früherer Zeit, die ihren Schnurrbart nach beiden Seiten in drei lange Haare ausgehen liessen.

Frz.: Brave à trois poils.


Dreikönigsabend.

1 Dreikönigsabend (6. Januar) hell und klar, verspricht ein gutes Weinjahr. (Koblenz.) – Boebel, 1.

2 Kann man am Dreikönigsabend um Mitternacht drei Sterne durch den Rauchfang sehen, so muss ein frischer Trunk gezapft werden, denn es gibt ein gutes Weinjahr. (Euskirchen.) – Boebel, 1.


Dreikönigstag.

Nach Dreikönigstag wächst der Tag je um einen Hahnenschritt.Eiselein, 272 u, 671; Wurzbach II, 160.

Nicht, wie es zuweilen heisst, um einen Hahnenschrei. Von der langsamen, fast unmerklich zunehmenden Länge des Tags. Wahrscheinlich, wie Eiselein meint, dadurch veranlasst, dass der Hahn im gewöhnlichen Schreiten den Fuss nicht rasch vorwärts setzt, gleichsam taktmässig, und eben darum zu seinem Schritt eine grössere Zeit verwendet, die man denn zur Bezeichnung der wieder merklich wachsenden Tage als einem bildlichen Massstabe in unserer Sprache zu wählen beliebt hat. In Krakau hat man eine ähnliche Redensart, man sagt: Der Tag wächst zum Hahnenfuss (Przybylo dnia na kurza stope). Man bedient sich ihrer aber, wenn man sagen will, dass der längste Tag eintritt. Auf der Morgenseite des krakauer Königsschlosses

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[[347]/0375] 50 Dreien ist die Welt finster und das Leben kein Leben: wer auf den Tisch eines andern harrt, wer unter der Herrschaft seiner Frau steht und wessen Körper von Leiden heimgesucht wird. 51 Dreien ist nicht zu trauen: Hunden, Pfaffen und Frauen. Holl.: Kosters, priesters en vrouwen zijn nooit te vertrouwen. (Harrebomée, I, 422.) 52 Dreien kann man nicht Gleiches vergelten: Gott, Aeltern und Lehrern. 53 Dreien pflegt man das Lügen zugute zu halten: grossen Herren, Fremden und Alten. 54 Dreien soll man weichen: einem stossenden Ochsen, einem tollen Hunde und einem ungeschickten Esel. 55 Dreimal drei ist neun, wer's nicht glaubt, lässt's sein. 56 Drey sind köstlich gehalten zu Rom: Frawen, Ross vnd Brief. – Gruter, III, 23. 57 Jung drei, segt de Rêper. (Mecklenburg.) – Hoefer, 870. 58 Ueber drei weint die Gottheit täglich: über den, dem es gegeben ist, im Gesetz zu studiren und es unterlässt; über den, dem es nicht gegeben ist und der es thut, und über den Parnes1, der sich ohne allen Grund über die Gemeinde erhebt. – Tendlau, 225. 1) Gemeindevorsteher. 59 Unter drei und über neun soll keine Gasterey seyn. – Sutor, 137; Kirchhofer, 357; Körte, 1783 u. 2194. Zwei Gäste sprechen sich leicht aus, zahlreiche Gesellschaften aber sind lästig und kostspielig. Zu Gunsten der letztern macht man jedoch geltend, dass sie sich allein unterhalten, während bei einer kleinen Zahl von Gästen dem Wirth diese Pflicht obliegt. Börne (Briefe aus Paris) dagegen sagt: „Drei, höchstens fünf Freunde, oder dann Markt, oder ein Buch, so lieb' ich es, das ist die Philosophie meiner Trägheit.“ Lat.: Septem convivium, novem convicium. (Binder II, 3083.) 60 Unter dreien ist immer eine Sau. – Kirchhofer, 296; Simrock, 8750. 61 Vor dreien hüte dich: vor einem rothen Welschen, einem weissen Franzosen und einem schwarzen Deutschen. 62 Was dreien zu weit, ist zweien zu eng. – Eiselein, 124. 63 Was drey wissen, das erfahren (bald) hundert. – Henisch, 749; Lehmann, II, 833, 116; Sutor, 905; Körte, 943; Mayer, II, 179; Eiselein, 124; Reinsberg III, 77; Simrock, 1706. Frz.: Secret de deux, secret de Dieu, secret de trois, secret de tous. – Ta chemise ne sache pas ta guise. Lat.: Quod tribus est notum, non est a plebe remotum. (Gaal, 302.) 64 Was kommt in dreier Mund, wird bald aller Welt kund. – Reinsberg III, 77. 65 Wer dreien vertraut, der darf des Glückes nicht warten: den Böcken seinen Garten, den Gänsen seine Saat und den Dirnen seinen Rath. – Simrock, 10935a. 66 Wo drei darin rieden1, hat jeder das Recht zu weiden. – Grimm, Weisth., I, 461; Graf, 68, 43. 1) Von Ried, neuere Schreibart Riet (Wiegand, Wb., II, 496), Holzwuchs, Buschwerk, angerodete Bodenfläche u. s. w., daher Reute, Rietgras. – Land, dessen Ertrag die Mühe der Bebauung nicht zu lohnen schien, wurde von unsern Vorfahren der gemeinen Weidenutzung zugewiesen. Man nahm nun an, dass auf einer Bodenfläche, auf der drei ihr Vieh weideten, jeder Märker oder jedes Mitglied der Gemeinde das Hut- oder Weiderecht besitze, was der Sinn des obigen Sprichworts ist. Doch haben fast alle die Sprichwörter, welche von der Almende, d. i. dem gemeinen Eigenthum, gegenüber dem Privatbesitz, handeln, infolge der fortgeschrittenen Cultur ihre Anwendung entweder ganz oder grösstentheils verloren. 67 Wo drey seyndt, muss allweg einer der narr vnter jhnen seyn. – Gruter, I, 86; Henisch, 749; Mayer, II, 66; Simrock, 7351. Lat.: E sociis tribus semper deluditur unus. (Gaal, 303.) 68 Zwei Dreien sind bös: drei Freier um eine Braut, drei Aerzte bei einem Kranken. *69 A kan knop uf dreye zehlen. – Robinson, 998. Dreibatzler. * Er ist ein falscher Dreibatzler. – Mayer, I, 109. Ein falscher Mensch. Dreidecker. * Es ist ein Dreidecker. Von sehr grossen und starken Frauen oder Mädchen, weil ein dreideckiges Schiff ein grosses und schweres ist. Dreier. 1 Der Dreier gilt am meisten, wo er geprägt ist. 2 Fîr an Dreier Lichte, sagte der Bauer, doss doas Gelauf nê immer îs. (Schles.) 3 Hier ist ein Dreier, kaufe dir einen Strick. – Eiselein, 125; Simrock, 1711a. Lat.: Ad restim res rediit. – Suspendio deligenda arbor. (Eiselein, 125.) 4 Wegen eines Dreiers braucht man keinen Beutel. 5 Wer den Dreier veracht', dem wird kein Gulden gebracht. 6 Wer den Dreier verschmäht, bekommt auch (wol) den Sechser nicht. *7 Für einen Dreier lässt er sich ein Loch ins Knie bohren. *8 Ich gäbe keinen Dreier für sein Leben. (Rottenburg.) Von einem sehr gefährlich Erkrankten, an dessen Aufkommen man zweifelt. Dreierlei. 1 Auf dreierlei muss man jeden aufmerksam machen: sich des Weins zu enthalten1, sich vor der Wollust zu hüten und kein Geld aufs Spiel zu setzen. 1) D. h. des unmässigen Genusses. 2 Dreierlei soll man aus den Städten hinausführen: Sieche, Todte, Bettler1. – Sailer, 96. 1) Wenn sie noch arbeiten können. 3 Dreyerlei bringt man von Rom: einen bösen Magen, ein böss gewissen vnd einen leren seckel. – Petri, II, 154. 4 Dreyerley haben ainen feinen gang, vnd das vierdte geht wol: der Löw mächtig vnter den Thieren, vnd keret nicht vmb vor yemandt; ain Winde von guten landen; vnd ain Wider; vnnd der König, wider den sich niemandt legen thar. – Agricola II, 209. Dreifuss. 1 Wenn Dreifuss spielt und Feuerzange, so gibt's Musik, dass dem Teufel wird bange. *2 Vom Dreifusse herab sprechen. Um zu bezeichnen, dass etwas ganz wahr und ausser allem Zweifel sei. Vom Orakel des Apollo hergenommen, einem Becken, das auf drei Füssen stand. Dreihaarig. * Dreihaarig sein. Ausdauernd, derb, kräftig, in Bezug auf dreifachen Zwirn. Abgeleitet wird die Redensart von Barthelden früherer Zeit, die ihren Schnurrbart nach beiden Seiten in drei lange Haare ausgehen liessen. Frz.: Brave à trois poils. Dreikönigsabend. 1 Dreikönigsabend (6. Januar) hell und klar, verspricht ein gutes Weinjahr. (Koblenz.) – Boebel, 1. 2 Kann man am Dreikönigsabend um Mitternacht drei Sterne durch den Rauchfang sehen, so muss ein frischer Trunk gezapft werden, denn es gibt ein gutes Weinjahr. (Euskirchen.) – Boebel, 1. Dreikönigstag. Nach Dreikönigstag wächst der Tag je um einen Hahnenschritt. – Eiselein, 272 u, 671; Wurzbach II, 160. Nicht, wie es zuweilen heisst, um einen Hahnenschrei. Von der langsamen, fast unmerklich zunehmenden Länge des Tags. Wahrscheinlich, wie Eiselein meint, dadurch veranlasst, dass der Hahn im gewöhnlichen Schreiten den Fuss nicht rasch vorwärts setzt, gleichsam taktmässig, und eben darum zu seinem Schritt eine grössere Zeit verwendet, die man denn zur Bezeichnung der wieder merklich wachsenden Tage als einem bildlichen Massstabe in unserer Sprache zu wählen beliebt hat. In Krakau hat man eine ähnliche Redensart, man sagt: Der Tag wächst zum Hahnenfuss (Przybylo dnia na kurza stope). Man bedient sich ihrer aber, wenn man sagen will, dass der längste Tag eintritt. Auf der Morgenseite des krakauer Königsschlosses

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [347]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/375>, abgerufen am 22.11.2024.