Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch]
395 Wenn auch der Esel in den Spiegel sieht, er behält seine Ohren. 396 Wenn auch der Esel Schimmel heisst, so ist er noch kein Pferd. - Scheidemünze, I, 4196. 397 Wenn de Esel sein dragt hett1, so wet he, wo he geit. (Holst.) 1) So viel er zu tragen vermag. - So weiss er wol zu gehen, denn wenn man ihm zu viel 'aufladet, so steht er still. 398 Wenn de Esel wyt löpt, is he detwegen nich gelehrt. - Körte, 1222. 399 Wenn deinem Esel Hörner wachsen, so säge sie geschwind ab; damit du nicht seine Stösse empfindest. (Aegypt.) 400 Wenn dem esel zu wol ist, so gehet er auffs eyss tantzen vnd brichet ein beyn. - Agricola I, 81; Latendorf, 129; Tappius, 219a; Gruter, I, 73; Henisch, 943; Lehmann, II, 826, 21; Oec. rur., X, 385; Körte, 1204; Schottel, 1130a; Petri, II, 632; Richard, 381; Blum, 414; Bücking, 142; Siebenkees, 213; Simrock, 2159; Luther, 140; Eiselein, 156; Sailer, 156; Kirchhofer, 273; Reinsberg IV, 122; Schmitz, 184, 20; altmärkisch bei Schwerin, 56; für Iserlohn: Woeste, 70, 137; für Hannover: Schambach, 94; für Schlesien: Frommann, III, 248, 230 u. Gomolcke, 1080; für Paderborn: Firmenich, I, 362, 17. Mhd.: Swemme dem esel ist ze wol, so get er tantzen auf daz eis. (Zingerle, 29.) Frz.: Quand on est bien on ne peut s'y tenir. Holl.: Als het den ezel te wel gaat wil hij op het ijs dansen, en breekt een been. (Harrebomee, I, 187.) Lat.: Luxurians asinus saltando comminuit crus. (Gaal, 381.) - Lydo viro negotium non erat. (Binder II, 1728; Seybold, 288; Tappius, 218b.) 401 Wenn dem Esel zu wohl ist, so gumpet1 er. - Simrock, 2158; Körte, 1203. 1) Vom mittelhochdeutschen gimpen = hüpfen, springen, besonders aus Scherz und Muthwillen. (Frommann, I, 95.) Das Herz gumpet mir vor Freude; er hat vergumpet = den Leichtsinn abgelegt. Er hat sein Geld vergumpet. (Stalder, I, 495; auch Schmeller I, 48.) 402 Wenn der Esel anfengt sein Tantz, so helt man jhn nicht bey dem Schwantz. - Brandt, Nsch., 25; Eiselein, 152; Petri, II, 634. Wir verbinden in der Regel mit dem Namen Esel den Begriff Dummheit und Plumpheit. In Betreff der erstern thun wir ihm wol so unrecht wie der Gans, die ebenfalls klüger ist als ihr Ruf. Im Reineke hat, der Esel nur eine Statistenrolle, er greift nirgends in die Handlung selbst ein. Reineke erzählt nur ein Stücklein von seiner "dwasheit". Bei Burkard Waldis hat er das Amt zu Tisch zu blasen. Sein Name ist Baldewyne, den er schon vor 1215 führt. Baldewein heisst der "kühne, zuversichtliche Geselle"; eine sehr passende Bezeichnung des Esels, wenn man balt nicht sowol in dem Sinne von audax (kühn, muthig) als von confisus (zuversichtlich, froh) nimmt. Alle Geschichten von ihm, wie eine Menge Sprichwörter, wozu das vorstehende (s. auch Nr. 186, 374, 401, 453 u. a.) gehört, bezeugen, dass der Esel sich gern einer ausgelassenen, dummen, unbesorgten Fröhlichkeit hingibt. Sein Geschrei wird als ein hügeliet (Freudenlied) angesehen, als ein Jauchzen; und trotzdem, dass er "vbel gespeiset und wol geschlagen" wird, bleibt er, bricht er auch gelegentlich einmal in Klagen aus, in geduldiger, selbstzufriedener, unverwüstlicher Heiterkeit. (Vgl. Lübben, Die Thiernamen in Reineke Vos, S. 43.) 403 Wenn der Esel auch eine Löwenhaut (Purpurdecke) trägt, die Ohren gucken vor. - Scheidemünze, I, 3136. Dän.: Klaeder man asenet i löve-huden, saa forraades der dog af örene. 404 Wenn der Esel auch noch grössere Ohren hätte, er würde nicht feiner hören. Holl.: Al hadt een ezel ook drie ooren, zoo kon hij nogtans niet veel hooren. (Harrebomee, I, 187.) 405 Wenn der Esel den Schwanz verloren, dann weiss er, wie viel er werth ist. It.: L'asino non conosce la coda se non quando non l'ha piu. (Pazzaglia, 20.) 406 Wenn der Esel den Stall (die Krippe) merkt, so geht er ohne Stock. Port.: Asno mao, junto de casa corre sem pao. (Bohn I, 267.) 407 Wenn der Esel die Ohren schüttelt, so wird ihm der Kopf gewaschen. - Kehrein, VI, 28. Oder: Dann gibt's Regen. Um zu sagen, der Dumme darf sich nicht sehr rühren, am wenigsten opponiren. [Spaltenumbruch] 408 Wenn der Esel ein Amt hat, schreit er aus Dur. - Scheidemünze, I, 1256. 409 Wenn der Esel fehlt, muss man nicht auf den Sattel klopfen. 410 Wenn der Esel Gras hat, schreit er nicht. 411 Wenn der Esel gut gefüttert ist, sorgt Gott für ihn. Ein türkisches Sprichwort sagt: Zuerst binde deinen Esel an, dann kannst du ihn Gott empfehlen. (Reinsberg II, 39.) 412 Wenn der Esel Hörner hätt' un der Ochs wüsst' vun seiner Kraft, hätt' die Welt kaan Kijum (keinen Bestand). (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 218. 413 Wenn der Esel Hörner verlangt, verliert er auch die Ohren. 414 Wenn der Esel Hunger hat, frisst er Spreu (oder: frisst er jedes Stroh). Holl.: Als een ezel honger heeft, eet hij, wat zijn meester geeft. (Harrebomee, I, 187.) It.: Lo asino che ha fame mangia d'ogni strame. (Pazzaglia, 112, 7; Bohn I, 72.) 415 Wenn der Esel im Koth steckt, hilft ihm niemand heraus. 416 Wenn der Esel in den Brunnen gefallen, deckt man ihn zu. Hat seinen Ursprung von dem Eselsbrunnen in Leipzig, von dem die Sage erzählt: Ein Eseltreiber trieb einst seine beladenen Esel nach der Angermühle und einen derselben betraf das Unglück, in den damals noch unbedeckten Brunnen zu fallen. Er kam jedoch wohlerhalten auf dem Grunde des Brunnens an und zwar so, dass sogar nicht einmal der Sack ihm vom Rücken gefallen war. Die Leipziger machten jetzt nicht nur einen Zaun um den Brunnen; sie deckten ihn auch ein, und verewigten überdies den geschickten Fall durch ein Denkmal, um das jedoch die Stadt durch das Abtragen der Stadtmauer gekommen ist. (Vgl. Städtewahrzeichen, in der Illustrirten Zeitung, Nr. 707.) 417 Wenn der Esel in den ersten zehn Jahren keinen Schwanz kriegt, bleibt er gewiss ein Mutz. - Winckler, X, 77. 418 Wenn der Esel in die Mühle kommt, sagt er I-a. - Reinsberg IV, 39. Aus der Anstandslehre der Esel. 419 Wenn der Esel lenkt, so fällt der Wagen um. - Scheidemünze, I, 1276. 420 Wenn der Esel meint, ein Pferd zu sein, darf er blos über einen Graben springen. It.: Chi asino e, e cavallo si crede, al saltar del fosso se n' avvede. (Pazzaglia, 20.) 421 Wenn der Esel mit dem Fuchs streitet, hat er unrecht. - Scheidemünze, II, 99. 422 Wenn der Esel mit Gold beladen ist, gehen ihm alle Thüren auf. 423 Wenn der Esel nicht will, so muss er. - Blum, 418; Simrock, 2152. Mhd.: Man sol den esel blauwen, so er den guoten weg wil schauwen. (Morolf.) (Zingerle, 29.) Ung.: Kecske, se menne a vasarra, ha nem hajtanak. (Gaal, 388.) 424 Wenn der Esel satt ist, sieht er die Disteln nicht. - Scheidemünze, II, 99. Frz.: A ventre soul cerises ameres. It.: Colombo pasciuto ciregia amara. 425 Wenn der Esel schreit, bringt man ihm Disteln und Schläge. - Scheidemünze, I, 339. 426 Wenn der Esel schreit, frisst er nicht. It.: Asino che ragghia poco fieno mangia. (Bohn I, 72.) 427 Wenn der Esel seine Last (Tracht) hat, weiss er, wie er gehen soll. - Pistor., III, 96; Estor, I, 480; Blum, 724; Simrock, 2157; Körte, 1200; niederdeutsch bei Eichwald, 449. It.: La soma la bestia doma. (Pazzaglia, 94, 1.) Ung.: Tudja minden szamar a maga terhet. (Gaal, 385.) 428 Wenn der Esel stürzt, so schimpfe nicht auf den Sattel! 429 Wenn der Esel über Hitze klagt, so friert die Schlange. - Scheidemünze, I, 130. 430 Wenn der Esel von Disteln hört, scharrt er im Sande. 431 Wenn der Esel vor dem Fuchse spielt, so hat er mehr Gelenk, als wenn er Säcke zur Mühle trägt. Holl.: Als een ezel speelt voor vos, gaan straks al zijn banden los. (Harrebomee, I, 187.)
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395 Wenn auch der Esel in den Spiegel sieht, er behält seine Ohren. 396 Wenn auch der Esel Schimmel heisst, so ist er noch kein Pferd. – Scheidemünze, I, 4196. 397 Wenn de Esel sîn dragt hett1, so wêt he, wo he geit. (Holst.) 1) So viel er zu tragen vermag. – So weiss er wol zu gehen, denn wenn man ihm zu viel 'aufladet, so steht er still. 398 Wenn de Esel wyt löpt, is he detwegen nich gelehrt. – Körte, 1222. 399 Wenn deinem Esel Hörner wachsen, so säge sie geschwind ab; damit du nicht seine Stösse empfindest. 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(Pazzaglia, 20.) 421 Wenn der Esel mit dem Fuchs streitet, hat er unrecht. – Scheidemünze, II, 99. 422 Wenn der Esel mit Gold beladen ist, gehen ihm alle Thüren auf. 423 Wenn der Esel nicht will, so muss er. – Blum, 418; Simrock, 2152. Mhd.: Man sol den esel blûwen, so er den guoten weg wil schûwen. (Morolf.) (Zingerle, 29.) Ung.: Kecske, se menne a vásárra, ha nem hajtanák. (Gaal, 388.) 424 Wenn der Esel satt ist, sieht er die Disteln nicht. – Scheidemünze, II, 99. Frz.: A ventre soul cerises amères. It.: Colombo pasciuto ciregia amara. 425 Wenn der Esel schreit, bringt man ihm Disteln und Schläge. – Scheidemünze, I, 339. 426 Wenn der Esel schreit, frisst er nicht. It.: Asino che ragghia poco fieno mangia. (Bohn I, 72.) 427 Wenn der Esel seine Last (Tracht) hat, weiss er, wie er gehen soll. – Pistor., III, 96; Estor, I, 480; Blum, 724; Simrock, 2157; Körte, 1200; niederdeutsch bei Eichwald, 449. It.: La soma la bestia doma. (Pazzaglia, 94, 1.) Ung.: Tudja minden szamár a maga terhét. 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395 Wenn auch der Esel in den Spiegel sieht, er behält seine Ohren.
396 Wenn auch der Esel Schimmel heisst, so ist er noch kein Pferd. – Scheidemünze, I, 4196.
397 Wenn de Esel sîn dragt hett1, so wêt he, wo he geit. (Holst.)
1) So viel er zu tragen vermag. – So weiss er wol zu gehen, denn wenn man ihm zu viel 'aufladet, so steht er still.
398 Wenn de Esel wyt löpt, is he detwegen nich gelehrt. – Körte, 1222.
399 Wenn deinem Esel Hörner wachsen, so säge sie geschwind ab; damit du nicht seine Stösse empfindest. (Aegypt.)
400 Wenn dem esel zu wol ist, so gehet er auffs eyss tantzen vnd brichet ein beyn. – Agricola I, 81; Latendorf, 129; Tappius, 219a; Gruter, I, 73; Henisch, 943; Lehmann, II, 826, 21; Oec. rur., X, 385; Körte, 1204; Schottel, 1130a; Petri, II, 632; Richard, 381; Blum, 414; Bücking, 142; Siebenkees, 213; Simrock, 2159; Luther, 140; Eiselein, 156; Sailer, 156; Kirchhofer, 273; Reinsberg IV, 122; Schmitz, 184, 20; altmärkisch bei Schwerin, 56; für Iserlohn: Woeste, 70, 137; für Hannover: Schambach, 94; für Schlesien: Frommann, III, 248, 230 u. Gomolcke, 1080; für Paderborn: Firmenich, I, 362, 17.
Mhd.: Swemme dem esel ist ze wol, sô gêt er tantzen ûf daz îs. (Zingerle, 29.)
Frz.: Quand on est bien on ne peut s'y tenir.
Holl.: Als het den ezel te wel gaat wil hij op het ijs dansen, en breekt een been. (Harrebomée, I, 187.)
Lat.: Luxurians asinus saltando comminuit crus. (Gaal, 381.) – Lydo viro negotium non erat. (Binder II, 1728; Seybold, 288; Tappius, 218b.)
401 Wenn dem Esel zu wohl ist, so gumpet1 er. – Simrock, 2158; Körte, 1203.
1) Vom mittelhochdeutschen gimpen = hüpfen, springen, besonders aus Scherz und Muthwillen. (Frommann, I, 95.) Das Herz gumpet mir vor Freude; er hat vergumpet = den Leichtsinn abgelegt. Er hat sein Geld vergumpet. (Stalder, I, 495; auch Schmeller I, 48.)
402 Wenn der Esel anfengt sein Tantz, so helt man jhn nicht bey dem Schwantz. – Brandt, Nsch., 25; Eiselein, 152; Petri, II, 634.
Wir verbinden in der Regel mit dem Namen Esel den Begriff Dummheit und Plumpheit. In Betreff der erstern thun wir ihm wol so unrecht wie der Gans, die ebenfalls klüger ist als ihr Ruf. Im Reineke hat, der Esel nur eine Statistenrolle, er greift nirgends in die Handlung selbst ein. Reineke erzählt nur ein Stücklein von seiner „dwâsheit“. Bei Burkard Waldis hat er das Amt zu Tisch zu blasen. Sein Name ist Baldewyne, den er schon vor 1215 führt. Baldewein heisst der „kühne, zuversichtliche Geselle“; eine sehr passende Bezeichnung des Esels, wenn man balt nicht sowol in dem Sinne von audax (kühn, muthig) als von confisus (zuversichtlich, froh) nimmt. Alle Geschichten von ihm, wie eine Menge Sprichwörter, wozu das vorstehende (s. auch Nr. 186, 374, 401, 453 u. a.) gehört, bezeugen, dass der Esel sich gern einer ausgelassenen, dummen, unbesorgten Fröhlichkeit hingibt. Sein Geschrei wird als ein hügeliet (Freudenlied) angesehen, als ein Jauchzen; und trotzdem, dass er „vbel gespeiset und wol geschlagen“ wird, bleibt er, bricht er auch gelegentlich einmal in Klagen aus, in geduldiger, selbstzufriedener, unverwüstlicher Heiterkeit. (Vgl. Lübben, Die Thiernamen in Reineke Vos, S. 43.)
403 Wenn der Esel auch eine Löwenhaut (Purpurdecke) trägt, die Ohren gucken vor. – Scheidemünze, I, 3136.
Dän.: Klæder man asenet i løve-huden, saa forraades der dog af ørene.
404 Wenn der Esel auch noch grössere Ohren hätte, er würde nicht feiner hören.
Holl.: Al hadt een ezel ook drie ooren, zoo kon hij nogtans niet veel hooren. (Harrebomée, I, 187.)
405 Wenn der Esel den Schwanz verloren, dann weiss er, wie viel er werth ist.
It.: L'asino non conosce la coda se non quando non l'ha piu. (Pazzaglia, 20.)
406 Wenn der Esel den Stall (die Krippe) merkt, so geht er ohne Stock.
Port.: Asno máo, junto de casa corre sem páo. (Bohn I, 267.)
407 Wenn der Esel die Ohren schüttelt, so wird ihm der Kopf gewaschen. – Kehrein, VI, 28.
Oder: Dann gibt's Regen. Um zu sagen, der Dumme darf sich nicht sehr rühren, am wenigsten opponiren.
408 Wenn der Esel ein Amt hat, schreit er aus Dur. – Scheidemünze, I, 1256.
409 Wenn der Esel fehlt, muss man nicht auf den Sattel klopfen.
410 Wenn der Esel Gras hat, schreit er nicht.
411 Wenn der Esel gut gefüttert ist, sorgt Gott für ihn.
Ein türkisches Sprichwort sagt: Zuerst binde deinen Esel an, dann kannst du ihn Gott empfehlen. (Reinsberg II, 39.)
412 Wenn der Esel Hörner hätt' un der Ochs wüsst' vun seiner Kraft, hätt' die Welt kaan Kijum (keinen Bestand). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 218.
413 Wenn der Esel Hörner verlangt, verliert er auch die Ohren.
414 Wenn der Esel Hunger hat, frisst er Spreu (oder: frisst er jedes Stroh).
Holl.: Als een ezel honger heeft, eet hij, wat zijn meester geeft. (Harrebomée, I, 187.)
It.: Lo asino che ha fame mangia d'ogni strame. (Pazzaglia, 112, 7; Bohn I, 72.)
415 Wenn der Esel im Koth steckt, hilft ihm niemand heraus.
416 Wenn der Esel in den Brunnen gefallen, deckt man ihn zu.
Hat seinen Ursprung von dem Eselsbrunnen in Leipzig, von dem die Sage erzählt: Ein Eseltreiber trieb einst seine beladenen Esel nach der Angermühle und einen derselben betraf das Unglück, in den damals noch unbedeckten Brunnen zu fallen. Er kam jedoch wohlerhalten auf dem Grunde des Brunnens an und zwar so, dass sogar nicht einmal der Sack ihm vom Rücken gefallen war. Die Leipziger machten jetzt nicht nur einen Zaun um den Brunnen; sie deckten ihn auch ein, und verewigten überdies den geschickten Fall durch ein Denkmal, um das jedoch die Stadt durch das Abtragen der Stadtmauer gekommen ist. (Vgl. Städtewahrzeichen, in der Illustrirten Zeitung, Nr. 707.)
417 Wenn der Esel in den ersten zehn Jahren keinen Schwanz kriegt, bleibt er gewiss ein Mutz. – Winckler, X, 77.
418 Wenn der Esel in die Mühle kommt, sagt er I-a. – Reinsberg IV, 39.
Aus der Anstandslehre der Esel.
419 Wenn der Esel lenkt, so fällt der Wagen um. – Scheidemünze, I, 1276.
420 Wenn der Esel meint, ein Pferd zu sein, darf er blos über einen Graben springen.
It.: Chi asino è, e cavallo si crede, al saltar del fosso se n' avvede. (Pazzaglia, 20.)
421 Wenn der Esel mit dem Fuchs streitet, hat er unrecht. – Scheidemünze, II, 99.
422 Wenn der Esel mit Gold beladen ist, gehen ihm alle Thüren auf.
423 Wenn der Esel nicht will, so muss er. – Blum, 418; Simrock, 2152.
Mhd.: Man sol den esel blûwen, so er den guoten weg wil schûwen. (Morolf.) (Zingerle, 29.)
Ung.: Kecske, se menne a vásárra, ha nem hajtanák. (Gaal, 388.)
424 Wenn der Esel satt ist, sieht er die Disteln nicht. – Scheidemünze, II, 99.
Frz.: A ventre soul cerises amères.
It.: Colombo pasciuto ciregia amara.
425 Wenn der Esel schreit, bringt man ihm Disteln und Schläge. – Scheidemünze, I, 339.
426 Wenn der Esel schreit, frisst er nicht.
It.: Asino che ragghia poco fieno mangia. (Bohn I, 72.)
427 Wenn der Esel seine Last (Tracht) hat, weiss er, wie er gehen soll. – Pistor., III, 96; Estor, I, 480; Blum, 724; Simrock, 2157; Körte, 1200; niederdeutsch bei Eichwald, 449.
It.: La soma la bestia doma. (Pazzaglia, 94, 1.)
Ung.: Tudja minden szamár a maga terhét. (Gaal, 385.)
428 Wenn der Esel stürzt, so schimpfe nicht auf den Sattel!
429 Wenn der Esel über Hitze klagt, so friert die Schlange. – Scheidemünze, I, 130.
430 Wenn der Esel von Disteln hört, scharrt er im Sande.
431 Wenn der Esel vor dem Fuchse spielt, so hat er mehr Gelenk, als wenn er Säcke zur Mühle trägt.
Holl.: Als een ezel speelt voor vos, gaan straks al zijn banden los. (Harrebomée, I, 187.)
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