Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] *3 Er fackelt im Frost und fährt mit der Stange im Nebel umher. *4 He fackelt nich, wenn he wach ward. - Eichwald, 465. *5 He fackelt nig lang. - Schütze, I, 308. Er schlägt gleich drein oder drauflos. Facon. 1 Die Facon ist theurer als der Stoff. - Eiselein, 161. 2 Es mag jeder auf seine Facon selig werden. Ein sprichwörtlich gewordener Ausspruch Friedrich's des Grossen von Preussen. Lat.: Libera religio reg est et nescia cogi. (Binder II, 1661.) Factotum. * Er ist das Factotum. - Mathesy, 371b; Henisch, 967. Facultät. Eine jede Facultät will den gantzen Mann haben. - Mathesy, 135a. Facultisten. 1 Facultisten und Belletristen lieben sich mit dem Mund, wie die Katze den Hund. - Eiselein, 161. 2 Facultisten und Belletristen sich schmatzen, so freundlich wie Hund und Katzen. Lat.: Expertes invidentiae Masurum januae. Fädchen. Lange Fädchen, faule Mädchen. Wenn sie lieber mit langen Fäden nähen. Faden. 1 Alle Tage ein Faden macht des Jahrs ein Hemde. - Winckler, VI, 90. 2 Aus Fäden werden Stricke. 3 Der Faden der Güte zieht stärker, als das Tau der Gewalt. 4 Der Faden folgt der Nadel. - Henisch, 969. Dasselbe Sprichwort findet sich unter den Negern Westafrikas: "Der Faden ist gewöhnt, der Nadel zu folgen." 5 Der Faden ist fein gesponnen. 6 Der stärkste Faden reisst, wenn man zu heftig zerrt (reisst). 7 Dünne Fäden brechen nicht so leicht als dicke und schlecht gesponnene. 8 Es hängt alles an einem Faden. 9 Es ist kein Faden so klein gesponnen, er kommt zur Sonnen. - Müller, 14, 3; Bücking, 75; Siebenkees, 130; Kirchhofer, 176. 10 Et wird ken Fähmeken sau fien e'spunnen, et kümmet dach an de Sunnen. (Waldeck.) - Curtze, 353, 477; hochdeutsch bei Lehmann, 579, 8; Siebenkees, 129. Mhd.: Nie wart so klein gespunnen, oz kann ets wenne ze sunnen. (S. Spinnen.) (Boner.) (Zingerle, 140.) 11 Hast du den Faden angefangen, so spinn' ihn auch zu Ende. - Scheidemünze, II, 176. Vorausgesetzt, dass er etwas taugt. 12 Immer dem Faden nach, so findet man den Knäuel (Ariadne). 13 Ist der faden bloss, so ist er dennoch roth, so lobt man das rothe Garn. - Henisch, 969. 14 Subtile Feden brechen gern. - Pistor., X, 49; Lehmann, 736, 5. 15 Wenn der Faden bricht, macht man einen Weberknopf. Abraham a Sancta Clara versteht darunter das Eingehen einer Nothehe, wenn aus dem leichtsinnigen Umgange der Jugend Folgen entstehen. 16 Wenn der Faden lang genug ist, wird er abgeschnitten. - Scheidemünze, II, 164. Auch der Labensfaden. 17 Wenn man den Faden nicht knotet, macht man manchen Stich umsonst. 18 Wer den Faden gesponnen, der darf ihn auch zerschneiden. - Scheidemünze, II, 165. 19 Wer die Fäden zu fein spinnt, dem reissen sie leicht. - Sailer, 326; Simrock, 2240; Eiselein, 164. Von der überfeinen Begriffspalterei. 20 Wo der Faden am schwächsten ist, da bricht er. - Lehmann, 263, 47. *21 Aus seidenen Fäden gesponnen sein. - Murner, Schelm., 47. "Frau Venus ..... ist auss seiden faden gspunnen, vil verthan vnd wenig gwunnen." (Kloster, I, 885.) [Spaltenumbruch] *22 Das hat einen Faden. (Meiningen.) Soviel wie: Die Sache hat einen Haken. - Empfiehlt Vorsicht. *23 Das ist der rothe Faden. *24 Das ist nur zu Faden geschlagen. (Rottenburg.) Nur vorgearbeitet. Eigentlich vom Schneider, der zu nähen, vom Weber, der zu weben anhebt, dann aber von jedem begonnenen andern Thun. "Ich kriegte eine Bratwurst beim Zipfel und schlug selbige auf Abschlag zu Faden", d. h. ich begann sie zu bearbeiten, zu verzehren. "Sein Text ihm (dem Pfarrer) schon die Adern reget, darauf er sein Werk zu Faden schläget" d. i. drauflos predigt. (Grimm, III, 1233, 6b.) *25 Den Faden verlieren. - Grimm, III, 1233, 5. Nach Kant (X, 180) hat ein englischer Advocat die Gewohnheit gehabt, beim Plaidiren einen Bindfaden aus der Tasche zu nehmen, den er unaufhörlich um den Finger auf- und abwickelte. Als sein Gegenadvocat ihm denselben einmal heimlich aus der Tasche prakticirt habe, sei er in Verlegenheit gekommen', und man habe gesagt, er habe den Faden seiner Rede verloren. Doch scheint mir dies eher eine Anwendung der Redensart als eine zufriedenstellende Erklärung ihres Ursprungs zu sein. *26 Den Faden wieder aufnehmen. *27 Der Faden seiner Geduld riss. *28 Er darf nur an einem Faden ziehen. So geht die Sache, so kommt wieder etwas Neues. *29 Er hat den Faden und sucht den Knäuel. *30 Er hat keinen trockenen Faden am Leibe! Ist durch und durch nass von Regen oder Schweiss. *31 Er kann wol Fäden zwirnen und Frauen machen aus Dirnen. - Eiselein, 157. *32 Es geht ein rother Faden hindurch. - Wurzbach II, 304. Quelle und Erklärung: Goethe's Wahlverwandschaft II, Kap. 2, Büchmann, 8. Aufl., 39. Um zu sagen, dass sich eine Sache durch ein gewisses Merkmal charakterisire, sodass sie dadurch einheitliche Gestaltung und Färbung erhält und ein streng festgehaltener Grundgedanke überall hindurchschimmert. *33 Es hängt an eim seidin faden. - Franck, II, 59b; Mathesy, 159a; Pauli, Postilla, I, 331a; Eiselein, 157; Grimm, III, 1233, 6a. Schwebt in Gefahr des Abreissens. *34 Etwas zu Faden schlagen. - Eiselein, 157. Bei Tobler (S. 173): "Nebes z' Fada schlo", d. i. den ersten Entwurf zu einer Sache machen. *35 Feine Fäden spinnen. *36 Ich brauche blos an einem Faden zu ziehen. (Nürtingen.) So habe ich die Sache am Schnürlein. *37 Mit doppeltem Fade büeze1. (Luzern.) 1) Bützen, meist büetzen gesprochen = ausbessern, flicken, aber ohne eingesetzte Stücke, holländisch boetsen, im berner Oberlande büessen. (Stalder, I, 252.) *38 'S gett 'n d'r Fod'n aus. (Franken.) - Frommann, VI, 167, 81. Sein Vorrath, z. B. der des Redners an Gedanken, ist erschöpft, er stockt. *39 Sie seynd gleiches fadens. - Lehmann, 328, 42; Franck, II, 92b. Von solchen, die sich äusserlich oder ihrem Charakter nach gleichen. *40 Wirre Fäden spinnen. Fadenmännlein. Glöck zue, Fadamannli1. - Tobler, 173. 1) Eigentlich ein Mann, der Fäden feilbietet. - Ein scherzhafter oder ironischer Glückwunsch zu einer Sache, an deren glücklichen Ausgang man keinen besonders starken Glauben hat. Fadenrecht. * Etwas fadenrecht (oder nicht fadenrecht) machen. "Obrigkeiten können nicht alles fadenrecht machen." (Luther.) Fadenwürmer. Die Fadenwürmer sind gefährlicher als die Riesenschlangen. (Abyssinien.) - Altmann II. Fädlein. Ist's Fädlein noch so fein gesponnen, es kommt doch endlich an die Sonnen. Fahen. 1 Man fahet auch wol einen gescheiden Fuchs. - Henisch, 1533. 2 Man fahet nicht vil, wenn man die Hund zum lauffen nötigen muss. - Henisch, 970; Petri, II, 445; Gruter, I, 56.
[Spaltenumbruch] *3 Er fackelt im Frost und fährt mit der Stange im Nebel umher. *4 He fackelt nich, wenn he wach ward. – Eichwald, 465. *5 He fackelt nig lang. – Schütze, I, 308. Er schlägt gleich drein oder drauflos. Façon. 1 Die Façon ist theurer als der Stoff. – Eiselein, 161. 2 Es mag jeder auf seine Façon selig werden. Ein sprichwörtlich gewordener Ausspruch Friedrich's des Grossen von Preussen. Lat.: Libera religio reg est et nescia cogi. (Binder II, 1661.) Factotum. * Er ist das Factotum. – Mathesy, 371b; Henisch, 967. Facultät. Eine jede Facultät will den gantzen Mann haben. – Mathesy, 135a. Facultisten. 1 Facultisten und Belletristen lieben sich mit dem Mund, wie die Katze den Hund. – Eiselein, 161. 2 Facultisten und Belletristen sich schmatzen, so freundlich wie Hund und Katzen. Lat.: Expertes invidentiae Masurum januae. Fädchen. Lange Fädchen, faule Mädchen. Wenn sie lieber mit langen Fäden nähen. Faden. 1 Alle Tage ein Faden macht des Jahrs ein Hemde. – Winckler, VI, 90. 2 Aus Fäden werden Stricke. 3 Der Faden der Güte zieht stärker, als das Tau der Gewalt. 4 Der Faden folgt der Nadel. – Henisch, 969. Dasselbe Sprichwort findet sich unter den Negern Westafrikas: „Der Faden ist gewöhnt, der Nadel zu folgen.“ 5 Der Faden ist fein gesponnen. 6 Der stärkste Faden reisst, wenn man zu heftig zerrt (reisst). 7 Dünne Fäden brechen nicht so leicht als dicke und schlecht gesponnene. 8 Es hängt alles an einem Faden. 9 Es ist kein Faden so klein gesponnen, er kommt zur Sonnen. – Müller, 14, 3; Bücking, 75; Siebenkees, 130; Kirchhofer, 176. 10 Et wird ken Fähmeken sau fien e'spunnen, et kümmet dach an de Sunnen. (Waldeck.) – Curtze, 353, 477; hochdeutsch bei Lehmann, 579, 8; Siebenkees, 129. Mhd.: Nie wart sô klein gespunnen, oz kann ets wenne ze sunnen. (S. Spinnen.) (Boner.) (Zingerle, 140.) 11 Hast du den Faden angefangen, so spinn' ihn auch zu Ende. – Scheidemünze, II, 176. Vorausgesetzt, dass er etwas taugt. 12 Immer dem Faden nach, so findet man den Knäuel (Ariadne). 13 Ist der faden bloss, so ist er dennoch roth, so lobt man das rothe Garn. – Henisch, 969. 14 Subtile Feden brechen gern. – Pistor., X, 49; Lehmann, 736, 5. 15 Wenn der Faden bricht, macht man einen Weberknopf. Abraham a Sancta Clara versteht darunter das Eingehen einer Nothehe, wenn aus dem leichtsinnigen Umgange der Jugend Folgen entstehen. 16 Wenn der Faden lang genug ist, wird er abgeschnitten. – Scheidemünze, II, 164. Auch der Labensfaden. 17 Wenn man den Faden nicht knotet, macht man manchen Stich umsonst. 18 Wer den Faden gesponnen, der darf ihn auch zerschneiden. – Scheidemünze, II, 165. 19 Wer die Fäden zu fein spinnt, dem reissen sie leicht. – Sailer, 326; Simrock, 2240; Eiselein, 164. Von der überfeinen Begriffspalterei. 20 Wo der Faden am schwächsten ist, da bricht er. – Lehmann, 263, 47. *21 Aus seidenen Fäden gesponnen sein. – Murner, Schelm., 47. „Frau Venus ..... ist auss seiden faden gspunnen, vil verthan vnd wenig gwunnen.“ (Kloster, I, 885.) [Spaltenumbruch] *22 Das hat einen Faden. (Meiningen.) Soviel wie: Die Sache hat einen Haken. – Empfiehlt Vorsicht. *23 Das ist der rothe Faden. *24 Das ist nur zu Faden geschlagen. (Rottenburg.) Nur vorgearbeitet. Eigentlich vom Schneider, der zu nähen, vom Weber, der zu weben anhebt, dann aber von jedem begonnenen andern Thun. „Ich kriegte eine Bratwurst beim Zipfel und schlug selbige auf Abschlag zu Faden“, d. h. ich begann sie zu bearbeiten, zu verzehren. „Sein Text ihm (dem Pfarrer) schon die Adern reget, darauf er sein Werk zu Faden schläget“ d. i. drauflos predigt. (Grimm, III, 1233, 6b.) *25 Den Faden verlieren. – Grimm, III, 1233, 5. Nach Kant (X, 180) hat ein englischer Advocat die Gewohnheit gehabt, beim Plaidiren einen Bindfaden aus der Tasche zu nehmen, den er unaufhörlich um den Finger auf- und abwickelte. Als sein Gegenadvocat ihm denselben einmal heimlich aus der Tasche prakticirt habe, sei er in Verlegenheit gekommen', und man habe gesagt, er habe den Faden seiner Rede verloren. Doch scheint mir dies eher eine Anwendung der Redensart als eine zufriedenstellende Erklärung ihres Ursprungs zu sein. *26 Den Faden wieder aufnehmen. *27 Der Faden seiner Geduld riss. *28 Er darf nur an einem Faden ziehen. So geht die Sache, so kommt wieder etwas Neues. *29 Er hat den Faden und sucht den Knäuel. *30 Er hat keinen trockenen Faden am Leibe! Ist durch und durch nass von Regen oder Schweiss. *31 Er kann wol Fäden zwirnen und Frauen machen aus Dirnen. – Eiselein, 157. *32 Es geht ein rother Faden hindurch. – Wurzbach II, 304. Quelle und Erklärung: Goethe's Wahlverwandschaft II, Kap. 2, Büchmann, 8. Aufl., 39. Um zu sagen, dass sich eine Sache durch ein gewisses Merkmal charakterisire, sodass sie dadurch einheitliche Gestaltung und Färbung erhält und ein streng festgehaltener Grundgedanke überall hindurchschimmert. *33 Es hängt an eim seidin faden. – Franck, II, 59b; Mathesy, 159a; Pauli, Postilla, I, 331a; Eiselein, 157; Grimm, III, 1233, 6a. Schwebt in Gefahr des Abreissens. *34 Etwas zu Faden schlagen. – Eiselein, 157. Bei Tobler (S. 173): „Nebes z' Fada schlô“, d. i. den ersten Entwurf zu einer Sache machen. *35 Feine Fäden spinnen. *36 Ich brauche blos an einem Faden zu ziehen. (Nürtingen.) So habe ich die Sache am Schnürlein. *37 Mit doppeltem Fade büeze1. (Luzern.) 1) Bützen, meist büetzen gesprochen = ausbessern, flicken, aber ohne eingesetzte Stücke, holländisch boetsen, im berner Oberlande büessen. (Stalder, I, 252.) *38 'S gett 'n d'r Fôd'n aus. (Franken.) – Frommann, VI, 167, 81. Sein Vorrath, z. B. der des Redners an Gedanken, ist erschöpft, er stockt. *39 Sie seynd gleiches fadens. – Lehmann, 328, 42; Franck, II, 92b. Von solchen, die sich äusserlich oder ihrem Charakter nach gleichen. *40 Wirre Fäden spinnen. Fadenmännlein. Glöck zue, Fadamannli1. – Tobler, 173. 1) Eigentlich ein Mann, der Fäden feilbietet. – Ein scherzhafter oder ironischer Glückwunsch zu einer Sache, an deren glücklichen Ausgang man keinen besonders starken Glauben hat. Fadenrecht. * Etwas fadenrecht (oder nicht fadenrecht) machen. „Obrigkeiten können nicht alles fadenrecht machen.“ (Luther.) Fadenwürmer. Die Fadenwürmer sind gefährlicher als die Riesenschlangen. (Abyssinien.) – Altmann II. Fädlein. Ist's Fädlein noch so fein gesponnen, es kommt doch endlich an die Sonnen. Fahen. 1 Man fahet auch wol einen gescheiden Fuchs. – Henisch, 1533. 2 Man fahet nicht vil, wenn man die Hund zum lauffen nötigen muss. – Henisch, 970; Petri, II, 445; Gruter, I, 56.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0485" n="[457]"/><cb n="913"/> *3 Er fackelt im Frost und fährt mit der Stange im Nebel umher.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 He fackelt nich, wenn he wach ward.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 465.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 He fackelt nig lang.</hi> – <hi rendition="#i">Schütze, I, 308.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er schlägt gleich drein oder drauflos.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Façon.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Façon ist theurer als der Stoff.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 161.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es mag jeder auf seine Façon selig werden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein sprichwörtlich gewordener Ausspruch Friedrich's des Grossen von Preussen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Libera religio reg est et nescia cogi. (<hi rendition="#i">Binder II, 1661.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Factotum.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist das Factotum.</hi> – <hi rendition="#i">Mathesy, 371<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 967.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Facultät.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Eine jede Facultät will den gantzen Mann haben.</hi> – <hi rendition="#i">Mathesy, 135<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Facultisten.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Facultisten und Belletristen lieben sich mit dem Mund, wie die Katze den Hund.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 161.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Facultisten und Belletristen sich schmatzen, so freundlich wie Hund und Katzen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Expertes invidentiae Masurum januae.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fädchen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Lange Fädchen, faule Mädchen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wenn sie lieber mit langen Fäden nähen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Faden.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alle Tage ein Faden macht des Jahrs ein Hemde.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, VI, 90.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Aus Fäden werden Stricke.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Faden der Güte zieht stärker, als das Tau der Gewalt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der Faden folgt der Nadel.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 969.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Dasselbe Sprichwort findet sich unter den Negern Westafrikas: „Der Faden ist gewöhnt, der Nadel zu folgen.“</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Der Faden ist fein gesponnen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Der stärkste Faden reisst, wenn man zu heftig zerrt (reisst).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Dünne Fäden brechen nicht so leicht als dicke und schlecht gesponnene.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Es hängt alles an einem Faden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Es ist kein Faden so klein gesponnen, er kommt zur Sonnen.</hi> – <hi rendition="#i">Müller, 14, 3; Bücking, 75; Siebenkees, 130; Kirchhofer, 176.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Et wird ken Fähmeken sau fien e'spunnen, et kümmet dach an de Sunnen.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) – <hi rendition="#i">Curtze, 353, 477;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Lehmann, 579, 8; Siebenkees, 129.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Nie wart sô klein gespunnen, oz kann ets wenne ze sunnen. (S. Spinnen.) (<hi rendition="#i">Boner.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 140.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Hast du den Faden angefangen, so spinn' ihn auch zu Ende.</hi> – <hi rendition="#i">Scheidemünze, II, 176.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Vorausgesetzt, dass er etwas taugt.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Immer dem Faden nach, so findet man den Knäuel (Ariadne).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Ist der faden bloss, so ist er dennoch roth, so lobt man das rothe Garn.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 969.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Subtile Feden brechen gern.</hi> – <hi rendition="#i">Pistor., X, 49; Lehmann, 736, 5.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Wenn der Faden bricht, macht man einen Weberknopf.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Abraham a Sancta Clara versteht darunter das Eingehen einer Nothehe, wenn aus dem leichtsinnigen Umgange der Jugend Folgen entstehen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wenn der Faden lang genug ist, wird er abgeschnitten.</hi> – <hi rendition="#i">Scheidemünze, II, 164.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Auch der Labensfaden.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Wenn man den Faden nicht knotet, macht man manchen Stich umsonst.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Wer den Faden gesponnen, der darf ihn auch zerschneiden.</hi> – <hi rendition="#i">Scheidemünze, II, 165.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Wer die Fäden zu fein spinnt, dem reissen sie leicht.</hi> – <hi rendition="#i">Sailer, 326; Simrock, 2240; Eiselein, 164.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von der überfeinen Begriffspalterei.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wo der Faden am schwächsten ist, da bricht er.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 263, 47.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Aus seidenen Fäden gesponnen sein.</hi> – <hi rendition="#i">Murner, Schelm., 47.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Frau Venus ..... ist auss seiden faden gspunnen, vil verthan vnd wenig gwunnen.“ (<hi rendition="#i">Kloster, I, 885.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="914"/> *22 Das hat einen Faden.</hi> (<hi rendition="#i">Meiningen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Soviel wie: Die Sache hat einen Haken. – Empfiehlt Vorsicht.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*23 Das ist der rothe Faden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Das ist nur zu Faden geschlagen.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Nur vorgearbeitet. Eigentlich vom Schneider, der zu nähen, vom Weber, der zu weben anhebt, dann aber von jedem begonnenen andern Thun. „Ich kriegte eine Bratwurst beim Zipfel und schlug selbige auf Abschlag zu Faden“, d. h. ich begann sie zu bearbeiten, zu verzehren. „Sein Text ihm (dem Pfarrer) schon die Adern reget, darauf er sein Werk zu Faden schläget“ d. i. drauflos predigt. (<hi rendition="#i">Grimm, III, 1233, 6<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Den Faden verlieren.</hi> – <hi rendition="#i">Grimm, III, 1233, 5.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Nach <hi rendition="#i">Kant (X, 180)</hi> hat ein englischer Advocat die Gewohnheit gehabt, beim Plaidiren einen Bindfaden aus der Tasche zu nehmen, den er unaufhörlich um den Finger auf- und abwickelte. Als sein Gegenadvocat ihm denselben einmal heimlich aus der Tasche prakticirt habe, sei er in Verlegenheit gekommen', und man habe gesagt, er habe den Faden seiner Rede verloren. Doch scheint mir dies eher eine Anwendung der Redensart als eine zufriedenstellende Erklärung ihres Ursprungs zu sein.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*26 Den Faden wieder aufnehmen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Der Faden seiner Geduld riss.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*28 Er darf nur an einem Faden ziehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">So geht die Sache, so kommt wieder etwas Neues.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*29 Er hat den Faden und sucht den Knäuel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*30 Er hat keinen trockenen Faden am Leibe!</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ist durch und durch nass von Regen oder Schweiss.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*31 Er kann wol Fäden zwirnen und Frauen machen aus Dirnen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 157.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*32 Es geht ein rother Faden hindurch. – Wurzbach II, 304.</hi> Quelle und Erklärung: Goethe's Wahlverwandschaft II, Kap. 2, Büchmann, 8. Aufl., 39.</p><lb/> <p rendition="#et">Um zu sagen, dass sich eine Sache durch ein gewisses Merkmal charakterisire, sodass sie dadurch einheitliche Gestaltung und Färbung erhält und ein streng festgehaltener Grundgedanke überall hindurchschimmert.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*33 Es hängt an eim seidin faden.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 59<hi rendition="#sup">b</hi>; Mathesy, 159<hi rendition="#sup">a</hi>; Pauli, Postilla, I, 331<hi rendition="#sup">a</hi>; Eiselein, 157; Grimm, III, 1233, 6<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Schwebt in Gefahr des Abreissens.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Etwas zu Faden schlagen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 157.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tobler (S. 173)</hi>: „Nebes z' Fada schlô“, d. i. den ersten Entwurf zu einer Sache machen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*35 Feine Fäden spinnen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*36 Ich brauche blos an einem Faden zu ziehen.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">So habe ich die Sache am Schnürlein.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*37 Mit doppeltem Fade büeze<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Bützen, meist büetzen gesprochen = ausbessern, flicken, aber ohne eingesetzte Stücke, holländisch <hi rendition="#i">boetsen,</hi> im berner Oberlande büessen. (<hi rendition="#i">Stalder, I, 252.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*38 'S gett 'n d'r Fôd'n aus.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) – Frommann, VI, 167, 81.</p><lb/> <p rendition="#et">Sein Vorrath, z. B. der des Redners an Gedanken, ist erschöpft, er stockt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*39 Sie seynd gleiches fadens.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 328, 42; Franck, II, 92<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von solchen, die sich äusserlich oder ihrem Charakter nach gleichen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*40 Wirre Fäden spinnen.</hi> </p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fadenmännlein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Glöck zue, Fadamannli<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> – <hi rendition="#i">Tobler, 173.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Eigentlich ein Mann, der Fäden feilbietet. – Ein scherzhafter oder ironischer Glückwunsch zu einer Sache, an deren glücklichen Ausgang man keinen besonders starken Glauben hat.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fadenrecht.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Etwas fadenrecht (oder nicht fadenrecht) machen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Obrigkeiten können nicht alles fadenrecht machen.“ (<hi rendition="#i">Luther.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fadenwürmer.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die Fadenwürmer sind gefährlicher als die Riesenschlangen.</hi> (<hi rendition="#i">Abyssinien.</hi>) – <hi rendition="#i">Altmann II.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fädlein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ist's Fädlein noch so fein gesponnen, es kommt doch endlich an die Sonnen.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fahen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Man fahet auch wol einen gescheiden Fuchs.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1533.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Man fahet nicht vil, wenn man die Hund zum lauffen nötigen muss.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 970; Petri, II, 445; Gruter, I, 56.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[457]/0485]
*3 Er fackelt im Frost und fährt mit der Stange im Nebel umher.
*4 He fackelt nich, wenn he wach ward. – Eichwald, 465.
*5 He fackelt nig lang. – Schütze, I, 308.
Er schlägt gleich drein oder drauflos.
Façon.
1 Die Façon ist theurer als der Stoff. – Eiselein, 161.
2 Es mag jeder auf seine Façon selig werden.
Ein sprichwörtlich gewordener Ausspruch Friedrich's des Grossen von Preussen.
Lat.: Libera religio reg est et nescia cogi. (Binder II, 1661.)
Factotum.
* Er ist das Factotum. – Mathesy, 371b; Henisch, 967.
Facultät.
Eine jede Facultät will den gantzen Mann haben. – Mathesy, 135a.
Facultisten.
1 Facultisten und Belletristen lieben sich mit dem Mund, wie die Katze den Hund. – Eiselein, 161.
2 Facultisten und Belletristen sich schmatzen, so freundlich wie Hund und Katzen.
Lat.: Expertes invidentiae Masurum januae.
Fädchen.
Lange Fädchen, faule Mädchen.
Wenn sie lieber mit langen Fäden nähen.
Faden.
1 Alle Tage ein Faden macht des Jahrs ein Hemde. – Winckler, VI, 90.
2 Aus Fäden werden Stricke.
3 Der Faden der Güte zieht stärker, als das Tau der Gewalt.
4 Der Faden folgt der Nadel. – Henisch, 969.
Dasselbe Sprichwort findet sich unter den Negern Westafrikas: „Der Faden ist gewöhnt, der Nadel zu folgen.“
5 Der Faden ist fein gesponnen.
6 Der stärkste Faden reisst, wenn man zu heftig zerrt (reisst).
7 Dünne Fäden brechen nicht so leicht als dicke und schlecht gesponnene.
8 Es hängt alles an einem Faden.
9 Es ist kein Faden so klein gesponnen, er kommt zur Sonnen. – Müller, 14, 3; Bücking, 75; Siebenkees, 130; Kirchhofer, 176.
10 Et wird ken Fähmeken sau fien e'spunnen, et kümmet dach an de Sunnen. (Waldeck.) – Curtze, 353, 477; hochdeutsch bei Lehmann, 579, 8; Siebenkees, 129.
Mhd.: Nie wart sô klein gespunnen, oz kann ets wenne ze sunnen. (S. Spinnen.) (Boner.) (Zingerle, 140.)
11 Hast du den Faden angefangen, so spinn' ihn auch zu Ende. – Scheidemünze, II, 176.
Vorausgesetzt, dass er etwas taugt.
12 Immer dem Faden nach, so findet man den Knäuel (Ariadne).
13 Ist der faden bloss, so ist er dennoch roth, so lobt man das rothe Garn. – Henisch, 969.
14 Subtile Feden brechen gern. – Pistor., X, 49; Lehmann, 736, 5.
15 Wenn der Faden bricht, macht man einen Weberknopf.
Abraham a Sancta Clara versteht darunter das Eingehen einer Nothehe, wenn aus dem leichtsinnigen Umgange der Jugend Folgen entstehen.
16 Wenn der Faden lang genug ist, wird er abgeschnitten. – Scheidemünze, II, 164.
Auch der Labensfaden.
17 Wenn man den Faden nicht knotet, macht man manchen Stich umsonst.
18 Wer den Faden gesponnen, der darf ihn auch zerschneiden. – Scheidemünze, II, 165.
19 Wer die Fäden zu fein spinnt, dem reissen sie leicht. – Sailer, 326; Simrock, 2240; Eiselein, 164.
Von der überfeinen Begriffspalterei.
20 Wo der Faden am schwächsten ist, da bricht er. – Lehmann, 263, 47.
*21 Aus seidenen Fäden gesponnen sein. – Murner, Schelm., 47.
„Frau Venus ..... ist auss seiden faden gspunnen, vil verthan vnd wenig gwunnen.“ (Kloster, I, 885.)
*22 Das hat einen Faden. (Meiningen.)
Soviel wie: Die Sache hat einen Haken. – Empfiehlt Vorsicht.
*23 Das ist der rothe Faden.
*24 Das ist nur zu Faden geschlagen. (Rottenburg.)
Nur vorgearbeitet. Eigentlich vom Schneider, der zu nähen, vom Weber, der zu weben anhebt, dann aber von jedem begonnenen andern Thun. „Ich kriegte eine Bratwurst beim Zipfel und schlug selbige auf Abschlag zu Faden“, d. h. ich begann sie zu bearbeiten, zu verzehren. „Sein Text ihm (dem Pfarrer) schon die Adern reget, darauf er sein Werk zu Faden schläget“ d. i. drauflos predigt. (Grimm, III, 1233, 6b.)
*25 Den Faden verlieren. – Grimm, III, 1233, 5.
Nach Kant (X, 180) hat ein englischer Advocat die Gewohnheit gehabt, beim Plaidiren einen Bindfaden aus der Tasche zu nehmen, den er unaufhörlich um den Finger auf- und abwickelte. Als sein Gegenadvocat ihm denselben einmal heimlich aus der Tasche prakticirt habe, sei er in Verlegenheit gekommen', und man habe gesagt, er habe den Faden seiner Rede verloren. Doch scheint mir dies eher eine Anwendung der Redensart als eine zufriedenstellende Erklärung ihres Ursprungs zu sein.
*26 Den Faden wieder aufnehmen.
*27 Der Faden seiner Geduld riss.
*28 Er darf nur an einem Faden ziehen.
So geht die Sache, so kommt wieder etwas Neues.
*29 Er hat den Faden und sucht den Knäuel.
*30 Er hat keinen trockenen Faden am Leibe!
Ist durch und durch nass von Regen oder Schweiss.
*31 Er kann wol Fäden zwirnen und Frauen machen aus Dirnen. – Eiselein, 157.
*32 Es geht ein rother Faden hindurch. – Wurzbach II, 304. Quelle und Erklärung: Goethe's Wahlverwandschaft II, Kap. 2, Büchmann, 8. Aufl., 39.
Um zu sagen, dass sich eine Sache durch ein gewisses Merkmal charakterisire, sodass sie dadurch einheitliche Gestaltung und Färbung erhält und ein streng festgehaltener Grundgedanke überall hindurchschimmert.
*33 Es hängt an eim seidin faden. – Franck, II, 59b; Mathesy, 159a; Pauli, Postilla, I, 331a; Eiselein, 157; Grimm, III, 1233, 6a.
Schwebt in Gefahr des Abreissens.
*34 Etwas zu Faden schlagen. – Eiselein, 157.
Bei Tobler (S. 173): „Nebes z' Fada schlô“, d. i. den ersten Entwurf zu einer Sache machen.
*35 Feine Fäden spinnen.
*36 Ich brauche blos an einem Faden zu ziehen. (Nürtingen.)
So habe ich die Sache am Schnürlein.
*37 Mit doppeltem Fade büeze1. (Luzern.)
1) Bützen, meist büetzen gesprochen = ausbessern, flicken, aber ohne eingesetzte Stücke, holländisch boetsen, im berner Oberlande büessen. (Stalder, I, 252.)
*38 'S gett 'n d'r Fôd'n aus. (Franken.) – Frommann, VI, 167, 81.
Sein Vorrath, z. B. der des Redners an Gedanken, ist erschöpft, er stockt.
*39 Sie seynd gleiches fadens. – Lehmann, 328, 42; Franck, II, 92b.
Von solchen, die sich äusserlich oder ihrem Charakter nach gleichen.
*40 Wirre Fäden spinnen.
Fadenmännlein.
Glöck zue, Fadamannli1. – Tobler, 173.
1) Eigentlich ein Mann, der Fäden feilbietet. – Ein scherzhafter oder ironischer Glückwunsch zu einer Sache, an deren glücklichen Ausgang man keinen besonders starken Glauben hat.
Fadenrecht.
* Etwas fadenrecht (oder nicht fadenrecht) machen.
„Obrigkeiten können nicht alles fadenrecht machen.“ (Luther.)
Fadenwürmer.
Die Fadenwürmer sind gefährlicher als die Riesenschlangen. (Abyssinien.) – Altmann II.
Fädlein.
Ist's Fädlein noch so fein gesponnen, es kommt doch endlich an die Sonnen.
Fahen.
1 Man fahet auch wol einen gescheiden Fuchs. – Henisch, 1533.
2 Man fahet nicht vil, wenn man die Hund zum lauffen nötigen muss. – Henisch, 970; Petri, II, 445; Gruter, I, 56.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |