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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 7 Der Alte schmeckt oft nach dem Jungen.

8 Der Alte vergisst's, der Junge weiss nicht.

9 Der thut einem Alten nicht unrecht, der ihm eine Abendmahlzeit stiehlt.

Empfiehlt bejahrten Personen Mässigkeit beim Abendtisch.

Engl.: He wrongs not an old man, who steels his supper from him.

10 Des Alten Stab sind seine Zähne.

11 Ein Alter, der ein jung Weib nimmt, ladet den Tod zu Gaste.

Frz.: Lorsqu'un vieux fait l'amour, la mort court a l'entour.

12 Ein Alter, der noch tanzen will, macht, dem Teufel ein Freudenspiel.

Die Griechen nannten einen, der wider Willen in hohem Alter und kraftlos zu einer gefahrvollen Arbeit getrieben wurde, "das Pferd des Ibykus". Der Dichter Ibykos hatte ein sehr altes Pferd, welches, durch Wettrennen entkräftet, und aufs neue zum Wettrennen an den Wagen gespannt, sich fürchtete. Als das Volk lachte, sagte Ibykos: "Das Pferd gleicht dem Herrn, der auch, bereits in hohem Alter, noch zu Liebschaften getrieben wird, da er sich zu nichts weniger als dazu eignet."

Lat.: Ibici equus. (Erasm., 26.)

13 Ein Alter, der noch tanzen will, schafft nichts Gutes mit seinem Spiel.

14 Ein Alter, der verliebt ist, ist ein Winter mit Blumen.

Frz.: Vieil en amours, hyver en fleurs.

15 Ein Alter dient zum Heirathen wie der Winter zu der Ernte.

16 Ein Alter hat den Tod vor Augen, ein Junger auf dem Rücken.

17 Ein Alter kann keinen hohen Berg ersteigen.

18 Ein Alter mit Verstand, ein Junger mit Gewalt.

19 Ein Alter richtet mehr aus mit Rathen, als ein Junger mit Thaten.

Lat.: Senectus leonis praestantior hinnulorum juventa.

20 Ein Alter sieht besser hinter sich, als ein Junger vor sich.

Was auch bei einem einigermassen guten Gedächtniss gar keine Kunst ist. Der Blick in die Räthsel der Zukunft ist schwieriger, als der auf die offenen Felder der Vergangenheit. Man könnte daher mit Recht erwarten, dass sich das Sprichwort so ausdrückte: Ein Alter sieht besser vor (wozu ihn die Schlüsse von der Vergangenheit auf die Zukunft befähigen) als ein Junger hinter sich.

21 Eines Alten Rath ist halbe That.

It.: Consiglio d'uomo vecchio non rompe mai la testa.

22 Es sei der Alte, es sei der Junge, wessen Leben ist ohne Ordnung, der verliert auch die Gerechtigkeit und geräth in Zaghaftigkeit.

23 Hat ein Alter keine Kenntnisse, so hat er doch Erfahrung.

Erfahrungskenntnisse im Gegensatz der Schulkenntnisse.

24 In eines Alten Schose ist gut schlafen.

25 Kein Alter hat ausgelernt, er wäre denn von den Todten auferstanden.

26 Kein Alter werde ausgelacht, weil Alter uns zu Kindern macht.

27 Nimmt ein Alter eine junge Frau, so ladet er den Tod zur Trau.

28 Sok Oal, sok Jong. (Amrum.) - Lappenkorb, Frimenich, III, 8.

Solche Alte, solche Junge, oder: Wie die Alten, so die Jungen.

29 Wenn ein Alter ein jung Mädchen heirathet, so kommt der Morgen zur Mitternacht.

30 Wenn ein Alter ein jung Weib nimmt, so lachet der Tod.

Lat.: Est in canitie ridiculosa venus. (Ovid.)

31 Wenn ein Alter kegelt, macht die Kugel viel Geräusch.

Es fällt doppelt auf, wenn sich ein Alter etwas erlaubt, was man schon der Jugend nicht will hingehen lassen.

32 Wenn ein Alter scherzt mit jungem Weib, so platzt dem Tod der Leib.

So lacht er.

33 Wenn ein Alter tanzt, so macht er grossen Staub.

34 Wenn man den Alten beim Barte zupft, so verdriesst's ihn.

[Spaltenumbruch] 35 Wenn man den Alten schlachtet, kommt Fett. - Schamelius, 8.

Von reichen Alten.

Holl.: Als die oude geslagt wordt, zal er wel smeer uitkomen. (Harrebomee, II, 155.)

36 Wer einen Alten zum Geben ermahnt, der richtet so viel aus, als der einem Todten eine Arznei zur Gesundheit gibt.

Sparsamkeit ist eine vorherrschende Eigenschaft der Alten.


Alte (die).

Eine Alte mit Geld ist mehr werth (gilt mehr) als eine junge mit Haaren in der Welt.


Alten (die).

1 Alten kann man wol vorlaufen, aber nicht vorrathen.

Oft findet sich aber das Alter früher im Kopfe als in den Beinen ein.

2 Alten muss man ihre Weise lassen.

It.: E piu facile rovesciar un pozzo, che riformar un vecchio.

3 Alten und Kindern muss man keine Wohlthaten erweisen.

Weil die einen sie nicht vergelten können, die andern sie vergessen. - Der Grundsatz derer, welche das Gute nur aus Speculation thun.

4 Alte rathen, Junge thaten.

Lit.: Sens Protu, jauns Gwoltu.

5 Alte sind zäh, sollen sie geben, so thut's ihnen weh.

6 Alte soll man ehren, Junge treulich lehren, Weise fleissig fragen, Narren gern ertragen. - Weisheit, 1.

It.: Onora il senno antico.

Lat.: Magna fuit quondam capitis reverentia seni, inque suo pretio ruga senilis erat.

Ung.: Mikepen tisztelted s' becsütted te az örregebbeket azon varhatod fejedre.

7 An einem Alten und einem Buben ist jede Wohlthat verschwendet.

8 As de Oolen sungen, so piept de Jungen. (Rastede in Oldenburg.)

9 Bei Alten suche Rath, bei Jungen That.

10 Bei Alten wird man gut gehalten.

Trostgrund für Junge beim Freien und Dienen.

11 Bei den Alten ist Klugheit. - Hiob, 12, 42.

Lat.: Senibus rerum prudentia major.

12 Bloe Ahle, bloe Junge. (Schles.)

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme.

13 De Oalle maut füär ghon, sach de Junge, doa stodd'n sin Var de Trappe af. (Hemer in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 255. (S. Alter.)

14 Den Alten gebührt die Ehre.

Hochachtung den Weisen der Vorzeit.

15 Den Alten muss (mag) man glauben.

Versteht sich, wenn die Glaubwürdiges berichten. Gilt sowol im Sinne "früher Vorfahren", als von denen, die "viel Jahre" zählen.

Lat.: Priscis et veteribus credendum est. (Cicero.) (Erasmus, 308.) - Utile doctrinis praebere senilibus aures.

16 Den Alte noh, sie heud au ghuset. (Luzern.) - Schweiz.

17 Den Olen kann man wol entlopen, man nicht entgissen. - Richey, 70.

Gissen = muthmassen, wähnen.

18 Der Alten Heirath ist ein Sendschreiben an den Todtengräber.

19 Der Alten Muth ist allzeit gut.

20 Der Alten Ruth, der Jungen That, der Männer Muth ist allzeit gut.

Der Jungen That ist nur gut, wenn sie sich dem weisen Rathe eines Alten unterordnet.

Holl.: Der ouden raad, der jongen daad, der mannen moed is altijd goed. (Harrebomee, II, 155.)

Lat.: Consule vir, fac vota senex, juvenisque labora. - Est senibus prudentia major. - Facta juvenum consilia mediocrium vota senum. (Tappius, 116b.)

21 Der Alten Rath, der Jungen That, macht Krummes grad. (Bairisch.)

22 Der Alten Rath ist so gut als der Jungen That.

Lat.: Consilia senum juvenum lanceae.

23 Der Alten Schatten gilt mehr als der Jungen Gewehr.

Ein einziger Rathschlag von ihnen bewirkt oft mehr als die vereinten Anstrengungen junger Kräfte.

Lat.: Melior est umbra senum, quam gladius juvenum.

[Spaltenumbruch] 7 Der Alte schmeckt oft nach dem Jungen.

8 Der Alte vergisst's, der Junge weiss nicht.

9 Der thut einem Alten nicht unrecht, der ihm eine Abendmahlzeit stiehlt.

Empfiehlt bejahrten Personen Mässigkeit beim Abendtisch.

Engl.: He wrongs not an old man, who steels his supper from him.

10 Des Alten Stab sind seine Zähne.

11 Ein Alter, der ein jung Weib nimmt, ladet den Tod zu Gaste.

Frz.: Lorsqu'un vieux fait l'amour, la mort court à l'entour.

12 Ein Alter, der noch tanzen will, macht, dem Teufel ein Freudenspiel.

Die Griechen nannten einen, der wider Willen in hohem Alter und kraftlos zu einer gefahrvollen Arbeit getrieben wurde, „das Pferd des Ibykus“. Der Dichter Ibykos hatte ein sehr altes Pferd, welches, durch Wettrennen entkräftet, und aufs neue zum Wettrennen an den Wagen gespannt, sich fürchtete. Als das Volk lachte, sagte Ibykos: „Das Pferd gleicht dem Herrn, der auch, bereits in hohem Alter, noch zu Liebschaften getrieben wird, da er sich zu nichts weniger als dazu eignet.“

Lat.: Ibici equus. (Erasm., 26.)

13 Ein Alter, der noch tanzen will, schafft nichts Gutes mit seinem Spiel.

14 Ein Alter, der verliebt ist, ist ein Winter mit Blumen.

Frz.: Vieil en amours, hyver en fleurs.

15 Ein Alter dient zum Heirathen wie der Winter zu der Ernte.

16 Ein Alter hat den Tod vor Augen, ein Junger auf dem Rücken.

17 Ein Alter kann keinen hohen Berg ersteigen.

18 Ein Alter mit Verstand, ein Junger mit Gewalt.

19 Ein Alter richtet mehr aus mit Rathen, als ein Junger mit Thaten.

Lat.: Senectus leonis praestantior hinnulorum juventa.

20 Ein Alter sieht besser hinter sich, als ein Junger vor sich.

Was auch bei einem einigermassen guten Gedächtniss gar keine Kunst ist. Der Blick in die Räthsel der Zukunft ist schwieriger, als der auf die offenen Felder der Vergangenheit. Man könnte daher mit Recht erwarten, dass sich das Sprichwort so ausdrückte: Ein Alter sieht besser vor (wozu ihn die Schlüsse von der Vergangenheit auf die Zukunft befähigen) als ein Junger hinter sich.

21 Eines Alten Rath ist halbe That.

It.: Consiglio d'uomo vecchio non rompe mai la testa.

22 Es sei der Alte, es sei der Junge, wessen Leben ist ohne Ordnung, der verliert auch die Gerechtigkeit und geräth in Zaghaftigkeit.

23 Hat ein Alter keine Kenntnisse, so hat er doch Erfahrung.

Erfahrungskenntnisse im Gegensatz der Schulkenntnisse.

24 In eines Alten Schose ist gut schlafen.

25 Kein Alter hat ausgelernt, er wäre denn von den Todten auferstanden.

26 Kein Alter werde ausgelacht, weil Alter uns zu Kindern macht.

27 Nimmt ein Alter eine junge Frau, so ladet er den Tod zur Trau.

28 Sok Oal, sok Jong. (Amrum.) – Lappenkorb, Frimenich, III, 8.

Solche Alte, solche Junge, oder: Wie die Alten, so die Jungen.

29 Wenn ein Alter ein jung Mädchen heirathet, so kommt der Morgen zur Mitternacht.

30 Wenn ein Alter ein jung Weib nimmt, so lachet der Tod.

Lat.: Est in canitie ridiculosa venus. (Ovid.)

31 Wenn ein Alter kegelt, macht die Kugel viel Geräusch.

Es fällt doppelt auf, wenn sich ein Alter etwas erlaubt, was man schon der Jugend nicht will hingehen lassen.

32 Wenn ein Alter scherzt mit jungem Weib, so platzt dem Tod der Leib.

So lacht er.

33 Wenn ein Alter tanzt, so macht er grossen Staub.

34 Wenn man den Alten beim Barte zupft, so verdriesst's ihn.

[Spaltenumbruch] 35 Wenn man den Alten schlachtet, kommt Fett.Schamelius, 8.

Von reichen Alten.

Holl.: Als die oude geslagt wordt, zal er wel smeer uitkomen. (Harrebomée, II, 155.)

36 Wer einen Alten zum Geben ermahnt, der richtet so viel aus, als der einem Todten eine Arznei zur Gesundheit gibt.

Sparsamkeit ist eine vorherrschende Eigenschaft der Alten.


Alte (die).

Eine Alte mit Geld ist mehr werth (gilt mehr) als eine junge mit Haaren in der Welt.


Alten (die).

1 Alten kann man wol vorlaufen, aber nicht vorrathen.

Oft findet sich aber das Alter früher im Kopfe als in den Beinen ein.

2 Alten muss man ihre Weise lassen.

It.: E più facile rovesciar un pozzo, che riformar un vecchio.

3 Alten und Kindern muss man keine Wohlthaten erweisen.

Weil die einen sie nicht vergelten können, die andern sie vergessen. – Der Grundsatz derer, welche das Gute nur aus Speculation thun.

4 Alte rathen, Junge thaten.

Lit.: Séns Protù, jáuns Gwoltù.

5 Alte sind zäh, sollen sie geben, so thut's ihnen weh.

6 Alte soll man ehren, Junge treulich lehren, Weise fleissig fragen, Narren gern ertragen.Weisheit, 1.

It.: Onora il senno antico.

Lat.: Magna fuit quondam capitis reverentia seni, inque suo pretio ruga senilis erat.

Ung.: Miképen tisztelted s' becsütted te az örregebbeket azon várhatod fejedre.

7 An einem Alten und einem Buben ist jede Wohlthat verschwendet.

8 As de Oolen sungen, so piept de Jungen. (Rastede in Oldenburg.)

9 Bei Alten suche Rath, bei Jungen That.

10 Bei Alten wird man gut gehalten.

Trostgrund für Junge beim Freien und Dienen.

11 Bei den Alten ist Klugheit.Hiob, 12, 42.

Lat.: Senibus rerum prudentia major.

12 Bloe Ahle, bloe Junge. (Schles.)

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme.

13 De Oalle maut füär ghon, sach de Junge, doa stodd'n sin Vâr de Trappe af. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 255. (S. Alter.)

14 Den Alten gebührt die Ehre.

Hochachtung den Weisen der Vorzeit.

15 Den Alten muss (mag) man glauben.

Versteht sich, wenn die Glaubwürdiges berichten. Gilt sowol im Sinne „früher Vorfahren“, als von denen, die „viel Jahre“ zählen.

Lat.: Priscis et veteribus credendum est. (Cicero.) (Erasmus, 308.) – Utile doctrinis praebere senilibus aures.

16 Den Alte noh, sie heud au ghuset. (Luzern.) – Schweiz.

17 Den Olen kann man wol entlôpen, man nicht entgissen.Richey, 70.

Gissen = muthmassen, wähnen.

18 Der Alten Heirath ist ein Sendschreiben an den Todtengräber.

19 Der Alten Muth ist allzeit gut.

20 Der Alten Ruth, der Jungen That, der Männer Muth ist allzeit gut.

Der Jungen That ist nur gut, wenn sie sich dem weisen Rathe eines Alten unterordnet.

Holl.: Der ouden raad, der jongen daad, der mannen moed is altijd goed. (Harrebomée, II, 155.)

Lat.: Consule vir, fac vota senex, juvenisque labora. – Est senibus prudentia major. – Facta juvenum consilia mediocrium vota senum. (Tappius, 116b.)

21 Der Alten Rath, der Jungen That, macht Krummes grad. (Bairisch.)

22 Der Alten Rath ist so gut als der Jungen That.

Lat.: Consilia senum juvenum lanceae.

23 Der Alten Schatten gilt mehr als der Jungen Gewehr.

Ein einziger Rathschlag von ihnen bewirkt oft mehr als die vereinten Anstrengungen junger Kräfte.

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[[28]/0056] 7 Der Alte schmeckt oft nach dem Jungen. 8 Der Alte vergisst's, der Junge weiss nicht. 9 Der thut einem Alten nicht unrecht, der ihm eine Abendmahlzeit stiehlt. Empfiehlt bejahrten Personen Mässigkeit beim Abendtisch. Engl.: He wrongs not an old man, who steels his supper from him. 10 Des Alten Stab sind seine Zähne. 11 Ein Alter, der ein jung Weib nimmt, ladet den Tod zu Gaste. Frz.: Lorsqu'un vieux fait l'amour, la mort court à l'entour. 12 Ein Alter, der noch tanzen will, macht, dem Teufel ein Freudenspiel. Die Griechen nannten einen, der wider Willen in hohem Alter und kraftlos zu einer gefahrvollen Arbeit getrieben wurde, „das Pferd des Ibykus“. Der Dichter Ibykos hatte ein sehr altes Pferd, welches, durch Wettrennen entkräftet, und aufs neue zum Wettrennen an den Wagen gespannt, sich fürchtete. Als das Volk lachte, sagte Ibykos: „Das Pferd gleicht dem Herrn, der auch, bereits in hohem Alter, noch zu Liebschaften getrieben wird, da er sich zu nichts weniger als dazu eignet.“ Lat.: Ibici equus. (Erasm., 26.) 13 Ein Alter, der noch tanzen will, schafft nichts Gutes mit seinem Spiel. 14 Ein Alter, der verliebt ist, ist ein Winter mit Blumen. Frz.: Vieil en amours, hyver en fleurs. 15 Ein Alter dient zum Heirathen wie der Winter zu der Ernte. 16 Ein Alter hat den Tod vor Augen, ein Junger auf dem Rücken. 17 Ein Alter kann keinen hohen Berg ersteigen. 18 Ein Alter mit Verstand, ein Junger mit Gewalt. 19 Ein Alter richtet mehr aus mit Rathen, als ein Junger mit Thaten. Lat.: Senectus leonis praestantior hinnulorum juventa. 20 Ein Alter sieht besser hinter sich, als ein Junger vor sich. Was auch bei einem einigermassen guten Gedächtniss gar keine Kunst ist. Der Blick in die Räthsel der Zukunft ist schwieriger, als der auf die offenen Felder der Vergangenheit. Man könnte daher mit Recht erwarten, dass sich das Sprichwort so ausdrückte: Ein Alter sieht besser vor (wozu ihn die Schlüsse von der Vergangenheit auf die Zukunft befähigen) als ein Junger hinter sich. 21 Eines Alten Rath ist halbe That. It.: Consiglio d'uomo vecchio non rompe mai la testa. 22 Es sei der Alte, es sei der Junge, wessen Leben ist ohne Ordnung, der verliert auch die Gerechtigkeit und geräth in Zaghaftigkeit. 23 Hat ein Alter keine Kenntnisse, so hat er doch Erfahrung. Erfahrungskenntnisse im Gegensatz der Schulkenntnisse. 24 In eines Alten Schose ist gut schlafen. 25 Kein Alter hat ausgelernt, er wäre denn von den Todten auferstanden. 26 Kein Alter werde ausgelacht, weil Alter uns zu Kindern macht. 27 Nimmt ein Alter eine junge Frau, so ladet er den Tod zur Trau. 28 Sok Oal, sok Jong. (Amrum.) – Lappenkorb, Frimenich, III, 8. Solche Alte, solche Junge, oder: Wie die Alten, so die Jungen. 29 Wenn ein Alter ein jung Mädchen heirathet, so kommt der Morgen zur Mitternacht. 30 Wenn ein Alter ein jung Weib nimmt, so lachet der Tod. Lat.: Est in canitie ridiculosa venus. (Ovid.) 31 Wenn ein Alter kegelt, macht die Kugel viel Geräusch. Es fällt doppelt auf, wenn sich ein Alter etwas erlaubt, was man schon der Jugend nicht will hingehen lassen. 32 Wenn ein Alter scherzt mit jungem Weib, so platzt dem Tod der Leib. So lacht er. 33 Wenn ein Alter tanzt, so macht er grossen Staub. 34 Wenn man den Alten beim Barte zupft, so verdriesst's ihn. 35 Wenn man den Alten schlachtet, kommt Fett. – Schamelius, 8. Von reichen Alten. Holl.: Als die oude geslagt wordt, zal er wel smeer uitkomen. (Harrebomée, II, 155.) 36 Wer einen Alten zum Geben ermahnt, der richtet so viel aus, als der einem Todten eine Arznei zur Gesundheit gibt. Sparsamkeit ist eine vorherrschende Eigenschaft der Alten. Alte (die). Eine Alte mit Geld ist mehr werth (gilt mehr) als eine junge mit Haaren in der Welt. Alten (die). 1 Alten kann man wol vorlaufen, aber nicht vorrathen. Oft findet sich aber das Alter früher im Kopfe als in den Beinen ein. 2 Alten muss man ihre Weise lassen. It.: E più facile rovesciar un pozzo, che riformar un vecchio. 3 Alten und Kindern muss man keine Wohlthaten erweisen. Weil die einen sie nicht vergelten können, die andern sie vergessen. – Der Grundsatz derer, welche das Gute nur aus Speculation thun. 4 Alte rathen, Junge thaten. Lit.: Séns Protù, jáuns Gwoltù. 5 Alte sind zäh, sollen sie geben, so thut's ihnen weh. 6 Alte soll man ehren, Junge treulich lehren, Weise fleissig fragen, Narren gern ertragen. – Weisheit, 1. It.: Onora il senno antico. Lat.: Magna fuit quondam capitis reverentia seni, inque suo pretio ruga senilis erat. Ung.: Miképen tisztelted s' becsütted te az örregebbeket azon várhatod fejedre. 7 An einem Alten und einem Buben ist jede Wohlthat verschwendet. 8 As de Oolen sungen, so piept de Jungen. (Rastede in Oldenburg.) 9 Bei Alten suche Rath, bei Jungen That. 10 Bei Alten wird man gut gehalten. Trostgrund für Junge beim Freien und Dienen. 11 Bei den Alten ist Klugheit. – Hiob, 12, 42. Lat.: Senibus rerum prudentia major. 12 Bloe Ahle, bloe Junge. (Schles.) Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme. 13 De Oalle maut füär ghon, sach de Junge, doa stodd'n sin Vâr de Trappe af. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 255. (S. Alter.) 14 Den Alten gebührt die Ehre. Hochachtung den Weisen der Vorzeit. 15 Den Alten muss (mag) man glauben. Versteht sich, wenn die Glaubwürdiges berichten. Gilt sowol im Sinne „früher Vorfahren“, als von denen, die „viel Jahre“ zählen. Lat.: Priscis et veteribus credendum est. (Cicero.) (Erasmus, 308.) – Utile doctrinis praebere senilibus aures. 16 Den Alte noh, sie heud au ghuset. (Luzern.) – Schweiz. 17 Den Olen kann man wol entlôpen, man nicht entgissen. – Richey, 70. Gissen = muthmassen, wähnen. 18 Der Alten Heirath ist ein Sendschreiben an den Todtengräber. 19 Der Alten Muth ist allzeit gut. 20 Der Alten Ruth, der Jungen That, der Männer Muth ist allzeit gut. Der Jungen That ist nur gut, wenn sie sich dem weisen Rathe eines Alten unterordnet. Holl.: Der ouden raad, der jongen daad, der mannen moed is altijd goed. (Harrebomée, II, 155.) Lat.: Consule vir, fac vota senex, juvenisque labora. – Est senibus prudentia major. – Facta juvenum consilia mediocrium vota senum. (Tappius, 116b.) 21 Der Alten Rath, der Jungen That, macht Krummes grad. (Bairisch.) 22 Der Alten Rath ist so gut als der Jungen That. Lat.: Consilia senum juvenum lanceae. 23 Der Alten Schatten gilt mehr als der Jungen Gewehr. Ein einziger Rathschlag von ihnen bewirkt oft mehr als die vereinten Anstrengungen junger Kräfte. Lat.: Melior est umbra senum, quam gladius juvenum.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [28]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/56>, abgerufen am 22.11.2024.