Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] I, 57; Simrock, 2603; Eiselein, 178; Körte, 1480; Sailer, 131.

In Mainz war gutes Leben, denn es stand unter dem Krummstabe; vielleicht hat aber auch die schöne Lage der Stadt zu dem Wunsche Veranlassung gegeben. (S. Hamburg, Leipzig, Naumburg, Nürnberg.)

Holl.: Wanneer Frankfort mijn was, zoo wilde ik het te Mentz verteren. (Harrebomee, I, 195.)


Frankfurter.

Der Frankfurter ist ein Christ, wenn er im Dusel ist.


Frankreich.

1 Frankreich ist das Asyl unglücklicher Könige, Preussen das Asyl unglücklicher Völker. - Der Gesellschafter (Magdeburg 1783), III, 203.

Die Dänen fassen Frankreich als die Kornkammer Spaniens auf: Frankrig er Spaniens kornlade. (Prov. dan., 193.) Ludwig XI. nannte es eine gute Wiese, die der König, so oft er wolle, mähen könne. (Zinkgref, IV.) Napoleon I. nannte es seine Geliebte, Saint-Simon die Avantgarde der europäischen Civilisation, Jochmann nur den Trommelschläger, Oelsner den Flügelmann derselben. (Jochmann, Reliquien, Hechingen 1836, I, 181.) Nach A. Constant (Bibel der Freiheit, Leipzig 1848, S. 218.) bedeutet es Freiheit. Bougeart nennt es das Land, in welchem die Männer die meiste Galanterie gegen die Frauen, aber die wenigste Achtung vor ihnen haben.

2 In Frankreich findet man viel Wirthe, aber wenig Freunde. - Opel, 385.

3 In Frankreich ist allzeit etwas Neues, aber selten was Gutes. - Opel, 386.

4 Wenn Frankreich ein Ei wäre, so könnte Saintogne der Dotter sein. - Berckenmeyer, 72.


Fransch.

Dat nimmt sik Fransch aut, säd Hans, un kreg de Diern bi'n Schinken. (Holst.) - Hoefer, 415.


Fransen.

Da will ich die Franzeln von meim beste Rock verliere. (Pennsylvanisch-deutsch.) - Bucks County-Express, Doylestown 1854.

Betheuerungsformel und hinzuzufügen: wenn das nicht wahr, nicht so ist.


Franz.

1 Fied, seed Frans, un seet up de Appelkist. (Holst.)

Von einem dieses Namens, der seinen Verfolgern entwischte und sie dann auslachte.

2 Frans brannt de Lamp noch? Jo, Moder, as en Lier. Abraham, wat dühste dann? Eck sett bei de Mäd1 an 't Füür. (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 164.

1) Den Mägden.

3 Franz von Assisi hat den Esel nicht umsonst seinen Bruder genannt, denn seine Söhne können den Onkel nicht verleugnen. - Klosterspiegel, 55, 3.

Als Franz von Assisi einmal an einem Orte predigte und sein Esel wild ausschlug, sagte er: "Mein Bruder Esel sei ruhig und lass mich predigen." Und sein Bruder Esel steckte den Kopf zwischen die Beine und rührte sich nicht. (Vgl. über das Leben und Wirken des Franz von Assisi in Nr. 85 der Westdeutschen Zeitung, Köln 1849.)

4 Lat em Franz heten, bi de Ossen sall he jo man, säd de Baur. (Greifswald.)

5 Lat et Franz heiten, wenn't auk Christian het. (Lippe.)

*6 Er sollte heissen Franz, unter der Nase ganz. - Kirchhofer, 349.


Franzmann.

Franzmanns Wort und dürres Laub werden jedem Wind zum Raub.


Franzose (Volksname).

1 Den Franzosen und dem Teufel ist nicht zu trauen.

Börne (Briefe aus Paris, I) behauptet sogar, jeder Franzose habe den Teufel im Leibe, und wenn eine Teufelei darzustellen sei, mislinge ihnen das nie.

2 Der Frantzose ist in seinem Unternehmen wie ein Adler, der Teutsche wie ein Bär, der Italiäner wie ein Fuchs, der Spanier wie ein Elephant, der Engelländer wie ein Löw. (S. Deutscher u. Franke.) - Berckenmeyer, 7.

Die Franzosen selbst sagen: Les Italiens a pisser, les Francois a crier, les Anglois a manger, les Espagnols a braver et les Allemands a s'enyvrer. - L'Italien est sage devant la main, l'Allemand sur le fait, et le Francois apres le coup. (Leroux, I, 194.)

[Spaltenumbruch] 3 Der Frantzose ist schertzhafft, der Teutsche affabel, der Italiäner complaisant, der Spanier gravitätisch und der Engelländer veränderlich. - Berckenmeyer, 6.

Man urtheilt über niemand flüchtiger und meist ungerechter, als über ganze Völker. Lehmann (763, 43) sagt: "Offt helt man vor ein mangel das eines Volcks tugend ist. Als dass die Frantzosen hurtig, stutzig, eygensinnig seyn, wenn das nicht were, so würden sie nicht so grosse anfechtungen beschirmen können. Sie haben damit vielen Völckern obgesieget, die sich gar gescheid vnd witzig halten."

Frz.: Les Italiens pleurent, les Allemands crient et les Francois chantent. (Leroux, I, 194.)

4 Der Franzos ist ein guter Freund, aber ein schlimmer Nachbar.

Man darf bei so allgemeinen Urtheilen über Völker, Stände, Geschlechter, Berufsarten und Personen nie vergessen, dass es eine bekannte Eigenthümlichkeit des Sprichworts ist, Schuldige und Unschuldige zusammenzuwerfen und über alle den Stab zu brechen.

Frz.: Aye les Francois pour amis, mais non pour voisins. Besonders gefährlich sollen sie, wie sie selbst sagen, sein, wenn sie schlafen: Quand le Francois dort, le diable le berce. (Leroux, I, 228.)

Holl.: Heb den Franschman tot uw' vriend, maar niet tot uw' nabuur. (Harrebomee, I, 196.)

5 Die Frantzosen schreiben anders, denn sie reden, vnnd reden anders denn sie es mainen. - Henisch, 1191; Petri, II, 313.

6 Die Franzosen essen insgemein, die Engländer allein.

7 Die Franzosen essen mit den Augen.

Vgl. über die Art, wie Franzosen und Engländer speisen: Börne, Das englische Speisehaus (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, S. 77.)

8 Die Franzosen fürchten sich vor den spanischen Mücken. - Parömiakon, 288.

In Judas, der Erzschelm von Abraham a Sancta Clara liest man über die Entstehung dieses Sprichworts: die Franzosen hätten, nachdem sie unter ihrem König Philipp und Karl von Sicilien die spanische Stadt Gerunda (das jetzige Gerona) erobert, das Grab des heiligen Narciss berauben wollen, allein ein ungeheuerer Schwarm Mücken, der aus dem Grabe herausgekommen sei, habe sie in die Flucht geschlagen. Etwas Wahres mag dieser Sage wol zu Grunde liegen, denn das Sprichwort soll von der Belagerung dar Stadt entstanden sein. Vermuthlich will es die Lehre geben, man solle sich mit keinem Heiligen einlassen, denn haben sie nicht alle Mücken, so haben sie doch alle Mucken.

9 Die Franzosen haben den Process zu Rottweil verloren und nach Laufenburg appellirt. (Aus dem Jahre 1642.)

Mit Bezug auf andere ihrer unglücklichen Feldzüge sagt eins ihrer eigenen Sprichwörter: Les Francois ont laisse leur grandeur en Italie. (Leroux, I, 228.)

10 Die Franzosen sind Krebse, wenn man es ihnen zu heiss macht, so werden sie roth; die Engländer Spinnen, in allen Erdwinkeln findet man ihre Netze; die Russen Kinder, alles, was sie sehen, wollen sie haben; die Deutschen Fische, immer durstig und stumm. - Müller's Volksfreund (Baltimore 1856), Nr. 26.

11 Die Franzosen singen vor dem Essen. - Simrock, 2604; Eiselein, 178.

Aber sie selbst sagen, dass sie nicht nach dem Essen sofort gehen: Il n'y a qu'un chien ou un Francais qui marche quand il a mange. ( Cahier, 775.) Die Portugiesen wollen von ihnen wissen, dass sie gut singen, wenn ihre Kehle befeuchtet ist, worin sie mit den Deutschen und wol allen andern Völkern übereinstimmen.

Port.: Bem canta o Francez, papo molhado. (Bohn I, 269.)

12 Die Franzosen tragen beschissene Hosen. (Schweiz.) - Kirchhofer, 92.

13 Frantzosen mangelts am Gehirn. - Petri, II, 313.

Dieser Vorwurf dürfte wol sehr vereinzelt stehen, dagegen werden sie häufig als leichtsinnig hingestellt: Francois legers. - Leger comme un Francois. (Leroux, I, 228.) Aber ebenso ist ihre Verehrung für den grossen Kaiser bei den Russen sprichwörtlich: Wenn ein Franzose nach Petrowskoj kommt, ist sein erstes Wort: Napoleon. Petrowskoj liegt in der nächsten Umgebung von Moskau und kann als Ausläufer der Hauptstadt betrachtet werden. Napoleon wohnte eine kurze Zeit dort. (Altmann V.)

14 Franzosen und Frauen können leben ohne Brot, aber nicht ohne Wort.

[Spaltenumbruch] I, 57; Simrock, 2603; Eiselein, 178; Körte, 1480; Sailer, 131.

In Mainz war gutes Leben, denn es stand unter dem Krummstabe; vielleicht hat aber auch die schöne Lage der Stadt zu dem Wunsche Veranlassung gegeben. (S. Hamburg, Leipzig, Naumburg, Nürnberg.)

Holl.: Wanneer Frankfort mijn was, zoo wilde ik het te Mentz verteren. (Harrebomée, I, 195.)


Frankfurter.

Der Frankfurter ist ein Christ, wenn er im Dusel ist.


Frankreich.

1 Frankreich ist das Asyl unglücklicher Könige, Preussen das Asyl unglücklicher Völker.Der Gesellschafter (Magdeburg 1783), III, 203.

Die Dänen fassen Frankreich als die Kornkammer Spaniens auf: Frankrig er Spaniens kornlade. (Prov. dan., 193.) Ludwig XI. nannte es eine gute Wiese, die der König, so oft er wolle, mähen könne. (Zinkgref, IV.) Napoleon I. nannte es seine Geliebte, Saint-Simon die Avantgarde der europäischen Civilisation, Jochmann nur den Trommelschläger, Oelsner den Flügelmann derselben. (Jochmann, Reliquien, Hechingen 1836, I, 181.) Nach A. Constant (Bibel der Freiheit, Leipzig 1848, S. 218.) bedeutet es Freiheit. Bougeart nennt es das Land, in welchem die Männer die meiste Galanterie gegen die Frauen, aber die wenigste Achtung vor ihnen haben.

2 In Frankreich findet man viel Wirthe, aber wenig Freunde.Opel, 385.

3 In Frankreich ist allzeit etwas Neues, aber selten was Gutes.Opel, 386.

4 Wenn Frankreich ein Ei wäre, so könnte Saintogne der Dotter sein.Berckenmeyer, 72.


Fransch.

Dat nimmt sik Fransch ût, säd Hans, un krêg de Diern bi'n Schinken. (Holst.) – Hoefer, 415.


Fransen.

Da will ich die Franzeln von meim beste Rock verliere. (Pennsylvanisch-deutsch.) – Bucks County-Express, Doylestown 1854.

Betheuerungsformel und hinzuzufügen: wenn das nicht wahr, nicht so ist.


Franz.

1 Fied, seed Frans, un seet up de Appelkist. (Holst.)

Von einem dieses Namens, der seinen Verfolgern entwischte und sie dann auslachte.

2 Frans brannt de Lamp noch? Jo, Moder, as en Lier. Abraham, wat dühste dann? Eck sett bei de Mäd1 an 't Füür. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 164.

1) Den Mägden.

3 Franz von Assisi hat den Esel nicht umsonst seinen Bruder genannt, denn seine Söhne können den Onkel nicht verleugnen.Klosterspiegel, 55, 3.

Als Franz von Assisi einmal an einem Orte predigte und sein Esel wild ausschlug, sagte er: „Mein Bruder Esel sei ruhig und lass mich predigen.“ Und sein Bruder Esel steckte den Kopf zwischen die Beine und rührte sich nicht. (Vgl. über das Leben und Wirken des Franz von Assisi in Nr. 85 der Westdeutschen Zeitung, Köln 1849.)

4 Lat em Franz heten, bi de Ossen sall he jo man, säd de Bûr. (Greifswald.)

5 Lat et Franz heiten, wenn't auk Christian het. (Lippe.)

*6 Er sollte heissen Franz, unter der Nase ganz.Kirchhofer, 349.


Franzmann.

Franzmanns Wort und dürres Laub werden jedem Wind zum Raub.


Franzose (Volksname).

1 Den Franzosen und dem Teufel ist nicht zu trauen.

Börne (Briefe aus Paris, I) behauptet sogar, jeder Franzose habe den Teufel im Leibe, und wenn eine Teufelei darzustellen sei, mislinge ihnen das nie.

2 Der Frantzose ist in seinem Unternehmen wie ein Adler, der Teutsche wie ein Bär, der Italiäner wie ein Fuchs, der Spanier wie ein Elephant, der Engelländer wie ein Löw. (S. Deutscher u. Franke.)Berckenmeyer, 7.

Die Franzosen selbst sagen: Les Italiens à pisser, les François à crier, les Anglois à manger, les Espagnols à braver et les Allemands à s'enyvrer. – L'Italien est sage devant la main, l'Allemand sur le fait, et le François après le coup. (Leroux, I, 194.)

[Spaltenumbruch] 3 Der Frantzose ist schertzhafft, der Teutsche affabel, der Italiäner complaisant, der Spanier gravitätisch und der Engelländer veränderlich.Berckenmeyer, 6.

Man urtheilt über niemand flüchtiger und meist ungerechter, als über ganze Völker. Lehmann (763, 43) sagt: „Offt helt man vor ein mangel das eines Volcks tugend ist. Als dass die Frantzosen hurtig, stutzig, eygensinnig seyn, wenn das nicht were, so würden sie nicht so grosse anfechtungen beschirmen können. Sie haben damit vielen Völckern obgesieget, die sich gar gescheid vnd witzig halten.“

Frz.: Les Italiens pleurent, les Allemands crient et les François chantent. (Leroux, I, 194.)

4 Der Franzos ist ein guter Freund, aber ein schlimmer Nachbar.

Man darf bei so allgemeinen Urtheilen über Völker, Stände, Geschlechter, Berufsarten und Personen nie vergessen, dass es eine bekannte Eigenthümlichkeit des Sprichworts ist, Schuldige und Unschuldige zusammenzuwerfen und über alle den Stab zu brechen.

Frz.: Aye les François pour amis, mais non pour voisins. Besonders gefährlich sollen sie, wie sie selbst sagen, sein, wenn sie schlafen: Quand le François dort, le diable le berce. (Leroux, I, 228.)

Holl.: Heb den Franschman tot uw' vriend, maar niet tot uw' nabuur. (Harrebomée, I, 196.)

5 Die Frantzosen schreiben anders, denn sie reden, vnnd reden anders denn sie es mainen.Henisch, 1191; Petri, II, 313.

6 Die Franzosen essen insgemein, die Engländer allein.

7 Die Franzosen essen mit den Augen.

Vgl. über die Art, wie Franzosen und Engländer speisen: Börne, Das englische Speisehaus (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, S. 77.)

8 Die Franzosen fürchten sich vor den spanischen Mücken.Parömiakon, 288.

In Judas, der Erzschelm von Abraham a Sancta Clara liest man über die Entstehung dieses Sprichworts: die Franzosen hätten, nachdem sie unter ihrem König Philipp und Karl von Sicilien die spanische Stadt Gerunda (das jetzige Gerona) erobert, das Grab des heiligen Narciss berauben wollen, allein ein ungeheuerer Schwarm Mücken, der aus dem Grabe herausgekommen sei, habe sie in die Flucht geschlagen. Etwas Wahres mag dieser Sage wol zu Grunde liegen, denn das Sprichwort soll von der Belagerung dar Stadt entstanden sein. Vermuthlich will es die Lehre geben, man solle sich mit keinem Heiligen einlassen, denn haben sie nicht alle Mücken, so haben sie doch alle Mucken.

9 Die Franzosen haben den Process zu Rottweil verloren und nach Laufenburg appellirt. (Aus dem Jahre 1642.)

Mit Bezug auf andere ihrer unglücklichen Feldzüge sagt eins ihrer eigenen Sprichwörter: Les François ont laissé leur grandeur en Italie. (Leroux, I, 228.)

10 Die Franzosen sind Krebse, wenn man es ihnen zu heiss macht, so werden sie roth; die Engländer Spinnen, in allen Erdwinkeln findet man ihre Netze; die Russen Kinder, alles, was sie sehen, wollen sie haben; die Deutschen Fische, immer durstig und stumm.Müller's Volksfreund (Baltimore 1856), Nr. 26.

11 Die Franzosen singen vor dem Essen.Simrock, 2604; Eiselein, 178.

Aber sie selbst sagen, dass sie nicht nach dem Essen sofort gehen: Il n'y a qu'un chien ou un Français qui marche quand il a mangé. ( Cahier, 775.) Die Portugiesen wollen von ihnen wissen, dass sie gut singen, wenn ihre Kehle befeuchtet ist, worin sie mit den Deutschen und wol allen andern Völkern übereinstimmen.

Port.: Bem canta o Francez, papo molhado. (Bohn I, 269.)

12 Die Franzosen tragen beschissene Hosen. (Schweiz.) – Kirchhofer, 92.

13 Frantzosen mangelts am Gehirn.Petri, II, 313.

Dieser Vorwurf dürfte wol sehr vereinzelt stehen, dagegen werden sie häufig als leichtsinnig hingestellt: François légers. – Léger comme un François. (Leroux, I, 228.) Aber ebenso ist ihre Verehrung für den grossen Kaiser bei den Russen sprichwörtlich: Wenn ein Franzose nach Petrowskoj kommt, ist sein erstes Wort: Napoleon. Petrowskoj liegt in der nächsten Umgebung von Moskau und kann als Ausläufer der Hauptstadt betrachtet werden. Napoleon wohnte eine kurze Zeit dort. (Altmann V.)

14 Franzosen und Frauen können leben ohne Brot, aber nicht ohne Wort.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#i"><pb facs="#f0579" n="[551]"/><cb n="1101"/>
I, 57; Simrock, 2603; Eiselein, 178; Körte, 1480; Sailer, 131.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Mainz war gutes Leben, denn es stand unter dem Krummstabe; vielleicht hat aber auch die schöne Lage der Stadt zu dem Wunsche Veranlassung gegeben. (S.  Hamburg,  Leipzig,  Naumburg,  Nürnberg.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wanneer Frankfort mijn was, zoo wilde ik het te Mentz verteren. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 195.</hi>)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Frankfurter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Der Frankfurter ist ein Christ, wenn er im Dusel ist.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Frankreich ist das Asyl unglücklicher Könige, Preussen das Asyl unglücklicher Völker.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Der Gesellschafter (Magdeburg 1783), III, 203.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Dänen fassen Frankreich als die Kornkammer Spaniens auf: Frankrig er Spaniens kornlade. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 193.</hi>) Ludwig XI. nannte es eine gute Wiese, die der König, so oft er wolle, mähen könne. (<hi rendition="#i">Zinkgref, IV.</hi>) Napoleon I. nannte es seine Geliebte, Saint-Simon die Avantgarde der europäischen Civilisation, Jochmann nur den Trommelschläger, Oelsner den Flügelmann derselben. (<hi rendition="#i">Jochmann, Reliquien, Hechingen 1836, I, 181.</hi>) Nach <hi rendition="#i">A. Constant</hi> (<hi rendition="#i">Bibel der Freiheit, Leipzig 1848, S. 218.</hi>) bedeutet es Freiheit. Bougeart nennt es das Land, in welchem die Männer die meiste Galanterie gegen die Frauen, aber die wenigste Achtung vor ihnen haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 In Frankreich findet man viel Wirthe, aber wenig Freunde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 385.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 In Frankreich ist allzeit etwas Neues, aber selten was Gutes.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 386.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wenn Frankreich ein Ei wäre, so könnte Saintogne der Dotter sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Berckenmeyer, 72.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fransch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Dat nimmt sik Fransch ût, säd Hans, un krêg de Diern bi'n Schinken.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 415.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fransen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Da will ich die Franzeln von meim beste Rock verliere.</hi> (<hi rendition="#i">Pennsylvanisch-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bucks County-Express, Doylestown 1854.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Betheuerungsformel und hinzuzufügen: wenn das nicht wahr, nicht so ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Franz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Fied, seed Frans, un seet up de Appelkist.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem dieses Namens, der seinen Verfolgern entwischte und sie dann auslachte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Frans brannt de Lamp noch? Jo, Moder, as en Lier. Abraham, wat dühste dann? Eck sett bei de Mäd<hi rendition="#sup">1</hi> an 't Füür.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 403, 164.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Den Mägden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Franz von Assisi hat den Esel nicht umsonst seinen Bruder genannt, denn seine Söhne können den Onkel nicht verleugnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 55, 3.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Als Franz von Assisi einmal an einem Orte predigte und sein Esel wild ausschlug, sagte er: &#x201E;Mein Bruder Esel sei ruhig und lass mich predigen.&#x201C; Und sein Bruder Esel steckte den Kopf zwischen die Beine und rührte sich nicht. (Vgl. über das Leben und Wirken des Franz von Assisi in <hi rendition="#i">Nr. 85 der Westdeutschen Zeitung, Köln 1849.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Lat em Franz heten, bi de Ossen sall he jo man, säd de Bûr.</hi> (<hi rendition="#i">Greifswald.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Lat et Franz heiten, wenn't auk Christian het.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er sollte heissen Franz, unter der Nase ganz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 349.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Franzmann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Franzmanns Wort und dürres Laub werden jedem Wind zum Raub.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Franzose</hi> (Volksname).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Den Franzosen und dem Teufel ist nicht zu trauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Börne</hi> (<hi rendition="#i">Briefe aus Paris, I</hi>) behauptet sogar, jeder Franzose habe den Teufel im Leibe, und wenn eine Teufelei darzustellen sei, mislinge ihnen das nie.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Frantzose ist in seinem Unternehmen wie ein Adler, der Teutsche wie ein Bär, der Italiäner wie ein Fuchs, der Spanier wie ein Elephant, der Engelländer wie ein Löw. (S.  Deutscher u. Franke.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Berckenmeyer, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Franzosen selbst sagen: Les Italiens à pisser, les François à crier, les Anglois à manger, les Espagnols à braver et les Allemands à s'enyvrer. &#x2013; L'Italien est sage devant la main, l'Allemand sur le fait, et le François après le coup. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 194.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1102"/>
3 Der Frantzose ist schertzhafft, der Teutsche affabel, der Italiäner complaisant, der Spanier gravitätisch und der Engelländer veränderlich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Berckenmeyer, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man urtheilt über niemand flüchtiger und meist ungerechter, als über ganze Völker. <hi rendition="#i">Lehmann (763, 43)</hi> sagt: &#x201E;Offt helt man vor ein mangel das eines Volcks tugend ist. Als dass die Frantzosen hurtig, stutzig, eygensinnig seyn, wenn das nicht were, so würden sie nicht so grosse anfechtungen beschirmen können. Sie haben damit vielen Völckern obgesieget, die sich gar gescheid vnd witzig halten.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les Italiens pleurent, les Allemands crient et les François chantent. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 194.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Der Franzos ist ein guter Freund, aber ein schlimmer Nachbar.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man darf bei so allgemeinen Urtheilen über Völker, Stände, Geschlechter, Berufsarten und Personen nie vergessen, dass es eine bekannte Eigenthümlichkeit des Sprichworts ist, Schuldige und Unschuldige zusammenzuwerfen und über alle den Stab zu brechen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Aye les François pour amis, mais non pour voisins. Besonders gefährlich sollen sie, wie sie selbst sagen, sein, wenn sie schlafen: Quand le François dort, le diable le berce. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 228.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Heb den Franschman tot uw' vriend, maar niet tot uw' nabuur. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 196.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Die Frantzosen schreiben anders, denn sie reden, vnnd reden anders denn sie es mainen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1191; Petri, II, 313.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Die Franzosen essen insgemein, die Engländer allein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Die Franzosen essen mit den Augen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Vgl. über die Art, wie Franzosen und Engländer speisen: <hi rendition="#i">Börne, Das englische Speisehaus</hi> (<hi rendition="#i">Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, S. 77.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Die Franzosen fürchten sich vor den spanischen Mücken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 288.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In <hi rendition="#i">Judas, der Erzschelm</hi> von <hi rendition="#i">Abraham a Sancta Clara</hi> liest man über die Entstehung dieses Sprichworts: die Franzosen hätten, nachdem sie unter ihrem König Philipp und Karl von Sicilien die spanische Stadt Gerunda (das jetzige Gerona) erobert, das Grab des heiligen Narciss berauben wollen, allein ein ungeheuerer Schwarm Mücken, der aus dem Grabe herausgekommen sei, habe sie in die Flucht geschlagen. Etwas Wahres mag dieser Sage wol zu Grunde liegen, denn das Sprichwort soll von der Belagerung dar Stadt entstanden sein. Vermuthlich will es die Lehre geben, man solle sich mit keinem Heiligen einlassen, denn haben sie nicht alle Mücken, so haben sie doch alle Mucken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Die Franzosen haben den Process zu Rottweil verloren und nach Laufenburg appellirt.</hi> (<hi rendition="#i">Aus dem Jahre 1642.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit Bezug auf andere ihrer unglücklichen Feldzüge sagt eins ihrer eigenen Sprichwörter: Les François ont laissé leur grandeur en Italie. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 228.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Die Franzosen sind Krebse, wenn man es ihnen zu heiss macht, so werden sie roth; die Engländer Spinnen, in allen Erdwinkeln findet man ihre Netze; die Russen Kinder, alles, was sie sehen, wollen sie haben; die Deutschen Fische, immer durstig und stumm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Müller's Volksfreund (Baltimore 1856), Nr. 26.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Die Franzosen singen vor dem Essen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 2604; Eiselein, 178.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Aber sie selbst sagen, dass sie nicht nach dem Essen sofort gehen: Il n'y a qu'un chien ou un Français qui marche quand il a mangé. ( <hi rendition="#i">Cahier, 775.</hi>) Die Portugiesen wollen von ihnen wissen, dass sie gut singen, wenn ihre Kehle befeuchtet ist, worin sie mit den Deutschen und wol allen andern Völkern übereinstimmen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Bem canta o Francez, papo molhado. (<hi rendition="#i">Bohn I, 269.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Die Franzosen tragen beschissene Hosen.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 92.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Frantzosen mangelts am Gehirn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 313.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dieser Vorwurf dürfte wol sehr vereinzelt stehen, dagegen werden sie häufig als leichtsinnig hingestellt: François légers. &#x2013; Léger comme un François. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 228.</hi>) Aber ebenso ist ihre Verehrung für den grossen Kaiser bei den Russen sprichwörtlich: Wenn ein Franzose nach Petrowskoj kommt, ist sein erstes Wort: Napoleon. Petrowskoj liegt in der nächsten Umgebung von Moskau und kann als Ausläufer der Hauptstadt betrachtet werden. Napoleon wohnte eine kurze Zeit dort. (<hi rendition="#i">Altmann V.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Franzosen und Frauen können leben ohne Brot, aber nicht ohne Wort.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[551]/0579] I, 57; Simrock, 2603; Eiselein, 178; Körte, 1480; Sailer, 131. In Mainz war gutes Leben, denn es stand unter dem Krummstabe; vielleicht hat aber auch die schöne Lage der Stadt zu dem Wunsche Veranlassung gegeben. (S. Hamburg, Leipzig, Naumburg, Nürnberg.) Holl.: Wanneer Frankfort mijn was, zoo wilde ik het te Mentz verteren. (Harrebomée, I, 195.) Frankfurter. Der Frankfurter ist ein Christ, wenn er im Dusel ist. Frankreich. 1 Frankreich ist das Asyl unglücklicher Könige, Preussen das Asyl unglücklicher Völker. – Der Gesellschafter (Magdeburg 1783), III, 203. Die Dänen fassen Frankreich als die Kornkammer Spaniens auf: Frankrig er Spaniens kornlade. (Prov. dan., 193.) Ludwig XI. nannte es eine gute Wiese, die der König, so oft er wolle, mähen könne. (Zinkgref, IV.) Napoleon I. nannte es seine Geliebte, Saint-Simon die Avantgarde der europäischen Civilisation, Jochmann nur den Trommelschläger, Oelsner den Flügelmann derselben. (Jochmann, Reliquien, Hechingen 1836, I, 181.) Nach A. Constant (Bibel der Freiheit, Leipzig 1848, S. 218.) bedeutet es Freiheit. Bougeart nennt es das Land, in welchem die Männer die meiste Galanterie gegen die Frauen, aber die wenigste Achtung vor ihnen haben. 2 In Frankreich findet man viel Wirthe, aber wenig Freunde. – Opel, 385. 3 In Frankreich ist allzeit etwas Neues, aber selten was Gutes. – Opel, 386. 4 Wenn Frankreich ein Ei wäre, so könnte Saintogne der Dotter sein. – Berckenmeyer, 72. Fransch. Dat nimmt sik Fransch ût, säd Hans, un krêg de Diern bi'n Schinken. (Holst.) – Hoefer, 415. Fransen. Da will ich die Franzeln von meim beste Rock verliere. (Pennsylvanisch-deutsch.) – Bucks County-Express, Doylestown 1854. Betheuerungsformel und hinzuzufügen: wenn das nicht wahr, nicht so ist. Franz. 1 Fied, seed Frans, un seet up de Appelkist. (Holst.) Von einem dieses Namens, der seinen Verfolgern entwischte und sie dann auslachte. 2 Frans brannt de Lamp noch? Jo, Moder, as en Lier. Abraham, wat dühste dann? Eck sett bei de Mäd1 an 't Füür. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 164. 1) Den Mägden. 3 Franz von Assisi hat den Esel nicht umsonst seinen Bruder genannt, denn seine Söhne können den Onkel nicht verleugnen. – Klosterspiegel, 55, 3. Als Franz von Assisi einmal an einem Orte predigte und sein Esel wild ausschlug, sagte er: „Mein Bruder Esel sei ruhig und lass mich predigen.“ Und sein Bruder Esel steckte den Kopf zwischen die Beine und rührte sich nicht. (Vgl. über das Leben und Wirken des Franz von Assisi in Nr. 85 der Westdeutschen Zeitung, Köln 1849.) 4 Lat em Franz heten, bi de Ossen sall he jo man, säd de Bûr. (Greifswald.) 5 Lat et Franz heiten, wenn't auk Christian het. (Lippe.) *6 Er sollte heissen Franz, unter der Nase ganz. – Kirchhofer, 349. Franzmann. Franzmanns Wort und dürres Laub werden jedem Wind zum Raub. Franzose (Volksname). 1 Den Franzosen und dem Teufel ist nicht zu trauen. Börne (Briefe aus Paris, I) behauptet sogar, jeder Franzose habe den Teufel im Leibe, und wenn eine Teufelei darzustellen sei, mislinge ihnen das nie. 2 Der Frantzose ist in seinem Unternehmen wie ein Adler, der Teutsche wie ein Bär, der Italiäner wie ein Fuchs, der Spanier wie ein Elephant, der Engelländer wie ein Löw. (S. Deutscher u. Franke.) – Berckenmeyer, 7. Die Franzosen selbst sagen: Les Italiens à pisser, les François à crier, les Anglois à manger, les Espagnols à braver et les Allemands à s'enyvrer. – L'Italien est sage devant la main, l'Allemand sur le fait, et le François après le coup. (Leroux, I, 194.) 3 Der Frantzose ist schertzhafft, der Teutsche affabel, der Italiäner complaisant, der Spanier gravitätisch und der Engelländer veränderlich. – Berckenmeyer, 6. Man urtheilt über niemand flüchtiger und meist ungerechter, als über ganze Völker. Lehmann (763, 43) sagt: „Offt helt man vor ein mangel das eines Volcks tugend ist. Als dass die Frantzosen hurtig, stutzig, eygensinnig seyn, wenn das nicht were, so würden sie nicht so grosse anfechtungen beschirmen können. Sie haben damit vielen Völckern obgesieget, die sich gar gescheid vnd witzig halten.“ Frz.: Les Italiens pleurent, les Allemands crient et les François chantent. (Leroux, I, 194.) 4 Der Franzos ist ein guter Freund, aber ein schlimmer Nachbar. Man darf bei so allgemeinen Urtheilen über Völker, Stände, Geschlechter, Berufsarten und Personen nie vergessen, dass es eine bekannte Eigenthümlichkeit des Sprichworts ist, Schuldige und Unschuldige zusammenzuwerfen und über alle den Stab zu brechen. Frz.: Aye les François pour amis, mais non pour voisins. Besonders gefährlich sollen sie, wie sie selbst sagen, sein, wenn sie schlafen: Quand le François dort, le diable le berce. (Leroux, I, 228.) Holl.: Heb den Franschman tot uw' vriend, maar niet tot uw' nabuur. (Harrebomée, I, 196.) 5 Die Frantzosen schreiben anders, denn sie reden, vnnd reden anders denn sie es mainen. – Henisch, 1191; Petri, II, 313. 6 Die Franzosen essen insgemein, die Engländer allein. 7 Die Franzosen essen mit den Augen. Vgl. über die Art, wie Franzosen und Engländer speisen: Börne, Das englische Speisehaus (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, S. 77.) 8 Die Franzosen fürchten sich vor den spanischen Mücken. – Parömiakon, 288. In Judas, der Erzschelm von Abraham a Sancta Clara liest man über die Entstehung dieses Sprichworts: die Franzosen hätten, nachdem sie unter ihrem König Philipp und Karl von Sicilien die spanische Stadt Gerunda (das jetzige Gerona) erobert, das Grab des heiligen Narciss berauben wollen, allein ein ungeheuerer Schwarm Mücken, der aus dem Grabe herausgekommen sei, habe sie in die Flucht geschlagen. Etwas Wahres mag dieser Sage wol zu Grunde liegen, denn das Sprichwort soll von der Belagerung dar Stadt entstanden sein. Vermuthlich will es die Lehre geben, man solle sich mit keinem Heiligen einlassen, denn haben sie nicht alle Mücken, so haben sie doch alle Mucken. 9 Die Franzosen haben den Process zu Rottweil verloren und nach Laufenburg appellirt. (Aus dem Jahre 1642.) Mit Bezug auf andere ihrer unglücklichen Feldzüge sagt eins ihrer eigenen Sprichwörter: Les François ont laissé leur grandeur en Italie. (Leroux, I, 228.) 10 Die Franzosen sind Krebse, wenn man es ihnen zu heiss macht, so werden sie roth; die Engländer Spinnen, in allen Erdwinkeln findet man ihre Netze; die Russen Kinder, alles, was sie sehen, wollen sie haben; die Deutschen Fische, immer durstig und stumm. – Müller's Volksfreund (Baltimore 1856), Nr. 26. 11 Die Franzosen singen vor dem Essen. – Simrock, 2604; Eiselein, 178. Aber sie selbst sagen, dass sie nicht nach dem Essen sofort gehen: Il n'y a qu'un chien ou un Français qui marche quand il a mangé. ( Cahier, 775.) Die Portugiesen wollen von ihnen wissen, dass sie gut singen, wenn ihre Kehle befeuchtet ist, worin sie mit den Deutschen und wol allen andern Völkern übereinstimmen. Port.: Bem canta o Francez, papo molhado. (Bohn I, 269.) 12 Die Franzosen tragen beschissene Hosen. (Schweiz.) – Kirchhofer, 92. 13 Frantzosen mangelts am Gehirn. – Petri, II, 313. Dieser Vorwurf dürfte wol sehr vereinzelt stehen, dagegen werden sie häufig als leichtsinnig hingestellt: François légers. – Léger comme un François. (Leroux, I, 228.) Aber ebenso ist ihre Verehrung für den grossen Kaiser bei den Russen sprichwörtlich: Wenn ein Franzose nach Petrowskoj kommt, ist sein erstes Wort: Napoleon. Petrowskoj liegt in der nächsten Umgebung von Moskau und kann als Ausläufer der Hauptstadt betrachtet werden. Napoleon wohnte eine kurze Zeit dort. (Altmann V.) 14 Franzosen und Frauen können leben ohne Brot, aber nicht ohne Wort.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/579
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [551]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/579>, abgerufen am 22.11.2024.