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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 48 Wer si all förcht, ist niena sicher. (Appenzell.)

Wer sich immer fürchtet, findet nirgends Sicherheit.

49 Wer sich fürcht, den beisst der Teuffel. - Henisch, 1297, 51.

50 Wer sich fürcht, der lässt jhm gleich die Kuh nehmen. - Lehmann, 228, 50.

Dän.: Jo meere man frygter, jo naermere er man skade. (Prov. dan., 205.)

51 Wer sich fürcht, der schläfft gern auff gantzer Haut. - Lehmann, 226, 7.

52 Wer sich fürcht, der stösst an allen Dreck, der im weg ligt. - Lehmann, 228, 50.

53 Wer sich fürchtet, dass die Halme beissen, der muss nicht ins Stroh scheissen.

Mhd.: Swer da fürht daz in die helme beizen, dern sol niht in daz stro scheizen. (Morolf.) (Haupt, VI, 307, 42.)

Lat.: Qvi pauet exculmis stipulis non incubet ullis. (Haupt, VI, 305, 42.)

54 Wer sich fürchtet, den packt's überall. (Wend. Lausitz.)

Frz.: Qui craint de souffrir, souffre de crainte. (Bohn I, 49.)

55 Wer sich fürchtet, den zupfen Feinde vorn und hinten.

56 Wer sich fürchtet, der hält Rebhühner für Raketen. - Scheidemünze, I, 2368.

57 Wer sich fürchtet, der ist halb geschlagen.

Frz.: Qui a peur, est a demi battu. (Cahier, 1363.)

It.: La paura al nemico gl' e una ferita. (Pazzaglia, 269, 5.)

58 Wer sich fürchtet, der stellt sich todt in der Schlacht.

59 Wer sich fürchtet, dien' als Amme.

60 Wer sich fürchtet, droht gern.

Frz.: Tel menace qui a grand peur. (Lendroy, 996.)

It.: Chi teme, brava. (Pazzaglia, 371, 2.)

61 Wer sich fürchtet, ist nirgends sicher. - Kirchhofer, 154.

62 Wer sich fürchtet, nehme ein Bret auf den Rücken.

It.: Carico di ferro, carico di paura. (Pazzaglia, 269, 1.)

63 Wer sich fürchtet, stärkt den Muth seines Feindes.

It.: La paura al nemico gl' e una ferita. (Pazzaglia, 269, 5.)

64 Wer sich fürchtet vor den Blicken, der schadet hinterm Rücken.

It.: Ch' in presenza ti teme, in assenza ti nuoce. (Pazzaglia, 371, 5.)

65 Wer sich nicht fürcht, dem ist kein übelthat zu viel. - Lehmann, 227, 26; Simrock, 2936.

66 Wer sich nicht fürcht't vor seiner Frauen, der mag den Backen 'runter hauen. (Wien.)

Bezieht sich auf ein altes wiener Wahrzeichen, eine Speckseite, die am Rothen Thurme unterm Thor hing und folgenden Reimspruch enthielt, aus dem das vorstehende Sprichwort ein Fragment ist: "Befind't sich irgend hier ein Mann, der mit der Wahrheit sprechen kann, dass ihm seine Heirath nicht gerauen, und fürcht't sich nicht vor seiner Frauen, der mag diesen Backen herunterhauen."

67 Wer sich vor allem fürchtet, strauchelt auch über seinen eigenen Schatten. - Winckler, XV, 75.

68 Wer sich vor sich selbst fürchtet, hat nichts weiter zu fürchten.

69 Wer von jedermann geförcht wird, muss sich vor jedermann förchten. - Opel, 386.

70 Wer will gefürchtet sein, der muss ander wider fürchten. - Henisch, 1297, 54; Petri, II, 779.

71 Wol zu fürchten ist der Mann, der falsch ist vnd wol reden kan. - Henisch, 1298, 7.

72 Wovor man sich fürchtet, daran stirbt man.

*73 Der furchtet sich vor yhm selbs. - Agricola I, 129.

*74 Er furcht sich fur seinen eigen . ... - Luther's Ms., S. 2; Sailer, 298.

Das letzte Wort ist unleserlich und heisst wahrscheinlich: Schatten. Henisch hat die Redensart S. 1294.

Dän.: Som frygter for sin egen skygge. (Prov. dan., 205.)

Holl.: Hij heeft vrees voor de schaduw zijner vingeren. (Harrebomee, II, 409.)

Lat.: Vel muscas metuit praetervolantes. (Philippi, II, 242.)

*75 Er fürchtet bei hellem Tage, er geh' im Finstern.

Unnütze Furcht.

Frz.: Il a peur que la terre ne lui manque. (Lendroy, 1417.)


[Spaltenumbruch]

*76 Er fürchtet, dass d' Läus 'n Katarrh krieg'n. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 116.

Scherzhaft von einem, der seine Kopfbedeckung nicht lüpfen will.

*77 Er fürchtet den Teufel nicht. (Nürtingen.)

*78 Er fürchtet die Nägel in der Wand.

Er glaubt, sie werden herausfallen, da sie doch fest eingeschlagen sind.

*79 Er fürchtet immer, die Katz' komm' ihm aus. - Kirchhofer, 360.

*80 Er fürchtet sich davor, wie die Gans vor der Haferkiste.

*81 Er fürchtet sich vor dem Halstuch, das der Meister mit den rothen Hosen spendirt. - Parömiakon, 494.

Er würde stehlen, aber er hat Respect vorm Hängen.

*82 Er fürchtet sich vor ihm, wie vor der Pest.

*83 Er fürchtet sich vor seinem eigenen Schatten.

*84 Er fürchtet sich weder bei Tage noch bei Nacht.

Frz.: Il ne le craint ny aux champs ny a la ville. (Prov. dan., 234.)

*85 Er fürchtet sich, wenn ihm eine Fliege bei der Nase vorbeifliegt.

*86 Er fürchtet sich, wie der Hirsch vorm Schuss. (Stockerau.)

*87 Er fürchtet sich, wie der Maulwurf vorm Wege.

*88 Er fürchtet sich, wie der Teufel vorm Donner.

Litauisch: vor Perkunas.

*89 Er fürchtet sich wie der Teufel vorm Kreuze (oder Weihwasser).

*90 Er fürchtet sich, wie die Diebe vorm Lärm.

*91 Er fürchtet sich, wie die Hund' vorm Prügel. - Lehmann, 228, 63.

*92 Er fürchtet sich (vor ihm), wie die Katze vor der Maus.

H. Heine in einem Briefe vom 16. Nov. 1839 an einen Freund: "Ich fürchte sie, wie ein Centner Arsenik ein Loth Grünspan." (Hausblätter, Stuttgart 1857, S. 228.)

*93 Er fürchtet sich wie eine Fischotter. - Laus. Magazin, XXX, 252.

*94 Er fürchtet sich wol nicht, er zittert nur. - Winckler, XVIII, 72.

*95 Er fürchtet weder Himmel noch Hölle.

Holl.: Hij vreest noch God noch zijne heiligen. (Harrebomee, I, 244.)

*96 Er fürchtet weder unsern Herrgott noch den Teufel.

Wenn die Franzosen diesen Gedanken ausdrücken wollen, so sagen sie: Il ne craint ni les Rez ni les tondus. (Leroux, II, 23.) Die Rez waren vor ein paarhundert Jahren eine sehr mächtige und einflussreiche Familie in der Champagne. Ein paar andere ähnliche Sprichwörter lauten: Terny, Viry, Compey son le meillou maison du Genevey, Salenove e Menton ne le craignon pas d'un bouton. - Ventadour vante, Pompadour pompe, Turenne regne, et Chasteauneuf ne les craint pas d'un oeuf. Descars, Richeux, Bonneval, noblesse. (Leroux, II, 24 u. 25.)

*97 Er hat von mir nichts zu fürchten.

Lat.: Non sum ex istis heroibus. (Philippi, II, 45.)

*98 Er möcht sich für furcht beschmeissen. - Mathesy, 140b.

*99 Fürcht a sich nich der Sünde? - Gomolcke, 401.

So ist bei Gomolcke gedruckt, in Schlesien aber spricht man (zur Zeit): Fercht't a sich nich der Sinnde? Auch fertten wird statt fürchten gesprochen. A Ferttading ist ein Gegenstand, der Furcht erregt, fürchten macht.

*100 Ich fürchte dich wie der Hund den Hasen.

Lat.: Utre territas. (Philippi, II, 239.)

*101 Nur nicht gefürchtet, nur brav gezittert!

Spottweise zu einem Verzagten.

Frz.: N' ayes point de peur, trembles toujours. (Kritzinger, 692.)


Furchtsam.

1 Besser furchtsam, als unvorsichtig.

2 Furchtsam in der Liebe hat kein Glück.

Die Sprichwörter aller Völker warnen vor Zaghaftigkeit auf diesem Felde.

3 Je furchtsamer ein Thier ist, je schneller läuft es.

4 Wer furchtsam ist, der fangt keine dapffere That an. - Lehmann, 229, 77.

Holl.: Die bang is, moet schilderen.

Lat.: Timidi nunquam statuere trophaeum. (Philippi, II, 219.)

[Spaltenumbruch] 48 Wer si all förcht, ist niena sicher. (Appenzell.)

Wer sich immer fürchtet, findet nirgends Sicherheit.

49 Wer sich fürcht, den beisst der Teuffel.Henisch, 1297, 51.

50 Wer sich fürcht, der lässt jhm gleich die Kuh nehmen.Lehmann, 228, 50.

Dän.: Jo meere man frygter, jo nærmere er man skade. (Prov. dan., 205.)

51 Wer sich fürcht, der schläfft gern auff gantzer Haut.Lehmann, 226, 7.

52 Wer sich fürcht, der stösst an allen Dreck, der im weg ligt.Lehmann, 228, 50.

53 Wer sich fürchtet, dass die Halme beissen, der muss nicht ins Stroh scheissen.

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Lat.: Qvi pauet exculmis stipulis non incubet ullis. (Haupt, VI, 305, 42.)

54 Wer sich fürchtet, den packt's überall. (Wend. Lausitz.)

Frz.: Qui craint de souffrir, souffre de crainte. (Bohn I, 49.)

55 Wer sich fürchtet, den zupfen Feinde vorn und hinten.

56 Wer sich fürchtet, der hält Rebhühner für Raketen.Scheidemünze, I, 2368.

57 Wer sich fürchtet, der ist halb geschlagen.

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58 Wer sich fürchtet, der stellt sich todt in der Schlacht.

59 Wer sich fürchtet, dien' als Amme.

60 Wer sich fürchtet, droht gern.

Frz.: Tel menace qui a grand peur. (Lendroy, 996.)

It.: Chi teme, brava. (Pazzaglia, 371, 2.)

61 Wer sich fürchtet, ist nirgends sicher.Kirchhofer, 154.

62 Wer sich fürchtet, nehme ein Bret auf den Rücken.

It.: Carico di ferro, carico di paura. (Pazzaglia, 269, 1.)

63 Wer sich fürchtet, stärkt den Muth seines Feindes.

It.: La paura al nemico gl' è una ferita. (Pazzaglia, 269, 5.)

64 Wer sich fürchtet vor den Blicken, der schadet hinterm Rücken.

It.: Ch' in presenza ti teme, in assenza ti nuoce. (Pazzaglia, 371, 5.)

65 Wer sich nicht fürcht, dem ist kein übelthat zu viel.Lehmann, 227, 26; Simrock, 2936.

66 Wer sich nicht fürcht't vor seiner Frauen, der mag den Backen 'runter hauen. (Wien.)

Bezieht sich auf ein altes wiener Wahrzeichen, eine Speckseite, die am Rothen Thurme unterm Thor hing und folgenden Reimspruch enthielt, aus dem das vorstehende Sprichwort ein Fragment ist: „Befind't sich irgend hier ein Mann, der mit der Wahrheit sprechen kann, dass ihm seine Heirath nicht gerauen, und fürcht't sich nicht vor seiner Frauen, der mag diesen Backen herunterhauen.“

67 Wer sich vor allem fürchtet, strauchelt auch über seinen eigenen Schatten.Winckler, XV, 75.

68 Wer sich vor sich selbst fürchtet, hat nichts weiter zu fürchten.

69 Wer von jedermann geförcht wird, muss sich vor jedermann förchten.Opel, 386.

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72 Wovor man sich fürchtet, daran stirbt man.

*73 Der furchtet sich vor yhm selbs.Agricola I, 129.

*74 Er furcht sich fur seinen eigen . ...Luther's Ms., S. 2; Sailer, 298.

Das letzte Wort ist unleserlich und heisst wahrscheinlich: Schatten. Henisch hat die Redensart S. 1294.

Dän.: Som frygter for sin egen skygge. (Prov. dan., 205.)

Holl.: Hij heeft vrees voor de schaduw zijner vingeren. (Harrebomée, II, 409.)

Lat.: Vel muscas metuit praetervolantes. (Philippi, II, 242.)

*75 Er fürchtet bei hellem Tage, er geh' im Finstern.

Unnütze Furcht.

Frz.: Il a peur que la terre ne lui manque. (Lendroy, 1417.)


[Spaltenumbruch]

*76 Er fürchtet, dass d' Läus 'n Katarrh krieg'n. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 116.

Scherzhaft von einem, der seine Kopfbedeckung nicht lüpfen will.

*77 Er fürchtet den Teufel nicht. (Nürtingen.)

*78 Er fürchtet die Nägel in der Wand.

Er glaubt, sie werden herausfallen, da sie doch fest eingeschlagen sind.

*79 Er fürchtet immer, die Katz' komm' ihm aus.Kirchhofer, 360.

*80 Er fürchtet sich davor, wie die Gans vor der Haferkiste.

*81 Er fürchtet sich vor dem Halstuch, das der Meister mit den rothen Hosen spendirt.Parömiakon, 494.

Er würde stehlen, aber er hat Respect vorm Hängen.

*82 Er fürchtet sich vor ihm, wie vor der Pest.

*83 Er fürchtet sich vor seinem eigenen Schatten.

*84 Er fürchtet sich weder bei Tage noch bei Nacht.

Frz.: Il ne le craint ny aux champs ny à la ville. (Prov. dan., 234.)

*85 Er fürchtet sich, wenn ihm eine Fliege bei der Nase vorbeifliegt.

*86 Er fürchtet sich, wie der Hirsch vorm Schuss. (Stockerau.)

*87 Er fürchtet sich, wie der Maulwurf vorm Wege.

*88 Er fürchtet sich, wie der Teufel vorm Donner.

Litauisch: vor Perkunas.

*89 Er fürchtet sich wie der Teufel vorm Kreuze (oder Weihwasser).

*90 Er fürchtet sich, wie die Diebe vorm Lärm.

*91 Er fürchtet sich, wie die Hund' vorm Prügel.Lehmann, 228, 63.

*92 Er fürchtet sich (vor ihm), wie die Katze vor der Maus.

H. Heine in einem Briefe vom 16. Nov. 1839 an einen Freund: „Ich fürchte sie, wie ein Centner Arsenik ein Loth Grünspan.“ (Hausblätter, Stuttgart 1857, S. 228.)

*93 Er fürchtet sich wie eine Fischotter.Laus. Magazin, XXX, 252.

*94 Er fürchtet sich wol nicht, er zittert nur.Winckler, XVIII, 72.

*95 Er fürchtet weder Himmel noch Hölle.

Holl.: Hij vreest noch God noch zijne heiligen. (Harrebomée, I, 244.)

*96 Er fürchtet weder unsern Herrgott noch den Teufel.

Wenn die Franzosen diesen Gedanken ausdrücken wollen, so sagen sie: Il ne craint ni les Rez ni les tondus. (Leroux, II, 23.) Die Rez waren vor ein paarhundert Jahren eine sehr mächtige und einflussreiche Familie in der Champagne. Ein paar andere ähnliche Sprichwörter lauten: Terny, Viry, Compey son le meillou maison du Genevey, Salenove e Menton ne le craignon pas d'un bouton. – Ventadour vante, Pompadour pompe, Turenne règne, et Chasteauneuf ne les craint pas d'un oeuf. Descars, Richeux, Bonneval, noblesse. (Leroux, II, 24 u. 25.)

*97 Er hat von mir nichts zu fürchten.

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*98 Er möcht sich für furcht beschmeissen.Mathesy, 140b.

*99 Fürcht a sich nich der Sünde?Gomolcke, 401.

So ist bei Gomolcke gedruckt, in Schlesien aber spricht man (zur Zeit): Fercht't a sich nich der Sinnde? Auch fertten wird statt fürchten gesprochen. A Ferttading ist ein Gegenstand, der Furcht erregt, fürchten macht.

*100 Ich fürchte dich wie der Hund den Hasen.

Lat.: Utre territas. (Philippi, II, 239.)

*101 Nur nicht gefürchtet, nur brav gezittert!

Spottweise zu einem Verzagten.

Frz.: N' ayés point de peur, tremblés toujours. (Kritzinger, 692.)


Furchtsam.

1 Besser furchtsam, als unvorsichtig.

2 Furchtsam in der Liebe hat kein Glück.

Die Sprichwörter aller Völker warnen vor Zaghaftigkeit auf diesem Felde.

3 Je furchtsamer ein Thier ist, je schneller läuft es.

4 Wer furchtsam ist, der fangt keine dapffere That an.Lehmann, 229, 77.

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[[640]/0668] 48 Wer si all förcht, ist niena sicher. (Appenzell.) Wer sich immer fürchtet, findet nirgends Sicherheit. 49 Wer sich fürcht, den beisst der Teuffel. – Henisch, 1297, 51. 50 Wer sich fürcht, der lässt jhm gleich die Kuh nehmen. – Lehmann, 228, 50. Dän.: Jo meere man frygter, jo nærmere er man skade. (Prov. dan., 205.) 51 Wer sich fürcht, der schläfft gern auff gantzer Haut. – Lehmann, 226, 7. 52 Wer sich fürcht, der stösst an allen Dreck, der im weg ligt. – Lehmann, 228, 50. 53 Wer sich fürchtet, dass die Halme beissen, der muss nicht ins Stroh scheissen. Mhd.: Swer dâ fürht daz in die helme bîzen, dern sol niht in daz strô schîzen. (Morolf.) (Haupt, VI, 307, 42.) Lat.: Qvi pauet exculmis stipulis non incubet ullis. (Haupt, VI, 305, 42.) 54 Wer sich fürchtet, den packt's überall. (Wend. Lausitz.) Frz.: Qui craint de souffrir, souffre de crainte. (Bohn I, 49.) 55 Wer sich fürchtet, den zupfen Feinde vorn und hinten. 56 Wer sich fürchtet, der hält Rebhühner für Raketen. – Scheidemünze, I, 2368. 57 Wer sich fürchtet, der ist halb geschlagen. Frz.: Qui a peur, est à demi battu. (Cahier, 1363.) It.: La paura al nemico gl' è una ferita. (Pazzaglia, 269, 5.) 58 Wer sich fürchtet, der stellt sich todt in der Schlacht. 59 Wer sich fürchtet, dien' als Amme. 60 Wer sich fürchtet, droht gern. Frz.: Tel menace qui a grand peur. (Lendroy, 996.) It.: Chi teme, brava. (Pazzaglia, 371, 2.) 61 Wer sich fürchtet, ist nirgends sicher. – Kirchhofer, 154. 62 Wer sich fürchtet, nehme ein Bret auf den Rücken. It.: Carico di ferro, carico di paura. (Pazzaglia, 269, 1.) 63 Wer sich fürchtet, stärkt den Muth seines Feindes. It.: La paura al nemico gl' è una ferita. (Pazzaglia, 269, 5.) 64 Wer sich fürchtet vor den Blicken, der schadet hinterm Rücken. It.: Ch' in presenza ti teme, in assenza ti nuoce. (Pazzaglia, 371, 5.) 65 Wer sich nicht fürcht, dem ist kein übelthat zu viel. – Lehmann, 227, 26; Simrock, 2936. 66 Wer sich nicht fürcht't vor seiner Frauen, der mag den Backen 'runter hauen. (Wien.) Bezieht sich auf ein altes wiener Wahrzeichen, eine Speckseite, die am Rothen Thurme unterm Thor hing und folgenden Reimspruch enthielt, aus dem das vorstehende Sprichwort ein Fragment ist: „Befind't sich irgend hier ein Mann, der mit der Wahrheit sprechen kann, dass ihm seine Heirath nicht gerauen, und fürcht't sich nicht vor seiner Frauen, der mag diesen Backen herunterhauen.“ 67 Wer sich vor allem fürchtet, strauchelt auch über seinen eigenen Schatten. – Winckler, XV, 75. 68 Wer sich vor sich selbst fürchtet, hat nichts weiter zu fürchten. 69 Wer von jedermann geförcht wird, muss sich vor jedermann förchten. – Opel, 386. 70 Wer will gefürchtet sein, der muss ander wider fürchten. – Henisch, 1297, 54; Petri, II, 779. 71 Wol zu fürchten ist der Mann, der falsch ist vnd wol reden kan. – Henisch, 1298, 7. 72 Wovor man sich fürchtet, daran stirbt man. *73 Der furchtet sich vor yhm selbs. – Agricola I, 129. *74 Er furcht sich fur seinen eigen . ... – Luther's Ms., S. 2; Sailer, 298. Das letzte Wort ist unleserlich und heisst wahrscheinlich: Schatten. Henisch hat die Redensart S. 1294. Dän.: Som frygter for sin egen skygge. (Prov. dan., 205.) Holl.: Hij heeft vrees voor de schaduw zijner vingeren. (Harrebomée, II, 409.) Lat.: Vel muscas metuit praetervolantes. (Philippi, II, 242.) *75 Er fürchtet bei hellem Tage, er geh' im Finstern. Unnütze Furcht. Frz.: Il a peur que la terre ne lui manque. (Lendroy, 1417.) *76 Er fürchtet, dass d' Läus 'n Katarrh krieg'n. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 116. Scherzhaft von einem, der seine Kopfbedeckung nicht lüpfen will. *77 Er fürchtet den Teufel nicht. (Nürtingen.) *78 Er fürchtet die Nägel in der Wand. Er glaubt, sie werden herausfallen, da sie doch fest eingeschlagen sind. *79 Er fürchtet immer, die Katz' komm' ihm aus. – Kirchhofer, 360. *80 Er fürchtet sich davor, wie die Gans vor der Haferkiste. *81 Er fürchtet sich vor dem Halstuch, das der Meister mit den rothen Hosen spendirt. – Parömiakon, 494. Er würde stehlen, aber er hat Respect vorm Hängen. *82 Er fürchtet sich vor ihm, wie vor der Pest. *83 Er fürchtet sich vor seinem eigenen Schatten. *84 Er fürchtet sich weder bei Tage noch bei Nacht. Frz.: Il ne le craint ny aux champs ny à la ville. (Prov. dan., 234.) *85 Er fürchtet sich, wenn ihm eine Fliege bei der Nase vorbeifliegt. *86 Er fürchtet sich, wie der Hirsch vorm Schuss. (Stockerau.) *87 Er fürchtet sich, wie der Maulwurf vorm Wege. *88 Er fürchtet sich, wie der Teufel vorm Donner. Litauisch: vor Perkunas. *89 Er fürchtet sich wie der Teufel vorm Kreuze (oder Weihwasser). *90 Er fürchtet sich, wie die Diebe vorm Lärm. *91 Er fürchtet sich, wie die Hund' vorm Prügel. – Lehmann, 228, 63. *92 Er fürchtet sich (vor ihm), wie die Katze vor der Maus. H. Heine in einem Briefe vom 16. Nov. 1839 an einen Freund: „Ich fürchte sie, wie ein Centner Arsenik ein Loth Grünspan.“ (Hausblätter, Stuttgart 1857, S. 228.) *93 Er fürchtet sich wie eine Fischotter. – Laus. Magazin, XXX, 252. *94 Er fürchtet sich wol nicht, er zittert nur. – Winckler, XVIII, 72. *95 Er fürchtet weder Himmel noch Hölle. Holl.: Hij vreest noch God noch zijne heiligen. (Harrebomée, I, 244.) *96 Er fürchtet weder unsern Herrgott noch den Teufel. Wenn die Franzosen diesen Gedanken ausdrücken wollen, so sagen sie: Il ne craint ni les Rez ni les tondus. (Leroux, II, 23.) Die Rez waren vor ein paarhundert Jahren eine sehr mächtige und einflussreiche Familie in der Champagne. Ein paar andere ähnliche Sprichwörter lauten: Terny, Viry, Compey son le meillou maison du Genevey, Salenove e Menton ne le craignon pas d'un bouton. – Ventadour vante, Pompadour pompe, Turenne règne, et Chasteauneuf ne les craint pas d'un oeuf. Descars, Richeux, Bonneval, noblesse. (Leroux, II, 24 u. 25.) *97 Er hat von mir nichts zu fürchten. Lat.: Non sum ex istis heroibus. (Philippi, II, 45.) *98 Er möcht sich für furcht beschmeissen. – Mathesy, 140b. *99 Fürcht a sich nich der Sünde? – Gomolcke, 401. So ist bei Gomolcke gedruckt, in Schlesien aber spricht man (zur Zeit): Fercht't a sich nich der Sinnde? Auch fertten wird statt fürchten gesprochen. A Ferttading ist ein Gegenstand, der Furcht erregt, fürchten macht. *100 Ich fürchte dich wie der Hund den Hasen. Lat.: Utre territas. (Philippi, II, 239.) *101 Nur nicht gefürchtet, nur brav gezittert! Spottweise zu einem Verzagten. Frz.: N' ayés point de peur, tremblés toujours. (Kritzinger, 692.) Furchtsam. 1 Besser furchtsam, als unvorsichtig. 2 Furchtsam in der Liebe hat kein Glück. Die Sprichwörter aller Völker warnen vor Zaghaftigkeit auf diesem Felde. 3 Je furchtsamer ein Thier ist, je schneller läuft es. 4 Wer furchtsam ist, der fangt keine dapffere That an. – Lehmann, 229, 77. Holl.: Die bang is, moet schilderen. Lat.: Timidi nunquam statuere trophaeum. (Philippi, II, 219.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [640]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/668>, abgerufen am 22.11.2024.