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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 5 Wer furchtsam ist, der sitzt besser bey der Kunckel als bey rath vnd that. - Lehmann, 229, 64.

*6 A ies furchtsam wie a Haase. - Robinson, 403.

"Forchtsamer als ein Hass." (Henisch, 1294.)

Lat.: Rheginis timidior. (Philippi, II, 157.)


Furchtsame (der).

1 Dem Furchtsamen rauschen alle Blätter. - Steiger, 346; Simrock, 2929; Eiselein, 197.

Lat.: Formidoloso strepunt omnia. (Eiselein, 197.)

2 Den forchtsamen hülfft das glück nicht. - Henisch, 1297, 58.

3 Den Furchtsamen muss man nicht gegen den Feind schicken.

Dän.: Raad-före ei en frygtagtig om krig, en gierrig om almisse og en lad om arbeyde. (Prov. dan., 463.)

4 Der Furchtsam förcht sich wie ein grindiger Kopff vor der Laug. - Lehmann, 229, 76.

5 Der Furchtsam greifft dem Bock nicht zu den Hörnern. - Lehmann, 229, 76.

6 Der Furchtsam zappelt wie ein Fisch im Garn. - Lehmann, 229, 76.

7 Der Furchtsame bebt vor seinem eigenen Schatten.

It.: Anche la propria ombra teme il pauroso. (Pazzaglia, 269, 8.)

8 Der Furchtsame hat den Mund voll Drohungen.

It.: L'arme de poltroni non taglioni. (Pazzaglia, 295, 1.)

Lat.: Timidi est aduersario minari. (Bovill, III, 123.)

9 Der Furchtsame scheut die Prügel und bekommt sie.

Holl.: De vreesachtigen schuwen de slagen. (Harrebomee, II, 409.)

10 Der Furchtsame sieht überall Gespenster.

Die Tataren in der Krim sagen: Der Furchtsame sieht jeden Erdfloh für eine Tarantel an. (Altmann III.)

Lat.: Pericula timidus, etiam quae non sunt, videt. (Philippi, II, 92.)

11 Der Furchtsame trägt sein Gemüth im Angesicht. - Sailer, 183.

Frz.: Homme craintif de faible courage porte son coeur en son visage. (Leroux, I, 163.)

12 Des Furchtsamen Blut kommt nicht in Wallung.

D. h. er geräth durch Beleidigungen nicht in Aufregung.

It.: Il sangue de poltroni non bolle. (Pazzaglia, 295, 2.)

13 Des Furchtsamen Brust ist mit einem Hasenbalg gefüttert. - Lehmann, 229, 76.

14 Ein forchtsamer gilt kein Mann. - Sutor, 993.

Lat.: Viri timidi nullum habent in pugna numerum, sed praesentes absunt. (Sutor, 993.)

15 Ein Furchtsamer förcht sich vor allen butzen erger als die Spatzen vorm Stromann. - Lehmann, 227, 35.

16 Ein Furchtsamer ist wie ein Hering, er stirbt vom Blitz, wie ein Krebs stirbt vom Donnerknall. - Lehmann, 227, 16.

17 Einem Furchtsamen nützt der beste Degen nichts.

It.: Tutte l'armi di Brescia e di Milano non basterebbero ad armar un poltrone. (Pazzaglia, 295, 3.)

18 Forchtsame stosst das glück wegk. - Henisch, 1297, 60.

19 Wenn zwei Furchtsame sich streiten, so siegt der, welcher ausschlägt.

It.: Tra poltron e poltrone chi assalta vince. (Pazzaglia, 295, 5.)


Furchtsamkeit.

Furchtsamkeit taugt nicht im Streit.


Furie.

1 Hast du Furien zu Gast, so wird dir nimmer Rast.

2 Nicht alle Furien tragen Schlangenhaare.

3 Wer den Furien in die Hände fällt, ruft umsonst nach Gnade.

*4 Von den Furien abstammen. (Altgr.)

Hässlich und abscheulich aussehen, denn alles Schädliche und Verderbliche leitete man von ihnen ab.


Fürliebnehmen.

1 Wer nicht will fürlieb nemen, was die kelle gibt, der ist nicht werth, das man jhm käss vnd brot fürsetze. - Henisch, 524, 48.

*2 Er nimmt fürlieb mit dem, was die Kelle gibt.


[Spaltenumbruch]
Fürmöser.

* 'T is 'n rechten Fürmöser1 von 'ner Dern. - Weserzeitung, 4077.

1) Damit bezeichnet man in Oldenburg einen recht kräftigen rothwangigen Menschen.


Fürschübe.

Wer um Fürschübe handlet, dem schwint der Mist i der Grueb. (Luzern.) - Ineichen, Ms.

Um Fürschiebe handeln = mit leichtfertigem Weibsvolk anbinden und umgehen. Schwinen = schwinden, verschwinden.


Fürsehung.

Man muss der Fürsehung nicht vorlaufen.


Für sich.

1 Jeder für sich, Gott für uns alle. - Eiselein, 193.

"Jeder für sich und Gott für uns alle, das ist die fromme selbstische Falle." (Spruchreden, 313.)

Dän.: Hver for sig, Gud for alle. (Prov. dan., 319.)

2 Jeder vor sich, Gott mit vns allen. - Lehmann, 107, 18.

*3 Wir sind für uns wie die zu Gottesberg.

Von der sehr abgesonderten, früher auch nicht einmal durch gute Strassen mit andern Ortschaften verbundenen Lage der kleinen schlesischen Bergstadt.


Fürsprech.

1 Den Fürsprechen ist wie den Beichtigern. - Graf, 418, 155.

Der Rechtsanwalt soll anvertraute Geheimnisse bewahren wie der Beichtvater (s. d.).

Mhd.: Den vorsprechenn ist als den peichtigernn. (v. Maurer, Stadt- und Landrechtsbuch Ruprecht's von Freysingen, Stuttgart 1839, II, 98.)

2 Der Fürsprech ist Ritter des Rechts. - Graf, 418, 142.

Wie der Krieger mit dem Schwerte, so kämpft, schlägt, schützt der Fürsprech mit dem Rechte zu Gunsten des Angeklagten.

Mhd.: Der vorspreche ist des rechtis ritter. (Klingen, 19, b, 1.)

3 Der Fürsprech kann weder Recht noch Unrecht thun. - Graf, 418, 154; Klingen, 32, b, 1.

Man will damit sagen, der Vertheidiger könne auch durch die unbegründetsten Ausführungen, durch die feinsten Rechtskniffe und Verdrehungen nicht schaden, weil der Richter, das Recht in dem Masse kenne und beherrsche, dass sie auf seine Entscheidung einflusslos seien, eine Annahme, die schwerlich in allen Fällen zutreffend ist.


Fürst.

1 Alle Fürsten sind Grafen (Edelleute, Bürger) gewesen. - Pistor., VII, 10.

Bei den Russen dagegen heisst es: Auch unter den Fürsten gibt's Leibeigene. (Altmann V.)

2 Aller frommen Fürsten angesicht möcht man auff ein Ring stechen. - Zeytbuch, X.

Vgl. auch Börne, Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, VI, 27, 36.

3 Aller frommen Fürsten Bildnuss können inn eines Rings Edelstein geschnitten werden. - Henisch, 1309.

4 Also muss man den Fürsten die Sporen rinkeln.

Soll ein Bauer gesagt haben, der dem Herzog Albrecht von Sachsen sein voriges Eigenthum wieder abgewonnen und noch eine artige Summe dazu.

5 An einem Fursten vnd herrn findet man kein grosser tugent, denn einem yeden schwetzer vnd orenbleser nicht glauben. - Agricola I, 279.

6 An Fürsten ist keine Eigenschaft. - Graf, 32, 45.

"Da Freiheit und (Leib-)Eigenschaft im Blute fortwallt", so sind natürlich die dem Kaiser nahestehenden Fürsten im Besitz einer hohen Freiheit und ist an ihnen nichts Leibeigenschaftliches und Unfreies.

Mhd.: An den fursten ist nicht eigintschaft. (Köhler, Scriptores rerum Lausaticarum, Görlitz 1839, I, 428, 18.)

7 Besser ein Fürst über kleine Länder, als ein grosser Herr über nichts.

8 Da bekommt der Fürst weder Hühner noch Eier, wo man den Edelmann macht zum Meier.

9 Das ist kein grosser Fürst, der nicht aus einem kleinen Mann einen grossen und aus einem grossen einen kleinen machen kann. - Winckler, XIV, 55.

10 Dass die Fürsten Narren seindt, das muss das Landt tragen. - Henisch, 1309, 42; Petri, II, 58.

11 Den Fürsten ehr, halt sein gebot, so verr sie nit sind wider got. - Franck, I, 148b.


[Spaltenumbruch] 5 Wer furchtsam ist, der sitzt besser bey der Kunckel als bey rath vnd that.Lehmann, 229, 64.

*6 A ies furchtsam wie a Haase.Robinson, 403.

„Forchtsamer als ein Hass.“ (Henisch, 1294.)

Lat.: Rheginis timidior. (Philippi, II, 157.)


Furchtsame (der).

1 Dem Furchtsamen rauschen alle Blätter.Steiger, 346; Simrock, 2929; Eiselein, 197.

Lat.: Formidoloso strepunt omnia. (Eiselein, 197.)

2 Den forchtsamen hülfft das glück nicht.Henisch, 1297, 58.

3 Den Furchtsamen muss man nicht gegen den Feind schicken.

Dän.: Raad-føre ei en frygtagtig om krig, en gierrig om almisse og en lad om arbeyde. (Prov. dan., 463.)

4 Der Furchtsam förcht sich wie ein grindiger Kopff vor der Laug.Lehmann, 229, 76.

5 Der Furchtsam greifft dem Bock nicht zu den Hörnern.Lehmann, 229, 76.

6 Der Furchtsam zappelt wie ein Fisch im Garn.Lehmann, 229, 76.

7 Der Furchtsame bebt vor seinem eigenen Schatten.

It.: Anche la propria ombra teme il pauroso. (Pazzaglia, 269, 8.)

8 Der Furchtsame hat den Mund voll Drohungen.

It.: L'arme de poltroni non taglioni. (Pazzaglia, 295, 1.)

Lat.: Timidi est aduersario minari. (Bovill, III, 123.)

9 Der Furchtsame scheut die Prügel und bekommt sie.

Holl.: De vreesachtigen schuwen de slagen. (Harrebomée, II, 409.)

10 Der Furchtsame sieht überall Gespenster.

Die Tataren in der Krim sagen: Der Furchtsame sieht jeden Erdfloh für eine Tarantel an. (Altmann III.)

Lat.: Pericula timidus, etiam quae non sunt, videt. (Philippi, II, 92.)

11 Der Furchtsame trägt sein Gemüth im Angesicht.Sailer, 183.

Frz.: Homme craintif de faible courage porte son coeur en son visage. (Leroux, I, 163.)

12 Des Furchtsamen Blut kommt nicht in Wallung.

D. h. er geräth durch Beleidigungen nicht in Aufregung.

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14 Ein forchtsamer gilt kein Mann.Sutor, 993.

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15 Ein Furchtsamer förcht sich vor allen butzen erger als die Spatzen vorm Stromann.Lehmann, 227, 35.

16 Ein Furchtsamer ist wie ein Hering, er stirbt vom Blitz, wie ein Krebs stirbt vom Donnerknall.Lehmann, 227, 16.

17 Einem Furchtsamen nützt der beste Degen nichts.

It.: Tutte l'armi di Brescia e di Milano non basterebbero ad armar un poltrone. (Pazzaglia, 295, 3.)

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It.: Tra poltron e poltrone chi assalta vince. (Pazzaglia, 295, 5.)


Furchtsamkeit.

Furchtsamkeit taugt nicht im Streit.


Furie.

1 Hast du Furien zu Gast, so wird dir nimmer Rast.

2 Nicht alle Furien tragen Schlangenhaare.

3 Wer den Furien in die Hände fällt, ruft umsonst nach Gnade.

*4 Von den Furien abstammen. (Altgr.)

Hässlich und abscheulich aussehen, denn alles Schädliche und Verderbliche leitete man von ihnen ab.


Fürliebnehmen.

1 Wer nicht will fürlieb nemen, was die kelle gibt, der ist nicht werth, das man jhm käss vnd brot fürsetze.Henisch, 524, 48.

*2 Er nimmt fürlieb mit dem, was die Kelle gibt.


[Spaltenumbruch]
Fürmöser.

* 'T is 'n rechten Fürmöser1 von 'ner Dêrn.Weserzeitung, 4077.

1) Damit bezeichnet man in Oldenburg einen recht kräftigen rothwangigen Menschen.


Fürschübe.

Wer um Fürschübe handlet, dem schwint der Mist i der Grueb. (Luzern.) – Ineichen, Ms.

Um Fürschiebe handeln = mit leichtfertigem Weibsvolk anbinden und umgehen. Schwinen = schwinden, verschwinden.


Fürsehung.

Man muss der Fürsehung nicht vorlaufen.


Für sich.

1 Jeder für sich, Gott für uns alle.Eiselein, 193.

„Jeder für sich und Gott für uns alle, das ist die fromme selbstische Falle.“ (Spruchreden, 313.)

Dän.: Hver for sig, Gud for alle. (Prov. dan., 319.)

2 Jeder vor sich, Gott mit vns allen.Lehmann, 107, 18.

*3 Wir sind für uns wie die zu Gottesberg.

Von der sehr abgesonderten, früher auch nicht einmal durch gute Strassen mit andern Ortschaften verbundenen Lage der kleinen schlesischen Bergstadt.


Fürsprech.

1 Den Fürsprechen ist wie den Beichtigern.Graf, 418, 155.

Der Rechtsanwalt soll anvertraute Geheimnisse bewahren wie der Beichtvater (s. d.).

Mhd.: Den vorsprechenn ist als den peichtigernn. (v. Maurer, Stadt- und Landrechtsbuch Ruprecht's von Freysingen, Stuttgart 1839, II, 98.)

2 Der Fürsprech ist Ritter des Rechts.Graf, 418, 142.

Wie der Krieger mit dem Schwerte, so kämpft, schlägt, schützt der Fürsprech mit dem Rechte zu Gunsten des Angeklagten.

Mhd.: Der vorspreche ist des rechtis ritter. (Klingen, 19, b, 1.)

3 Der Fürsprech kann weder Recht noch Unrecht thun.Graf, 418, 154; Klingen, 32, b, 1.

Man will damit sagen, der Vertheidiger könne auch durch die unbegründetsten Ausführungen, durch die feinsten Rechtskniffe und Verdrehungen nicht schaden, weil der Richter, das Recht in dem Masse kenne und beherrsche, dass sie auf seine Entscheidung einflusslos seien, eine Annahme, die schwerlich in allen Fällen zutreffend ist.


Fürst.

1 Alle Fürsten sind Grafen (Edelleute, Bürger) gewesen.Pistor., VII, 10.

Bei den Russen dagegen heisst es: Auch unter den Fürsten gibt's Leibeigene. (Altmann V.)

2 Aller frommen Fürsten angesicht möcht man auff ein Ring stechen.Zeytbuch, X.

Vgl. auch Börne, Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, VI, 27, 36.

3 Aller frommen Fürsten Bildnuss können inn eines Rings Edelstein geschnitten werden.Henisch, 1309.

4 Also muss man den Fürsten die Sporen rinkeln.

Soll ein Bauer gesagt haben, der dem Herzog Albrecht von Sachsen sein voriges Eigenthum wieder abgewonnen und noch eine artige Summe dazu.

5 An einem Fursten vnd herrn findet man kein grosser tugent, denn einem yeden schwetzer vnd orenbleser nicht glauben.Agricola I, 279.

6 An Fürsten ist keine Eigenschaft.Graf, 32, 45.

„Da Freiheit und (Leib-)Eigenschaft im Blute fortwallt“, so sind natürlich die dem Kaiser nahestehenden Fürsten im Besitz einer hohen Freiheit und ist an ihnen nichts Leibeigenschaftliches und Unfreies.

Mhd.: An den fursten ist nicht eigintschaft. (Köhler, Scriptores rerum Lausaticarum, Görlitz 1839, I, 428, 18.)

7 Besser ein Fürst über kleine Länder, als ein grosser Herr über nichts.

8 Da bekommt der Fürst weder Hühner noch Eier, wo man den Edelmann macht zum Meier.

9 Das ist kein grosser Fürst, der nicht aus einem kleinen Mann einen grossen und aus einem grossen einen kleinen machen kann.Winckler, XIV, 55.

10 Dass die Fürsten Narren seindt, das muss das Landt tragen.Henisch, 1309, 42; Petri, II, 58.

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[[641]/0669] 5 Wer furchtsam ist, der sitzt besser bey der Kunckel als bey rath vnd that. – Lehmann, 229, 64. *6 A ies furchtsam wie a Haase. – Robinson, 403. „Forchtsamer als ein Hass.“ (Henisch, 1294.) Lat.: Rheginis timidior. (Philippi, II, 157.) Furchtsame (der). 1 Dem Furchtsamen rauschen alle Blätter. – Steiger, 346; Simrock, 2929; Eiselein, 197. Lat.: Formidoloso strepunt omnia. (Eiselein, 197.) 2 Den forchtsamen hülfft das glück nicht. – Henisch, 1297, 58. 3 Den Furchtsamen muss man nicht gegen den Feind schicken. Dän.: Raad-føre ei en frygtagtig om krig, en gierrig om almisse og en lad om arbeyde. (Prov. dan., 463.) 4 Der Furchtsam förcht sich wie ein grindiger Kopff vor der Laug. – Lehmann, 229, 76. 5 Der Furchtsam greifft dem Bock nicht zu den Hörnern. – Lehmann, 229, 76. 6 Der Furchtsam zappelt wie ein Fisch im Garn. – Lehmann, 229, 76. 7 Der Furchtsame bebt vor seinem eigenen Schatten. It.: Anche la propria ombra teme il pauroso. (Pazzaglia, 269, 8.) 8 Der Furchtsame hat den Mund voll Drohungen. It.: L'arme de poltroni non taglioni. (Pazzaglia, 295, 1.) Lat.: Timidi est aduersario minari. (Bovill, III, 123.) 9 Der Furchtsame scheut die Prügel und bekommt sie. Holl.: De vreesachtigen schuwen de slagen. (Harrebomée, II, 409.) 10 Der Furchtsame sieht überall Gespenster. Die Tataren in der Krim sagen: Der Furchtsame sieht jeden Erdfloh für eine Tarantel an. (Altmann III.) Lat.: Pericula timidus, etiam quae non sunt, videt. (Philippi, II, 92.) 11 Der Furchtsame trägt sein Gemüth im Angesicht. – Sailer, 183. Frz.: Homme craintif de faible courage porte son coeur en son visage. (Leroux, I, 163.) 12 Des Furchtsamen Blut kommt nicht in Wallung. D. h. er geräth durch Beleidigungen nicht in Aufregung. It.: Il sangue de poltroni non bolle. (Pazzaglia, 295, 2.) 13 Des Furchtsamen Brust ist mit einem Hasenbalg gefüttert. – Lehmann, 229, 76. 14 Ein forchtsamer gilt kein Mann. – Sutor, 993. Lat.: Viri timidi nullum habent in pugna numerum, sed praesentes absunt. (Sutor, 993.) 15 Ein Furchtsamer förcht sich vor allen butzen erger als die Spatzen vorm Stromann. – Lehmann, 227, 35. 16 Ein Furchtsamer ist wie ein Hering, er stirbt vom Blitz, wie ein Krebs stirbt vom Donnerknall. – Lehmann, 227, 16. 17 Einem Furchtsamen nützt der beste Degen nichts. It.: Tutte l'armi di Brescia e di Milano non basterebbero ad armar un poltrone. (Pazzaglia, 295, 3.) 18 Forchtsame stosst das glück wegk. – Henisch, 1297, 60. 19 Wenn zwei Furchtsame sich streiten, so siegt der, welcher ausschlägt. It.: Tra poltron e poltrone chi assalta vince. (Pazzaglia, 295, 5.) Furchtsamkeit. Furchtsamkeit taugt nicht im Streit. Furie. 1 Hast du Furien zu Gast, so wird dir nimmer Rast. 2 Nicht alle Furien tragen Schlangenhaare. 3 Wer den Furien in die Hände fällt, ruft umsonst nach Gnade. *4 Von den Furien abstammen. (Altgr.) Hässlich und abscheulich aussehen, denn alles Schädliche und Verderbliche leitete man von ihnen ab. Fürliebnehmen. 1 Wer nicht will fürlieb nemen, was die kelle gibt, der ist nicht werth, das man jhm käss vnd brot fürsetze. – Henisch, 524, 48. *2 Er nimmt fürlieb mit dem, was die Kelle gibt. Fürmöser. * 'T is 'n rechten Fürmöser1 von 'ner Dêrn. – Weserzeitung, 4077. 1) Damit bezeichnet man in Oldenburg einen recht kräftigen rothwangigen Menschen. Fürschübe. Wer um Fürschübe handlet, dem schwint der Mist i der Grueb. (Luzern.) – Ineichen, Ms. Um Fürschiebe handeln = mit leichtfertigem Weibsvolk anbinden und umgehen. Schwinen = schwinden, verschwinden. Fürsehung. Man muss der Fürsehung nicht vorlaufen. Für sich. 1 Jeder für sich, Gott für uns alle. – Eiselein, 193. „Jeder für sich und Gott für uns alle, das ist die fromme selbstische Falle.“ (Spruchreden, 313.) Dän.: Hver for sig, Gud for alle. (Prov. dan., 319.) 2 Jeder vor sich, Gott mit vns allen. – Lehmann, 107, 18. *3 Wir sind für uns wie die zu Gottesberg. Von der sehr abgesonderten, früher auch nicht einmal durch gute Strassen mit andern Ortschaften verbundenen Lage der kleinen schlesischen Bergstadt. Fürsprech. 1 Den Fürsprechen ist wie den Beichtigern. – Graf, 418, 155. Der Rechtsanwalt soll anvertraute Geheimnisse bewahren wie der Beichtvater (s. d.). Mhd.: Den vorsprechenn ist als den peichtigernn. (v. Maurer, Stadt- und Landrechtsbuch Ruprecht's von Freysingen, Stuttgart 1839, II, 98.) 2 Der Fürsprech ist Ritter des Rechts. – Graf, 418, 142. Wie der Krieger mit dem Schwerte, so kämpft, schlägt, schützt der Fürsprech mit dem Rechte zu Gunsten des Angeklagten. Mhd.: Der vorspreche ist des rechtis ritter. (Klingen, 19, b, 1.) 3 Der Fürsprech kann weder Recht noch Unrecht thun. – Graf, 418, 154; Klingen, 32, b, 1. Man will damit sagen, der Vertheidiger könne auch durch die unbegründetsten Ausführungen, durch die feinsten Rechtskniffe und Verdrehungen nicht schaden, weil der Richter, das Recht in dem Masse kenne und beherrsche, dass sie auf seine Entscheidung einflusslos seien, eine Annahme, die schwerlich in allen Fällen zutreffend ist. Fürst. 1 Alle Fürsten sind Grafen (Edelleute, Bürger) gewesen. – Pistor., VII, 10. Bei den Russen dagegen heisst es: Auch unter den Fürsten gibt's Leibeigene. (Altmann V.) 2 Aller frommen Fürsten angesicht möcht man auff ein Ring stechen. – Zeytbuch, X. Vgl. auch Börne, Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, VI, 27, 36. 3 Aller frommen Fürsten Bildnuss können inn eines Rings Edelstein geschnitten werden. – Henisch, 1309. 4 Also muss man den Fürsten die Sporen rinkeln. Soll ein Bauer gesagt haben, der dem Herzog Albrecht von Sachsen sein voriges Eigenthum wieder abgewonnen und noch eine artige Summe dazu. 5 An einem Fursten vnd herrn findet man kein grosser tugent, denn einem yeden schwetzer vnd orenbleser nicht glauben. – Agricola I, 279. 6 An Fürsten ist keine Eigenschaft. – Graf, 32, 45. „Da Freiheit und (Leib-)Eigenschaft im Blute fortwallt“, so sind natürlich die dem Kaiser nahestehenden Fürsten im Besitz einer hohen Freiheit und ist an ihnen nichts Leibeigenschaftliches und Unfreies. Mhd.: An den fursten ist nicht eigintschaft. (Köhler, Scriptores rerum Lausaticarum, Görlitz 1839, I, 428, 18.) 7 Besser ein Fürst über kleine Länder, als ein grosser Herr über nichts. 8 Da bekommt der Fürst weder Hühner noch Eier, wo man den Edelmann macht zum Meier. 9 Das ist kein grosser Fürst, der nicht aus einem kleinen Mann einen grossen und aus einem grossen einen kleinen machen kann. – Winckler, XIV, 55. 10 Dass die Fürsten Narren seindt, das muss das Landt tragen. – Henisch, 1309, 42; Petri, II, 58. 11 Den Fürsten ehr, halt sein gebot, so verr sie nit sind wider got. – Franck, I, 148b.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [641]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/669>, abgerufen am 22.11.2024.