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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 146 Wer ein Ganss bey eines Herrn Ampt isset, der muss die Federn wider Zollen. - Lehmann, 15, 49.

147 Wer eine Gans rupfen will, fängt bei (mit) den Federn an.

148 Wer eine königliche Gans verspeiset, dem kratzen noch nach hundert Jahren die Federn im Arsche.

Wer gegen Mächtige fehlt, muss es noch lange nachher empfinden.

149 Wer mit den Gänsen geht, fällt nicht ins Feuer.

150 Wer mit den Gänsen trinkt, fällt nicht ins Wasser. - Winckler, VIII, 59.

151 Wer mit von der gestolenen Ganss jsset, der muss auch mit hangen. - Mathesy, 85b.

152 Wer unter Gänsen ist, muss wie eine Gans leben.

153 Wie den Gänsen zu Martini, so geht's der Wahrheit vor Gericht.

Nicht blos vor Gericht geht es ihr wie den Martinsgänsen, auch - mitunter auf den Kanzeln.

154 Wie die Gans magst du trinken, aber friss nicht wie eine Gans.

155 Wo die Gans kreucht, da muss man sie verzehnten. - Graf, 123, 336.

Mhd.: Wo die ganz kreucht, so sel man si zehenden. (Grimm, Weisth., III, 584.)

156 Wo Gänse hinscheissen, da haben die Kühe kein Gras zu beissen.

157 Wo Gänse sind, da ist Geschnatter, und wo Frauen, da sind viel Mären. - Simrock, 3007; Reinsberg I, 12.

158 Wo Gänss seyn, seyn auch Bäch. - Gruter, III, 116; Lehmann, II, 883, 318.

159 Wo man Gäns' und Weiber hat, findet auch Geschnader statt. - Weinhold, 86.

160 Wo ne Gäus hen schitt, is sliemer, äs wo en Schoap denne1 bitt2. (Westf.)

1) Weg, fort.

2) Biss.

161 Ziehn die wilden Gänse bald, so kommt der Winter schnell und kalt. - Bair. Hauskalender.

162 Ziehn die wilden Gänse weg, fällt auch der Altweibersommer1 in Dreck.

1) Dieser Nachsommer tritt unter verschiedenen Namen bei andern Völkern auf. Die schönen Tage, auf die man Mitte October in der Lombardei rechnet, heissen dort Sommer der heiligen Theresia, weil das Fest dieser Heiligen am 15. October gefeiert wird. Die Schweden nennen diese letzten warmen Tage des Jahres vom Tage der heiligen Brigitta (8. October) Brigittensommer; Die Czechen, da er gewöhnlich vierzehn Tage nach dem Sanct-Wenzelstage eintritt, den Sanct-Wenzelssommer; die Vlämingen (vom 29. September) den Michelssommer, die Engländer vom 18. October den kleinen Lucassommer, die Franzosen den Sommer des heiligen Denis (vom 9. October). In Nordamerika, wo er nach der südlichern oder nördlichern Lage der verschiedenen Staaten von Ende October bis Mitte December eintritt, führt er den Namen indischer Sommer (Indian Summer). (Reinsberg VIII, 179.)

*163 A thut wie de Gänse, wens Water leicht. - Robinson, 670.

*164 Atte (as de) Gaus, män nit so wackelig. (Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 489, 8.

Sprichwörtliche Antwort auf die Frage, wie es gehe.

*165 Bi d'r Gaus sin. (Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 366, 18.

Bewusstlos, ohnmächtig. (S. Gänsehimmel.)

*166 Da kann man sehen, was die Gans für Fett hat.

Holl.: Men zal zien, wat de gans voor vet inheeft. (Harrebomee, I, 201.)

*167 Da möchte sich doch die Gans einen Kropf lachen.

Mhd.: Des mucht ein gans wol lachen. (Muscatblut.) (Zingerle, 44.)

*168 Da sollten (müssten) mich doch die Gänse beissen!

Dän.: Den dag jeg giör det, da gid giaes bide mig; - gid min hat falde i rendesteenen. (Prov. dan., 233.)

*169 Das heisst die Gans am Kragen greifen. - Eiselein, 205.

*170 De Gäus is noch nit gar. (Büren.) - Honcamp.

Die Sache ist noch nicht fertig.

*171 Den Gänsen Huffeisen anziehn. - Lehmann, 888, 90.

[Spaltenumbruch] *172 Den Gänsen predigen.

Die Venetianer sagen: Seine Gründe der Polizei vortragen, auch wol der Stiefmutter darlegen. Die Kleinrussen: Sprich zum Berge. Und die Neger in Surinam: Wenn du in den Busch schreist, so antwortet er dir nicht. (Reinsberg IV, 71.)

Holl.: Hij preekt voor de ganzen. ( Harrebomee, I, 201.)

*173 Den Gänsen den Salat zu hüten geben. (S. Fuchs 365.)

*174 Den sollten die Gänse anseigen. (Rottenburg.) - Haug.

*175 Der Gans den Kragen berupfen. - Murner, Nb., 16.

*176 Die Gans ist ihm lieber als der Paradiesvogel. - Parömiakon, 1209.

Der sinnliche Genuss (Martinsgans) steht ihm höher als der geistige.

*177 Die Gans lehrt den Schwan singen. - Simrock, 3003; Körte, 1746.

*178 Die Gans stehlen und das Gedärm den Armen schenken.

*179 Die Gans vor den Hund werfen und den Flederwisch auftragen. - Parömiakon, 244.

*180 Die Gänse auf der Gasse lachen dich aus.

*181 Die Gänse den Kohl hüten lassen. (S. 173.)

*182 Die Gänse können Hafer durchziehen. - Für Franken: Frommann, VI, 318, 208.

So sagt man in Baiern von einem durchscheinenden dünnen Zeuge.

*183 Die Gänse zum Wasser führen. (S. Aal 21.)

It.: Anch' io so menar le oche a bere quando piove. (Bohn I, 72.)

*184 Die gebratenen Gänse werden dir nicht ins Maul fliegen.

Holl.: Die gebraden ganzen komen u niet in den mond vliegen. (Harrebomee, I, 201.)

*185 Die genss gackern dauon. - Franck, II, 15a; Eiselein, 205; Körte, 1753; Sailer, 57.

Es ist allbekannt.

*186 Dumme Gans!

Eine sehr bekannte und häufig angewandte Redensart, um die geistige Beschränktheit weiblicher Personen zu bezeichnen. Die Gans steht bei uns ebenso allgemein in dem Rufe der Dummheit wie der Esel (s. d. 402), und vielleicht ebenso mit Unrecht, denn sie sieht dümmer aus, als sie wirklich ist; sie ist besser als ihr Ruf, wie jeder bestätigen wird, der Gelegenheit gehabt hat, sie zu beobachten und ihre Schlauheit kennen zu lernen. "Ich habe selbst", heisst es in Welt und Zeit (Stuttgart 1822, V, 318, 47), "eine Gans gesehen, die das hungrige Federvieh des Hühnerhofs unter wahrem Aufruhrgeschrei nach dem kleinen Stalle führte, in welchem das Futter aufbewahrt wurde, und mit ihrem Schnabel versuchte, das Schloss desselben aufzumachen, während das Hühner- und Entenvolk, das ihr gefolgt war, eine Zeit lang vertrauensvoll auf das Resultat ihrer Bemühungen wartete. Eben diese Gans hatte den Verstand, ein Stück trockenes Brot, das man ihr gab, vorher in das Wasser der Gosse zu legen, damit sie es, erweicht, besser fressen konnte. Aeusserst komisch sind auch die Neugierde und Höflichkeiten, welche sich die Gänse bezeigen, wenn sie unvermuthet fremd zusammenkommen; und dabei sieht man am deutlichsten, dass sie wirklich eine Sprache haben und diese auch reich an Wörtern ist. Die geübtesten Damen könnten sich bei solchen Erscheinungen nicht lebhafter und aufmerksamer benehmen, als diese unbeachteten (und als dumm verschrienen) Hofbewohner." Dennoch wird sie die "dumme Gans" und Gegenstand der Vergleichung bleiben; im Volksmunde wie in der Literatur ist ihr diese Stellung gesichert. Im Reineke führt sie den Namen Alheit = Adelheit, abgekürzt Alke. Lübben (Programm, 33-36) leitet diesen Namen ebenfalls aus der Dummheit und Geschwätzigkeit her, durch welche die Gans charakterisirt wird. "Jemand begösken", sagt er, "ist darum soviel als eine Person zu einer dummen Gans machen, sie dafür halten, sie betrügen; sich begösken laten = sich in seiner Dummheit betrügen lassen. Mit jemand herumgosken = jemand als eine dumme Gans zum besten haben. Wie nun in der Menschenwelt ein dummes Plappermaul Alke heisst, ebenso muss auch in der poetischen Thierwelt, die nur das Spiegelbild der Menschenwelt ist, die dumme und plauderhafte Person so heissen."

Frz.: C'est une buche. (Kritzinger, 98.) - Cet homme est un franc oison. (Kritzinger, 489.)

*187 Eine ganss vnder den schwanen. - Franck, II, 47b; Henisch, 1348, 43; Eiselein, 205; Körte, 1753.

Von einem unbrauchbaren Menschen.

Lat.: Graculus inter musas. - Nos poma natamus. - Saul inter Prophetas. (Henisch, 1348.)

*188 Einem eine Gans in schwarzer Sauce vorsetzen.

Ihm zu verstehen geben, dass seine Anträge erfolglos sind. - In den höhern Kreisen Polens herrschte die Sitte,

[Spaltenumbruch] 146 Wer ein Ganss bey eines Herrn Ampt isset, der muss die Federn wider Zollen.Lehmann, 15, 49.

147 Wer eine Gans rupfen will, fängt bei (mit) den Federn an.

148 Wer eine königliche Gans verspeiset, dem kratzen noch nach hundert Jahren die Federn im Arsche.

Wer gegen Mächtige fehlt, muss es noch lange nachher empfinden.

149 Wer mit den Gänsen geht, fällt nicht ins Feuer.

150 Wer mit den Gänsen trinkt, fällt nicht ins Wasser.Winckler, VIII, 59.

151 Wer mit von der gestolenen Ganss jsset, der muss auch mit hangen.Mathesy, 85b.

152 Wer unter Gänsen ist, muss wie eine Gans leben.

153 Wie den Gänsen zu Martini, so geht's der Wahrheit vor Gericht.

Nicht blos vor Gericht geht es ihr wie den Martinsgänsen, auch – mitunter auf den Kanzeln.

154 Wie die Gans magst du trinken, aber friss nicht wie eine Gans.

155 Wo die Gans kreucht, da muss man sie verzehnten.Graf, 123, 336.

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156 Wo Gänse hinscheissen, da haben die Kühe kein Gras zu beissen.

157 Wo Gänse sind, da ist Geschnatter, und wo Frauen, da sind viel Mären.Simrock, 3007; Reinsberg I, 12.

158 Wo Gänss seyn, seyn auch Bäch.Gruter, III, 116; Lehmann, II, 883, 318.

159 Wo man Gäns' und Weiber hat, findet auch Geschnader statt.Weinhold, 86.

160 Wo ne Gäus hen schitt, is sliemer, äs wo en Schoap denne1 bitt2. (Westf.)

1) Weg, fort.

2) Biss.

161 Ziehn die wilden Gänse bald, so kommt der Winter schnell und kalt.Bair. Hauskalender.

162 Ziehn die wilden Gänse weg, fällt auch der Altweibersommer1 in Dreck.

1) Dieser Nachsommer tritt unter verschiedenen Namen bei andern Völkern auf. Die schönen Tage, auf die man Mitte October in der Lombardei rechnet, heissen dort Sommer der heiligen Theresia, weil das Fest dieser Heiligen am 15. October gefeiert wird. Die Schweden nennen diese letzten warmen Tage des Jahres vom Tage der heiligen Brigitta (8. October) Brigittensommer; Die Czechen, da er gewöhnlich vierzehn Tage nach dem Sanct-Wenzelstage eintritt, den Sanct-Wenzelssommer; die Vlämingen (vom 29. September) den Michelssommer, die Engländer vom 18. October den kleinen Lucassommer, die Franzosen den Sommer des heiligen Denis (vom 9. October). In Nordamerika, wo er nach der südlichern oder nördlichern Lage der verschiedenen Staaten von Ende October bis Mitte December eintritt, führt er den Namen indischer Sommer (Indian Summer). (Reinsberg VIII, 179.)

*163 A thut wie de Gänse, wens Water leicht.Robinson, 670.

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Sprichwörtliche Antwort auf die Frage, wie es gehe.

*165 Bi d'r Gaus sin. (Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 366, 18.

Bewusstlos, ohnmächtig. (S. Gänsehimmel.)

*166 Da kann man sehen, was die Gans für Fett hat.

Holl.: Men zal zien, wat de gans voor vet inheeft. (Harrebomée, I, 201.)

*167 Da möchte sich doch die Gans einen Kropf lachen.

Mhd.: Des mucht ein gans wol lachen. (Muscatblut.) (Zingerle, 44.)

*168 Da sollten (müssten) mich doch die Gänse beissen!

Dän.: Den dag jeg giør det, da gid giæs bide mig; – gid min hat falde i rendesteenen. (Prov. dan., 233.)

*169 Das heisst die Gans am Kragen greifen.Eiselein, 205.

*170 De Gäus is noch nit gar. (Büren.) – Honcamp.

Die Sache ist noch nicht fertig.

*171 Den Gänsen Huffeisen anziehn.Lehmann, 888, 90.

[Spaltenumbruch] *172 Den Gänsen predigen.

Die Venetianer sagen: Seine Gründe der Polizei vortragen, auch wol der Stiefmutter darlegen. Die Kleinrussen: Sprich zum Berge. Und die Neger in Surinam: Wenn du in den Busch schreist, so antwortet er dir nicht. (Reinsberg IV, 71.)

Holl.: Hij preekt voor de ganzen. ( Harrebomée, I, 201.)

*173 Den Gänsen den Salat zu hüten geben. (S. Fuchs 365.)

*174 Den sollten die Gänse anseigen. (Rottenburg.) – Haug.

*175 Der Gans den Kragen berupfen.Murner, Nb., 16.

*176 Die Gans ist ihm lieber als der Paradiesvogel.Parömiakon, 1209.

Der sinnliche Genuss (Martinsgans) steht ihm höher als der geistige.

*177 Die Gans lehrt den Schwan singen.Simrock, 3003; Körte, 1746.

*178 Die Gans stehlen und das Gedärm den Armen schenken.

*179 Die Gans vor den Hund werfen und den Flederwisch auftragen.Parömiakon, 244.

*180 Die Gänse auf der Gasse lachen dich aus.

*181 Die Gänse den Kohl hüten lassen. (S. 173.)

*182 Die Gänse können Hafer durchziehen. – Für Franken: Frommann, VI, 318, 208.

So sagt man in Baiern von einem durchscheinenden dünnen Zeuge.

*183 Die Gänse zum Wasser führen. (S. Aal 21.)

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*184 Die gebratenen Gänse werden dir nicht ins Maul fliegen.

Holl.: Die gebraden ganzen komen u niet in den mond vliegen. (Harrebomée, I, 201.)

*185 Die genss gackern dauon.Franck, II, 15a; Eiselein, 205; Körte, 1753; Sailer, 57.

Es ist allbekannt.

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Frz.: C'est une buche. (Kritzinger, 98.) – Cet homme est un franc oison. (Kritzinger, 489.)

*187 Eine ganss vnder den schwanen.Franck, II, 47b; Henisch, 1348, 43; Eiselein, 205; Körte, 1753.

Von einem unbrauchbaren Menschen.

Lat.: Graculus inter musas. – Nos poma natamus. – Saul inter Prophetas. (Henisch, 1348.)

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[[667]/0695] 146 Wer ein Ganss bey eines Herrn Ampt isset, der muss die Federn wider Zollen. – Lehmann, 15, 49. 147 Wer eine Gans rupfen will, fängt bei (mit) den Federn an. 148 Wer eine königliche Gans verspeiset, dem kratzen noch nach hundert Jahren die Federn im Arsche. Wer gegen Mächtige fehlt, muss es noch lange nachher empfinden. 149 Wer mit den Gänsen geht, fällt nicht ins Feuer. 150 Wer mit den Gänsen trinkt, fällt nicht ins Wasser. – Winckler, VIII, 59. 151 Wer mit von der gestolenen Ganss jsset, der muss auch mit hangen. – Mathesy, 85b. 152 Wer unter Gänsen ist, muss wie eine Gans leben. 153 Wie den Gänsen zu Martini, so geht's der Wahrheit vor Gericht. Nicht blos vor Gericht geht es ihr wie den Martinsgänsen, auch – mitunter auf den Kanzeln. 154 Wie die Gans magst du trinken, aber friss nicht wie eine Gans. 155 Wo die Gans kreucht, da muss man sie verzehnten. – Graf, 123, 336. Mhd.: Wo die ganz kreucht, so sel man si zehenden. (Grimm, Weisth., III, 584.) 156 Wo Gänse hinscheissen, da haben die Kühe kein Gras zu beissen. 157 Wo Gänse sind, da ist Geschnatter, und wo Frauen, da sind viel Mären. – Simrock, 3007; Reinsberg I, 12. 158 Wo Gänss seyn, seyn auch Bäch. – Gruter, III, 116; Lehmann, II, 883, 318. 159 Wo man Gäns' und Weiber hat, findet auch Geschnader statt. – Weinhold, 86. 160 Wo ne Gäus hen schitt, is sliemer, äs wo en Schoap denne1 bitt2. (Westf.) 1) Weg, fort. 2) Biss. 161 Ziehn die wilden Gänse bald, so kommt der Winter schnell und kalt. – Bair. Hauskalender. 162 Ziehn die wilden Gänse weg, fällt auch der Altweibersommer1 in Dreck. 1) Dieser Nachsommer tritt unter verschiedenen Namen bei andern Völkern auf. Die schönen Tage, auf die man Mitte October in der Lombardei rechnet, heissen dort Sommer der heiligen Theresia, weil das Fest dieser Heiligen am 15. October gefeiert wird. Die Schweden nennen diese letzten warmen Tage des Jahres vom Tage der heiligen Brigitta (8. October) Brigittensommer; Die Czechen, da er gewöhnlich vierzehn Tage nach dem Sanct-Wenzelstage eintritt, den Sanct-Wenzelssommer; die Vlämingen (vom 29. September) den Michelssommer, die Engländer vom 18. October den kleinen Lucassommer, die Franzosen den Sommer des heiligen Denis (vom 9. October). In Nordamerika, wo er nach der südlichern oder nördlichern Lage der verschiedenen Staaten von Ende October bis Mitte December eintritt, führt er den Namen indischer Sommer (Indian Summer). (Reinsberg VIII, 179.) *163 A thut wie de Gänse, wens Water leicht. – Robinson, 670. *164 Atte (as de) Gaus, män nit so wackelig. (Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 489, 8. Sprichwörtliche Antwort auf die Frage, wie es gehe. *165 Bi d'r Gaus sin. (Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 366, 18. Bewusstlos, ohnmächtig. (S. Gänsehimmel.) *166 Da kann man sehen, was die Gans für Fett hat. Holl.: Men zal zien, wat de gans voor vet inheeft. (Harrebomée, I, 201.) *167 Da möchte sich doch die Gans einen Kropf lachen. Mhd.: Des mucht ein gans wol lachen. (Muscatblut.) (Zingerle, 44.) *168 Da sollten (müssten) mich doch die Gänse beissen! Dän.: Den dag jeg giør det, da gid giæs bide mig; – gid min hat falde i rendesteenen. (Prov. dan., 233.) *169 Das heisst die Gans am Kragen greifen. – Eiselein, 205. *170 De Gäus is noch nit gar. (Büren.) – Honcamp. Die Sache ist noch nicht fertig. *171 Den Gänsen Huffeisen anziehn. – Lehmann, 888, 90. *172 Den Gänsen predigen. Die Venetianer sagen: Seine Gründe der Polizei vortragen, auch wol der Stiefmutter darlegen. Die Kleinrussen: Sprich zum Berge. Und die Neger in Surinam: Wenn du in den Busch schreist, so antwortet er dir nicht. (Reinsberg IV, 71.) Holl.: Hij preekt voor de ganzen. ( Harrebomée, I, 201.) *173 Den Gänsen den Salat zu hüten geben. (S. Fuchs 365.) *174 Den sollten die Gänse anseigen. (Rottenburg.) – Haug. *175 Der Gans den Kragen berupfen. – Murner, Nb., 16. *176 Die Gans ist ihm lieber als der Paradiesvogel. – Parömiakon, 1209. Der sinnliche Genuss (Martinsgans) steht ihm höher als der geistige. *177 Die Gans lehrt den Schwan singen. – Simrock, 3003; Körte, 1746. *178 Die Gans stehlen und das Gedärm den Armen schenken. *179 Die Gans vor den Hund werfen und den Flederwisch auftragen. – Parömiakon, 244. *180 Die Gänse auf der Gasse lachen dich aus. *181 Die Gänse den Kohl hüten lassen. (S. 173.) *182 Die Gänse können Hafer durchziehen. – Für Franken: Frommann, VI, 318, 208. So sagt man in Baiern von einem durchscheinenden dünnen Zeuge. *183 Die Gänse zum Wasser führen. (S. Aal 21.) It.: Anch' io so menar le oche a bere quando piove. (Bohn I, 72.) *184 Die gebratenen Gänse werden dir nicht ins Maul fliegen. Holl.: Die gebraden ganzen komen u niet in den mond vliegen. (Harrebomée, I, 201.) *185 Die genss gackern dauon. – Franck, II, 15a; Eiselein, 205; Körte, 1753; Sailer, 57. Es ist allbekannt. *186 Dumme Gans! Eine sehr bekannte und häufig angewandte Redensart, um die geistige Beschränktheit weiblicher Personen zu bezeichnen. Die Gans steht bei uns ebenso allgemein in dem Rufe der Dummheit wie der Esel (s. d. 402), und vielleicht ebenso mit Unrecht, denn sie sieht dümmer aus, als sie wirklich ist; sie ist besser als ihr Ruf, wie jeder bestätigen wird, der Gelegenheit gehabt hat, sie zu beobachten und ihre Schlauheit kennen zu lernen. „Ich habe selbst“, heisst es in Welt und Zeit (Stuttgart 1822, V, 318, 47), „eine Gans gesehen, die das hungrige Federvieh des Hühnerhofs unter wahrem Aufruhrgeschrei nach dem kleinen Stalle führte, in welchem das Futter aufbewahrt wurde, und mit ihrem Schnabel versuchte, das Schloss desselben aufzumachen, während das Hühner- und Entenvolk, das ihr gefolgt war, eine Zeit lang vertrauensvoll auf das Resultat ihrer Bemühungen wartete. Eben diese Gans hatte den Verstand, ein Stück trockenes Brot, das man ihr gab, vorher in das Wasser der Gosse zu legen, damit sie es, erweicht, besser fressen konnte. Aeusserst komisch sind auch die Neugierde und Höflichkeiten, welche sich die Gänse bezeigen, wenn sie unvermuthet fremd zusammenkommen; und dabei sieht man am deutlichsten, dass sie wirklich eine Sprache haben und diese auch reich an Wörtern ist. Die geübtesten Damen könnten sich bei solchen Erscheinungen nicht lebhafter und aufmerksamer benehmen, als diese unbeachteten (und als dumm verschrienen) Hofbewohner.“ Dennoch wird sie die „dumme Gans“ und Gegenstand der Vergleichung bleiben; im Volksmunde wie in der Literatur ist ihr diese Stellung gesichert. Im Reineke führt sie den Namen Alheit = Adelheit, abgekürzt Alke. Lübben (Programm, 33-36) leitet diesen Namen ebenfalls aus der Dummheit und Geschwätzigkeit her, durch welche die Gans charakterisirt wird. „Jemand begösken“, sagt er, „ist darum soviel als eine Person zu einer dummen Gans machen, sie dafür halten, sie betrügen; sich begösken lâten = sich in seiner Dummheit betrügen lassen. Mit jemand herumgôsken = jemand als eine dumme Gans zum besten haben. Wie nun in der Menschenwelt ein dummes Plappermaul Alke heisst, ebenso muss auch in der poetischen Thierwelt, die nur das Spiegelbild der Menschenwelt ist, die dumme und plauderhafte Person so heissen.“ Frz.: C'est une buche. (Kritzinger, 98.) – Cet homme est un franc oison. (Kritzinger, 489.) *187 Eine ganss vnder den schwanen. – Franck, II, 47b; Henisch, 1348, 43; Eiselein, 205; Körte, 1753. Von einem unbrauchbaren Menschen. Lat.: Graculus inter musas. – Nos poma natamus. – Saul inter Prophetas. (Henisch, 1348.) *188 Einem eine Gans in schwarzer Sauce vorsetzen. Ihm zu verstehen geben, dass seine Anträge erfolglos sind. – In den höhern Kreisen Polens herrschte die Sitte,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [667]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/695>, abgerufen am 22.11.2024.