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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Ganzes.

1 Wem das Ganze gehört, dem gehören auch die Theile.

Holl.: Dien het geheel behoort, behooren ook deszelfs deelen. (Harrebomee, I, 212.)

2 Wer das gantz will, verleurt das gantz. - Henisch, 1354.

Lat.: Qui male cuncta capit tandem miser omnia perdit. - Qui totum volet, totum perdit. (Henisch, 1354.)

3 Wer sich nicht ums Ganze wehrt, der muss ums Halbe fechten. - Eiselein, 206.


Gapen.

1 Dat gapt1 weit und bitt2 Nüms3. (Ostfries.) - Eichwald, 599; Frommann, III, 431, 214; Bueren, 336.

1) Gapen = den Mund weit aufsperren, gähnen, gapsk = zum Gähnen geneigt, schläfrig; gaffend, unverständig; gierig.

2) Beisst.

3) Niemand.

Holl.: Hij moet lanc gapen, die den oven overgapen sal. (Tunn., 14, 10.)

Lat.: Oscitat ille diu qui furnum vincit hiando. - Qui furnum superet hiando, diu puer hiscet. (Fallersleben, 402.)

2 Gapp ens tegen (gegen) 'ne Backoffend, dan sist du, we de grützte Mull hat. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 74.

Gähne einmal (trotzend) dem Backofen gegenüber, dann wirst du sehen, wer das grösste Maul hat.

3 Jibbin's jin an Baghaan. (Nordfries.) - Johansen, 71.

Gape einmal gegen einen Backofen. Versuch's einmal dich gegen einen Gewaltigen aufzulehnen.


Gapenstock.

* Dat is en rechte Gapenstock1. - Frommann, II, 542, 169; Bueren, 354; Eichwald, 598.

1) Gaffer, Maulaffe.


Gapfen.

1 Der muss weit gapffen1, der einen Ofen übergapfft. - Henisch, 1354.

1) Gappen, gaffen, gähnen, oscitare.

2 Wenn einer gapfft, so gapffen auch die andern. - Henisch, 1354.

Lat.: Oscitante uno, deinde oscitat et alter. (Henisch, 1354.)


Gapsk.

1 Hai es so gapsk, wann hai so papsk woer, dann könn hai priaken. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 69, 100.

2 Ick bin so gapsk, wer' ick so papsk1, ick kun wol Misse don2. (Ostfries.) - Bueren, 727; Frommann, VI, 283, 709; Hauskalender, III.

1) Pfäffisch, papistisch, katholisch.

2) Messe lesen.


Gar.

1 Gar gekocht ist gesund. - Henisch, 1356, 8.

2 Was man bald gar haben will, muss man gut klopfen.

*3 Es ist alles gar. - Kirchhofer, 267.

Im Canton Appenzell reiht man dieser Redensart eine Menge anderer von derselben oder verwandter Bedeutung an. Ich füge hier die Zusammenstellung bei. Man sagt: Und das ist alles gar, richtig und g'sichtig, klar und wahr, toll und voll, (mit allem) Hotter und Blotter, Rübis und Stübis, (und ist voll) Sotten und Possen, (man kann damit alles) richten und schlichten, (auch) lügen und betrügen, schalten und walten, herzen und scherzen, (und das) schnall und fall, in Saus und Braus, (in aller) Hölle und Völle, (und es geht recht) g'fixt und g'wixt, (und ist grad) trohlet wie bohlet.


Gar ohne.

Es ist nicht gar ohne, was Herr Jedermann sagt. - Graf, 453, 445.

Einem allgemeinen Gerücht liegt in der Regel etwas Wahres zu Grunde. (S. Gemeinlaut, Geplärr.)


Garatzen.

* Sie hat für viel Kreuzer Garatzen in den Schuhen.

Ist voll Heirathsgedanken. Wenn bei einem Mädchen die Schuhe knarren, so soll es bedeuten, dass sie bald Braut werde. Daher sagen sie oft im Scherz zum Schuhmacher: Mach'a ma um an Kreuza Garaza drein. (Zaupser, Idiot., Nachlese, 19.)


Garaus.

1 Garauss ist gut Pfalgräfisch (pfalzgräflich). - Gruter, III, 41; Simrock, 3021.

2 Garauss macht böss Hosen. - Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 6; Simrock, 3023.

3 Garauss, so wird ein voller Bruder drauss. - Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 7; Simrock, 3032.

4 Hanns Garauss, wein hinein, witz herauss. - Lehmann, 879, 43.

[Spaltenumbruch] *5 Das Garaus mit etwas spielen.

*6 Einem den Garaus machen. - Sandvoss, 19.

Ihn zu Grunde richten.


Garbe.

1 Bar (wer) zu grausse Garbe macht, der bend't sich rech (reich) on (und) drescht sich arm. (Meiningen.) - Frommann, III, 410, 107.

2 Für jede Garbe wächst ein Strohseil. (Wend. Lausitz.)

3 Keine Garbe ohne taube Aehren.

4 Nimmt die Garbe ab, so nimmt der Ochse zu.

5 Ohne Garben muss man darben.

6 Was ist Eine Garbe unter viel Flegel! - Manheimer Anzeiger, 1863, 126.

7 Wo eine Garbe für den Reichen wächst, da findet auch der Arme seine Aehre.

*8 Die schlechtesten Garben zehnten.

Frz.: Faire gerbe de foarre a Dieu. (Kritzinger, 320.)

*9 Er ist bei der letzten Garbe.

*10 Es geht an die letzte Garbe. - Körte, 1753; Simrock, 3016; Eiselein, 206.

*11 Wie's die Garbe gibt. (Schles.)

Wenn man etwas ohne Auswahl darreicht oder gewährt.


Gardasee.

Der Gardasee und der Celinamund treiben es oft gar zu bunt.

Klage in den italienischen Provinzen Treviso und Udine, weil die schlimmsten Gewitter meist aus der Gegend des Gardasees kommen, und der Bergfluss Celina, der in der Regel sehr wasserarm ist, wenn der Schnee auf dem Gebirge schmilzt, in seinem Mündungsgebiet gefährlich anschwillt. (Reinsberg VI, 19.)


Garde.

1 Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht.

Dieser Ausspruch wird dem französischen General Cambronne in der Schlacht bei Waterloo zugeschrieben; dessen Echtheit ist aber bezweifelt worden, weil Cambronne in der Schlacht erstens nicht gestorben und sich zweitens dem englischen General Sir Hugh Halkett ergeben hat. Er kann ihn aber dessenungeachtet zur Anfeuerung seines Corps gethan haben und hat sich nur deshalb ergeben müssen, weil ihm die Engländer keine Zeit gelassen haben, vorher zu sterben. Dafür scheint zu sprechen, dass sich das Wort auf der Statue befindet, welche man dem General Cambronne in seiner Vaterstadt Nantes errichtet hat. Uebrigens wird der Ausspruch von den Söhnen des Generals Michel für ihren Vater in Anspruch genommen, der, wenn historisch nicht begründet, doch gut erfunden ist.

Frz.: La garde meurt, elle ne se rend pas. (Büchmann, 180.)

2 Garde, hüte dich, nun kommt der Bauer.


Gardinenpredigt.

1 Gardinenpredigt ist nachts. - Eiselein, 206.

Holl.: Zij heeft hem de gordijn-metten gelezen. - Zij houdt eene gordijn-preek. (Harrebomee, I, 252.)

Lat.: Uxores maritis multa, quamquam non omnia de deo, concionantur. (Eiselein, 206.)

*2 Er bekommt eine Gardinenpredigt.


Garn.

1 Der sich mit ein garn bedeckt, der guckt doch herfür. - Lehmann, 181, 16.

2 Es stellt einer offt die Garn vnd fengt doch nichts. - Lehmann, 402, 2; 801, 27.

3 Fremdes Garn ist bald abgehaspelt.

4 Garn richten fahet nit vögel, sondern zuziehen. - Franck, II, 163a; Henisch, 1358, 53; Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 8; Steiger, 73; Körte, 1755; Eiselein, 206; Petri, II, 324.

5 Grob garn, grob Tuch. - Lehmann, 509, 6.

6 Gut garn, gut Tuch. - Lehmann, 509, 6.

7 Hat man grob garn gesponnen, so gibts grob Tuch. - Lehmann, 740, 23.

8 Man kann das Garn nicht feiner haspeln, als es gesponnen ist.

9 Man muss das garn nicht verwirren. - Lehmann, 715, 7.

Eine Sache nicht ohne Noth erschweren.

10 Man muss das Garn oft aufstellen, eh' man etwas fängt.

11 Mit dem Garn kann man wol Finken, aber keine Falken fangen.

12 Mit Garnen fängt man Vögel, mit Netzen die Fisch, mit Seilen die Hasen, mit list vnd betrug die Leut. - Lehmann, 90, 19.

[Spaltenumbruch]
Ganzes.

1 Wem das Ganze gehört, dem gehören auch die Theile.

Holl.: Dien het geheel behoort, behooren ook deszelfs deelen. (Harrebomée, I, 212.)

2 Wer das gantz will, verleurt das gantz.Henisch, 1354.

Lat.: Qui male cuncta capit tandem miser omnia perdit. – Qui totum volet, totum perdit. (Henisch, 1354.)

3 Wer sich nicht ums Ganze wehrt, der muss ums Halbe fechten.Eiselein, 206.


Gapen.

1 Dat gâpt1 wît und bitt2 Nüms3. (Ostfries.) – Eichwald, 599; Frommann, III, 431, 214; Bueren, 336.

1) Gapen = den Mund weit aufsperren, gähnen, gapsk = zum Gähnen geneigt, schläfrig; gaffend, unverständig; gierig.

2) Beisst.

3) Niemand.

Holl.: Hij moet lanc gapen, die den oven overgapen sal. (Tunn., 14, 10.)

Lat.: Oscitat ille diu qui furnum vincit hiando. – Qui furnum superet hiando, diu puer hiscet. (Fallersleben, 402.)

2 Gapp ens tegen (gegen) 'ne Backoffend, dan sist du, we de grützte Mull hat. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 74.

Gähne einmal (trotzend) dem Backofen gegenüber, dann wirst du sehen, wer das grösste Maul hat.

3 Jibbin's jin an Bâghaan. (Nordfries.) – Johansen, 71.

Gape einmal gegen einen Backofen. Versuch's einmal dich gegen einen Gewaltigen aufzulehnen.


Gapenstock.

* Dat is en rechte Gapenstock1.Frommann, II, 542, 169; Bueren, 354; Eichwald, 598.

1) Gaffer, Maulaffe.


Gapfen.

1 Der muss weit gapffen1, der einen Ofen übergapfft.Henisch, 1354.

1) Gappen, gaffen, gähnen, oscitare.

2 Wenn einer gapfft, so gapffen auch die andern.Henisch, 1354.

Lat.: Oscitante uno, deinde oscitat et alter. (Henisch, 1354.)


Gapsk.

1 Hai es so gapsk, wann hai so pâpsk woer, dann könn hai priaken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 69, 100.

2 Ick bin sô gâpsk, wêr' ick so pâpsk1, ick kun wol Misse dôn2. (Ostfries.) – Bueren, 727; Frommann, VI, 283, 709; Hauskalender, III.

1) Pfäffisch, papistisch, katholisch.

2) Messe lesen.


Gar.

1 Gar gekocht ist gesund.Henisch, 1356, 8.

2 Was man bald gar haben will, muss man gut klopfen.

*3 Es ist alles gar.Kirchhofer, 267.

Im Canton Appenzell reiht man dieser Redensart eine Menge anderer von derselben oder verwandter Bedeutung an. Ich füge hier die Zusammenstellung bei. Man sagt: Und das ist alles gar, richtig und g'sichtig, klar und wahr, toll und voll, (mit allem) Hotter und Blotter, Rübis und Stübis, (und ist voll) Sotten und Possen, (man kann damit alles) richten und schlichten, (auch) lügen und betrügen, schalten und walten, herzen und scherzen, (und das) schnall und fall, in Saus und Braus, (in aller) Hölle und Völle, (und es geht recht) g'fixt und g'wixt, (und ist grad) trohlet wie bohlet.


Gar ohne.

Es ist nicht gar ohne, was Herr Jedermann sagt.Graf, 453, 445.

Einem allgemeinen Gerücht liegt in der Regel etwas Wahres zu Grunde. (S. Gemeinlaut, Geplärr.)


Garatzen.

* Sie hat für viel Kreuzer Garatzen in den Schuhen.

Ist voll Heirathsgedanken. Wenn bei einem Mädchen die Schuhe knarren, so soll es bedeuten, dass sie bald Braut werde. Daher sagen sie oft im Scherz zum Schuhmacher: Mach'a ma um an Kreuza Garaza drein. (Zaupser, Idiot., Nachlese, 19.)


Garaus.

1 Garauss ist gut Pfalgräfisch (pfalzgräflich).Gruter, III, 41; Simrock, 3021.

2 Garauss macht böss Hosen.Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 6; Simrock, 3023.

3 Garauss, so wird ein voller Bruder drauss.Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 7; Simrock, 3032.

4 Hanns Garauss, wein hinein, witz herauss.Lehmann, 879, 43.

[Spaltenumbruch] *5 Das Garaus mit etwas spielen.

*6 Einem den Garaus machen.Sandvoss, 19.

Ihn zu Grunde richten.


Garbe.

1 Bar (wer) zu grûsse Garbe macht, der bend't sich rech (reich) on (und) drescht sich arm. (Meiningen.) – Frommann, III, 410, 107.

2 Für jede Garbe wächst ein Strohseil. (Wend. Lausitz.)

3 Keine Garbe ohne taube Aehren.

4 Nimmt die Garbe ab, so nimmt der Ochse zu.

5 Ohne Garben muss man darben.

6 Was ist Eine Garbe unter viel Flegel!Manheimer Anzeiger, 1863, 126.

7 Wo eine Garbe für den Reichen wächst, da findet auch der Arme seine Aehre.

*8 Die schlechtesten Garben zehnten.

Frz.: Faire gerbe de foarre à Dieu. (Kritzinger, 320.)

*9 Er ist bei der letzten Garbe.

*10 Es geht an die letzte Garbe.Körte, 1753; Simrock, 3016; Eiselein, 206.

*11 Wie's die Garbe gibt. (Schles.)

Wenn man etwas ohne Auswahl darreicht oder gewährt.


Gardasee.

Der Gardasee und der Celinamund treiben es oft gar zu bunt.

Klage in den italienischen Provinzen Treviso und Udine, weil die schlimmsten Gewitter meist aus der Gegend des Gardasees kommen, und der Bergfluss Celina, der in der Regel sehr wasserarm ist, wenn der Schnee auf dem Gebirge schmilzt, in seinem Mündungsgebiet gefährlich anschwillt. (Reinsberg VI, 19.)


Garde.

1 Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht.

Dieser Ausspruch wird dem französischen General Cambronne in der Schlacht bei Waterloo zugeschrieben; dessen Echtheit ist aber bezweifelt worden, weil Cambronne in der Schlacht erstens nicht gestorben und sich zweitens dem englischen General Sir Hugh Halkett ergeben hat. Er kann ihn aber dessenungeachtet zur Anfeuerung seines Corps gethan haben und hat sich nur deshalb ergeben müssen, weil ihm die Engländer keine Zeit gelassen haben, vorher zu sterben. Dafür scheint zu sprechen, dass sich das Wort auf der Statue befindet, welche man dem General Cambronne in seiner Vaterstadt Nantes errichtet hat. Uebrigens wird der Ausspruch von den Söhnen des Generals Michel für ihren Vater in Anspruch genommen, der, wenn historisch nicht begründet, doch gut erfunden ist.

Frz.: La garde meurt, elle ne se rend pas. (Büchmann, 180.)

2 Garde, hüte dich, nun kommt der Bauer.


Gardinenpredigt.

1 Gardinenpredigt ist nachts.Eiselein, 206.

Holl.: Zij heeft hem de gordijn-metten gelezen. – Zij houdt eene gordijn-preek. (Harrebomée, I, 252.)

Lat.: Uxores maritis multa, quamquam non omnia de deo, concionantur. (Eiselein, 206.)

*2 Er bekommt eine Gardinenpredigt.


Garn.

1 Der sich mit ein garn bedeckt, der guckt doch herfür.Lehmann, 181, 16.

2 Es stellt einer offt die Garn vnd fengt doch nichts.Lehmann, 402, 2; 801, 27.

3 Fremdes Garn ist bald abgehaspelt.

4 Garn richten fahet nit vögel, sondern zuziehen.Franck, II, 163a; Henisch, 1358, 53; Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 8; Steiger, 73; Körte, 1755; Eiselein, 206; Petri, II, 324.

5 Grob garn, grob Tuch.Lehmann, 509, 6.

6 Gut garn, gut Tuch.Lehmann, 509, 6.

7 Hat man grob garn gesponnen, so gibts grob Tuch.Lehmann, 740, 23.

8 Man kann das Garn nicht feiner haspeln, als es gesponnen ist.

9 Man muss das garn nicht verwirren.Lehmann, 715, 7.

Eine Sache nicht ohne Noth erschweren.

10 Man muss das Garn oft aufstellen, eh' man etwas fängt.

11 Mit dem Garn kann man wol Finken, aber keine Falken fangen.

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[[670]/0698] Ganzes. 1 Wem das Ganze gehört, dem gehören auch die Theile. Holl.: Dien het geheel behoort, behooren ook deszelfs deelen. (Harrebomée, I, 212.) 2 Wer das gantz will, verleurt das gantz. – Henisch, 1354. Lat.: Qui male cuncta capit tandem miser omnia perdit. – Qui totum volet, totum perdit. (Henisch, 1354.) 3 Wer sich nicht ums Ganze wehrt, der muss ums Halbe fechten. – Eiselein, 206. Gapen. 1 Dat gâpt1 wît und bitt2 Nüms3. (Ostfries.) – Eichwald, 599; Frommann, III, 431, 214; Bueren, 336. 1) Gapen = den Mund weit aufsperren, gähnen, gapsk = zum Gähnen geneigt, schläfrig; gaffend, unverständig; gierig. 2) Beisst. 3) Niemand. Holl.: Hij moet lanc gapen, die den oven overgapen sal. (Tunn., 14, 10.) Lat.: Oscitat ille diu qui furnum vincit hiando. – Qui furnum superet hiando, diu puer hiscet. (Fallersleben, 402.) 2 Gapp ens tegen (gegen) 'ne Backoffend, dan sist du, we de grützte Mull hat. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 74. Gähne einmal (trotzend) dem Backofen gegenüber, dann wirst du sehen, wer das grösste Maul hat. 3 Jibbin's jin an Bâghaan. (Nordfries.) – Johansen, 71. Gape einmal gegen einen Backofen. Versuch's einmal dich gegen einen Gewaltigen aufzulehnen. Gapenstock. * Dat is en rechte Gapenstock1. – Frommann, II, 542, 169; Bueren, 354; Eichwald, 598. 1) Gaffer, Maulaffe. Gapfen. 1 Der muss weit gapffen1, der einen Ofen übergapfft. – Henisch, 1354. 1) Gappen, gaffen, gähnen, oscitare. 2 Wenn einer gapfft, so gapffen auch die andern. – Henisch, 1354. Lat.: Oscitante uno, deinde oscitat et alter. (Henisch, 1354.) Gapsk. 1 Hai es so gapsk, wann hai so pâpsk woer, dann könn hai priaken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 69, 100. 2 Ick bin sô gâpsk, wêr' ick so pâpsk1, ick kun wol Misse dôn2. (Ostfries.) – Bueren, 727; Frommann, VI, 283, 709; Hauskalender, III. 1) Pfäffisch, papistisch, katholisch. 2) Messe lesen. Gar. 1 Gar gekocht ist gesund. – Henisch, 1356, 8. 2 Was man bald gar haben will, muss man gut klopfen. *3 Es ist alles gar. – Kirchhofer, 267. Im Canton Appenzell reiht man dieser Redensart eine Menge anderer von derselben oder verwandter Bedeutung an. Ich füge hier die Zusammenstellung bei. Man sagt: Und das ist alles gar, richtig und g'sichtig, klar und wahr, toll und voll, (mit allem) Hotter und Blotter, Rübis und Stübis, (und ist voll) Sotten und Possen, (man kann damit alles) richten und schlichten, (auch) lügen und betrügen, schalten und walten, herzen und scherzen, (und das) schnall und fall, in Saus und Braus, (in aller) Hölle und Völle, (und es geht recht) g'fixt und g'wixt, (und ist grad) trohlet wie bohlet. Gar ohne. Es ist nicht gar ohne, was Herr Jedermann sagt. – Graf, 453, 445. Einem allgemeinen Gerücht liegt in der Regel etwas Wahres zu Grunde. (S. Gemeinlaut, Geplärr.) Garatzen. * Sie hat für viel Kreuzer Garatzen in den Schuhen. Ist voll Heirathsgedanken. Wenn bei einem Mädchen die Schuhe knarren, so soll es bedeuten, dass sie bald Braut werde. Daher sagen sie oft im Scherz zum Schuhmacher: Mach'a ma um an Kreuza Garaza drein. (Zaupser, Idiot., Nachlese, 19.) Garaus. 1 Garauss ist gut Pfalgräfisch (pfalzgräflich). – Gruter, III, 41; Simrock, 3021. 2 Garauss macht böss Hosen. – Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 6; Simrock, 3023. 3 Garauss, so wird ein voller Bruder drauss. – Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 7; Simrock, 3032. 4 Hanns Garauss, wein hinein, witz herauss. – Lehmann, 879, 43. *5 Das Garaus mit etwas spielen. *6 Einem den Garaus machen. – Sandvoss, 19. Ihn zu Grunde richten. Garbe. 1 Bar (wer) zu grûsse Garbe macht, der bend't sich rech (reich) on (und) drescht sich arm. (Meiningen.) – Frommann, III, 410, 107. 2 Für jede Garbe wächst ein Strohseil. (Wend. Lausitz.) 3 Keine Garbe ohne taube Aehren. 4 Nimmt die Garbe ab, so nimmt der Ochse zu. 5 Ohne Garben muss man darben. 6 Was ist Eine Garbe unter viel Flegel! – Manheimer Anzeiger, 1863, 126. 7 Wo eine Garbe für den Reichen wächst, da findet auch der Arme seine Aehre. *8 Die schlechtesten Garben zehnten. Frz.: Faire gerbe de foarre à Dieu. (Kritzinger, 320.) *9 Er ist bei der letzten Garbe. *10 Es geht an die letzte Garbe. – Körte, 1753; Simrock, 3016; Eiselein, 206. *11 Wie's die Garbe gibt. (Schles.) Wenn man etwas ohne Auswahl darreicht oder gewährt. Gardasee. Der Gardasee und der Celinamund treiben es oft gar zu bunt. Klage in den italienischen Provinzen Treviso und Udine, weil die schlimmsten Gewitter meist aus der Gegend des Gardasees kommen, und der Bergfluss Celina, der in der Regel sehr wasserarm ist, wenn der Schnee auf dem Gebirge schmilzt, in seinem Mündungsgebiet gefährlich anschwillt. (Reinsberg VI, 19.) Garde. 1 Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht. Dieser Ausspruch wird dem französischen General Cambronne in der Schlacht bei Waterloo zugeschrieben; dessen Echtheit ist aber bezweifelt worden, weil Cambronne in der Schlacht erstens nicht gestorben und sich zweitens dem englischen General Sir Hugh Halkett ergeben hat. Er kann ihn aber dessenungeachtet zur Anfeuerung seines Corps gethan haben und hat sich nur deshalb ergeben müssen, weil ihm die Engländer keine Zeit gelassen haben, vorher zu sterben. Dafür scheint zu sprechen, dass sich das Wort auf der Statue befindet, welche man dem General Cambronne in seiner Vaterstadt Nantes errichtet hat. Uebrigens wird der Ausspruch von den Söhnen des Generals Michel für ihren Vater in Anspruch genommen, der, wenn historisch nicht begründet, doch gut erfunden ist. Frz.: La garde meurt, elle ne se rend pas. (Büchmann, 180.) 2 Garde, hüte dich, nun kommt der Bauer. Gardinenpredigt. 1 Gardinenpredigt ist nachts. – Eiselein, 206. Holl.: Zij heeft hem de gordijn-metten gelezen. – Zij houdt eene gordijn-preek. (Harrebomée, I, 252.) Lat.: Uxores maritis multa, quamquam non omnia de deo, concionantur. (Eiselein, 206.) *2 Er bekommt eine Gardinenpredigt. Garn. 1 Der sich mit ein garn bedeckt, der guckt doch herfür. – Lehmann, 181, 16. 2 Es stellt einer offt die Garn vnd fengt doch nichts. – Lehmann, 402, 2; 801, 27. 3 Fremdes Garn ist bald abgehaspelt. 4 Garn richten fahet nit vögel, sondern zuziehen. – Franck, II, 163a; Henisch, 1358, 53; Gruter, III, 41; Lehmann, II, 234, 8; Steiger, 73; Körte, 1755; Eiselein, 206; Petri, II, 324. 5 Grob garn, grob Tuch. – Lehmann, 509, 6. 6 Gut garn, gut Tuch. – Lehmann, 509, 6. 7 Hat man grob garn gesponnen, so gibts grob Tuch. – Lehmann, 740, 23. 8 Man kann das Garn nicht feiner haspeln, als es gesponnen ist. 9 Man muss das garn nicht verwirren. – Lehmann, 715, 7. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [670]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/698>, abgerufen am 22.11.2024.