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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] ye ein blinder ein hufeisen. Es verdirbt vil weissheyt under eines armen manns rock. Narren sagen auch etwa war. Franck schliesst seine dahingehende Betrachtung, dass die einfach auftretende Wahrheit übersehen wird, mit den Worten: "Summa, die welt hanget am schein vnnd laruenwerck, was nit scheint, das gilt nit."

6 Ein guter Gärtner macht aus Holzäpfeln Pfirsichen.

It.: Il cattivo con la buona educazione spesso migliora. (Pazzaglia, 50, 4.)

7 Es müsst ein doller Gärtner sein, der im garten nur ein Kräutlein wolt ansehen und die andern alle vorbey gehen. - Henisch, 1360, 50.

8 Wenn der Gärtner schläft, pflanzt der Teufel Unkraut.

9 Wie der Gärtner, so der Garten.

*10 Er fährt in des Gärtners Haus. - Brandt, Nsch., 102.

Ins Grab.


Garve.

* Up de Garve herumgaan. (Holst.) - Schütze, II, 11; Eichwald, 600.

Sich allenthalben selbst zu Gaste bitten, sich einschmarotzen. Garve bezeichnet eigentlich im Holsteinischen Thierfell, Kleidung, von garven = gerben.


Gascht.

1 Mit Gäscht1 get mer Kinder aus. - Tendlau, 798.

1) Jüdisch-deutsch: Bettler. - Als Entgegnung auf die Aeusserung, dass jemand ein "Gascht", ein unbemittelter Mann, ein Bettler sei. Die umherziehenden Bettler befassten sich früher bei den zerstreut lebenden Juden auf dem Lande damit, Heirathen zu vermitteln.

2 Ungepraiten Gascht setzt mer hinter den Auwe' (Ofen). (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 895.

Praien = beten, einladen, vom französischen prier.


Gäscht.

Gäs (Gäscht, Hefen) es de Bäcker. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 65.


Gascogner.

1 Den Gascogner kennt man an der Sprache.

Die Franzosen behaupten, der sei kein echter Gascogner, der nicht higue, hogue, hagasset zu sagen wisse, und sie haben das alte Sprichwort: Lo no es bon Guasconet, seno sabe dezi, higue, hogue, hagasset. (Leroux, I, 229.)

*2 Es ist ein Gascogner. - Berckenmeyer, 73; Eyering, II, 340.

Zur Bezeichnung eines eiteln Prahlers und Schwätzers. Unter "Gasconade" begreift man nicht nur jede übertriebene Aufschneiderei, sondern auch leichthin gemachte Versprechen, die man nicht zu halten gedenkt. Es wird dem Gascogner aber auch schuld gegeben, dass er es mit dem Begriff von Eigenthum ebenso wenig streng nehmen soll, wie mit einem gegebenen Worte. Daher bedeutet Gascon auch einen Menschen, der gern stiehlt, gasconner = entwenden; unter einem "Gascognerstückchen" wird ein Diebstahl verstanden und den Strick des Henkers heisst man scherzhaft "Gascognersalat". (Reinsberg V, 132.)


Gasse.

1 Auf allen Gassen findet man Unglück (Schlimmes) feil.

2 Auf der Gasse ein Engel, daheim ein Teufel.

3 Auf der Gasse ist mancher sehr gescheit, daheim hat er zum Narren nicht weit.

Lat.: Foris sapere, domi desipere. (Heuseler, 333.)

4 Auf der Gassen ist gut spinnen. - Eiselein, 207.

Lat.: At pulchrum digito monstrari et dicier hic est. (Eiselein, 207.)

5 Der in allen gassen wohnet, wohnet vbel. - Gruter, III, 17; Henisch, 1364, 33; Lehmann, II, 80, 84; Simrock, 3029; Körte, 1760; Braun, I, 623.

Von denen, die sich in allerlei Geschäfte einlassen und keins ordentlich treiben.

6 Es ist eine böse Gasse, wo man nicht umkehren kann.

Holl.: Het is eene lange laan, die geen' draai heeft. (Bohn I, 323.)

7 In allen Gassen hat man Betrug und Laster feil.

8 Man findet in allen Gassen Koth.

9 Man siht manchen auff der gassen gehn vnd waisst nicht, was er im hertzen hat. - Henisch, 1364, 30.

10 Schön auff der gassen, wenig in der Taschen. - Henisch, 1364, 32.

[Spaltenumbruch] 11 Stolz auf der Gasse, keinen Heller in der Tasche. - Braun, I, 624.

12 Was sich auf der Gasse zuerst an die Füsse hängt, das ist der Koth.

13 Wenn die Gasse eng genug ist, fängt auch wol die Kuh einen Hasen.

14 Wenn jeder seine Gasse kehrte rein, so würden alle Gassen sauber sein.

15 Wer an der Gassen bauet, der hat viel Meister. - Heuseler, 64.

*16 Aen de Gass gohn. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 37, 104.

Zur Geliebten gehen.

*17 Aest1 af der Gass afklauwen2. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 324, 230.

1) Etwas.

2) Auflesen.

*18 Das findet man nicht auf der Gasse.

Frz.: Cela ne se trouve pas dans le pas d'un cheval. (Lendroy, 1161.)

*19 Durch diese (hohle) Gasse muss er kommen.

Um zu sagen, dass es in irgendeiner Sache für jemand keinen Ausweg gibt. Sprichwörtlich geworden aus dem bekannten Monolog des Wilhelm Tell von Schiller, IV. Act, 3. Scene.

*20 E äs af de Gass kun. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 176, 187.

Er ist auf die Gasse, d. i. um Haus und Hof, um sein Vermögen gekommen.

*21 E wunt än er Gass, wo de Heangd' (Hunde) ämkeiren. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 326, 271.

Am äussersten Ende einer Sackgasse.

*22 E wunt än er Gäss, wo em 't Breit mät dem Zweire schnegt. - Frommann, V, 326, 272.

Er wohnt in der Gasse, wo man das Brot mit dem Zwirne schneidet, d. h. wo man Palukes (Maisbrei) isst. Müller in seinen Siebenbürgischen Volkssagen erzählt auch die Sage, welche über die Entstehung des Namens Palukes vorhanden ist.

*23 Er geht vor ihm die ander Gasse. - Eiselein, 207.

Lat.: Ne via quidem eadem cum illo vult ingredi. (Eiselein, 207.)

*24 Er ist in einer engen Gasse und der Esel (auf dem er reitet) schlägt aus.

Von denen, die uns anstatt aus einer verwickelten Lage herauszuhelfen, nur neue Schwierigkeiten verursachen.

*25 Er kennt keine Gasse, worin er nicht schuldig ist, und er ist lange hier gewesen.

*26 Kannst mir d' Gasse hinabgehen. (S. Ellenbogen 6.) (Nürtingen.) - Haug.

*27 Sie lasst niemandt auff der gassen ligen. - Franck, II, 62b.

Von einem "Weib, die niemand aussschlegt", oder "brauchs zu deuten einen milten gastfreien mann". Als verwandt im erstern Sinne fügt Franck noch folgende Redensarten bei: Sie weret keinem hund dauon. Sie schlegts auss wie der hund die bratwurst, der bettler das almusen. Sie versagts niemand, dann den armen haussmägten, die sie nit drumb bitten. Sie ist bona voluntatis.


Gasseln.

Wei hebben hüt den Jung (de Deiern) gasselt. (Mecklenburg.) - Schiller's Ms.

Scherzhaft für taufen. Gasseln, eigentlich zu Brot geformten Teig ins Wasser tauchen und dann auf einem Schieber zwischen die Glut des an beiden Seiten im Backofen brennenden Feuers einschieben, damit es geschwind braune Rinde bekommt. (Vgl. Brem. Wb., II, 489; V, 377; Prof. Hoffmann führt für Fallersleben auch die Form gastern an; Frommann, V, 145.) Bei Danneil (63) auch gesseln.


Gassendächler.

Ein Gassendächler, ein Haushechler. (Schweiz.) - Kirchhofer, 168.


Gassenengel.

1 E Gassengel, e Husbengel. (Luzern.) - Ineichen.

2 Gassenengel - Hausteufel. - Simrock, 3031; Eiselein, 207.


Gassenhauer.

* Es ist ein Gassenhauer. - Eiselein, 207.


Gassenhuhn.

1 Mit einem Gassenhuhn habe ich nichts zu thun.

*2 Es ist ein Gassenhuhn.

Ein das Gassenleben liebendes Frauenzimmer.


[Spaltenumbruch] ye ein blinder ein hufeisen. Es verdirbt vil weissheyt under eines armen manns rock. Narren sagen auch etwa war. Franck schliesst seine dahingehende Betrachtung, dass die einfach auftretende Wahrheit übersehen wird, mit den Worten: „Summa, die welt hanget am schein vnnd laruenwerck, was nit scheint, das gilt nit.“

6 Ein guter Gärtner macht aus Holzäpfeln Pfirsichen.

It.: Il cattivo con la buona educazione spesso migliora. (Pazzaglia, 50, 4.)

7 Es müsst ein doller Gärtner sein, der im garten nur ein Kräutlein wolt ansehen und die andern alle vorbey gehen.Henisch, 1360, 50.

8 Wenn der Gärtner schläft, pflanzt der Teufel Unkraut.

9 Wie der Gärtner, so der Garten.

*10 Er fährt in des Gärtners Haus.Brandt, Nsch., 102.

Ins Grab.


Garve.

* Up de Garve herumgaan. (Holst.) – Schütze, II, 11; Eichwald, 600.

Sich allenthalben selbst zu Gaste bitten, sich einschmarotzen. Garve bezeichnet eigentlich im Holsteinischen Thierfell, Kleidung, von garven = gerben.


Gascht.

1 Mit Gäscht1 get mer Kinder aus.Tendlau, 798.

1) Jüdisch-deutsch: Bettler. – Als Entgegnung auf die Aeusserung, dass jemand ein „Gascht“, ein unbemittelter Mann, ein Bettler sei. Die umherziehenden Bettler befassten sich früher bei den zerstreut lebenden Juden auf dem Lande damit, Heirathen zu vermitteln.

2 Ungepraiten Gascht setzt mer hinter den Auwe' (Ofen). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 895.

Praien = beten, einladen, vom französischen prier.


Gäscht.

Gäs (Gäscht, Hefen) es de Bäcker. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 65.


Gascogner.

1 Den Gascogner kennt man an der Sprache.

Die Franzosen behaupten, der sei kein echter Gascogner, der nicht higue, hogue, hagasset zu sagen wisse, und sie haben das alte Sprichwort: Lo no es bon Guasconet, seno sabe dezi, higue, hogue, hagasset. (Leroux, I, 229.)

*2 Es ist ein Gascogner.Berckenmeyer, 73; Eyering, II, 340.

Zur Bezeichnung eines eiteln Prahlers und Schwätzers. Unter „Gasconade“ begreift man nicht nur jede übertriebene Aufschneiderei, sondern auch leichthin gemachte Versprechen, die man nicht zu halten gedenkt. Es wird dem Gascogner aber auch schuld gegeben, dass er es mit dem Begriff von Eigenthum ebenso wenig streng nehmen soll, wie mit einem gegebenen Worte. Daher bedeutet Gascon auch einen Menschen, der gern stiehlt, gasconner = entwenden; unter einem „Gascognerstückchen“ wird ein Diebstahl verstanden und den Strick des Henkers heisst man scherzhaft „Gascognersalat“. (Reinsberg V, 132.)


Gasse.

1 Auf allen Gassen findet man Unglück (Schlimmes) feil.

2 Auf der Gasse ein Engel, daheim ein Teufel.

3 Auf der Gasse ist mancher sehr gescheit, daheim hat er zum Narren nicht weit.

Lat.: Foris sapere, domi desipere. (Heuseler, 333.)

4 Auf der Gassen ist gut spinnen.Eiselein, 207.

Lat.: At pulchrum digito monstrari et dicier hic est. (Eiselein, 207.)

5 Der in allen gassen wohnet, wohnet vbel.Gruter, III, 17; Henisch, 1364, 33; Lehmann, II, 80, 84; Simrock, 3029; Körte, 1760; Braun, I, 623.

Von denen, die sich in allerlei Geschäfte einlassen und keins ordentlich treiben.

6 Es ist eine böse Gasse, wo man nicht umkehren kann.

Holl.: Het is eene lange laan, die geen' draai heeft. (Bohn I, 323.)

7 In allen Gassen hat man Betrug und Laster feil.

8 Man findet in allen Gassen Koth.

9 Man siht manchen auff der gassen gehn vnd waisst nicht, was er im hertzen hat.Henisch, 1364, 30.

10 Schön auff der gassen, wenig in der Taschen.Henisch, 1364, 32.

[Spaltenumbruch] 11 Stolz auf der Gasse, keinen Heller in der Tasche.Braun, I, 624.

12 Was sich auf der Gasse zuerst an die Füsse hängt, das ist der Koth.

13 Wenn die Gasse eng genug ist, fängt auch wol die Kuh einen Hasen.

14 Wenn jeder seine Gasse kehrte rein, so würden alle Gassen sauber sein.

15 Wer an der Gassen bauet, der hat viel Meister.Heuseler, 64.

*16 Aen de Gass gohn. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 37, 104.

Zur Geliebten gehen.

*17 Aest1 af der Gass afklauwen2. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 230.

1) Etwas.

2) Auflesen.

*18 Das findet man nicht auf der Gasse.

Frz.: Cela ne se trouve pas dans le pas d'un cheval. (Lendroy, 1161.)

*19 Durch diese (hohle) Gasse muss er kommen.

Um zu sagen, dass es in irgendeiner Sache für jemand keinen Ausweg gibt. Sprichwörtlich geworden aus dem bekannten Monolog des Wilhelm Tell von Schiller, IV. Act, 3. Scene.

*20 E äs af de Gass kun. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 187.

Er ist auf die Gasse, d. i. um Haus und Hof, um sein Vermögen gekommen.

*21 E wunt än er Gass, wo de Heangd' (Hunde) ämkîren. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 271.

Am äussersten Ende einer Sackgasse.

*22 E wunt än er Gäss, wô em 't Brît mät dem Zwîre schnegt.Frommann, V, 326, 272.

Er wohnt in der Gasse, wo man das Brot mit dem Zwirne schneidet, d. h. wo man Palukes (Maisbrei) isst. Müller in seinen Siebenbürgischen Volkssagen erzählt auch die Sage, welche über die Entstehung des Namens Palukes vorhanden ist.

*23 Er geht vor ihm die ander Gasse.Eiselein, 207.

Lat.: Ne via quidem eadem cum illo vult ingredi. (Eiselein, 207.)

*24 Er ist in einer engen Gasse und der Esel (auf dem er reitet) schlägt aus.

Von denen, die uns anstatt aus einer verwickelten Lage herauszuhelfen, nur neue Schwierigkeiten verursachen.

*25 Er kennt keine Gasse, worin er nicht schuldig ist, und er ist lange hier gewesen.

*26 Kannst mir d' Gasse hinabgehen. (S. Ellenbogen 6.) (Nürtingen.) – Haug.

*27 Sie lasst niemandt auff der gassen ligen.Franck, II, 62b.

Von einem „Weib, die niemand aussschlegt“, oder „brauchs zu deuten einen milten gastfreien mann“. Als verwandt im erstern Sinne fügt Franck noch folgende Redensarten bei: Sie weret keinem hund dauon. Sie schlegts auss wie der hund die bratwurst, der bettler das almusen. Sie versagts niemand, dann den armen haussmägten, die sie nit drumb bitten. Sie ist bona voluntatis.


Gasseln.

Wî hebben hüt den Jung (de Dîern) gasselt. (Mecklenburg.) – Schiller's Ms.

Scherzhaft für taufen. Gasseln, eigentlich zu Brot geformten Teig ins Wasser tauchen und dann auf einem Schieber zwischen die Glut des an beiden Seiten im Backofen brennenden Feuers einschieben, damit es geschwind braune Rinde bekommt. (Vgl. Brem. Wb., II, 489; V, 377; Prof. Hoffmann führt für Fallersleben auch die Form gastern an; Frommann, V, 145.) Bei Danneil (63) auch gesseln.


Gassendächler.

Ein Gassendächler, ein Haushechler. (Schweiz.) – Kirchhofer, 168.


Gassenengel.

1 E Gassengel, e Husbengel. (Luzern.) – Ineichen.

2 Gassenengel – Hausteufel.Simrock, 3031; Eiselein, 207.


Gassenhauer.

* Es ist ein Gassenhauer.Eiselein, 207.


Gassenhuhn.

1 Mit einem Gassenhuhn habe ich nichts zu thun.

*2 Es ist ein Gassenhuhn.

Ein das Gassenleben liebendes Frauenzimmer.


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[[673]/0701] ye ein blinder ein hufeisen. Es verdirbt vil weissheyt under eines armen manns rock. Narren sagen auch etwa war. Franck schliesst seine dahingehende Betrachtung, dass die einfach auftretende Wahrheit übersehen wird, mit den Worten: „Summa, die welt hanget am schein vnnd laruenwerck, was nit scheint, das gilt nit.“ 6 Ein guter Gärtner macht aus Holzäpfeln Pfirsichen. It.: Il cattivo con la buona educazione spesso migliora. (Pazzaglia, 50, 4.) 7 Es müsst ein doller Gärtner sein, der im garten nur ein Kräutlein wolt ansehen und die andern alle vorbey gehen. – Henisch, 1360, 50. 8 Wenn der Gärtner schläft, pflanzt der Teufel Unkraut. 9 Wie der Gärtner, so der Garten. *10 Er fährt in des Gärtners Haus. – Brandt, Nsch., 102. Ins Grab. Garve. * Up de Garve herumgaan. (Holst.) – Schütze, II, 11; Eichwald, 600. Sich allenthalben selbst zu Gaste bitten, sich einschmarotzen. Garve bezeichnet eigentlich im Holsteinischen Thierfell, Kleidung, von garven = gerben. Gascht. 1 Mit Gäscht1 get mer Kinder aus. – Tendlau, 798. 1) Jüdisch-deutsch: Bettler. – Als Entgegnung auf die Aeusserung, dass jemand ein „Gascht“, ein unbemittelter Mann, ein Bettler sei. Die umherziehenden Bettler befassten sich früher bei den zerstreut lebenden Juden auf dem Lande damit, Heirathen zu vermitteln. 2 Ungepraiten Gascht setzt mer hinter den Auwe' (Ofen). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 895. Praien = beten, einladen, vom französischen prier. Gäscht. Gäs (Gäscht, Hefen) es de Bäcker. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 65. Gascogner. 1 Den Gascogner kennt man an der Sprache. Die Franzosen behaupten, der sei kein echter Gascogner, der nicht higue, hogue, hagasset zu sagen wisse, und sie haben das alte Sprichwort: Lo no es bon Guasconet, seno sabe dezi, higue, hogue, hagasset. (Leroux, I, 229.) *2 Es ist ein Gascogner. – Berckenmeyer, 73; Eyering, II, 340. Zur Bezeichnung eines eiteln Prahlers und Schwätzers. Unter „Gasconade“ begreift man nicht nur jede übertriebene Aufschneiderei, sondern auch leichthin gemachte Versprechen, die man nicht zu halten gedenkt. Es wird dem Gascogner aber auch schuld gegeben, dass er es mit dem Begriff von Eigenthum ebenso wenig streng nehmen soll, wie mit einem gegebenen Worte. Daher bedeutet Gascon auch einen Menschen, der gern stiehlt, gasconner = entwenden; unter einem „Gascognerstückchen“ wird ein Diebstahl verstanden und den Strick des Henkers heisst man scherzhaft „Gascognersalat“. (Reinsberg V, 132.) Gasse. 1 Auf allen Gassen findet man Unglück (Schlimmes) feil. 2 Auf der Gasse ein Engel, daheim ein Teufel. 3 Auf der Gasse ist mancher sehr gescheit, daheim hat er zum Narren nicht weit. Lat.: Foris sapere, domi desipere. (Heuseler, 333.) 4 Auf der Gassen ist gut spinnen. – Eiselein, 207. Lat.: At pulchrum digito monstrari et dicier hic est. (Eiselein, 207.) 5 Der in allen gassen wohnet, wohnet vbel. – Gruter, III, 17; Henisch, 1364, 33; Lehmann, II, 80, 84; Simrock, 3029; Körte, 1760; Braun, I, 623. Von denen, die sich in allerlei Geschäfte einlassen und keins ordentlich treiben. 6 Es ist eine böse Gasse, wo man nicht umkehren kann. Holl.: Het is eene lange laan, die geen' draai heeft. (Bohn I, 323.) 7 In allen Gassen hat man Betrug und Laster feil. 8 Man findet in allen Gassen Koth. 9 Man siht manchen auff der gassen gehn vnd waisst nicht, was er im hertzen hat. – Henisch, 1364, 30. 10 Schön auff der gassen, wenig in der Taschen. – Henisch, 1364, 32. 11 Stolz auf der Gasse, keinen Heller in der Tasche. – Braun, I, 624. 12 Was sich auf der Gasse zuerst an die Füsse hängt, das ist der Koth. 13 Wenn die Gasse eng genug ist, fängt auch wol die Kuh einen Hasen. 14 Wenn jeder seine Gasse kehrte rein, so würden alle Gassen sauber sein. 15 Wer an der Gassen bauet, der hat viel Meister. – Heuseler, 64. *16 Aen de Gass gohn. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 37, 104. Zur Geliebten gehen. *17 Aest1 af der Gass afklauwen2. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 230. 1) Etwas. 2) Auflesen. *18 Das findet man nicht auf der Gasse. Frz.: Cela ne se trouve pas dans le pas d'un cheval. (Lendroy, 1161.) *19 Durch diese (hohle) Gasse muss er kommen. Um zu sagen, dass es in irgendeiner Sache für jemand keinen Ausweg gibt. Sprichwörtlich geworden aus dem bekannten Monolog des Wilhelm Tell von Schiller, IV. Act, 3. Scene. *20 E äs af de Gass kun. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 187. Er ist auf die Gasse, d. i. um Haus und Hof, um sein Vermögen gekommen. *21 E wunt än er Gass, wo de Heangd' (Hunde) ämkîren. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 271. Am äussersten Ende einer Sackgasse. *22 E wunt än er Gäss, wô em 't Brît mät dem Zwîre schnegt. – Frommann, V, 326, 272. Er wohnt in der Gasse, wo man das Brot mit dem Zwirne schneidet, d. h. wo man Palukes (Maisbrei) isst. Müller in seinen Siebenbürgischen Volkssagen erzählt auch die Sage, welche über die Entstehung des Namens Palukes vorhanden ist. *23 Er geht vor ihm die ander Gasse. – Eiselein, 207. Lat.: Ne via quidem eadem cum illo vult ingredi. (Eiselein, 207.) *24 Er ist in einer engen Gasse und der Esel (auf dem er reitet) schlägt aus. Von denen, die uns anstatt aus einer verwickelten Lage herauszuhelfen, nur neue Schwierigkeiten verursachen. *25 Er kennt keine Gasse, worin er nicht schuldig ist, und er ist lange hier gewesen. *26 Kannst mir d' Gasse hinabgehen. (S. Ellenbogen 6.) (Nürtingen.) – Haug. *27 Sie lasst niemandt auff der gassen ligen. – Franck, II, 62b. Von einem „Weib, die niemand aussschlegt“, oder „brauchs zu deuten einen milten gastfreien mann“. Als verwandt im erstern Sinne fügt Franck noch folgende Redensarten bei: Sie weret keinem hund dauon. Sie schlegts auss wie der hund die bratwurst, der bettler das almusen. Sie versagts niemand, dann den armen haussmägten, die sie nit drumb bitten. Sie ist bona voluntatis. Gasseln. Wî hebben hüt den Jung (de Dîern) gasselt. (Mecklenburg.) – Schiller's Ms. Scherzhaft für taufen. Gasseln, eigentlich zu Brot geformten Teig ins Wasser tauchen und dann auf einem Schieber zwischen die Glut des an beiden Seiten im Backofen brennenden Feuers einschieben, damit es geschwind braune Rinde bekommt. (Vgl. Brem. Wb., II, 489; V, 377; Prof. Hoffmann führt für Fallersleben auch die Form gastern an; Frommann, V, 145.) Bei Danneil (63) auch gesseln. Gassendächler. Ein Gassendächler, ein Haushechler. (Schweiz.) – Kirchhofer, 168. Gassenengel. 1 E Gassengel, e Husbengel. (Luzern.) – Ineichen. 2 Gassenengel – Hausteufel. – Simrock, 3031; Eiselein, 207. Gassenhauer. * Es ist ein Gassenhauer. – Eiselein, 207. Gassenhuhn. 1 Mit einem Gassenhuhn habe ich nichts zu thun. *2 Es ist ein Gassenhuhn. Ein das Gassenleben liebendes Frauenzimmer.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [673]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/701>, abgerufen am 22.11.2024.