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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Wirth zu einer Last werden. Die politische Seite raubt ihm aber keineswegs ganz seine gastliche Bedeutung. "Drei Tage, länger nicht, herberg' ich, die ich solle, den vierten tilg' ich aus die Bub' und Bettelrolle." Herboldus Gutegotus, der um das Jahr 1473 Abt des Klosters zu Murhart war, pflegte Gäste, die ihn zu lange belästigten, zu fragen, ob sie wol wüssten, warum der Herr nur drei Tage im Grabe gelegen. Deshalb, sagte er, weil er als Freund die Patriarchen und Propheten im Paradiese besucht habe; damit er ihnen aber nicht beschwerlich werde, habe er sich zeitlich verabschiedet und sei am dritten Tage schon auferstanden. (Zinkgref, III, 196.) Als sich bei demselben Abte einst eine Anzahl würtembergischer Jäger mit ihren Hunden einquartiert hatte, sich dort gütlich thaten und keine Miene machten fortzugehen, ging der Abt mit einigen seiner Leute nach Stuttgart an den Hof und liess sich dort beköstigen. Als man ihn nach dem Zwecke seiner Anwesenheit fragte, antwortete er: "Ich habe gemeint, der Kaiser Ludwig habe ein Kloster zu Murhart gestiftet; nun sehe ich, dass es ein Hundestall ist; ich darf keiner Mönche mehr, die singen, alldieweil die Hunde drin heulen. So lange sie dort sind, will ich hier bleiben. Mein Herr kann besser einen Abt, als ein Abt seine Hunde halten." (Zinkgref, I, 179.)

41 Dreitägiger Gast ist eine Last, den vierten stinkt er fast. - Graf, 59, 239.

Holl.: Een driedaagsche gast is een last. (Harrebomee, I, 203.)

It.: L'ospite ed il pesce dopo tre di rincresce. (Bohn I, 109.)

Lat.: Hospitis mulieris pluviae post triduum nequando satius est. - Quatreduanus est, iam foetet. (Bovill, I, 155.)

Port.: O hospede e o peixe a os tres dias fede. (Bohn I, 288.)

Span.: El huesped y el pez a tres dias huele. (Bohn I, 218.)

Ung.: A harmadnapi vendegnek tzoki a neve. (Gaal, 582.)

42 Dreitägiger Gast ist jedermann zur Last. - Simrock, 3041.

43 Dreitägiger Gast ist Ueberlast. - Kirchhofer, 251; Zinkgref, III, 196.

44 Dreitägiger Gast riecht so angenehm wie Lazarus, als er vier Tage gelegen. - Joh. 11, 39.

45 E Gascht uf e Weil guckt uf e Meil. - Tendlau, 719.

Ein Gast bemerkt in kurzer Zeit oft weit mehr als wir glauben. (S. 52.)

46 E grober Gast kömmt augelade. (Meiningen.) - Frommann, II, 409, 55.

47 Ehrliche Geste wöllen ehrlich gehalten vnd tractiert seyn. - Petri, II, 160.

48 Ein Gast, den man erwartet, wird wohl empfangen.

49 Ein gast ist aller ehren werth. - Henisch, 1369, 59; Petri, II, 188.

Holl.: Men zal de gasten eeren. (Harrebomee, I, 203.)

50 Ein Gast ist wie ein Fisch, er bleibt nicht lange frisch. - Simrock, 3043.

51 Ein gast ohne geldt dem wirth nicht gefelt. - Wehlt's Tagebuch.

Dän.: Gaesten er vaerten kier, mens pengene i pungen er. (Prov. dan., 213.)

52 Ein Gast sieht mehr in einer Stunde als der Herr im Jahr.

Dän.: Gaestens öye er ofte klogagtigt; beseer hver krog og alting nöye. (Prov. dan., 213 u. 445.)

Poln.: Wiecej gosc za godzine w calym domu ujrzy, niz gospodarz za rok. (Wurzbach I, 280.)

53 Ein Gast soll mit dem Hausswirth vor gut nemen. - Lehmann, 230, 10.

Holl.: De gast is, moet waard willen wezen. (Harrebomee, I, 203.)

54 Ein Gast soll nicht vngebetten kommen. - Lehmann, 230, 7.

55 Ein Gast von Seiden verdient einen Wirth von Sammt.

Auch die Russen meinen, dass ein seidener Gast einen sammtenen Wirth werth ist. (Reinsberg III, 63.)

56 Ein täglicher Gast ruinirt die Küche.

Holl.: Een dagelijksche gast is een groote dief in de keuken. (Harrebomee, I, 203.)

57 Ein übler Gast ist angenehm wie Salz in den Augen.

Dän.: Ond gaest er velkommen som salt i suurt öie. (Prov. dan., 212.)

58 Ein ungebetener Gast ist der liebste fast.

Frz.: Les convives inattendus sont souvent les plus agreables.

59 Ein ungebetener Gast ist eine grosse Last.

[Spaltenumbruch] 60 Ein ungebetener Gast ist so willkommen wie Rauch in den Augen.

Dän.: Ond giaest er velkommen som salt i suur öie. (Bohn I, 394.)

61 Einem Gaste ist der andere zuwider, und dem Wirthe beide.

Die Türken sagen: Ein Gast ist nicht willkommen dem Gaste, aber beide dem Wirthe.

62 Einem lieben Gaste ist gekocht und gebacken, ohne dass (für ihn) gekocht und gebacken ward. (Lit.)

63 Einen Gast soll man ehren.

Holl.: Men sol den gast eren. (Tunn., 18, 22.)

Lat.: Hospes honoretur et honor semper sibi detur. (Fallersleben, 524.)

64 Einen steten gast vnd nächtigen Fisch wünschet jhm niemand an seinem Tisch. - Henisch, 1369, 60; Petri, II, 180.

65 Eines bösen Gastes (auch Wirthes) muss man sich bald losmachen.

Dän.: Ond gaest kiedes man snart ved. (Prov. dan., 212.)

66 Eines solchen gasts hat man bald satt, der nicht fürlieb nimpt, was man hat. - Henisch, 1369.

67 Eins denkt der Gast, ein anderes der Wirth.

68 En dreidägigen Gast is ümmer keine Last; owwer en dreidägigen Fisk stinket op'm Disk. (Büren.) - Honcamp.

69 En ungeladenen Gast finget ennen ungeladenen Staul. (Waldeck.) - Curtze, 346, 407 u. 363, 584.

70 Es haben nicht alle gern Gäste. - Henisch, 1569.

71 Es hat mancher gern Gäste, legt aber nicht gern Teller auff. - Henisch, 1569, 67; Petri, II, 250.

72 Es ist ein schlimmer Gast, der den Wirth vertreibt. - Simrock, 3033; Körte, 1763; Braun, I, 626.

Holl.: Het zijn kwade gasten, die den waard verdrijven. (Harrebomee, I, 203.)

73 Es ist gut Gäste laden in ander Leut Häusser. - Lehmann, II, 154, 131.

74 Es ist gut Gäste laden, wann man anderer Leut Teller aufflegt. - Lehmann, II, 154, 132.

Dän.: Det er godt at byde gester paa en andens pung. (Prov. dan., 225.)

Holl.: Het is goed, vrij gelag te geven uit eens andern buidel. (Harrebomee, I, 216.)

75 Es ist schlimm, Gäste laden, deren man nicht mächtig ist. - Blum, 637; Pistor., X, 19; Simrock, 3056.

76 Es ist schwer zwei Gäste zu ernähren, den einen im Haus, den andern vor der Thür. - Eiselein, 208.

Von schwangern und zugleich säugenden Frauen. Die Toscaner sagen in einem solchen Fall: Mit Eier und Küchlein; die Franzosen scherzweise: Die Milch erneuern. (Reinsberg VII, 16.)

77 Es seindt böse Gäste, die den Wirth auss der stette bringen (dringen). - Henisch, 1569, 49; Petri, II, 293.

78 Es wird manchmal ein Gast gebeten, ohne dass man ihn wünscht.

Man bittet ihn aus Höflichkeit um einen Besuch, in der Erwartung, dass er nicht kommt. Die Perser nennen Einladungen, die in der Hoffnung gemacht werden, dass sie ohne Annahme bleiben: Gastfreundschaft von Schiras. (Reinsberg VI, 109.)

79 Es wird nicht für jeden Gast die Bratpfanne gescheuert und ein Eierkuchen gebacken.

80 Frembder Gest wird man nach dreyen Tagen vberdrüssig. - Petri, II, 314.

81 Für das Befinden der Gäste sind sechs Stücke das Beste: mässige Trachten, vermiedene Prachten, bekannte Gesellen, geruhliche Stellen, vertrauliche Schwänke, beliebige Tränke.

82 Gast mag auf Gast wol zeugen. - Graf, 457, 513.

Von der Befähigung, ein Zeugniss abzulegen. Der Gast, d. h. hier der rechtlose Fremde, konnte ein Zeugniss in Sachen eines andern Fremden ablegen, aber nicht auf einen angesessenen Mann. "Dat gast vp gast wol tugen mochte." (Michelsen, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck, 244, 166.)

83 Gast mag nicht mit Gast handeln. - Hillebrand, 166, 232; Danz, Handbuch des deutschen Privatrechts, 2. Aufl., IV, 458; Graf, 261, 227.

Gast bezeichnet hier einen Fremden, der sich im Inlande aufhält. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 396.) Mögen =

[Spaltenumbruch] Wirth zu einer Last werden. Die politische Seite raubt ihm aber keineswegs ganz seine gastliche Bedeutung. „Drei Tage, länger nicht, herberg' ich, die ich solle, den vierten tilg' ich aus die Bub' und Bettelrolle.“ Herboldus Gutegotus, der um das Jahr 1473 Abt des Klosters zu Murhart war, pflegte Gäste, die ihn zu lange belästigten, zu fragen, ob sie wol wüssten, warum der Herr nur drei Tage im Grabe gelegen. Deshalb, sagte er, weil er als Freund die Patriarchen und Propheten im Paradiese besucht habe; damit er ihnen aber nicht beschwerlich werde, habe er sich zeitlich verabschiedet und sei am dritten Tage schon auferstanden. (Zinkgref, III, 196.) Als sich bei demselben Abte einst eine Anzahl würtembergischer Jäger mit ihren Hunden einquartiert hatte, sich dort gütlich thaten und keine Miene machten fortzugehen, ging der Abt mit einigen seiner Leute nach Stuttgart an den Hof und liess sich dort beköstigen. Als man ihn nach dem Zwecke seiner Anwesenheit fragte, antwortete er: „Ich habe gemeint, der Kaiser Ludwig habe ein Kloster zu Murhart gestiftet; nun sehe ich, dass es ein Hundestall ist; ich darf keiner Mönche mehr, die singen, alldieweil die Hunde drin heulen. So lange sie dort sind, will ich hier bleiben. Mein Herr kann besser einen Abt, als ein Abt seine Hunde halten.“ (Zinkgref, I, 179.)

41 Dreitägiger Gast ist eine Last, den vierten stinkt er fast.Graf, 59, 239.

Holl.: Een driedaagsche gast is een last. (Harrebomée, I, 203.)

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Lat.: Hospitis mulieris pluviae post triduum nequando satius est. – Quatreduanus est, iam foetet. (Bovill, I, 155.)

Port.: O hospede e o peixe a os tres dias fede. (Bohn I, 288.)

Span.: El huesped y el pez á tres dias huele. (Bohn I, 218.)

Ung.: A harmadnapi vendégnek tzoki a neve. (Gaal, 582.)

42 Dreitägiger Gast ist jedermann zur Last.Simrock, 3041.

43 Dreitägiger Gast ist Ueberlast.Kirchhofer, 251; Zinkgref, III, 196.

44 Dreitägiger Gast riecht so angenehm wie Lazarus, als er vier Tage gelegen.Joh. 11, 39.

45 E Gascht uf e Weil guckt uf e Meil.Tendlau, 719.

Ein Gast bemerkt in kurzer Zeit oft weit mehr als wir glauben. (S. 52.)

46 E grober Gast kömmt ûgelade. (Meiningen.) – Frommann, II, 409, 55.

47 Ehrliche Geste wöllen ehrlich gehalten vnd tractiert seyn.Petri, II, 160.

48 Ein Gast, den man erwartet, wird wohl empfangen.

49 Ein gast ist aller ehren werth.Henisch, 1369, 59; Petri, II, 188.

Holl.: Men zal de gasten eeren. (Harrebomée, I, 203.)

50 Ein Gast ist wie ein Fisch, er bleibt nicht lange frisch.Simrock, 3043.

51 Ein gast ohne geldt dem wirth nicht gefelt.Wehlt's Tagebuch.

Dän.: Gæsten er værten kier, mens pengene i pungen er. (Prov. dan., 213.)

52 Ein Gast sieht mehr in einer Stunde als der Herr im Jahr.

Dän.: Gæstens øye er ofte klogagtigt; beseer hver krog og alting nøye. (Prov. dan., 213 u. 445.)

Poln.: Więcej gość za godzinę w całym domu ujrzy, niź gospodarz za rok. (Wurzbach I, 280.)

53 Ein Gast soll mit dem Hausswirth vor gut nemen.Lehmann, 230, 10.

Holl.: De gast is, moet waard willen wezen. (Harrebomée, I, 203.)

54 Ein Gast soll nicht vngebetten kommen.Lehmann, 230, 7.

55 Ein Gast von Seiden verdient einen Wirth von Sammt.

Auch die Russen meinen, dass ein seidener Gast einen sammtenen Wirth werth ist. (Reinsberg III, 63.)

56 Ein täglicher Gast ruinirt die Küche.

Holl.: Een dagelijksche gast is een groote dief in de keuken. (Harrebomée, I, 203.)

57 Ein übler Gast ist angenehm wie Salz in den Augen.

Dän.: Ond gæst er velkommen som salt i suurt øie. (Prov. dan., 212.)

58 Ein ungebetener Gast ist der liebste fast.

Frz.: Les convives inattendus sont souvent les plus agréables.

59 Ein ungebetener Gast ist eine grosse Last.

[Spaltenumbruch] 60 Ein ungebetener Gast ist so willkommen wie Rauch in den Augen.

Dän.: Ond giæst er velkommen som salt i suur øie. (Bohn I, 394.)

61 Einem Gaste ist der andere zuwider, und dem Wirthe beide.

Die Türken sagen: Ein Gast ist nicht willkommen dem Gaste, aber beide dem Wirthe.

62 Einem lieben Gaste ist gekocht und gebacken, ohne dass (für ihn) gekocht und gebacken ward. (Lit.)

63 Einen Gast soll man ehren.

Holl.: Men sol den gast eren. (Tunn., 18, 22.)

Lat.: Hospes honoretur et honor semper sibi detur. (Fallersleben, 524.)

64 Einen steten gast vnd nächtigen Fisch wünschet jhm niemand an seinem Tisch.Henisch, 1369, 60; Petri, II, 180.

65 Eines bösen Gastes (auch Wirthes) muss man sich bald losmachen.

Dän.: Ond gæst kiedes man snart ved. (Prov. dan., 212.)

66 Eines solchen gasts hat man bald satt, der nicht fürlieb nimpt, was man hat.Henisch, 1369.

67 Eins denkt der Gast, ein anderes der Wirth.

68 En dreidägigen Gast is ümmer keine Last; owwer en dreidägigen Fisk stinket op'm Disk. (Büren.) – Honcamp.

69 En ungeladenen Gast finget ennen ungeladenen Staul. (Waldeck.) – Curtze, 346, 407 u. 363, 584.

70 Es haben nicht alle gern Gäste.Henisch, 1569.

71 Es hat mancher gern Gäste, legt aber nicht gern Teller auff.Henisch, 1569, 67; Petri, II, 250.

72 Es ist ein schlimmer Gast, der den Wirth vertreibt.Simrock, 3033; Körte, 1763; Braun, I, 626.

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74 Es ist gut Gäste laden, wann man anderer Leut Teller aufflegt.Lehmann, II, 154, 132.

Dän.: Det er godt at byde gester paa en andens pung. (Prov. dan., 225.)

Holl.: Het is goed, vrij gelag te geven uit eens andern buidel. (Harrebomée, I, 216.)

75 Es ist schlimm, Gäste laden, deren man nicht mächtig ist.Blum, 637; Pistor., X, 19; Simrock, 3056.

76 Es ist schwer zwei Gäste zu ernähren, den einen im Haus, den andern vor der Thür.Eiselein, 208.

Von schwangern und zugleich säugenden Frauen. Die Toscaner sagen in einem solchen Fall: Mit Eier und Küchlein; die Franzosen scherzweise: Die Milch erneuern. (Reinsberg VII, 16.)

77 Es seindt böse Gäste, die den Wirth auss der stette bringen (dringen).Henisch, 1569, 49; Petri, II, 293.

78 Es wird manchmal ein Gast gebeten, ohne dass man ihn wünscht.

Man bittet ihn aus Höflichkeit um einen Besuch, in der Erwartung, dass er nicht kommt. Die Perser nennen Einladungen, die in der Hoffnung gemacht werden, dass sie ohne Annahme bleiben: Gastfreundschaft von Schiras. (Reinsberg VI, 109.)

79 Es wird nicht für jeden Gast die Bratpfanne gescheuert und ein Eierkuchen gebacken.

80 Frembder Gest wird man nach dreyen Tagen vberdrüssig.Petri, II, 314.

81 Für das Befinden der Gäste sind sechs Stücke das Beste: mässige Trachten, vermiedene Prachten, bekannte Gesellen, geruhliche Stellen, vertrauliche Schwänke, beliebige Tränke.

82 Gast mag auf Gast wol zeugen.Graf, 457, 513.

Von der Befähigung, ein Zeugniss abzulegen. Der Gast, d. h. hier der rechtlose Fremde, konnte ein Zeugniss in Sachen eines andern Fremden ablegen, aber nicht auf einen angesessenen Mann. „Dat gast vp gast wol tugen mochte.“ (Michelsen, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck, 244, 166.)

83 Gast mag nicht mit Gast handeln.Hillebrand, 166, 232; Danz, Handbuch des deutschen Privatrechts, 2. Aufl., IV, 458; Graf, 261, 227.

Gast bezeichnet hier einen Fremden, der sich im Inlande aufhält. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 396.) Mögen =

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[[675]/0703] Wirth zu einer Last werden. Die politische Seite raubt ihm aber keineswegs ganz seine gastliche Bedeutung. „Drei Tage, länger nicht, herberg' ich, die ich solle, den vierten tilg' ich aus die Bub' und Bettelrolle.“ Herboldus Gutegotus, der um das Jahr 1473 Abt des Klosters zu Murhart war, pflegte Gäste, die ihn zu lange belästigten, zu fragen, ob sie wol wüssten, warum der Herr nur drei Tage im Grabe gelegen. Deshalb, sagte er, weil er als Freund die Patriarchen und Propheten im Paradiese besucht habe; damit er ihnen aber nicht beschwerlich werde, habe er sich zeitlich verabschiedet und sei am dritten Tage schon auferstanden. (Zinkgref, III, 196.) Als sich bei demselben Abte einst eine Anzahl würtembergischer Jäger mit ihren Hunden einquartiert hatte, sich dort gütlich thaten und keine Miene machten fortzugehen, ging der Abt mit einigen seiner Leute nach Stuttgart an den Hof und liess sich dort beköstigen. Als man ihn nach dem Zwecke seiner Anwesenheit fragte, antwortete er: „Ich habe gemeint, der Kaiser Ludwig habe ein Kloster zu Murhart gestiftet; nun sehe ich, dass es ein Hundestall ist; ich darf keiner Mönche mehr, die singen, alldieweil die Hunde drin heulen. So lange sie dort sind, will ich hier bleiben. Mein Herr kann besser einen Abt, als ein Abt seine Hunde halten.“ (Zinkgref, I, 179.) 41 Dreitägiger Gast ist eine Last, den vierten stinkt er fast. – Graf, 59, 239. Holl.: Een driedaagsche gast is een last. (Harrebomée, I, 203.) It.: L'ospite ed il pesce dopo tre dì rincresce. (Bohn I, 109.) Lat.: Hospitis mulieris pluviae post triduum nequando satius est. – Quatreduanus est, iam foetet. (Bovill, I, 155.) Port.: O hospede e o peixe a os tres dias fede. (Bohn I, 288.) Span.: El huesped y el pez á tres dias huele. (Bohn I, 218.) Ung.: A harmadnapi vendégnek tzoki a neve. (Gaal, 582.) 42 Dreitägiger Gast ist jedermann zur Last. – Simrock, 3041. 43 Dreitägiger Gast ist Ueberlast. – Kirchhofer, 251; Zinkgref, III, 196. 44 Dreitägiger Gast riecht so angenehm wie Lazarus, als er vier Tage gelegen. – Joh. 11, 39. 45 E Gascht uf e Weil guckt uf e Meil. – Tendlau, 719. Ein Gast bemerkt in kurzer Zeit oft weit mehr als wir glauben. (S. 52.) 46 E grober Gast kömmt ûgelade. (Meiningen.) – Frommann, II, 409, 55. 47 Ehrliche Geste wöllen ehrlich gehalten vnd tractiert seyn. – Petri, II, 160. 48 Ein Gast, den man erwartet, wird wohl empfangen. 49 Ein gast ist aller ehren werth. – Henisch, 1369, 59; Petri, II, 188. Holl.: Men zal de gasten eeren. (Harrebomée, I, 203.) 50 Ein Gast ist wie ein Fisch, er bleibt nicht lange frisch. – Simrock, 3043. 51 Ein gast ohne geldt dem wirth nicht gefelt. – Wehlt's Tagebuch. Dän.: Gæsten er værten kier, mens pengene i pungen er. (Prov. dan., 213.) 52 Ein Gast sieht mehr in einer Stunde als der Herr im Jahr. Dän.: Gæstens øye er ofte klogagtigt; beseer hver krog og alting nøye. (Prov. dan., 213 u. 445.) Poln.: Więcej gość za godzinę w całym domu ujrzy, niź gospodarz za rok. (Wurzbach I, 280.) 53 Ein Gast soll mit dem Hausswirth vor gut nemen. – Lehmann, 230, 10. Holl.: De gast is, moet waard willen wezen. (Harrebomée, I, 203.) 54 Ein Gast soll nicht vngebetten kommen. – Lehmann, 230, 7. 55 Ein Gast von Seiden verdient einen Wirth von Sammt. Auch die Russen meinen, dass ein seidener Gast einen sammtenen Wirth werth ist. (Reinsberg III, 63.) 56 Ein täglicher Gast ruinirt die Küche. Holl.: Een dagelijksche gast is een groote dief in de keuken. (Harrebomée, I, 203.) 57 Ein übler Gast ist angenehm wie Salz in den Augen. Dän.: Ond gæst er velkommen som salt i suurt øie. (Prov. dan., 212.) 58 Ein ungebetener Gast ist der liebste fast. Frz.: Les convives inattendus sont souvent les plus agréables. 59 Ein ungebetener Gast ist eine grosse Last. 60 Ein ungebetener Gast ist so willkommen wie Rauch in den Augen. Dän.: Ond giæst er velkommen som salt i suur øie. (Bohn I, 394.) 61 Einem Gaste ist der andere zuwider, und dem Wirthe beide. Die Türken sagen: Ein Gast ist nicht willkommen dem Gaste, aber beide dem Wirthe. 62 Einem lieben Gaste ist gekocht und gebacken, ohne dass (für ihn) gekocht und gebacken ward. (Lit.) 63 Einen Gast soll man ehren. Holl.: Men sol den gast eren. (Tunn., 18, 22.) Lat.: Hospes honoretur et honor semper sibi detur. (Fallersleben, 524.) 64 Einen steten gast vnd nächtigen Fisch wünschet jhm niemand an seinem Tisch. – Henisch, 1369, 60; Petri, II, 180. 65 Eines bösen Gastes (auch Wirthes) muss man sich bald losmachen. Dän.: Ond gæst kiedes man snart ved. (Prov. dan., 212.) 66 Eines solchen gasts hat man bald satt, der nicht fürlieb nimpt, was man hat. – Henisch, 1369. 67 Eins denkt der Gast, ein anderes der Wirth. 68 En dreidägigen Gast is ümmer keine Last; owwer en dreidägigen Fisk stinket op'm Disk. (Büren.) – Honcamp. 69 En ungeladenen Gast finget ennen ungeladenen Staul. (Waldeck.) – Curtze, 346, 407 u. 363, 584. 70 Es haben nicht alle gern Gäste. – Henisch, 1569. 71 Es hat mancher gern Gäste, legt aber nicht gern Teller auff. – Henisch, 1569, 67; Petri, II, 250. 72 Es ist ein schlimmer Gast, der den Wirth vertreibt. – Simrock, 3033; Körte, 1763; Braun, I, 626. Holl.: Het zijn kwade gasten, die den waard verdrijven. (Harrebomée, I, 203.) 73 Es ist gut Gäste laden in ander Leut Häusser. – Lehmann, II, 154, 131. 74 Es ist gut Gäste laden, wann man anderer Leut Teller aufflegt. – Lehmann, II, 154, 132. Dän.: Det er godt at byde gester paa en andens pung. (Prov. dan., 225.) Holl.: Het is goed, vrij gelag te geven uit eens andern buidel. (Harrebomée, I, 216.) 75 Es ist schlimm, Gäste laden, deren man nicht mächtig ist. – Blum, 637; Pistor., X, 19; Simrock, 3056. 76 Es ist schwer zwei Gäste zu ernähren, den einen im Haus, den andern vor der Thür. – Eiselein, 208. Von schwangern und zugleich säugenden Frauen. Die Toscaner sagen in einem solchen Fall: Mit Eier und Küchlein; die Franzosen scherzweise: Die Milch erneuern. (Reinsberg VII, 16.) 77 Es seindt böse Gäste, die den Wirth auss der stette bringen (dringen). – Henisch, 1569, 49; Petri, II, 293. 78 Es wird manchmal ein Gast gebeten, ohne dass man ihn wünscht. Man bittet ihn aus Höflichkeit um einen Besuch, in der Erwartung, dass er nicht kommt. Die Perser nennen Einladungen, die in der Hoffnung gemacht werden, dass sie ohne Annahme bleiben: Gastfreundschaft von Schiras. (Reinsberg VI, 109.) 79 Es wird nicht für jeden Gast die Bratpfanne gescheuert und ein Eierkuchen gebacken. 80 Frembder Gest wird man nach dreyen Tagen vberdrüssig. – Petri, II, 314. 81 Für das Befinden der Gäste sind sechs Stücke das Beste: mässige Trachten, vermiedene Prachten, bekannte Gesellen, geruhliche Stellen, vertrauliche Schwänke, beliebige Tränke. 82 Gast mag auf Gast wol zeugen. – Graf, 457, 513. Von der Befähigung, ein Zeugniss abzulegen. Der Gast, d. h. hier der rechtlose Fremde, konnte ein Zeugniss in Sachen eines andern Fremden ablegen, aber nicht auf einen angesessenen Mann. „Dat gast vp gast wol tugen mochte.“ (Michelsen, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck, 244, 166.) 83 Gast mag nicht mit Gast handeln. – Hillebrand, 166, 232; Danz, Handbuch des deutschen Privatrechts, 2. Aufl., IV, 458; Graf, 261, 227. Gast bezeichnet hier einen Fremden, der sich im Inlande aufhält. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 396.) Mögen =

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [675]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/703>, abgerufen am 22.11.2024.