Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 2 Wo Geldesnoth, ist theuer das Brot. Slow.: Dray kruk, kjer dnarjo ni. Geldsache. 1 In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf. - Büchmann, 194. Der Ausspruch lautet nach den stenographischen Aufzeichnungen eigentlich: Bei Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf, und gehört einer Rede Hansemann's an, die er in einer Sitzung der vereinigten Curien des ersten preussischen Landtags am 8. Juni 1847 zur Begründung seines Gutachtens in Betreff der preussischen Ostbahn gehalten hat. Das "Heiterkeit in der Versammlung" erregende Wort ist dadurch veranlasst, dass Hansemann sich dagegen erklärt, die Kosten für die Ausführung der erwähnten Bahn mittels einer Anleihe zu bestreiten, weil kein Gesetz vorgelegt sei für eine solche, Umfang und Bedingungen derselben betreffend. "Ein solches Gesetz", sagt Hansemann wörtlich, "ist nicht vorgelegt; es muss aber die erste Regel einer ständischen Versammlung sein, wenn es sich um Greldfragen handelt, es damit sehr genau zu nehmen. Bei Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf, da muss blos der Verstand uns leiten." (Vgl. Preussens ersten Reichstag von A. Th. Woeniger, Berlin 1847, VII, 55, und: Der erste preussische Landtag in Berlin 1847, Abth. 2, Hft. 12, S. 1507; Westdeutsche Zeitung, 1849, Nr. 210.) Die Osmanen sagen ähnlich: Das Geschäft kennt weder Vater noch Mutter. (Schlecha, 126.) Frz.: Des qu'il s'agit d'argent et de comptes, finissez tout, ou vous ne finirez rien. (Cahier, 2089.) - Sur argent amy ne parent. (Leroux, II, 88.) 2 In Geldsachen muss man sich kein Gewissen machen. - Meisner, 133. Geldsack. 1 Der Geldsack ist der beste Freund. Böhm.: Pritel mesec, a rodina pän buh. (Celakovsky, 235.) Poln.: Pan bog a mieszek to przyjaciel prawy; a ludzka przyjazn tylko dla zabawy. (Celakovsky, 235.) 2 Ein leerer Geldsack ist auf der Reise eine schwerere Bürde als ein voller. 3 Ein voller Geldsack ist leichter zu tragen, als ein leerer Bettelsack. 4 Er hat seinen Geldsack durch die Gurgel gejagt und ist nichts hängen geblieben. Frz.: Il a mis a sec ses grosses bouges pleines. (Kritzinger, 83b.) 5 Et henkt kennen Geldsack hondert Johr vör ein Döhr, ewer ock kennen Bedelsack. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 285; für Köln: Weyden, II, 7; hochdeutsch bei Simrock, 3327. Holl.: De geldzak en en bedelzak hangen zelden vijfentwintig jaar aan eene deur. (Harrebomee, I, 217.) 6 Geldsack un Biadelsack hanget keine hunnert Jahr vöer äiner Döär. (Arnsberg.) - Firmenich, I, 353, 29; für Waldeck: Curtze, 323, 114; für Iserlohn: Woeste, 68, 90; hochdeutsch bei Reinsberg II, 136. 7 Hängt ein Geldsack an der Sau, man grüsst sie als 'ne schöne Frau. "Denn der Geldsack" - behauptet man, Schiller parodirend - "ist kein leerer Schall, der Mensch kann ihn brauchen im Leben; und ob er auch dumm ist überall, dem Reichthum wird alles vergeben; und worauf kein Verstand der Verständigen fällt, das übet in Einfalt ein Tölpel ums - Geld." (Patriotische Briefe in der Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 139.) 8 Kleine Geldsäcke, grosse Haarbeutel. - Frischbier, 1221. 9 Wer sich erst den Geldsack verdient hat, dem legt das Glück die Thaler hinein. Die Russen: Wessen Geldsack man nach Arschinen bemessen kann, dessen Vaterland bemisst man nach Wersten. (Altmann VI, 445.) 10 Wo lange Geldsäcke sind, da ist man kurz angebunden. *11 Seinen Geldsack hat ein jeder lieb. Böhm.: Kazdemu jest jeho mesec mil, a mne muj. (Celakovsky, 245.) *12 Sich vor fremdem Geldsack bücken. Geldscheisser. * Da müsste man einen eigenen Geldscheisser haben. (Nürtingen.) Geldsiecher. Der geltsiech ist selbs seins jamers ein stiffter. - Franck, I, 64b; Lehmann, II, 63, 113. Geldsorger. * Er ist ein Geldsorger, kein Seelsorger. - Mayer, I, 146. Geldstolz. Geldstolz steht auf gelben Schlacken. Geldstück. Geldstücke erwerben Liebesblicke. - Kober in einer seiner Predigten. Geldsucht. * Er hat (die) geltsucht. - Franck, II, 33a; Tappius, 33b; Egenolff, 46a; Eyering, I, 543; II, 275; Eiselein, 222; Körte, 1977. Holl.: Hij heeft de geldziekte. (Harrebomee, I, 221.) Lat.: Argentanginam patitur. - Bos in lingua. (Binder II, 25; Philippi, I, 40; Seybold, 36.) Geldsüchtig. 1 Geltsüchtig, wassersuchtig. - Franck, I, 118b; Lehmann, II, 228, 94; Körte, 1978; Simrock, 3339. Beide suchten sind schwer zu heilen. *2 Er ist geltsuchtig. - Tappius, 33b. Geldteufel. * Der Geldteufel hat ihn gepackt. Holl.: De geldduivel heeft hem beet. (Harrebomee, I, 217.) Geldverdienen. Geldverdienen is de Haubsak. (Rendsburg.) Geldwunde. 1 An Geldwunden stirbt niemand. Das Leben allein ist nicht wieder zu ersetzen. 2 Besser Geldwunden als Hautwunden. Böhm.: Lepe jest mesee uraziti, nez osobu. (Celakovsky, 105.) 3 Für Geldwunden ist bald ein Balsam gefunden. 4 Geldwunden heilen bald. Frz.: Plaie d'argent peut guerir. (Lendroy, 1217.) Gelegen. 1 Es ist nichts daran gelegen, wie einer wohnet, wann er sonst berümbt ist. - Henisch, 1455, 64. *2 Als es yetzt gelegen ist. - Tappius, 201b. Um den Charakter der Zeit, der Verhältnisse, Menschen u. s. w. zu bezeichnen. Lat.: Ut nunc sunt homines. (Erasm., 200; Tappius, 201a.) *3 Er kommt gelegen, wie der Fuchs unter die Hühner. Gelegenheit. 1 Die Gelegenheit grüsset manchen vnd beut jhm die Haar; will er nicht, so weiset sie jhm den hinderen. - Henisch, 1456, 53; Petri, II, 129. Darum lässt Schiller seinen Tell sagen: "Hier vollend' ich's, die Gelegenheit ist günstig." 2 Die Gelegenheit hat nicht immer die Vernunft zur Gefährtin. 3 Die Gelegenheit muss man meiden, sonst wird eine Kohle aus der Kreiden. - Parömiakon, 356. 4 Die Gelegenheit muss man nutzen. - Mayer, I, 154. 5 Die Gelegenheit thut's. Die günstigen Zeitumstände sind die Hauptsache bei jedem Unternehmen, von ihm hängt das Gelingen ab. Dän.: Leilighed er mester i all handel. (Prov. dan., 381.) 6 Eine Hand voll guter Gelegenheit ist besser als ein Fuder guter Rath. Dän.: En leilighed overvinder alle raad. (Prov. dan., 381.) Lat.: Occasio omnium consilia superat. (Seybold, 399.) 7 Gelegenheit bringt manchen um die Reinigkeit. - Parömiakon, 355. Lat.: Occasio causa scelerum. 8 Gelegenheit hat man nicht im Ermel. - Lehmann, 258, 23. 9 Gelegenheit hat vorn langes, hinten kurzes Haar. - Simrock, 3344. Lat.: Fronte capillata post est occasio calva. (Henisch, 1456; Eiselein, 222.) 10 Gelegenheit hat vornen haar, hinden ist sie glatzig gar. - Henisch, 1456, 61; Petri, II, 332. Frz.: L'occasion ha tous ses cheveux au front. (Leroux, I, 162.) Ung.: Alkalmatossagnak kopasz a hatulya. 11 Gelegenheit ist ein Meisterin in allen geschefften. - Lehmann, 278, 48. 12 Gelegenheit kommt nicht alle Tage. - Gaal, 662; Körte, 1982. 13 Gelegenheit laufft manchem ins Hauss; wol dem, der jhr Herberg gibt. - Lehmann, 258, 7. Dän.: Belejlighed löber mangon i huuset, vel den som herberger hende. (Prov. dan., 64.) 14 Gelegenheit macht Diebe. - Pistor., III, 50; Eisenhart, 456; Estor, II, 994; Ramann, II. Pred., I, 390; Parömiakon, 1604, 2390 u. 2391; Simrock, 3340; Braun, I, 711: Körte, 1979 u. 2434; Petri, II, 129; Hertius, 27; [Spaltenumbruch] 2 Wo Geldesnoth, ist theuer das Brot. Slow.: Dray kruk, kjer dnarjo ni. Geldsache. 1 In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf. – Büchmann, 194. Der Ausspruch lautet nach den stenographischen Aufzeichnungen eigentlich: Bei Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf, und gehört einer Rede Hansemann's an, die er in einer Sitzung der vereinigten Curien des ersten preussischen Landtags am 8. Juni 1847 zur Begründung seines Gutachtens in Betreff der preussischen Ostbahn gehalten hat. Das „Heiterkeit in der Versammlung“ erregende Wort ist dadurch veranlasst, dass Hansemann sich dagegen erklärt, die Kosten für die Ausführung der erwähnten Bahn mittels einer Anleihe zu bestreiten, weil kein Gesetz vorgelegt sei für eine solche, Umfang und Bedingungen derselben betreffend. „Ein solches Gesetz“, sagt Hansemann wörtlich, „ist nicht vorgelegt; es muss aber die erste Regel einer ständischen Versammlung sein, wenn es sich um Greldfragen handelt, es damit sehr genau zu nehmen. Bei Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf, da muss blos der Verstand uns leiten.“ (Vgl. Preussens ersten Reichstag von A. Th. Woeniger, Berlin 1847, VII, 55, und: Der erste preussische Landtag in Berlin 1847, Abth. 2, Hft. 12, S. 1507; Westdeutsche Zeitung, 1849, Nr. 210.) Die Osmanen sagen ähnlich: Das Geschäft kennt weder Vater noch Mutter. (Schlecha, 126.) Frz.: Dès qu'il s'agit d'argent et de comptes, finissez tout, ou vous ne finirez rien. (Cahier, 2089.) – Sur argent amy ne parent. (Leroux, II, 88.) 2 In Geldsachen muss man sich kein Gewissen machen. – Meisner, 133. Geldsack. 1 Der Geldsack ist der beste Freund. Böhm.: Přítel mĕšec, a ródina pän bůh. (Čelakovský, 235.) Poln.: Pan bog a mieszek to przyjaciel prawy; a ludzka przyjaźń tylko dla zabawy. (Čelakovský, 235.) 2 Ein leerer Geldsack ist auf der Reise eine schwerere Bürde als ein voller. 3 Ein voller Geldsack ist leichter zu tragen, als ein leerer Bettelsack. 4 Er hat seinen Geldsack durch die Gurgel gejagt und ist nichts hängen geblieben. Frz.: Il a mis à sec ses grosses bouges pleines. (Kritzinger, 83b.) 5 Et henkt kennen Geldsack hondert Johr vör ein Döhr, ewer ock kennen Bedelsack. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 285; für Köln: Weyden, II, 7; hochdeutsch bei Simrock, 3327. Holl.: De geldzak en en bedelzak hangen zelden vijfentwintig jaar aan eene deur. (Harrebomée, I, 217.) 6 Geldsack un Biadelsack hanget keine hunnert Jâhr vöer äiner Döär. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 29; für Waldeck: Curtze, 323, 114; für Iserlohn: Woeste, 68, 90; hochdeutsch bei Reinsberg II, 136. 7 Hängt ein Geldsack an der Sau, man grüsst sie als 'ne schöne Frau. „Denn der Geldsack“ – behauptet man, Schiller parodirend – „ist kein leerer Schall, der Mensch kann ihn brauchen im Leben; und ob er auch dumm ist überall, dem Reichthum wird alles vergeben; und worauf kein Verstand der Verständigen fällt, das übet in Einfalt ein Tölpel ums – Geld.“ (Patriotische Briefe in der Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 139.) 8 Kleine Geldsäcke, grosse Haarbeutel. – Frischbier, 1221. 9 Wer sich erst den Geldsack verdient hat, dem legt das Glück die Thaler hinein. Die Russen: Wessen Geldsack man nach Arschinen bemessen kann, dessen Vaterland bemisst man nach Wersten. (Altmann VI, 445.) 10 Wo lange Geldsäcke sind, da ist man kurz angebunden. *11 Seinen Geldsack hat ein jeder lieb. Böhm.: Každému jest jeho mĕšec míl, a mnĕ můj. (Čelakovský, 245.) *12 Sich vor fremdem Geldsack bücken. Geldscheisser. * Da müsste man einen eigenen Geldscheisser haben. (Nürtingen.) Geldsiecher. Der geltsiech ist selbs seins jamers ein stiffter. – Franck, I, 64b; Lehmann, II, 63, 113. Geldsorger. * Er ist ein Geldsorger, kein Seelsorger. – Mayer, I, 146. Geldstolz. Geldstolz steht auf gelben Schlacken. Geldstück. Geldstücke erwerben Liebesblicke. – Kober in einer seiner Predigten. Geldsucht. * Er hat (die) geltsucht. – Franck, II, 33a; Tappius, 33b; Egenolff, 46a; Eyering, I, 543; II, 275; Eiselein, 222; Körte, 1977. Holl.: Hij heeft de geldziekte. (Harrebomée, I, 221.) Lat.: Argentanginam patitur. – Bos in lingua. (Binder II, 25; Philippi, I, 40; Seybold, 36.) Geldsüchtig. 1 Geltsüchtig, wassersuchtig. – Franck, I, 118b; Lehmann, II, 228, 94; Körte, 1978; Simrock, 3339. Beide suchten sind schwer zu heilen. *2 Er ist geltsuchtig. – Tappius, 33b. Geldteufel. * Der Geldteufel hat ihn gepackt. Holl.: De geldduivel heeft hem beet. (Harrebomée, I, 217.) Geldverdienen. Geldverdienen is de Haubsâk. (Rendsburg.) Geldwunde. 1 An Geldwunden stirbt niemand. Das Leben allein ist nicht wieder zu ersetzen. 2 Besser Geldwunden als Hautwunden. Böhm.: Lépe jest mĕšee uraziti, než osobu. (Čelakovský, 105.) 3 Für Geldwunden ist bald ein Balsam gefunden. 4 Geldwunden heilen bald. Frz.: Plaie d'argent peut guérir. (Lendroy, 1217.) Gelegen. 1 Es ist nichts daran gelegen, wie einer wohnet, wann er sonst berümbt ist. – Henisch, 1455, 64. *2 Als es yetzt gelegen ist. – Tappius, 201b. Um den Charakter der Zeit, der Verhältnisse, Menschen u. s. w. zu bezeichnen. Lat.: Ut nunc sunt homines. (Erasm., 200; Tappius, 201a.) *3 Er kommt gelegen, wie der Fuchs unter die Hühner. Gelegenheit. 1 Die Gelegenheit grüsset manchen vnd beut jhm die Haar; will er nicht, so weiset sie jhm den hinderen. – Henisch, 1456, 53; Petri, II, 129. Darum lässt Schiller seinen Tell sagen: „Hier vollend' ich's, die Gelegenheit ist günstig.“ 2 Die Gelegenheit hat nicht immer die Vernunft zur Gefährtin. 3 Die Gelegenheit muss man meiden, sonst wird eine Kohle aus der Kreiden. – Parömiakon, 356. 4 Die Gelegenheit muss man nutzen. – Mayer, I, 154. 5 Die Gelegenheit thut's. Die günstigen Zeitumstände sind die Hauptsache bei jedem Unternehmen, von ihm hängt das Gelingen ab. Dän.: Leilighed er mester i all handel. (Prov. dan., 381.) 6 Eine Hand voll guter Gelegenheit ist besser als ein Fuder guter Rath. Dän.: En leilighed overvinder alle raad. (Prov. dan., 381.) Lat.: Occasio omnium consilia superat. (Seybold, 399.) 7 Gelegenheit bringt manchen um die Reinigkeit. – Parömiakon, 355. Lat.: Occasio causa scelerum. 8 Gelegenheit hat man nicht im Ermel. – Lehmann, 258, 23. 9 Gelegenheit hat vorn langes, hinten kurzes Haar. – Simrock, 3344. Lat.: Fronte capillata post est occasio calva. (Henisch, 1456; Eiselein, 222.) 10 Gelegenheit hat vornen haar, hinden ist sie glatzig gar. – Henisch, 1456, 61; Petri, II, 332. Frz.: L'occasion ha tous ses cheveux au front. (Leroux, I, 162.) Ung.: Alkalmatosságnak kopasz a hátulya. 11 Gelegenheit ist ein Meisterin in allen geschefften. – Lehmann, 278, 48. 12 Gelegenheit kommt nicht alle Tage. – Gaal, 662; Körte, 1982. 13 Gelegenheit laufft manchem ins Hauss; wol dem, der jhr Herberg gibt. – Lehmann, 258, 7. Dän.: Belejlighed løber mangon i huuset, vel den som herberger hende. (Prov. dan., 64.) 14 Gelegenheit macht Diebe. – Pistor., III, 50; Eisenhart, 456; Estor, II, 994; Ramann, II. Pred., I, 390; Parömiakon, 1604, 2390 u. 2391; Simrock, 3340; Braun, I, 711: Körte, 1979 u. 2434; Petri, II, 129; Hertius, 27; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0792" n="[764]"/><cb n="1527"/> 2 Wo Geldesnoth, ist theuer das Brot.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Slow.</hi>: Dray kruk, kjer dnarjo ni.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldsache.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf.</hi> – <hi rendition="#i">Büchmann, 194.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der Ausspruch lautet nach den stenographischen Aufzeichnungen eigentlich: Bei Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf, und gehört einer Rede Hansemann's an, die er in einer Sitzung der vereinigten Curien des ersten preussischen Landtags am 8. Juni 1847 zur Begründung seines Gutachtens in Betreff der preussischen Ostbahn gehalten hat. Das „Heiterkeit in der Versammlung“ erregende Wort ist dadurch veranlasst, dass Hansemann sich dagegen erklärt, die Kosten für die Ausführung der erwähnten Bahn mittels einer Anleihe zu bestreiten, weil kein Gesetz vorgelegt sei für eine solche, Umfang und Bedingungen derselben betreffend. „Ein solches Gesetz“, sagt Hansemann wörtlich, „ist nicht vorgelegt; es muss aber die erste Regel einer ständischen Versammlung sein, wenn es sich um Greldfragen handelt, es damit sehr genau zu nehmen. Bei Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf, da muss blos der Verstand uns leiten.“ (Vgl. <hi rendition="#i">Preussens ersten Reichstag von A. Th. Woeniger, Berlin 1847, VII, 55,</hi> und: <hi rendition="#i">Der erste preussische Landtag in Berlin 1847, Abth. 2, Hft. 12, S. 1507; Westdeutsche Zeitung, 1849, Nr. 210.</hi>) Die Osmanen sagen ähnlich: Das Geschäft kennt weder Vater noch Mutter. (<hi rendition="#i">Schlecha, 126.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Dès qu'il s'agit d'argent et de comptes, finissez tout, ou vous ne finirez rien. (<hi rendition="#i">Cahier, 2089.</hi>) – Sur argent amy ne parent. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 88.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 In Geldsachen muss man sich kein Gewissen machen.</hi> – <hi rendition="#i">Meisner, 133.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldsack.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Geldsack ist der beste Freund.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Přítel mĕšec, a ródina pän bůh. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 235.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Pan bog a mieszek to przyjaciel prawy; a ludzka przyjaźń tylko dla zabawy. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 235.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ein leerer Geldsack ist auf der Reise eine schwerere Bürde als ein voller.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein voller Geldsack ist leichter zu tragen, als ein leerer Bettelsack.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Er hat seinen Geldsack durch die Gurgel gejagt und ist nichts hängen geblieben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a mis à sec ses grosses bouges pleines. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 83<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Et henkt kennen Geldsack hondert Johr vör ein Döhr, ewer ock kennen Bedelsack.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 405, 285;</hi> für Köln: <hi rendition="#i">Weyden, II, 7;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Simrock, 3327.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De geldzak en en bedelzak hangen zelden vijfentwintig jaar aan eene deur. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 217.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Geldsack un Biadelsack hanget keine hunnert Jâhr vöer äiner Döär.</hi> (<hi rendition="#i">Arnsberg.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 353, 29;</hi> für Waldeck: <hi rendition="#i">Curtze, 323, 114;</hi> für Iserlohn: <hi rendition="#i">Woeste, 68, 90;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Reinsberg II, 136.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Hängt ein Geldsack an der Sau, man grüsst sie als 'ne schöne Frau.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Denn der Geldsack“ – behauptet man, <hi rendition="#i">Schiller</hi> parodirend – „ist kein leerer Schall, der Mensch kann ihn brauchen im Leben; und ob er auch dumm ist überall, dem Reichthum wird alles vergeben; und worauf kein Verstand der Verständigen fällt, das übet in Einfalt ein Tölpel ums – Geld.“ (<hi rendition="#i">Patriotische Briefe in der Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 139.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Kleine Geldsäcke, grosse Haarbeutel.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier, 1221.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wer sich erst den Geldsack verdient hat, dem legt das Glück die Thaler hinein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen: Wessen Geldsack man nach Arschinen bemessen kann, dessen Vaterland bemisst man nach Wersten. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 445.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wo lange Geldsäcke sind, da ist man kurz angebunden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Seinen Geldsack hat ein jeder lieb.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Každému jest jeho mĕšec míl, a mnĕ můj. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 245.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Sich vor fremdem Geldsack bücken.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldscheisser.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Da müsste man einen eigenen Geldscheisser haben.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldsiecher.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der geltsiech ist selbs seins jamers ein stiffter.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 64<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 63, 113.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldsorger.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Geldsorger, kein Seelsorger.</hi> – <hi rendition="#i">Mayer, I, 146.</hi></p><lb/> </div> <cb n="1528"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldstolz.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Geldstolz steht auf gelben Schlacken.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldstück.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Geldstücke erwerben Liebesblicke.</hi> – <hi rendition="#i">Kober in einer seiner Predigten.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldsucht.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat (die) geltsucht.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 33<hi rendition="#sup">a</hi>; Tappius, 33<hi rendition="#sup">b</hi>; Egenolff, 46<hi rendition="#sup">a</hi>; Eyering, I, 543; II, 275; Eiselein, 222; Körte, 1977.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft de geldziekte. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 221.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Argentanginam patitur. – Bos in lingua. (<hi rendition="#i">Binder II, 25; Philippi, I, 40; Seybold, 36.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldsüchtig.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Geltsüchtig, wassersuchtig.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 118<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 228, 94; Körte, 1978; Simrock, 3339.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Beide suchten sind schwer zu heilen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er ist geltsuchtig.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 33<hi rendition="#sup">b.</hi></hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldteufel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Der Geldteufel hat ihn gepackt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De geldduivel heeft hem beet. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 217.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldverdienen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Geldverdienen is de Haubsâk.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldwunde.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 An Geldwunden stirbt niemand.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Das Leben allein ist nicht wieder zu ersetzen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Besser Geldwunden als Hautwunden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Lépe jest mĕšee uraziti, než osobu. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 105.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Für Geldwunden ist bald ein Balsam gefunden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Geldwunden heilen bald.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Plaie d'argent peut guérir. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1217.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gelegen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es ist nichts daran gelegen, wie einer wohnet, wann er sonst berümbt ist.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1455, 64.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Als es yetzt gelegen ist.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 201<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Um den Charakter der Zeit, der Verhältnisse, Menschen u. s. w. zu bezeichnen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ut nunc sunt homines. (<hi rendition="#i">Erasm., 200; Tappius, 201<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er kommt gelegen, wie der Fuchs unter die Hühner.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gelegenheit.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Gelegenheit grüsset manchen vnd beut jhm die Haar; will er nicht, so weiset sie jhm den hinderen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1456, 53; Petri, II, 129.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Darum lässt <hi rendition="#i">Schiller</hi> seinen Tell sagen: „Hier vollend' ich's, die Gelegenheit ist günstig.“</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die Gelegenheit hat nicht immer die Vernunft zur Gefährtin.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Gelegenheit muss man meiden, sonst wird eine Kohle aus der Kreiden.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 356.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Die Gelegenheit muss man nutzen.</hi> – <hi rendition="#i">Mayer, I, 154.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Die Gelegenheit thut's.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die günstigen Zeitumstände sind die Hauptsache bei jedem Unternehmen, von ihm hängt das Gelingen ab.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Leilighed er mester i all handel. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 381.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Eine Hand voll guter Gelegenheit ist besser als ein Fuder guter Rath.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: En leilighed overvinder alle raad. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 381.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Occasio omnium consilia superat. (<hi rendition="#i">Seybold, 399.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Gelegenheit bringt manchen um die Reinigkeit.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 355.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Occasio causa scelerum.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Gelegenheit hat man nicht im Ermel.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 258, 23.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Gelegenheit hat vorn langes, hinten kurzes Haar.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 3344.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fronte capillata post est occasio calva. (<hi rendition="#i">Henisch, 1456; Eiselein, 222.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Gelegenheit hat vornen haar, hinden ist sie glatzig gar.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1456, 61; Petri, II, 332.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: L'occasion ha tous ses cheveux au front. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 162.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Alkalmatosságnak kopasz a hátulya.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Gelegenheit ist ein Meisterin in allen geschefften.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 278, 48.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Gelegenheit kommt nicht alle Tage.</hi> – <hi rendition="#i">Gaal, 662; Körte, 1982.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Gelegenheit laufft manchem ins Hauss; wol dem, der jhr Herberg gibt.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 258, 7.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Belejlighed løber mangon i huuset, vel den som herberger hende. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 64.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Gelegenheit macht Diebe.</hi> – <hi rendition="#i">Pistor., III, 50; Eisenhart, 456; Estor, II, 994; Ramann, II. Pred., I, 390; Parömiakon, 1604, 2390 u. 2391; Simrock, 3340; Braun, I, 711: Körte, 1979 u. 2434; Petri, II, 129; Hertius, 27; </hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[764]/0792]
2 Wo Geldesnoth, ist theuer das Brot.
Slow.: Dray kruk, kjer dnarjo ni.
Geldsache.
1 In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf. – Büchmann, 194.
Der Ausspruch lautet nach den stenographischen Aufzeichnungen eigentlich: Bei Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf, und gehört einer Rede Hansemann's an, die er in einer Sitzung der vereinigten Curien des ersten preussischen Landtags am 8. Juni 1847 zur Begründung seines Gutachtens in Betreff der preussischen Ostbahn gehalten hat. Das „Heiterkeit in der Versammlung“ erregende Wort ist dadurch veranlasst, dass Hansemann sich dagegen erklärt, die Kosten für die Ausführung der erwähnten Bahn mittels einer Anleihe zu bestreiten, weil kein Gesetz vorgelegt sei für eine solche, Umfang und Bedingungen derselben betreffend. „Ein solches Gesetz“, sagt Hansemann wörtlich, „ist nicht vorgelegt; es muss aber die erste Regel einer ständischen Versammlung sein, wenn es sich um Greldfragen handelt, es damit sehr genau zu nehmen. Bei Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf, da muss blos der Verstand uns leiten.“ (Vgl. Preussens ersten Reichstag von A. Th. Woeniger, Berlin 1847, VII, 55, und: Der erste preussische Landtag in Berlin 1847, Abth. 2, Hft. 12, S. 1507; Westdeutsche Zeitung, 1849, Nr. 210.) Die Osmanen sagen ähnlich: Das Geschäft kennt weder Vater noch Mutter. (Schlecha, 126.)
Frz.: Dès qu'il s'agit d'argent et de comptes, finissez tout, ou vous ne finirez rien. (Cahier, 2089.) – Sur argent amy ne parent. (Leroux, II, 88.)
2 In Geldsachen muss man sich kein Gewissen machen. – Meisner, 133.
Geldsack.
1 Der Geldsack ist der beste Freund.
Böhm.: Přítel mĕšec, a ródina pän bůh. (Čelakovský, 235.)
Poln.: Pan bog a mieszek to przyjaciel prawy; a ludzka przyjaźń tylko dla zabawy. (Čelakovský, 235.)
2 Ein leerer Geldsack ist auf der Reise eine schwerere Bürde als ein voller.
3 Ein voller Geldsack ist leichter zu tragen, als ein leerer Bettelsack.
4 Er hat seinen Geldsack durch die Gurgel gejagt und ist nichts hängen geblieben.
Frz.: Il a mis à sec ses grosses bouges pleines. (Kritzinger, 83b.)
5 Et henkt kennen Geldsack hondert Johr vör ein Döhr, ewer ock kennen Bedelsack. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 285; für Köln: Weyden, II, 7; hochdeutsch bei Simrock, 3327.
Holl.: De geldzak en en bedelzak hangen zelden vijfentwintig jaar aan eene deur. (Harrebomée, I, 217.)
6 Geldsack un Biadelsack hanget keine hunnert Jâhr vöer äiner Döär. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 29; für Waldeck: Curtze, 323, 114; für Iserlohn: Woeste, 68, 90; hochdeutsch bei Reinsberg II, 136.
7 Hängt ein Geldsack an der Sau, man grüsst sie als 'ne schöne Frau.
„Denn der Geldsack“ – behauptet man, Schiller parodirend – „ist kein leerer Schall, der Mensch kann ihn brauchen im Leben; und ob er auch dumm ist überall, dem Reichthum wird alles vergeben; und worauf kein Verstand der Verständigen fällt, das übet in Einfalt ein Tölpel ums – Geld.“ (Patriotische Briefe in der Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 139.)
8 Kleine Geldsäcke, grosse Haarbeutel. – Frischbier, 1221.
9 Wer sich erst den Geldsack verdient hat, dem legt das Glück die Thaler hinein.
Die Russen: Wessen Geldsack man nach Arschinen bemessen kann, dessen Vaterland bemisst man nach Wersten. (Altmann VI, 445.)
10 Wo lange Geldsäcke sind, da ist man kurz angebunden.
*11 Seinen Geldsack hat ein jeder lieb.
Böhm.: Každému jest jeho mĕšec míl, a mnĕ můj. (Čelakovský, 245.)
*12 Sich vor fremdem Geldsack bücken.
Geldscheisser.
* Da müsste man einen eigenen Geldscheisser haben. (Nürtingen.)
Geldsiecher.
Der geltsiech ist selbs seins jamers ein stiffter. – Franck, I, 64b; Lehmann, II, 63, 113.
Geldsorger.
* Er ist ein Geldsorger, kein Seelsorger. – Mayer, I, 146.
Geldstolz.
Geldstolz steht auf gelben Schlacken.
Geldstück.
Geldstücke erwerben Liebesblicke. – Kober in einer seiner Predigten.
Geldsucht.
* Er hat (die) geltsucht. – Franck, II, 33a; Tappius, 33b; Egenolff, 46a; Eyering, I, 543; II, 275; Eiselein, 222; Körte, 1977.
Holl.: Hij heeft de geldziekte. (Harrebomée, I, 221.)
Lat.: Argentanginam patitur. – Bos in lingua. (Binder II, 25; Philippi, I, 40; Seybold, 36.)
Geldsüchtig.
1 Geltsüchtig, wassersuchtig. – Franck, I, 118b; Lehmann, II, 228, 94; Körte, 1978; Simrock, 3339.
Beide suchten sind schwer zu heilen.
*2 Er ist geltsuchtig. – Tappius, 33b.
Geldteufel.
* Der Geldteufel hat ihn gepackt.
Holl.: De geldduivel heeft hem beet. (Harrebomée, I, 217.)
Geldverdienen.
Geldverdienen is de Haubsâk. (Rendsburg.)
Geldwunde.
1 An Geldwunden stirbt niemand.
Das Leben allein ist nicht wieder zu ersetzen.
2 Besser Geldwunden als Hautwunden.
Böhm.: Lépe jest mĕšee uraziti, než osobu. (Čelakovský, 105.)
3 Für Geldwunden ist bald ein Balsam gefunden.
4 Geldwunden heilen bald.
Frz.: Plaie d'argent peut guérir. (Lendroy, 1217.)
Gelegen.
1 Es ist nichts daran gelegen, wie einer wohnet, wann er sonst berümbt ist. – Henisch, 1455, 64.
*2 Als es yetzt gelegen ist. – Tappius, 201b.
Um den Charakter der Zeit, der Verhältnisse, Menschen u. s. w. zu bezeichnen.
Lat.: Ut nunc sunt homines. (Erasm., 200; Tappius, 201a.)
*3 Er kommt gelegen, wie der Fuchs unter die Hühner.
Gelegenheit.
1 Die Gelegenheit grüsset manchen vnd beut jhm die Haar; will er nicht, so weiset sie jhm den hinderen. – Henisch, 1456, 53; Petri, II, 129.
Darum lässt Schiller seinen Tell sagen: „Hier vollend' ich's, die Gelegenheit ist günstig.“
2 Die Gelegenheit hat nicht immer die Vernunft zur Gefährtin.
3 Die Gelegenheit muss man meiden, sonst wird eine Kohle aus der Kreiden. – Parömiakon, 356.
4 Die Gelegenheit muss man nutzen. – Mayer, I, 154.
5 Die Gelegenheit thut's.
Die günstigen Zeitumstände sind die Hauptsache bei jedem Unternehmen, von ihm hängt das Gelingen ab.
Dän.: Leilighed er mester i all handel. (Prov. dan., 381.)
6 Eine Hand voll guter Gelegenheit ist besser als ein Fuder guter Rath.
Dän.: En leilighed overvinder alle raad. (Prov. dan., 381.)
Lat.: Occasio omnium consilia superat. (Seybold, 399.)
7 Gelegenheit bringt manchen um die Reinigkeit. – Parömiakon, 355.
Lat.: Occasio causa scelerum.
8 Gelegenheit hat man nicht im Ermel. – Lehmann, 258, 23.
9 Gelegenheit hat vorn langes, hinten kurzes Haar. – Simrock, 3344.
Lat.: Fronte capillata post est occasio calva. (Henisch, 1456; Eiselein, 222.)
10 Gelegenheit hat vornen haar, hinden ist sie glatzig gar. – Henisch, 1456, 61; Petri, II, 332.
Frz.: L'occasion ha tous ses cheveux au front. (Leroux, I, 162.)
Ung.: Alkalmatosságnak kopasz a hátulya.
11 Gelegenheit ist ein Meisterin in allen geschefften. – Lehmann, 278, 48.
12 Gelegenheit kommt nicht alle Tage. – Gaal, 662; Körte, 1982.
13 Gelegenheit laufft manchem ins Hauss; wol dem, der jhr Herberg gibt. – Lehmann, 258, 7.
Dän.: Belejlighed løber mangon i huuset, vel den som herberger hende. (Prov. dan., 64.)
14 Gelegenheit macht Diebe. – Pistor., III, 50; Eisenhart, 456; Estor, II, 994; Ramann, II. Pred., I, 390; Parömiakon, 1604, 2390 u. 2391; Simrock, 3340; Braun, I, 711: Körte, 1979 u. 2434; Petri, II, 129; Hertius, 27;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |